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Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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reiches Wort / aber niemand empfindet es als allein arme Sünder / solche Sünder / die die Sünde fühlen / vnd bey jhnen selbsten kein Trost finden. Daher spricht Johannes recht in seiner 1. Epistel1. Ioh. 1. 8. 9. 7. am 1. Capitel. So wir sagen: Wir haben keine Sünde / so verführen wir vns selbst / vnnd die Warheit ist nicht in vns; so wir aber vnsere Sünde bekennen / so ist GOtt trew vnnd gerecht / daß er vns die Sünde vergibt; dann das Blut Jesu Christi seines Sohns / macht vns rein von aller Sünde. Zwar es ist bald niemand / der nicht solte sagen: Ich bin ein armer Sünder; aber das heisse noch nicht die Sünde erkennen vnd bekennen / man muß sie recht im Hertzen fühlen.

Wie soll mans dann machen? Nimb die zehen Gebott für dir / vnd halt dargegen dein Leben / nicht allein die eusserliche Wort vnnd Wercke / sondern die Gedancken / die Begierden / vnd allergeringste Bewegung deines Hertzens. Dann das Gesatz ist geistlich; vnnd alle Sünde gehen auß dem Hertzen. Darumb muß der Grund deines Hertzen / vnnd deiner Sinne nach GOttes Gesatz erforschet werden. Zum Exempel. Das siebende Gebott saget: Du solt nicht stehlen; das wirdt nicht allein dem eusserlichen Menschen gesaget / sondern dem Geist vnd dem Hertzen; vnnd will das Gebott / daß in deinem Gemüth nicht der geringste Gedanck soll auffsteigen / nur zu begehren etwas / daß nicht dein ist. Haben nun deine Hände nicht gestolen / bistu dadurch noch nicht frey von Sünden; besihe dein Hertz vnnd Gedancken. Also thue in allen anderen Gebotten mit allem Fleiß vnnd Ernst / so wirstu bald finden / was für eine Creatur du bist. Gedencke nicht / lieber Mensch / daß GOtt seine Gebott vns vergebens gegeben habe / so es vns nit Nutz were / hätte ers wol können zu Hause lassen. Bistu klug / so gebrauche es dazu / dazu es dir gegeben ist.

reiches Wort / aber niemand empfindet es als allein arme Sünder / solche Sünder / die die Sünde fühlen / vnd bey jhnen selbsten kein Trost finden. Daher spricht Johannes recht in seiner 1. Epistel1. Ioh. 1. 8. 9. 7. am 1. Capitel. So wir sagen: Wir haben keine Sünde / so verführen wir vns selbst / vnnd die Warheit ist nicht in vns; so wir aber vnsere Sünde bekennen / so ist GOtt trew vnnd gerecht / daß er vns die Sünde vergibt; dann das Blut Jesu Christi seines Sohns / macht vns rein von aller Sünde. Zwar es ist bald niemand / der nicht solte sagen: Ich bin ein armer Sünder; aber das heisse noch nicht die Sünde erkennen vnd bekennen / man muß sie recht im Hertzen fühlen.

Wie soll mans dann machen? Nimb die zehen Gebott für dir / vnd halt dargegen dein Leben / nicht allein die eusserliche Wort vnnd Wercke / sondern die Gedancken / die Begierden / vnd allergeringste Bewegung deines Hertzens. Dann das Gesatz ist geistlich; vnnd alle Sünde gehen auß dem Hertzen. Darumb muß der Grund deines Hertzen / vnnd deiner Sinne nach GOttes Gesatz erforschet werden. Zum Exempel. Das siebende Gebott saget: Du solt nicht stehlen; das wirdt nicht allein dem eusserlichen Menschen gesaget / sondern dem Geist vnd dem Hertzen; vnnd will das Gebott / daß in deinem Gemüth nicht der geringste Gedanck soll auffsteigen / nur zu begehren etwas / daß nicht dein ist. Haben nun deine Hände nicht gestolen / bistu dadurch noch nicht frey von Sünden; besihe dein Hertz vnnd Gedancken. Also thue in allen anderen Gebotten mit allem Fleiß vnnd Ernst / so wirstu bald finden / was für eine Creatur du bist. Gedencke nicht / lieber Mensch / daß GOtt seine Gebott vns vergebens gegeben habe / so es vns nit Nutz were / hätte ers wol können zu Hause lassen. Bistu klug / so gebrauche es dazu / dazu es dir gegeben ist.

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[281/0297] reiches Wort / aber niemand empfindet es als allein arme Sünder / solche Sünder / die die Sünde fühlen / vnd bey jhnen selbsten kein Trost finden. Daher spricht Johannes recht in seiner 1. Epistel am 1. Capitel. So wir sagen: Wir haben keine Sünde / so verführen wir vns selbst / vnnd die Warheit ist nicht in vns; so wir aber vnsere Sünde bekennen / so ist GOtt trew vnnd gerecht / daß er vns die Sünde vergibt; dann das Blut Jesu Christi seines Sohns / macht vns rein von aller Sünde. Zwar es ist bald niemand / der nicht solte sagen: Ich bin ein armer Sünder; aber das heisse noch nicht die Sünde erkennen vnd bekennen / man muß sie recht im Hertzen fühlen. 1. Ioh. 1. 8. 9. 7. Wie soll mans dann machen? Nimb die zehen Gebott für dir / vnd halt dargegen dein Leben / nicht allein die eusserliche Wort vnnd Wercke / sondern die Gedancken / die Begierden / vnd allergeringste Bewegung deines Hertzens. Dann das Gesatz ist geistlich; vnnd alle Sünde gehen auß dem Hertzen. Darumb muß der Grund deines Hertzen / vnnd deiner Sinne nach GOttes Gesatz erforschet werden. Zum Exempel. Das siebende Gebott saget: Du solt nicht stehlen; das wirdt nicht allein dem eusserlichen Menschen gesaget / sondern dem Geist vnd dem Hertzen; vnnd will das Gebott / daß in deinem Gemüth nicht der geringste Gedanck soll auffsteigen / nur zu begehren etwas / daß nicht dein ist. Haben nun deine Hände nicht gestolen / bistu dadurch noch nicht frey von Sünden; besihe dein Hertz vnnd Gedancken. Also thue in allen anderen Gebotten mit allem Fleiß vnnd Ernst / so wirstu bald finden / was für eine Creatur du bist. Gedencke nicht / lieber Mensch / daß GOtt seine Gebott vns vergebens gegeben habe / so es vns nit Nutz were / hätte ers wol können zu Hause lassen. Bistu klug / so gebrauche es dazu / dazu es dir gegeben ist.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/297>, abgerufen am 22.11.2024.