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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Nahrung aus Fett und Wasser; aus Wasser und Zucker.
aber nach der oben erwähnten Nahrung mit Fett und Wasser noch vier Tage hin-
durch nur mit Wasser gespeist wurde, sonderte 1 Kilogr. des Thieres nur noch
0,28 Gr., also weniger aus, wie zu den Zeiten der Fettnahrung. Bischoff sieht
diese Erscheinung als eine Nachwirkung der Fettfütterung an und findet seine Mei-
nung bestätigt durch den sichtbaren Fettgehalt des Kothes, welcher während der letz-
teren Zeit entleert wurde. Zudem war in allen Beobachtungsreihen die Harnstoff-
ausscheidung von Tag zu Tag sehr veränderlich, was zum Theil wenigstens begrün-
det war in der unregelmässigen Entleerung der Blase. An einzelnen Tagen, ja ein-
mal sogar während 48 Stunden, liess das Thier gar keinen Harn.

Aus diesen Beobachtungen geht hervor, dass bei der Fettfütterung
das reichlicher aufgenommene Wasser und Fett den täglichen Gesammt-
verlust quantitativ nahezu deckten, so dass nur eine geringe Abnahme
im Gesammtgewicht des Thieres eintrat. Sie verminderte zugleich den
Umsatz der stickstoffhaltigen Körperbestandtheile beträchtlich. In ge-
wisser Weise ergänzend schliesst sich an diese eine Beobachtungsreihe
von Letellier bei Turteltauben an, welche mit Butter und Wasser
bis zum Tode gefüttert wurden. In Mittelzahlen aus allen Versuchen
stellen sich seine Resultate folgendermaassen zusammen:

[Tabelle]

Aus dieser Zahlenreihe ist ersichtlich, dass die Kohlensäureausschei-
dung zwar beträchtlich herabgedrückt ist, aber doch nicht bis zu dem
Maasse, das ihr bei vollem Hungern zukommt. Die unvollkommene Nah-
rung vermochte auffallend lange Zeit das Leben zu erhalten; diese Er-
scheinung scheint in Beziehung zu stehen mit dem langsamen Umsatze
der eiweisshaltigen (harnstoffliefernden) Atome bei Fettnahrung. Reg-
nault
und Reiset beobachteten, dass eine mit Fett und Wasser ge-
fütterte Ente N aus der Atmosphäre absorbirte.

Wasser und Zucker. Eine sehr reichliche und ausschliessliche
Fütterung mit Zucker wirkt wegen des eintretenden Durchfalls rasch tödt-
lich (Chossat, Letellier). Bei einer mässigen Gabe des Zuckers
gestalten sich die Erscheinungen nach Letellier an Tauben folgender-
maassen:

[Tabelle]

In mehreren der 5 Beobachtungen, aus welchen diese Mittelzahlen
gezogen sind, war der Verlust durch die Faeces noch sehr bedeutend. --
Die Ausscheidung der CO2 bleibt hier immer noch sehr beträchtlich. Bei

Nahrung aus Fett und Wasser; aus Wasser und Zucker.
aber nach der oben erwähnten Nahrung mit Fett und Wasser noch vier Tage hin-
durch nur mit Wasser gespeist wurde, sonderte 1 Kilogr. des Thieres nur noch
0,28 Gr., also weniger aus, wie zu den Zeiten der Fettnahrung. Bischoff sieht
diese Erscheinung als eine Nachwirkung der Fettfütterung an und findet seine Mei-
nung bestätigt durch den sichtbaren Fettgehalt des Kothes, welcher während der letz-
teren Zeit entleert wurde. Zudem war in allen Beobachtungsreihen die Harnstoff-
ausscheidung von Tag zu Tag sehr veränderlich, was zum Theil wenigstens begrün-
det war in der unregelmässigen Entleerung der Blase. An einzelnen Tagen, ja ein-
mal sogar während 48 Stunden, liess das Thier gar keinen Harn.

