Schreiben des geistlichen Ministerii zu Braunschweig an Hertzog Anton Ulrichen zu
Braunschweig-Lüneburg-Wolffenbüttel, worinn es denselben flehentlich bittet, von
der vorhabenden Annehmung der Römisch-Catholischen Religion abzustehen, de Anno
1710.
P. P.
DAß Eure Durchläuchtigkeit unserm ohnlängst geschehenen demüthigen Suchen, wegen
der hiesigen N. Kirche, gnädigst Statt geben wollen, dafür haben wir nicht nur
dem Allerhöchsten, welcher dero Hertz dahin geneiget, von Grund unserer Seelen
gedancket, sondern legen auch gegen Eure Durchläuchtigkeit hiemit unsern
tieff-demüthigsten Danck ab, mit hertzlichem Anwunsch, daß die Göttliche
Erbarmung sie in allem Anliegen hinwiederum erhören, und ihrer Bitte gewähren
wolle. Und ob wir zwar eine weit grössere Freude darüber würden empfunden haben,
wenn das Pabstthum von hinnen gantz excludiret, und diese gute Stadt bey dem
allein reinen Worte und Evangelio wäre gelassen worden, iedennoch, da uns
unmöglich, Eurer Durchläuchtigkeit Befehl nicht in demüthiger Gedult zu
ertragen, so haben wir dabey diese feste Zuversicht zu GOtt, er werde uns und
alle Evangelische Einwohner nicht über unser Vermögen versuchen, sondern
selbiges ein solches Ende gewinnen lassen, daß wir es ertragen können, auch uns
in unserm Amte mit seiner himmlischen Krafft anziehen wolle, denen Irrnissen
freudig und fürsichtig zu begegnen, und unsere anbefohlene Wächter-Pflicht mit
gebührender Sorgfalt zu beobachten. Wenn aber, gnädigster Fürst und Herr,
CLXXIII.
Schreiben des geistlichen Ministerii zu Braunschweig an Hertzog Anton Ulrichen zu
Braunschweig-Lüneburg-Wolffenbüttel, worinn es denselben flehentlich bittet, von
der vorhabenden Annehmung der Römisch-Catholischen Religion abzustehen, de Anno
1710.
P. P.
DAß Eure Durchläuchtigkeit unserm ohnlängst geschehenen demüthigen Suchen, wegen
der hiesigen N. Kirche, gnädigst Statt geben wollen, dafür haben wir nicht nur
dem Allerhöchsten, welcher dero Hertz dahin geneiget, von Grund unserer Seelen
gedancket, sondern legen auch gegen Eure Durchläuchtigkeit hiemit unsern
tieff-demüthigsten Danck ab, mit hertzlichem Anwunsch, daß die Göttliche
Erbarmung sie in allem Anliegen hinwiederum erhören, und ihrer Bitte gewähren
wolle. Und ob wir zwar eine weit grössere Freude darüber würden empfunden haben,
wenn das Pabstthum von hinnen gantz excludiret, und diese gute Stadt bey dem
allein reinen Worte und Evangelio wäre gelassen worden, iedennoch, da uns
unmöglich, Eurer Durchläuchtigkeit Befehl nicht in demüthiger Gedult zu
ertragen, so haben wir dabey diese feste Zuversicht zu GOtt, er werde uns und
alle Evangelische Einwohner nicht über unser Vermögen versuchen, sondern
selbiges ein solches Ende gewinnen lassen, daß wir es ertragen können, auch uns
in unserm Amte mit seiner himmlischen Krafft anziehen wolle, denen Irrnissen
freudig und fürsichtig zu begegnen, und unsere anbefohlene Wächter-Pflicht mit
gebührender Sorgfalt zu beobachten. Wenn aber, gnädigster Fürst und Herr,
<TEI><text><body><div><pbfacs="#f0655"n="619"/></div><div><head>CLXXIII.<lb/></head><l>Schreiben des geistlichen Ministerii zu Braunschweig an Hertzog Anton Ulrichen zu
Braunschweig-Lüneburg-Wolffenbüttel, worinn es denselben flehentlich bittet, von
