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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Proportionaler Verlust beim Gesammthunger.

Aus den Versuchen*) von Chossat und Schuchardt an Tauben geht rück-
sichtlich des täglichen Verlustes hervor, 1) dass er, alles Andere gleichgesetzt, steigt
mit dem Körpergewichte. -- 2) Er variirt gewöhnlich in der Art, dass er in den
ersten Tagen nach der Nahrungsentziehung sehr beträchtlich ist, dann gegen die Mitte
der Hungerzeit abnimmt, in den letzten Tagen vor dem Tode wieder ansteigt und
einige Stunden vor letzterem aber rasch absinkt. -- 3) Der grösste Theil des täg-
lichen Verlustes fällt auf Haut- und Lungenausdünstung. Zur Bestätigung dieser Be-
hauptung lassen wir die Beobachtungsreihen von Schuchardt folgen:

[Tabelle]

Aus einer weiter in das Einzelne gehenden und mühevollen Versuchsreihe an Katzen schliesst
Schmidt: 4) Die täglich ausgeathmete Kohlenmenge ist absolut genommen in den er-
sten 8 Tagen der Hungerzeit am grössten, in den letzten 2 Tagen vor dem Tode am ge-
ringsten; relativ zum Körpergewichte hält sie sich dagegen in den ersten 9 Tagen nahezu
gleich, in den darauf folgenden 7 Tagen wächst sie an und nimmt in den letzten 2
Tagen sehr bedeutend ab. -- 5) Die ausgeschiedene Harnstoffmenge sinkt wahrend
der beiden ersten Hungertage beträchtlich, hält sich dann bis zu den beiden letzten
Tagen vor dem Tode nahezu gleich; in den beiden letzten Tagen sinkt sie sehr be-
deutend ab. -- 6) Der Gehalt des Harnes an SO3 und PO5 steigt mit der Hungerzeit,
der Cl gehalt verschwindet dagegen vollkommen. Das Verhältniss der SO3 zur PO5
bleibt sich bis zum Tode gleich. Denn:

Ein Kilogramm Katze gab in 24 Stunden in Grammen

[Tabelle]
*) Chossat, Sur l'inanition. Memoires des savans etrangers. VIII. Bd. -- Schuchardt, Quae-
dam de effectu quem privatis sing. part. nutrimentum constituentium etc. Marburg 1847. --
Schmidt und Bidder, Verdauungssäfte etc. p. 308 u. f.
Proportionaler Verlust beim Gesammthunger.

Aus den Versuchen*) von Chossat und Schuchardt an Tauben geht rück-
sichtlich des täglichen Verlustes hervor, 1) dass er, alles Andere gleichgesetzt, steigt
mit dem Körpergewichte. — 2) Er variirt gewöhnlich in der Art, dass er in den
ersten Tagen nach der Nahrungsentziehung sehr beträchtlich ist, dann gegen die Mitte
der Hungerzeit abnimmt, in den letzten Tagen vor dem Tode wieder ansteigt und
einige Stunden vor letzterem aber rasch absinkt. — 3) Der grösste Theil des täg-
lichen Verlustes fällt auf Haut- und Lungenausdünstung. Zur Bestätigung dieser Be-
hauptung lassen wir die Beobachtungsreihen von Schuchardt folgen:

[Tabelle]

Aus einer weiter in das Einzelne gehenden und mühevollen Versuchsreihe an Katzen schliesst
Schmidt: 4) Die täglich ausgeathmete Kohlenmenge ist absolut genommen in den er-
sten 8 Tagen der Hungerzeit am grössten, in den letzten 2 Tagen vor dem Tode am ge-
ringsten; relativ zum Körpergewichte hält sie sich dagegen in den ersten 9 Tagen nahezu
gleich, in den darauf folgenden 7 Tagen wächst sie an und nimmt in den letzten 2
Tagen sehr bedeutend ab. — 5) Die ausgeschiedene Harnstoffmenge sinkt wahrend
der beiden ersten Hungertage beträchtlich, hält sich dann bis zu den beiden letzten
Tagen vor dem Tode nahezu gleich; in den beiden letzten Tagen sinkt sie sehr be-
deutend ab. — 6) Der Gehalt des Harnes an SO3 und PO5 steigt mit der Hungerzeit,
der Cl gehalt verschwindet dagegen vollkommen. Das Verhältniss der SO3 zur PO5
bleibt sich bis zum Tode gleich. Denn:

Ein Kilogramm Katze gab in 24 Stunden in Grammen

[Tabelle]
*) Chossat, Sur l’inanition. Memoires des savans étrangers. VIII. Bd. — Schuchardt, Quae-
dam de effectu quem privatis sing. part. nutrimentum constituentium etc. Marburg 1847. —
Schmidt und Bidder, Verdauungssäfte etc. p. 308 u. f.
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[432/0448] Proportionaler Verlust beim Gesammthunger. Aus den Versuchen *) von Chossat und Schuchardt an Tauben geht rück- sichtlich des täglichen Verlustes hervor, 1) dass er, alles Andere gleichgesetzt, steigt mit dem Körpergewichte. — 2) Er variirt gewöhnlich in der Art, dass er in den ersten Tagen nach der Nahrungsentziehung sehr beträchtlich ist, dann gegen die Mitte der Hungerzeit abnimmt, in den letzten Tagen vor dem Tode wieder ansteigt und einige Stunden vor letzterem aber rasch absinkt. — 3) Der grösste Theil des täg- lichen Verlustes fällt auf Haut- und Lungenausdünstung. Zur Bestätigung dieser Be- hauptung lassen wir die Beobachtungsreihen von Schuchardt folgen: Aus einer weiter in das Einzelne gehenden und mühevollen Versuchsreihe an Katzen schliesst Schmidt: 4) Die täglich ausgeathmete Kohlenmenge ist absolut genommen in den er- sten 8 Tagen der Hungerzeit am grössten, in den letzten 2 Tagen vor dem Tode am ge- ringsten; relativ zum Körpergewichte hält sie sich dagegen in den ersten 9 Tagen nahezu gleich, in den darauf folgenden 7 Tagen wächst sie an und nimmt in den letzten 2 Tagen sehr bedeutend ab. — 5) Die ausgeschiedene Harnstoffmenge sinkt wahrend der beiden ersten Hungertage beträchtlich, hält sich dann bis zu den beiden letzten Tagen vor dem Tode nahezu gleich; in den beiden letzten Tagen sinkt sie sehr be- deutend ab. — 6) Der Gehalt des Harnes an SO3 und PO5 steigt mit der Hungerzeit, der Cl gehalt verschwindet dagegen vollkommen. Das Verhältniss der SO3 zur PO5 bleibt sich bis zum Tode gleich. Denn: Ein Kilogramm Katze gab in 24 Stunden in Grammen *) Chossat, Sur l’inanition. Memoires des savans étrangers. VIII. Bd. — Schuchardt, Quae- dam de effectu quem privatis sing. part. nutrimentum constituentium etc. Marburg 1847. — Schmidt und Bidder, Verdauungssäfte etc. p. 308 u. f.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/448>, abgerufen am 25.11.2024.