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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Kohlensäureausscheidung abhängig von der Athembewegung.
bevor sie wieder ausgestossen wurde. Als Beispiel für den Gang der
Sättigung führen wir eine mit genauen Hilfsmitteln angestellte Versuchs-
reihe von E. Becher an. In dieser wurden im Mittel 4560 CC. Luft
ein- und ausgeathmet; die Dauer der Einathmung betrug 2 bis 3 Sek.,
die Zeit des Zurückhaltens der Reihe nach 0, 20, 40, 60, 80, 100 Sek.
Der mittlere Prozentgehalt der Ausathmungsluft an CO2 betrug nach 0 Sek.
= 3,6 pCt.; nach 20 Sek. = 5,6 pCt.; 40 Sek. = 6,3 pCt.; nach
60 Sek. = 7,2 pCt.; nach 80 Sek. = 7,3 pCt.; nach 100 Sek. =
7,5 pCt. Werden diese Zahlen in ein Coordinatensystem eingetragen,
[Abbildung] Fig. 63.
(Fig. 63), dessen Abszisse
die Zeit, dessen Ordinate
die CO2prozente misst, so
geben dieselben die ein-
liegende Curve, welche
uns zeigt, dass die Zu-
wüchse, welche die Dich-
tigkeit der CO2 in glei-
chen Zeiten empfängt,
rasch abnehmen, wenn
die Zeitdauer des Zurück-
haltens der Luft wächst.
In Zahlen ausgedrückt,
wuchs nemlich von 0 bis
20 Sek. der Gehalt um 2,0; zwischen 20 und 40 Sek. um 0,7; zwischen
40 und 60 um 0,9; zwischen 60 und 80 um 0,3 und zwischen 80 und
100 um 0,2 pCt. Die einzige Zahl dieser Reihe, welche freilich inner-
halb der Fehlergrenzen von dem durch die Theorie verlangten Gange ab-
weicht, ist wahrscheinlich die dritte zwischen 40 und 60 Sek. gelegene. --
Vierordt giebt eine Beobachtungsreihe, aus der hervorgeht, dass ein
kleines Volum eingeathmeter Luft kürzere Zeit in der Lunge zu verweilen
braucht, um den CO2gehalt zu gewinnen, welchen ein bedeutenderes in
längere Zeit erreicht. Als er nemlich 500 bis 600 CC. Luft mit je einer
Einathmung einzog und 1800 CC. ausstiess und in einer andern Reihe
möglichst tief inspirirte und jedesmal etwa 3600 CC. ausathmete, so gab
er in der ersten Reihe nach 20 Sek. Zurückhaltens eine Luft mit 6,5
pCt. CO2; nach 40 Sek. = 7,2 pCt. und nach 60 Sek. = 7,4 pCt.
In der zweiten Reihe hielt dagegen die Luft nach 20 Sek. = 4,8 pCt.,
nach 40 Sek. = 5,2 und nach 60 Sek. = 6,0 pCt. CO2. -- Allerdings
sind beide Reihen nicht ganz vergleichbar; in dieser Beobachtung beson-
ders nicht, weil in der ersten Reihe die ausgeathmete Luft in überwie-
gender Menge aus solcher bestehen musste, welche länger als die be-
zeichneten Zeiten in der Lunge zurückgeblieben war. -- Hätte man aber
auch diese Ungleichheit beseitigt, so würden sich dennoch die beiden