der vorhabenden Annehmung der Römisch-Catholischen Religion abzustehen, de Anno
1710.</l><p>P. P.</p><p>DAß Eure Durchläuchtigkeit unserm ohnlängst geschehenen demüthigen Suchen, wegen
der hiesigen N. Kirche, gnädigst Statt geben wollen, dafür haben wir nicht nur
dem Allerhöchsten, welcher dero Hertz dahin geneiget, von Grund unserer Seelen
gedancket, sondern legen auch gegen Eure Durchläuchtigkeit hiemit unsern
tieff-demüthigsten Danck ab, mit hertzlichem Anwunsch, daß die Göttliche
Erbarmung sie in allem Anliegen hinwiederum erhören, und ihrer Bitte gewähren
wolle. Und ob wir zwar eine weit grössere Freude darüber würden empfunden haben,
wenn das Pabstthum von hinnen gantz excludiret, und diese gute Stadt bey dem
allein reinen Worte und Evangelio wäre gelassen worden, iedennoch, da uns
unmöglich, Eurer Durchläuchtigkeit Befehl nicht in demüthiger Gedult zu
ertragen, so haben wir dabey diese feste Zuversicht zu GOtt, er werde uns und
alle Evangelische Einwohner nicht über unser Vermögen versuchen, sondern
selbiges ein solches Ende gewinnen lassen, daß wir es ertragen können, auch uns
in unserm Amte mit seiner himmlischen Krafft anziehen wolle, denen Irrnissen
freudig und fürsichtig zu begegnen, und unsere anbefohlene Wächter-Pflicht mit
gebührender Sorgfalt zu beobachten. Wenn aber, gnädigster Fürst und Herr,
</p></div></body></text></TEI>
[619/0655]
CLXXIII.
Schreiben des geistlichen Ministerii zu Braunschweig an Hertzog Anton Ulrichen zu Braunschweig-Lüneburg-Wolffenbüttel, worinn es denselben flehentlich bittet, von der vorhabenden Annehmung der Römisch-Catholischen Religion abzustehen, de Anno 1710. P. P.
DAß Eure Durchläuchtigkeit unserm ohnlängst geschehenen demüthigen Suchen, wegen der hiesigen N. Kirche, gnädigst Statt geben wollen, dafür haben wir nicht nur dem Allerhöchsten, welcher dero Hertz dahin geneiget, von Grund unserer Seelen gedancket, sondern legen auch gegen Eure Durchläuchtigkeit hiemit unsern tieff-demüthigsten Danck ab, mit hertzlichem Anwunsch, daß die Göttliche Erbarmung sie in allem Anliegen hinwiederum erhören, und ihrer Bitte gewähren wolle. Und ob wir zwar eine weit grössere Freude darüber würden empfunden haben, wenn das Pabstthum von hinnen gantz excludiret, und diese gute Stadt bey dem allein reinen Worte und Evangelio wäre gelassen worden, iedennoch, da uns unmöglich, Eurer Durchläuchtigkeit Befehl nicht in demüthiger Gedult zu ertragen, so haben wir dabey diese feste Zuversicht zu GOtt, er werde uns und alle Evangelische Einwohner nicht über unser Vermögen versuchen, sondern selbiges ein solches Ende gewinnen lassen, daß wir es ertragen können, auch uns in unserm Amte mit seiner himmlischen Krafft anziehen wolle, denen Irrnissen freudig und fürsichtig zu begegnen, und unsere anbefohlene Wächter-Pflicht mit gebührender Sorgfalt zu beobachten. Wenn aber, gnädigster Fürst und Herr,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
Ligaturen werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.
Lünig, Johann Christian: Die Teutsche Reichs-Cantzley. Achter Theil. nebst zwey vollständigen Registern. Leipzig, 1714, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luenig_reichscantzley_1714/655>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.