Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.ich lebe / bleibet der böse Schalck in mir / machet mich träge zum guten / vnd treibet mich zu vielem bösen / ja je mehr ein Mensch der Heiligkeit nachstrebet / je mehr er mit Paulo empfindet / daß in jhm / das ist / in seinem Fleisch nichts gutes wohne. Ein ander empfindet es so sehr nicht / denn er gibt nicht acht darauff. Weil ich aber weiter auch ein Christ bin / widersetze ich mich dem Leibe der Sünden / vnd lasse jhm den Willen nicht. Da heisst es dann / daß der Leib der Sünden geschwächet ist / also / daß ich der Sünden nicht diene. Also ist der Leib der Sünden zwar zugegen / aber er soll nicht herrschen / sondern krafftloß gemacht werden / daß wir jhme nicht dienen. Also höret denn auff der Leib der Sünden in diesem Leben / durch den zeitlichen Todt aber muß er gar vntergehen / denn weil der sündliche Leib nicht will sterben / sondern widerstrebet noch jmmerdar / muß GOtt jhn endlich gar hinreissen / daß er den Todt an der Sünden fresse. Sehet / zu was ende vnser alter Mensch mit Christo gecreutziget wird / zu was ende wir das Creutz Christi zu einer Versöhnung annehmen / nemblich / daß der sündliche Leib auffhöre / vnd vnkräfftig gemachet werde / daß wir der Sünden nicht mehr dienen. Wo denn der Sünden noch alle Krafft gelassen wird / da ist freylich der alte Mensch nicht gecreutziget / da gilt denn auch keine Versöhnung / sondern der Mensch bleibet vnter dem Zorn / in einem bösen Gewissen / vnd kan zu Gottes Reich nicht kommen. Fragstu aber / was für eine Nothwendigkeit sey in diesemRatio finis. Apostolischen Spruch: Der alte Mensch ist gecreutziget / darumb soll er auffhören; so zeiget vns dieselbe der Apostel auch in der Vernunfft. Denn wer gestorben ist / der ist gerechtfertiget von der Sünde. Wenn ein Dieb oder Mörder den Todt erlitten / so hat er sein Recht außgestanden / ist frey gemacht / vnd hat mit den vorigen Sünden nicht mehr zu thun / daß in dem welt- ich lebe / bleibet der böse Schalck in mir / machet mich träge zum guten / vnd treibet mich zu vielem bösen / ja je mehr ein Mensch der Heiligkeit nachstrebet / je mehr er mit Paulo empfindet / daß in jhm / das ist / in seinem Fleisch nichts gutes wohne. Ein ander empfindet es so sehr nicht / denn er gibt nicht acht darauff. Weil ich aber weiter auch ein Christ bin / widersetze ich mich dem Leibe der Sünden / vnd lasse jhm den Willen nicht. Da heisst es dann / daß der Leib der Sünden geschwächet ist / also / daß ich der Sünden nicht diene. Also ist der Leib der Sünden zwar zugegen / aber er soll nicht herrschen / sondern krafftloß gemacht werden / daß wir jhme nicht dienen. Also höret denn auff der Leib der Sünden in diesem Leben / durch den zeitlichen Todt aber muß er gar vntergehen / denn weil der sündliche Leib nicht will sterben / sondern widerstrebet noch jmmerdar / muß GOtt jhn endlich gar hinreissen / daß er den Todt an der Sünden fresse. Sehet / zu was ende vnser alter Mensch mit Christo gecreutziget wird / zu was ende wir das Creutz Christi zu einer Versöhnung annehmen / nemblich / daß der sündliche Leib auffhöre / vnd vnkräfftig gemachet werde / daß wir der Sünden nicht mehr dienen. Wo denn der Sünden noch alle Krafft gelassen wird / da ist freylich der alte Mensch nicht gecreutziget / da gilt denn auch keine Versöhnung / sondern der Mensch bleibet vnter dem Zorn / in einem bösen Gewissen / vnd kan zu Gottes Reich nicht kommen. Fragstu aber / was für eine Nothwendigkeit sey in diesemRatio finis. Apostolischen Spruch: Der alte Mensch ist gecreutziget / darumb soll er auffhören; so zeiget vns dieselbe der Apostel auch in der Vernunfft. Denn wer gestorben ist / der ist gerechtfertiget von der Sünde. Wenn ein Dieb oder Mörder den Todt erlitten / so hat er sein Recht außgestanden / ist frey gemacht / vnd hat mit den vorigen Sünden nicht mehr zu thun / daß in dem welt- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0147" n="131"/> ich lebe / bleibet der böse Schalck in mir / machet mich träge zum guten / vnd treibet mich zu vielem bösen / ja je mehr ein Mensch der Heiligkeit nachstrebet / je mehr er mit Paulo empfindet / daß in jhm / das ist / in seinem Fleisch nichts gutes wohne. Ein ander empfindet es so sehr nicht / denn er gibt nicht acht darauff. Weil ich aber weiter auch ein Christ bin / widersetze ich mich dem Leibe der Sünden / vnd lasse jhm den Willen nicht. Da heisst es dann / daß der Leib der Sünden geschwächet ist / also / daß ich der Sünden nicht diene.