Kohlensäureausscheidung abhängig von der Athembewegung.
bevor sie wieder ausgestossen wurde. Als Beispiel für den Gang der
Sättigung führen wir eine mit genauen Hilfsmitteln angestellte Versuchs-
reihe von E. Becher an. In dieser wurden im Mittel 4560 CC. Luft
ein- und ausgeathmet; die Dauer der Einathmung betrug 2 bis 3 Sek.,
die Zeit des Zurückhaltens der Reihe nach 0, 20, 40, 60, 80, 100 Sek.
Der mittlere Prozentgehalt der Ausathmungsluft an CO2 betrug nach 0 Sek.
= 3,6 pCt.; nach 20 Sek. = 5,6 pCt.; 40 Sek. = 6,3 pCt.; nach
60 Sek. = 7,2 pCt.; nach 80 Sek. = 7,3 pCt.; nach 100 Sek. =
7,5 pCt. Werden diese Zahlen in ein Coordinatensystem eingetragen,
[Abbildung] Fig. 63.
(Fig. 63), dessen Abszisse
die Zeit, dessen Ordinate
die CO2prozente misst, so
geben dieselben die ein-
liegende Curve, welche
uns zeigt, dass die Zu-
wüchse, welche die Dich-
tigkeit der CO2 in glei-
chen Zeiten empfängt,
rasch abnehmen, wenn
die Zeitdauer des Zurück-
haltens der Luft wächst.
In Zahlen ausgedrückt,
wuchs nemlich von 0 bis
20 Sek. der Gehalt um 2,0; zwischen 20 und 40 Sek. um 0,7; zwischen
40 und 60 um 0,9; zwischen 60 und 80 um 0,3 und zwischen 80 und
100 um 0,2 pCt. Die einzige Zahl dieser Reihe, welche freilich inner-
halb der Fehlergrenzen von dem durch die Theorie verlangten Gange ab-
weicht, ist wahrscheinlich die dritte zwischen 40 und 60 Sek. gelegene. —
Vierordt giebt eine Beobachtungsreihe, aus der hervorgeht, dass ein
kleines Volum eingeathmeter Luft kürzere Zeit in der Lunge zu verweilen
braucht, um den CO2gehalt zu gewinnen, welchen ein bedeutenderes in
längere Zeit erreicht. Als er nemlich 500 bis 600 CC. Luft mit je einer
Einathmung einzog und 1800 CC. ausstiess und in einer andern Reihe
möglichst tief inspirirte und jedesmal etwa 3600 CC. ausathmete, so gab
er in der ersten Reihe nach 20 Sek. Zurückhaltens eine Luft mit 6,5
pCt. CO2; nach 40 Sek. = 7,2 pCt. und nach 60 Sek. = 7,4 pCt.
In der zweiten Reihe hielt dagegen die Luft nach 20 Sek. = 4,8 pCt.,
nach 40 Sek. = 5,2 und nach 60 Sek. = 6,0 pCt. CO2. — Allerdings
sind beide Reihen nicht ganz vergleichbar; in dieser Beobachtung beson-
ders nicht, weil in der ersten Reihe die ausgeathmete Luft in überwie-
gender Menge aus solcher bestehen musste, welche länger als die be-
zeichneten Zeiten in der Lunge zurückgeblieben war. — Hätte man aber
auch diese Ungleichheit beseitigt, so würden sich dennoch die beiden

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[329/0345] Kohlensäureausscheidung abhängig von der Athembewegung. bevor sie wieder ausgestossen wurde. Als Beispiel für den Gang der Sättigung führen wir eine mit genauen Hilfsmitteln angestellte Versuchs- reihe von E. Becher an. In dieser wurden im Mittel 4560 CC. Luft ein- und ausgeathmet; die Dauer der Einathmung betrug 2 bis 3 Sek., die Zeit des Zurückhaltens der Reihe nach 0, 20, 40, 60, 80, 100 Sek. Der mittlere Prozentgehalt der Ausathmungsluft an CO2 betrug nach 0 Sek. = 3,6 pCt.; nach 20 Sek. = 5,6 pCt.; 40 Sek. = 6,3 pCt.; nach 60 Sek. = 7,2 pCt.; nach 80 Sek. = 7,3 pCt.; nach 100 Sek. = 7,5 pCt. Werden diese Zahlen in ein Coordinatensystem eingetragen, [Abbildung Fig. 63.] (Fig. 63), dessen Abszisse die Zeit, dessen Ordinate die CO2prozente misst, so geben dieselben die ein- liegende Curve, welche uns zeigt, dass die Zu- wüchse, welche die Dich- tigkeit der CO2 in glei- chen Zeiten empfängt, rasch abnehmen, wenn die Zeitdauer des Zurück- haltens der Luft wächst. In Zahlen ausgedrückt, wuchs nemlich von 0 bis 20 Sek. der Gehalt um 2,0; zwischen 20 und 40 Sek. um 0,7; zwischen 40 und 60 um 0,9; zwischen 60 und 80 um 0,3 und zwischen 80 und 100 um 0,2 pCt. Die einzige Zahl dieser Reihe, welche freilich inner- halb der Fehlergrenzen von dem durch die Theorie verlangten Gange ab- weicht, ist wahrscheinlich die dritte zwischen 40 und 60 Sek. gelegene. — Vierordt giebt eine Beobachtungsreihe, aus der hervorgeht, dass ein kleines Volum eingeathmeter Luft kürzere Zeit in der Lunge zu verweilen braucht, um den CO2gehalt zu gewinnen, welchen ein bedeutenderes in längere Zeit erreicht. Als er nemlich 500 bis 600 CC. Luft mit je einer Einathmung einzog und 1800 CC. ausstiess und in einer andern Reihe möglichst tief inspirirte und jedesmal etwa 3600 CC. ausathmete, so gab er in der ersten Reihe nach 20 Sek. Zurückhaltens eine Luft mit 6,5 pCt. CO2; nach 40 Sek. = 7,2 pCt. und nach 60 Sek. = 7,4 pCt. In der zweiten Reihe hielt dagegen die Luft nach 20 Sek. = 4,8 pCt., nach 40 Sek. = 5,2 und nach 60 Sek. = 6,0 pCt. CO2. — Allerdings sind beide Reihen nicht ganz vergleichbar; in dieser Beobachtung beson- ders nicht, weil in der ersten Reihe die ausgeathmete Luft in überwie- gender Menge aus solcher bestehen musste, welche länger als die be- zeichneten Zeiten in der Lunge zurückgeblieben war. — Hätte man aber auch diese Ungleichheit beseitigt, so würden sich dennoch die beiden

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/345>, abgerufen am 22.11.2024.