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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Harnwerkzeuge; Niere.

Die Veränderung des Lumens, welche die Gefässröhren innerhalb
der Nieren und insbesondere von den zuführenden Gefässen des Glo-
merulus abwärts erfahren, verhält sich sehr wahrscheinlich in der
Art, dass der Querschnitt in dem zuführenden und abführenden Gefässe
sehr viel kleiner ist, als derjenige, welcher von der Summe der Gefässe
des Knäuels dargestellt wird; die Summe der Querschnitte sämmtlicher
Capillaren des zweiten Netzes dürfte grösser sein, als diejenige des aus-
führenden Gefässes, aber kleiner, als der Querschnitt der Nierenvene.
Das Schema dieser Anordnung des Lumens drückt Fig. 54. aus; a ent-

[Abbildung] Fig. 54.
spricht dem vas afferens, g sind die vereinigten Querschnitte der einzel-
nen Gefässe im Glomerulus, e passt auf das vas efferens und v auf das
zweite Netz und die Venenwurzeln. -- Von dem Bau der Häute wäre her-
vorzuheben, dass vas af- und efferens Muskelzellen tragen und dass die
äusserste Wandschicht des Nierenvenenstammes mit einer starken Muskel-
lage ausgestattet ist. -- Aus der Niere tritt eine nicht sehr beträchtliche
Zahl von dünnen Lymphgefässen aus, die ebensowohl aus der Tiefe wie
von der Oberfläche ihren Zufluss beziehen. -- In die Niere und zwar
längs der Arterie gehen Nerven ein, welche aus dem plex. coeliacus
stammen; sie sind auf ihrem Wege mit kleinen Ganglienhaufen belegt;
die Anordnung der anatomischen Elemente innerhalb derselben ist noch
nicht dargelegt. Der letzte Ursprung derselben ist theilweise wenigstens
unzweifelhaft in dem Hirn zu suchen, da die Verletzung derselben sehr
schmerzhaft empfunden wird. -- Alle diese Gebilde sind in der Niere
selbst eingebettet in eine meist strukturlose Zwischensubstanz und um-
schlossen von einer festen Bindegewebskapsel.

2. Chemischer Bau der Nieren*). Die strukturlose Membran
der Harnkanälchen nähert sich nach ihren chemischen Reaktionen dem
elastischen Gewebe. Die Häute der in den Harnkanälchen liegenden Zel-
len tragen die Eigenschaften der jungen Deckzellen, den Inhalt giebt
man verschieden an, zum Theil als Eiweiss, als Harnbestandtheile (?),
als Fett; er mag wohl veränderlich sein. -- Die Gefässe zeigen die be-

*) Simon, Mediz. Chemie. Berlin 1842. II. Bd. 533. -- G. Lang, De adipe in urina et renibus.
Dorpat 1852. -- Frerichs, Bright'sche Krankheit. Braunschw. 1851. 42.
Harnwerkzeuge; Niere.

Die Veränderung des Lumens, welche die Gefässröhren innerhalb
der Nieren und insbesondere von den zuführenden Gefässen des Glo-
merulus abwärts erfahren, verhält sich sehr wahrscheinlich in der
Art, dass der Querschnitt in dem zuführenden und abführenden Gefässe
sehr viel kleiner ist, als derjenige, welcher von der Summe der Gefässe
des Knäuels dargestellt wird; die Summe der Querschnitte sämmtlicher
Capillaren des zweiten Netzes dürfte grösser sein, als diejenige des aus-
führenden Gefässes, aber kleiner, als der Querschnitt der Nierenvene.
Das Schema dieser Anordnung des Lumens drückt Fig. 54. aus; a ent-

[Abbildung] Fig. 54.
spricht dem vas afferens, g sind die vereinigten Querschnitte der einzel-
nen Gefässe im Glomerulus, e passt auf das vas efferens und v auf das
zweite Netz und die Venenwurzeln. — Von dem Bau der Häute wäre her-
vorzuheben, dass vas af- und efferens Muskelzellen tragen und dass die
äusserste Wandschicht des Nierenvenenstammes mit einer starken Muskel-
lage ausgestattet ist. — Aus der Niere tritt eine nicht sehr beträchtliche
Zahl von dünnen Lymphgefässen aus, die ebensowohl aus der Tiefe wie
von der Oberfläche ihren Zufluss beziehen. — In die Niere und zwar
längs der Arterie gehen Nerven ein, welche aus dem plex. coeliacus
stammen; sie sind auf ihrem Wege mit kleinen Ganglienhaufen belegt;
die Anordnung der anatomischen Elemente innerhalb derselben ist noch
nicht dargelegt. Der letzte Ursprung derselben ist theilweise wenigstens
unzweifelhaft in dem Hirn zu suchen, da die Verletzung derselben sehr
schmerzhaft empfunden wird. — Alle diese Gebilde sind in der Niere
selbst eingebettet in eine meist strukturlose Zwischensubstanz und um-
schlossen von einer festen Bindegewebskapsel.

2. Chemischer Bau der Nieren*). Die strukturlose Membran
der Harnkanälchen nähert sich nach ihren chemischen Reaktionen dem
elastischen Gewebe. Die Häute der in den Harnkanälchen liegenden Zel-
len tragen die Eigenschaften der jungen Deckzellen, den Inhalt giebt
man verschieden an, zum Theil als Eiweiss, als Harnbestandtheile (?),
als Fett; er mag wohl veränderlich sein. — Die Gefässe zeigen die be-

*) Simon, Mediz. Chemie. Berlin 1842. II. Bd. 533. — G. Lang, De adipe in urina et renibus.
Dorpat 1852. — Frerichs, Bright’sche Krankheit. Braunschw. 1851. 42.
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[256/0272] Harnwerkzeuge; Niere. Die Veränderung des Lumens, welche die Gefässröhren innerhalb der Nieren und insbesondere von den zuführenden Gefässen des Glo- merulus abwärts erfahren, verhält sich sehr wahrscheinlich in der Art, dass der Querschnitt in dem zuführenden und abführenden Gefässe sehr viel kleiner ist, als derjenige, welcher von der Summe der Gefässe des Knäuels dargestellt wird; die Summe der Querschnitte sämmtlicher Capillaren des zweiten Netzes dürfte grösser sein, als diejenige des aus- führenden Gefässes, aber kleiner, als der Querschnitt der Nierenvene. Das Schema dieser Anordnung des Lumens drückt Fig. 54. aus; a ent- [Abbildung Fig. 54.] spricht dem vas afferens, g sind die vereinigten Querschnitte der einzel- nen Gefässe im Glomerulus, e passt auf das vas efferens und v auf das zweite Netz und die Venenwurzeln. — Von dem Bau der Häute wäre her- vorzuheben, dass vas af- und efferens Muskelzellen tragen und dass die äusserste Wandschicht des Nierenvenenstammes mit einer starken Muskel- lage ausgestattet ist. — Aus der Niere tritt eine nicht sehr beträchtliche Zahl von dünnen Lymphgefässen aus, die ebensowohl aus der Tiefe wie von der Oberfläche ihren Zufluss beziehen. — In die Niere und zwar längs der Arterie gehen Nerven ein, welche aus dem plex. coeliacus stammen; sie sind auf ihrem Wege mit kleinen Ganglienhaufen belegt; die Anordnung der anatomischen Elemente innerhalb derselben ist noch nicht dargelegt. Der letzte Ursprung derselben ist theilweise wenigstens unzweifelhaft in dem Hirn zu suchen, da die Verletzung derselben sehr schmerzhaft empfunden wird. — Alle diese Gebilde sind in der Niere selbst eingebettet in eine meist strukturlose Zwischensubstanz und um- schlossen von einer festen Bindegewebskapsel. 2. Chemischer Bau der Nieren *). Die strukturlose Membran der Harnkanälchen nähert sich nach ihren chemischen Reaktionen dem elastischen Gewebe. Die Häute der in den Harnkanälchen liegenden Zel- len tragen die Eigenschaften der jungen Deckzellen, den Inhalt giebt man verschieden an, zum Theil als Eiweiss, als Harnbestandtheile (?), als Fett; er mag wohl veränderlich sein. — Die Gefässe zeigen die be- *) Simon, Mediz. Chemie. Berlin 1842. II. Bd. 533. — G. Lang, De adipe in urina et renibus. Dorpat 1852. — Frerichs, Bright’sche Krankheit. Braunschw. 1851. 42.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/272>, abgerufen am 22.11.2024.