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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Minerale.
doch öfter solche, in denen die Basen grade zur Neutralisirung der an-
gegebenen Säuren hinreichten. 2) die Natronsalze überwiegen ausser-
ordentlich, und unter diesen wieder das NaCl, in der Art, dass die
Summe aller übrigen sich zu dem Kochsalz wie 3 und 5 verhält. --
Auf dieses Verhalten hat, wie es scheint, Denis zuerst die Aufmerk-
samkeit gelenkt.

Hiernächst entsteht nun die viel wichtigere Frage, in welcher Ver-
bindung die in der Asche gefundenen Minerale in der Blutflüssigkeit
enthalten sind. Leider befinden wir uns nicht in der Lage, über die-
sen wesentlichsten Theil der Aufgabe Aufschluss zu geben; denn 1) wis-
sen wir überhaupt nicht, in welchen gegenseitigen Anziehungen sich die
Bestandtheile mehrerer Salze befinden, die neben einander gelöst sind,
mit andern Worten, ob z. B. ClKa und 2 NaO PhO5, und wenn sie in
ein und derselben Flüssigkeit gelöst werden, in dieser noch als solche
befindlich sind. -- 2) Kennen wir die Verbindungen der organischen
Säuren des Blutes nicht, insbesondere ist uns die Stellung der eiweiss-
artigen Stoffe, welche nach Wurtz und Lieberkühn schwache Säu-
ren darstellen, zu den Basen unbekannt. -- 3) Ist bis jetzt noch keine
Angabe geschehen, ob in der Blutflüssigkeit SO3 Salze vorkommen und in
welcher Menge. -- 4) Wie mehrt sich mit der Verbrennung die Menge
der Phosphorsäure? Angesichts dieser Bedenken lässt sich nur Folgen-
des aussprechen.

Ein Theil des KO oder NaO ist mit den eiweissartigen Stoffen ver-
bunden, da wie schon erwähnt, diese zum Theil durch Zusetzen einer
Säure zum Serum und zwar entweder sogleich, oder nach vorgängigem
Kochen gefällt werden.

Die phosphorsaure Kalk- und Bittererde ist mit den Eiweisskörpern
verbunden, und zwar wahrscheinlich als dreibasisch phosphorsaure. Diese
Annahme gründet sich darauf, dass in einer alkalisch reagirenden Flüs-
sigkeit, wie sie das Blut darstellt, die erwähnten Salze nur dann löslich
sind, wenn sie mit Eiweissstoffen verbunden vorkommen; die mit dem
Eiweissstoffe des Blutserums verbundene phosphorsaure Kalkerde (und
Magnesia?) ist aber nach Heintz dreibasische.

Die Blutflüssigkeit enthält wahrscheinlich kohlensaure Alkalien. Denn
wenn man aus der Blutflüssigkeit durch Kochen und die Luftpumpe alle
mechanisch eingemengte CO2 entfernt hat, kann durch eine zugesetzte
Säure eine neue Quantität CO2 unter der Luftpumpe aus ihr erhalten
werden*).

Die Gründe, aus denen Liebig und Enderlin die Anwesenheit der kohlen-
sauren Salze läugneten, scheinen widerlegt zu sein. Jene Chemiker stützten sich

*) Marchand, Journ. für pr. Chemie 37. Bd. p. 321. -- Ueber die Controverse siehe ausser der
alten Literatur von Gmelin, Tiedemann, v. Ensehut u. s. w. -- Liebig, Annalen. 57. Bd. 126. --
Lehmann, Jour. für pr. Chemie. 40. Bd. 133. -- Mulder, Scheik, Onderzoek, V. Deel 435.

Minerale.
doch öfter solche, in denen die Basen grade zur Neutralisirung der an-
gegebenen Säuren hinreichten. 2) die Natronsalze überwiegen ausser-
ordentlich, und unter diesen wieder das NaCl, in der Art, dass die
Summe aller übrigen sich zu dem Kochsalz wie 3 und 5 verhält. —
Auf dieses Verhalten hat, wie es scheint, Denis zuerst die Aufmerk-
samkeit gelenkt.

Hiernächst entsteht nun die viel wichtigere Frage, in welcher Ver-
bindung die in der Asche gefundenen Minerale in der Blutflüssigkeit
enthalten sind. Leider befinden wir uns nicht in der Lage, über die-
sen wesentlichsten Theil der Aufgabe Aufschluss zu geben; denn 1) wis-
sen wir überhaupt nicht, in welchen gegenseitigen Anziehungen sich die
Bestandtheile mehrerer Salze befinden, die neben einander gelöst sind,
mit andern Worten, ob z. B. ClKa und 2 NaO PhO5, und wenn sie in
ein und derselben Flüssigkeit gelöst werden, in dieser noch als solche
befindlich sind. — 2) Kennen wir die Verbindungen der organischen
Säuren des Blutes nicht, insbesondere ist uns die Stellung der eiweiss-
artigen Stoffe, welche nach Wurtz und Lieberkühn schwache Säu-
ren darstellen, zu den Basen unbekannt. — 3) Ist bis jetzt noch keine
Angabe geschehen, ob in der Blutflüssigkeit SO3 Salze vorkommen und in
welcher Menge. — 4) Wie mehrt sich mit der Verbrennung die Menge
der Phosphorsäure? Angesichts dieser Bedenken lässt sich nur Folgen-
des aussprechen.

