Speicheldrüsen; Absonderungsgeschwindigkeit des Speichels.
Ungewöhnliche Speichelbestandtheile. Wenn man in das Blut Jodkalium bringt, so zeigt sich dieses im Speichel wieder und zwar sehr bald, während Blutlaugensalz unter gleichen Bedingungen nicht in ihm vorkommt (Cl. Bernard).
3. Absonderungsgeschwindigkeit des Speichels. -- Die Absetzung der organischen Speichelbestandtheile in die Drüsenräume scheint ziem- lich ununterbrochen vor sich zu gehen, keinenfalls steigert sie sich in gleicher Weise wie die des Wassers und der in ihm gelösten Salze. Wäre dieses der Fall, so könnte der Gehalt an organischen Stoffen mit der Dauer der Absonderung nicht sinken. Da dieses geschieht, so scheint der Schluss erlaubt, dass das in die Drüse eindringende Wasser allmäh- lig die vorher in der Drüse abgesetzten, löslichen oder stark aufquellbaren Stoffe auswäscht. -- Die Absonderungsgeschwindigkeit des Wassers und der Salze ist ausser einer gewissen, nicht näher bekannten Constitution der Drüsenelemente und des Bluts abhängig von der Erregung gewisser Ner- ven (C. Ludwig) *), und insbesondere vom dritten Ast des n. trigeminus (ram. lingualis und auriculo-temporalis (?)), n. facialis (chorda tympani und ram. parotidei postici), und glossopharyngeus (C. Rahn) **). Von diesen Nerven wirken die ersteren, so weit sie sich in die Drüsensub- stanz einsenken, durch direkte Erregung derselben, die letztern und wahrscheinlich auch die Zungenäste des ram. lingualis durch reflekto- rische Uebertragung auf die Absonderung. -- Aus diesem Abhängigkeits- verhältniss ergiebt sich, dass bei vollkommenem Ruhezustand der Nerven die Absonderung des Speichelwassers vollkommen still steht, während sie bei irgend einer Erregungsart der genannten Nerven beginnt. Die Bedingungen, unter denen diese letztere eintritt, sind beim Lebenden ein- mal Kau- und Sprechbewegungen, wobei auf unwillkührliche Weise die direkten Speichelnerven vom Hirn aus mit angeregt werden, und dann die Anwesenheit Geschmack erzeugender Substanzen auf der Zunge, welche auf reflektorischem Wege die direkten Speichelnerven erregen. Aus diesem Grunde speicheln wir am stärksten während der Essenszei- ten, wo sich Kaubewegungen und Geschmacksempfindungen gleichzeitig einstellen. Die vorliegenden Beobachtungen berechtigen uns zu dem Schluss, dass die Absonderungsgeschwindigkeit in irgend welchem Ver- hältniss steigt mit der Stärke der Nervenerregung, und ferner, dass, alles andere gleichgesetzt, die Erregung des vom Hirn getrennten n. facialis die Absonderung mehr beschleunigt, als der nerv. trigeminus unter den- selben Umständen.
Ein Zahlenausdruck für die Geschwindigkeit der Speichelabsonderung, z. B. ein Quotient aus dem Gewicht der Speicheldrüse in das Gewicht des in der Zeiteinheit abgesonderten Speichels, ist aus Mangel der nöthi- gen Beobachtungen noch aufzustellen. -- Die mittlere tägliche
*)Henle's und Pfeufer's Zeitschrift. N. F. I. 255.
**) ibid. 285.
Speicheldrüsen; Absonderungsgeschwindigkeit des Speichels.
Ungewöhnliche Speichelbestandtheile. Wenn man in das Blut Jodkalium bringt, so zeigt sich dieses im Speichel wieder und zwar sehr bald, während Blutlaugensalz unter gleichen Bedingungen nicht in ihm vorkommt (Cl. Bernard).
3. Absonderungsgeschwindigkeit des Speichels. — Die Absetzung der organischen Speichelbestandtheile in die Drüsenräume scheint ziem- lich ununterbrochen vor sich zu gehen, keinenfalls steigert sie sich in gleicher Weise wie die des Wassers und der in ihm gelösten Salze. Wäre dieses der Fall, so könnte der Gehalt an organischen Stoffen mit der Dauer der Absonderung nicht sinken. Da dieses geschieht, so scheint der Schluss erlaubt, dass das in die Drüse eindringende Wasser allmäh- lig die vorher in der Drüse abgesetzten, löslichen oder stark aufquellbaren Stoffe auswäscht. — Die Absonderungsgeschwindigkeit des Wassers und der Salze ist ausser einer gewissen, nicht näher bekannten Constitution der Drüsenelemente und des Bluts abhängig von der Erregung gewisser Ner- ven (C. Ludwig) *), und insbesondere vom dritten Ast des n. trigeminus (ram. lingualis und auriculo-temporalis (?)), n. facialis (chorda tympani und ram. parotidei postici), und glossopharyngeus (C. Rahn) **). Von diesen Nerven wirken die ersteren, so weit sie sich in die Drüsensub- stanz einsenken, durch direkte Erregung derselben, die letztern und wahrscheinlich auch die Zungenäste des ram. lingualis durch reflekto- rische Uebertragung auf die Absonderung. — Aus diesem Abhängigkeits- verhältniss ergiebt sich, dass bei vollkommenem Ruhezustand der Nerven die Absonderung des Speichelwassers vollkommen still steht, während sie bei irgend einer Erregungsart der genannten Nerven beginnt. Die Bedingungen, unter denen diese letztere eintritt, sind beim Lebenden ein- mal Kau- und Sprechbewegungen, wobei auf unwillkührliche Weise die direkten Speichelnerven vom Hirn aus mit angeregt werden, und dann die Anwesenheit Geschmack erzeugender Substanzen auf der Zunge, welche auf reflektorischem Wege die direkten Speichelnerven erregen. Aus diesem Grunde speicheln wir am stärksten während der Essenszei- ten, wo sich Kaubewegungen und Geschmacksempfindungen gleichzeitig einstellen. Die vorliegenden Beobachtungen berechtigen uns zu dem Schluss, dass die Absonderungsgeschwindigkeit in irgend welchem Ver- hältniss steigt mit der Stärke der Nervenerregung, und ferner, dass, alles andere gleichgesetzt, die Erregung des vom Hirn getrennten n. facialis die Absonderung mehr beschleunigt, als der nerv. trigeminus unter den- selben Umständen.
Ein Zahlenausdruck für die Geschwindigkeit der Speichelabsonderung, z. B. ein Quotient aus dem Gewicht der Speicheldrüse in das Gewicht des in der Zeiteinheit abgesonderten Speichels, ist aus Mangel der nöthi- gen Beobachtungen noch aufzustellen. — Die mittlere tägliche
*)Henle’s und Pfeufer’s Zeitschrift. N. F. I. 255.
**) ibid. 285.
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Speicheldrüsen; Absonderungsgeschwindigkeit des Speichels.
Ungewöhnliche Speichelbestandtheile. Wenn man in das Blut Jodkalium bringt,
so zeigt sich dieses im Speichel wieder und zwar sehr bald, während Blutlaugensalz
unter gleichen Bedingungen nicht in ihm vorkommt (Cl. Bernard).
3. Absonderungsgeschwindigkeit des Speichels. — Die Absetzung
der organischen Speichelbestandtheile in die Drüsenräume scheint ziem-
lich ununterbrochen vor sich zu gehen, keinenfalls steigert sie sich in
gleicher Weise wie die des Wassers und der in ihm gelösten Salze.
Wäre dieses der Fall, so könnte der Gehalt an organischen Stoffen mit
der Dauer der Absonderung nicht sinken. Da dieses geschieht, so scheint
der Schluss erlaubt, dass das in die Drüse eindringende Wasser allmäh-
lig die vorher in der Drüse abgesetzten, löslichen oder stark aufquellbaren
Stoffe auswäscht. — Die Absonderungsgeschwindigkeit des Wassers und der
Salze ist ausser einer gewissen, nicht näher bekannten Constitution der
Drüsenelemente und des Bluts abhängig von der Erregung gewisser Ner-
ven (C. Ludwig) *), und insbesondere vom dritten Ast des n. trigeminus
(ram. lingualis und auriculo-temporalis (?)), n. facialis (chorda tympani
und ram. parotidei postici), und glossopharyngeus (C. Rahn) **). Von
diesen Nerven wirken die ersteren, so weit sie sich in die Drüsensub-
stanz einsenken, durch direkte Erregung derselben, die letztern und
wahrscheinlich auch die Zungenäste des ram. lingualis durch reflekto-
rische Uebertragung auf die Absonderung. — Aus diesem Abhängigkeits-
verhältniss ergiebt sich, dass bei vollkommenem Ruhezustand der Nerven
die Absonderung des Speichelwassers vollkommen still steht, während
sie bei irgend einer Erregungsart der genannten Nerven beginnt. Die
Bedingungen, unter denen diese letztere eintritt, sind beim Lebenden ein-
mal Kau- und Sprechbewegungen, wobei auf unwillkührliche Weise die
direkten Speichelnerven vom Hirn aus mit angeregt werden, und dann
die Anwesenheit Geschmack erzeugender Substanzen auf der Zunge,
welche auf reflektorischem Wege die direkten Speichelnerven erregen.
Aus diesem Grunde speicheln wir am stärksten während der Essenszei-
ten, wo sich Kaubewegungen und Geschmacksempfindungen gleichzeitig
einstellen. Die vorliegenden Beobachtungen berechtigen uns zu dem
Schluss, dass die Absonderungsgeschwindigkeit in irgend welchem Ver-
hältniss steigt mit der Stärke der Nervenerregung, und ferner, dass, alles
andere gleichgesetzt, die Erregung des vom Hirn getrennten n. facialis
die Absonderung mehr beschleunigt, als der nerv. trigeminus unter den-
selben Umständen.
Ein Zahlenausdruck für die Geschwindigkeit der Speichelabsonderung,
z. B. ein Quotient aus dem Gewicht der Speicheldrüse in das Gewicht
des in der Zeiteinheit abgesonderten Speichels, ist aus Mangel der nöthi-
gen Beobachtungen noch aufzustellen. — Die mittlere tägliche
*) Henle’s und Pfeufer’s Zeitschrift. N. F. I. 255.
**) ibid. 285.
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/253>, abgerufen am 22.11.2024.
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