Aus diesen Beobachtungen geht hervor, dass bei der Fettfütterung
das reichlicher aufgenommene Wasser und Fett den täglichen Gesammt-
verlust quantitativ nahezu deckten, so dass nur eine geringe Abnahme
im Gesammtgewicht des Thieres eintrat. Sie verminderte zugleich den
Umsatz der stickstoffhaltigen Körperbestandtheile beträchtlich. In ge-
wisser Weise ergänzend schliesst sich an diese eine Beobachtungsreihe
von Letellier bei Turteltauben an, welche mit Butter und Wasser
bis zum Tode gefüttert wurden. In Mittelzahlen aus allen Versuchen
stellen sich seine Resultate folgendermaassen zusammen:

[Tabelle]

Aus dieser Zahlenreihe ist ersichtlich, dass die Kohlensäureausschei-
dung zwar beträchtlich herabgedrückt ist, aber doch nicht bis zu dem
Maasse, das ihr bei vollem Hungern zukommt. Die unvollkommene Nah-
rung vermochte auffallend lange Zeit das Leben zu erhalten; diese Er-
scheinung scheint in Beziehung zu stehen mit dem langsamen Umsatze
der eiweisshaltigen (harnstoffliefernden) Atome bei Fettnahrung. Reg-
nault
und Reiset beobachteten, dass eine mit Fett und Wasser ge-
fütterte Ente N aus der Atmosphäre absorbirte.

Wasser und Zucker. Eine sehr reichliche und ausschliessliche
Fütterung mit Zucker wirkt wegen des eintretenden Durchfalls rasch tödt-
lich (Chossat, Letellier). Bei einer mässigen Gabe des Zuckers
gestalten sich die Erscheinungen nach Letellier an Tauben folgender-
maassen:

[Tabelle]

In mehreren der 5 Beobachtungen, aus welchen diese Mittelzahlen
gezogen sind, war der Verlust durch die Faeces noch sehr bedeutend. —
Die Ausscheidung der CO2 bleibt hier immer noch sehr beträchtlich. Bei

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[440/0456] Nahrung aus Fett und Wasser; aus Wasser und Zucker. aber nach der oben erwähnten Nahrung mit Fett und Wasser noch vier Tage hin- durch nur mit Wasser gespeist wurde, sonderte 1 Kilogr. des Thieres nur noch 0,28 Gr., also weniger aus, wie zu den Zeiten der Fettnahrung. Bischoff sieht diese Erscheinung als eine Nachwirkung der Fettfütterung an und findet seine Mei- nung bestätigt durch den sichtbaren Fettgehalt des Kothes, welcher während der letz- teren Zeit entleert wurde. Zudem war in allen Beobachtungsreihen die Harnstoff- ausscheidung von Tag zu Tag sehr veränderlich, was zum Theil wenigstens begrün- det war in der unregelmässigen Entleerung der Blase. An einzelnen Tagen, ja ein- mal sogar während 48 Stunden, liess das Thier gar keinen Harn. Aus diesen Beobachtungen geht hervor, dass bei der Fettfütterung das reichlicher aufgenommene Wasser und Fett den täglichen Gesammt- verlust quantitativ nahezu deckten, so dass nur eine geringe Abnahme im Gesammtgewicht des Thieres eintrat. Sie verminderte zugleich den Umsatz der stickstoffhaltigen Körperbestandtheile beträchtlich. In ge- wisser Weise ergänzend schliesst sich an diese eine Beobachtungsreihe von Letellier bei Turteltauben an, welche mit Butter und Wasser bis zum Tode gefüttert wurden. In Mittelzahlen aus allen Versuchen stellen sich seine Resultate folgendermaassen zusammen: Aus dieser Zahlenreihe ist ersichtlich, dass die Kohlensäureausschei- dung zwar beträchtlich herabgedrückt ist, aber doch nicht bis zu dem Maasse, das ihr bei vollem Hungern zukommt. Die unvollkommene Nah- rung vermochte auffallend lange Zeit das Leben zu erhalten; diese Er- scheinung scheint in Beziehung zu stehen mit dem langsamen Umsatze der eiweisshaltigen (harnstoffliefernden) Atome bei Fettnahrung. Reg- nault und Reiset beobachteten, dass eine mit Fett und Wasser ge- fütterte Ente N aus der Atmosphäre absorbirte. Wasser und Zucker. Eine sehr reichliche und ausschliessliche Fütterung mit Zucker wirkt wegen des eintretenden Durchfalls rasch tödt- lich (Chossat, Letellier). Bei einer mässigen Gabe des Zuckers gestalten sich die Erscheinungen nach Letellier an Tauben folgender- maassen: In mehreren der 5 Beobachtungen, aus welchen diese Mittelzahlen gezogen sind, war der Verlust durch die Faeces noch sehr bedeutend. — Die Ausscheidung der CO2 bleibt hier immer noch sehr beträchtlich. Bei

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/456>, abgerufen am 22.11.2024.