</p> <p>Also ist der Leib der Sünden zwar zugegen / aber er soll nicht herrschen / sondern krafftloß gemacht werden / daß wir jhme nicht dienen. Also höret denn auff der Leib der Sünden in diesem Leben / durch den zeitlichen Todt aber muß er gar vntergehen / denn weil der sündliche Leib nicht will sterben / sondern widerstrebet noch jmmerdar / muß GOtt jhn endlich gar hinreissen / daß er den Todt an der Sünden fresse.</p> <p>Sehet / zu was ende vnser alter Mensch mit Christo gecreutziget wird / zu was ende wir das Creutz Christi zu einer Versöhnung annehmen / nemblich / daß der sündliche Leib auffhöre / vnd vnkräfftig gemachet werde / daß wir der Sünden nicht mehr dienen. Wo denn der Sünden noch alle Krafft gelassen wird / da ist freylich der alte Mensch nicht gecreutziget / da gilt denn auch keine Versöhnung / sondern der Mensch bleibet vnter dem Zorn / in einem bösen Gewissen / vnd kan zu Gottes Reich nicht kommen.</p> <p>Fragstu aber / was für eine Nothwendigkeit sey in diesem<note place="right">Ratio finis.</note> Apostolischen Spruch: Der alte Mensch ist gecreutziget / darumb soll er auffhören; so zeiget vns dieselbe der Apostel auch in der Vernunfft. Denn wer gestorben ist / der ist gerechtfertiget von der Sünde. Wenn ein Dieb oder Mörder den Todt erlitten / so hat er sein Recht außgestanden / ist frey gemacht / vnd hat mit den vorigen Sünden nicht mehr zu thun / daß in dem welt- </p> </div> </body> </text> </TEI> [131/0147]
ich lebe / bleibet der böse Schalck in mir / machet mich träge zum guten / vnd treibet mich zu vielem bösen / ja je mehr ein Mensch der Heiligkeit nachstrebet / je mehr er mit Paulo empfindet / daß in jhm / das ist / in seinem Fleisch nichts gutes wohne. Ein ander empfindet es so sehr nicht / denn er gibt nicht acht darauff. Weil ich aber weiter auch ein Christ bin / widersetze ich mich dem Leibe der Sünden / vnd lasse jhm den Willen nicht. Da heisst es dann / daß der Leib der Sünden geschwächet ist / also / daß ich der Sünden nicht diene.
Also ist der Leib der Sünden zwar zugegen / aber er soll nicht herrschen / sondern krafftloß gemacht werden / daß wir jhme nicht dienen. Also höret denn auff der Leib der Sünden in diesem Leben / durch den zeitlichen Todt aber muß er gar vntergehen / denn weil der sündliche Leib nicht will sterben / sondern widerstrebet noch jmmerdar / muß GOtt jhn endlich gar hinreissen / daß er den Todt an der Sünden fresse.
Sehet / zu was ende vnser alter Mensch mit Christo gecreutziget wird / zu was ende wir das Creutz Christi zu einer Versöhnung annehmen / nemblich / daß der sündliche Leib auffhöre / vnd vnkräfftig gemachet werde / daß wir der Sünden nicht mehr dienen. Wo denn der Sünden noch alle Krafft gelassen wird / da ist freylich der alte Mensch nicht gecreutziget / da gilt denn auch keine Versöhnung / sondern der Mensch bleibet vnter dem Zorn / in einem bösen Gewissen / vnd kan zu Gottes Reich nicht kommen.
Fragstu aber / was für eine Nothwendigkeit sey in diesem Apostolischen Spruch: Der alte Mensch ist gecreutziget / darumb soll er auffhören; so zeiget vns dieselbe der Apostel auch in der Vernunfft. Denn wer gestorben ist / der ist gerechtfertiget von der Sünde. Wenn ein Dieb oder Mörder den Todt erlitten / so hat er sein Recht außgestanden / ist frey gemacht / vnd hat mit den vorigen Sünden nicht mehr zu thun / daß in dem welt-
Ratio finis.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |