Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.dem Ort / da Paulus hin gedacht / als an dem Ort / da jhn GOtt hin ruffet? Lasset vns nur auff vns selbst kommen. Vnsere Vätter waren Heyden / vnd wandelten ohne GOtt in der Finsternüß. Doch hat GOtt endlich auch vns verkündigen lassen sein Wort; ja / hat auch zur letzten Zeit vns in Teutschland das Liecht ernewert / da hingegen so viele Länder noch in schwerer Finsternüß / in grosser Gefahr der Seelen sitzen. Was haben wir für andern gethan / daß bey vns leuchtet das helle Liecht deß Evangelij? Wir wissen / wie vielen es entzogen ist. Woher kompt diese Vngleichheit? Ein Volck sitzet in vollkommener Finsternüß / das ander hat ein wenig Liechtes / dem dritten scheinet der gantze Glantz deß Evangelij. Wahr ists / daß Heyden / Juden / Türcken außgeschlossen seyn vom Reiche Christi / haben sie zu dancken jhren Vorfahren / welche muthwillig das Liecht deß göttlichen Wortes bey jhnen haben lassen verleschen. Was können aber die Nachkommen dafür / daß jhre Vorfahren so gehauset haben? Ich zweifele nicht / daß viel seyn vnter Heyden / Juden vnd Türcken / welche / wann sie vnter Christen / vnd von Christen erzogen wären / wie wir; es vns im Christenthumb möchten zuvor thun. Wo bleibet denn hie die Barmhertzigkeit Gottes / die er allen Menschen versprochen hat? Aber O eine Tieffe deß Reichthumbs / beyde der Weißheit vnd Erkäntnüß Gottes! Wie vnbegreifflich seynd seine Gerichte / wie vnerforschlich seynd seine Wege! Eins ist gewiß / daß GOTT niemand etwas schuldig ist. Denn wer hat jhm etwas zuvor gegeben / das jhm wieder werde vergolten? Er hat nach seiner Gerechtigkeit vns alle können im Elend vnd in dem ewigen Todt stecken lassen / darin wir durch Adam gefallen seyn. So hat er auch wol können auß blossen freyem Willen ein theil der Menschen für über gehen / vnd sich deß andern theils annehmen; vnd hätte doch niemand zu jhm sagen dürffen / was machstu? Denn er würde antworten; Habe ich nicht Macht zu thun mit dem meinen was ich will / sihestu darumb so dem Ort / da Paulus hin gedacht / als an dem Ort / da jhn GOtt hin ruffet? Lasset vns nur auff vns selbst kommen. Vnsere Vätter waren Heyden / vnd wandelten ohne GOtt in der Finsternüß. Doch hat GOtt endlich auch vns verkündigen lassen sein Wort; ja / hat auch zur letzten Zeit vns in Teutschland das Liecht ernewert / da hingegen so viele Länder noch in schwerer Finsternüß / in grosser Gefahr der Seelen sitzen. Was haben wir für andern gethan / daß bey vns leuchtet das helle Liecht deß Evangelij? Wir wissen / wie vielen es entzogen ist. Woher kompt diese Vngleichheit? Ein Volck sitzet in vollkommener Finsternüß / das ander hat ein wenig Liechtes / dem dritten scheinet der gantze Glantz deß Evangelij. Wahr ists / daß Heyden / Juden / Türcken außgeschlossen seyn vom Reiche Christi / haben sie zu dancken jhren Vorfahren / welche muthwillig das Liecht deß göttlichen Wortes bey jhnen haben lassen verleschen. Was können aber die Nachkommen dafür / daß jhre Vorfahren so gehauset haben? Ich zweifele nicht / daß viel seyn vnter Heyden / Juden vnd Türcken / welche / wann sie vnter Christen / vnd von Christen erzogen wären / wie wir; es vns im Christenthumb möchten zuvor thun. Wo bleibet denn hie die Barmhertzigkeit Gottes / die er allen Menschen versprochen hat? Aber O eine Tieffe deß Reichthumbs / beyde der Weißheit vnd Erkäntnüß Gottes! Wie vnbegreifflich seynd seine Gerichte / wie vnerforschlich seynd seine Wege! Eins ist gewiß / daß GOTT niemand etwas schuldig ist. Denn wer hat jhm etwas zuvor gegeben / das jhm wieder werde vergolten? Er hat nach seiner Gerechtigkeit vns alle können im Elend vnd in dem ewigen Todt stecken lassen / darin wir durch Adam gefallen seyn. So hat er auch wol können auß blossen freyem Willen ein theil der Menschen für über gehen / vnd sich deß andern theils annehmen; vnd hätte doch niemand zu jhm sagen dürffen / was machstu? Denn er würde antworten; Habe ich nicht Macht zu thun mit dem meinen was ich will / sihestu darumb so <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0029" n="13"/> dem Ort / da Paulus hin gedacht / als an dem Ort / da jhn GOtt hin ruffet? Lasset vns nur auff vns selbst kommen. Vnsere Vätter waren Heyden / vnd wandelten ohne GOtt in der Finsternüß. Doch hat GOtt endlich auch vns verkündigen lassen sein Wort; ja / hat auch zur letzten Zeit vns in Teutschland das Liecht ernewert / da hingegen so viele Länder noch in schwerer Finsternüß / in grosser Gefahr der Seelen sitzen. Was haben wir für andern gethan / daß bey vns leuchtet das helle Liecht deß Evangelij? Wir wissen / wie vielen es entzogen ist. Woher kompt diese Vngleichheit? Ein Volck sitzet in vollkommener Finsternüß / das ander hat ein wenig Liechtes / dem dritten scheinet der gantze Glantz deß Evangelij.</p> <p>Wahr ists / daß Heyden / Juden / Türcken außgeschlossen seyn vom Reiche Christi / haben sie zu dancken jhren Vorfahren / welche muthwillig das Liecht deß göttlichen Wortes bey jhnen haben lassen verleschen. Was können aber die Nachkommen dafür / daß jhre Vorfahren so gehauset haben? Ich zweifele nicht / daß viel seyn vnter Heyden / Juden vnd Türcken / welche / wann sie vnter Christen / vnd von Christen erzogen wären / wie wir; es vns im Christenthumb möchten zuvor thun. Wo bleibet denn hie die Barmhertzigkeit Gottes / die er allen Menschen versprochen hat? Aber O eine Tieffe deß Reichthumbs / beyde der Weißheit vnd Erkäntnüß Gottes! Wie vnbegreifflich seynd seine Gerichte / wie vnerforschlich seynd seine Wege!</p> <p>Eins ist gewiß / daß GOTT niemand etwas schuldig ist. Denn wer hat jhm etwas zuvor gegeben / das jhm wieder werde vergolten? Er hat nach seiner Gerechtigkeit vns alle können im Elend vnd in dem ewigen Todt stecken lassen / darin wir durch Adam gefallen seyn. So hat er auch wol können auß blossen freyem Willen ein theil der Menschen für über gehen / vnd sich deß andern theils annehmen; vnd hätte doch niemand zu jhm sagen dürffen / was machstu? Denn er würde antworten; Habe ich nicht Macht zu thun mit dem meinen was ich will / sihestu darumb so </p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0029]
dem Ort / da Paulus hin gedacht / als an dem Ort / da jhn GOtt hin ruffet? Lasset vns nur auff vns selbst kommen. Vnsere Vätter waren Heyden / vnd wandelten ohne GOtt in der Finsternüß. Doch hat GOtt endlich auch vns verkündigen lassen sein Wort; ja / hat auch zur letzten Zeit vns in Teutschland das Liecht ernewert / da hingegen so viele Länder noch in schwerer Finsternüß / in grosser Gefahr der Seelen sitzen. Was haben wir für andern gethan / daß bey vns leuchtet das helle Liecht deß Evangelij? Wir wissen / wie vielen es entzogen ist. Woher kompt diese Vngleichheit? Ein Volck sitzet in vollkommener Finsternüß / das ander hat ein wenig Liechtes / dem dritten scheinet der gantze Glantz deß Evangelij.
Wahr ists / daß Heyden / Juden / Türcken außgeschlossen seyn vom Reiche Christi / haben sie zu dancken jhren Vorfahren / welche muthwillig das Liecht deß göttlichen Wortes bey jhnen haben lassen verleschen. Was können aber die Nachkommen dafür / daß jhre Vorfahren so gehauset haben? Ich zweifele nicht / daß viel seyn vnter Heyden / Juden vnd Türcken / welche / wann sie vnter Christen / vnd von Christen erzogen wären / wie wir; es vns im Christenthumb möchten zuvor thun. Wo bleibet denn hie die Barmhertzigkeit Gottes / die er allen Menschen versprochen hat? Aber O eine Tieffe deß Reichthumbs / beyde der Weißheit vnd Erkäntnüß Gottes! Wie vnbegreifflich seynd seine Gerichte / wie vnerforschlich seynd seine Wege!
Eins ist gewiß / daß GOTT niemand etwas schuldig ist. Denn wer hat jhm etwas zuvor gegeben / das jhm wieder werde vergolten? Er hat nach seiner Gerechtigkeit vns alle können im Elend vnd in dem ewigen Todt stecken lassen / darin wir durch Adam gefallen seyn. So hat er auch wol können auß blossen freyem Willen ein theil der Menschen für über gehen / vnd sich deß andern theils annehmen; vnd hätte doch niemand zu jhm sagen dürffen / was machstu? Denn er würde antworten; Habe ich nicht Macht zu thun mit dem meinen was ich will / sihestu darumb so
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/29>, abgerufen am 16.02.2025. |