Ein Theil des KO oder NaO ist mit den eiweissartigen Stoffen ver-
bunden, da wie schon erwähnt, diese zum Theil durch Zusetzen einer
Säure zum Serum und zwar entweder sogleich, oder nach vorgängigem
Kochen gefällt werden.

Die phosphorsaure Kalk- und Bittererde ist mit den Eiweisskörpern
verbunden, und zwar wahrscheinlich als dreibasisch phosphorsaure. Diese
Annahme gründet sich darauf, dass in einer alkalisch reagirenden Flüs-
sigkeit, wie sie das Blut darstellt, die erwähnten Salze nur dann löslich
sind, wenn sie mit Eiweissstoffen verbunden vorkommen; die mit dem
Eiweissstoffe des Blutserums verbundene phosphorsaure Kalkerde (und
Magnesia?) ist aber nach Heintz dreibasische.

Die Blutflüssigkeit enthält wahrscheinlich kohlensaure Alkalien. Denn
wenn man aus der Blutflüssigkeit durch Kochen und die Luftpumpe alle
mechanisch eingemengte CO2 entfernt hat, kann durch eine zugesetzte
Säure eine neue Quantität CO2 unter der Luftpumpe aus ihr erhalten
werden*).

Die Gründe, aus denen Liebig und Enderlin die Anwesenheit der kohlen-
sauren Salze läugneten, scheinen widerlegt zu sein. Jene Chemiker stützten sich

*) Marchand, Journ. für pr. Chemie 37. Bd. p. 321. — Ueber die Controverse siehe ausser der
alten Literatur von Gmelin, Tiedemann, v. Ensehut u. s. w. — Liebig, Annalen. 57. Bd. 126. —
Lehmann, Jour. für pr. Chemie. 40. Bd. 133. — Mulder, Scheik, Onderzoek, V. Deel 435.
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[7/0023] Minerale. doch öfter solche, in denen die Basen grade zur Neutralisirung der an- gegebenen Säuren hinreichten. 2) die Natronsalze überwiegen ausser- ordentlich, und unter diesen wieder das NaCl, in der Art, dass die Summe aller übrigen sich zu dem Kochsalz wie 3 und 5 verhält. — Auf dieses Verhalten hat, wie es scheint, Denis zuerst die Aufmerk- samkeit gelenkt. Hiernächst entsteht nun die viel wichtigere Frage, in welcher Ver- bindung die in der Asche gefundenen Minerale in der Blutflüssigkeit enthalten sind. Leider befinden wir uns nicht in der Lage, über die- sen wesentlichsten Theil der Aufgabe Aufschluss zu geben; denn 1) wis- sen wir überhaupt nicht, in welchen gegenseitigen Anziehungen sich die Bestandtheile mehrerer Salze befinden, die neben einander gelöst sind, mit andern Worten, ob z. B. ClKa und 2 NaO PhO5, und wenn sie in ein und derselben Flüssigkeit gelöst werden, in dieser noch als solche befindlich sind. — 2) Kennen wir die Verbindungen der organischen Säuren des Blutes nicht, insbesondere ist uns die Stellung der eiweiss- artigen Stoffe, welche nach Wurtz und Lieberkühn schwache Säu- ren darstellen, zu den Basen unbekannt. — 3) Ist bis jetzt noch keine Angabe geschehen, ob in der Blutflüssigkeit SO3 Salze vorkommen und in welcher Menge. — 4) Wie mehrt sich mit der Verbrennung die Menge der Phosphorsäure? Angesichts dieser Bedenken lässt sich nur Folgen- des aussprechen. Ein Theil des KO oder NaO ist mit den eiweissartigen Stoffen ver- bunden, da wie schon erwähnt, diese zum Theil durch Zusetzen einer Säure zum Serum und zwar entweder sogleich, oder nach vorgängigem Kochen gefällt werden. Die phosphorsaure Kalk- und Bittererde ist mit den Eiweisskörpern verbunden, und zwar wahrscheinlich als dreibasisch phosphorsaure. Diese Annahme gründet sich darauf, dass in einer alkalisch reagirenden Flüs- sigkeit, wie sie das Blut darstellt, die erwähnten Salze nur dann löslich sind, wenn sie mit Eiweissstoffen verbunden vorkommen; die mit dem Eiweissstoffe des Blutserums verbundene phosphorsaure Kalkerde (und Magnesia?) ist aber nach Heintz dreibasische. Die Blutflüssigkeit enthält wahrscheinlich kohlensaure Alkalien. Denn wenn man aus der Blutflüssigkeit durch Kochen und die Luftpumpe alle mechanisch eingemengte CO2 entfernt hat, kann durch eine zugesetzte Säure eine neue Quantität CO2 unter der Luftpumpe aus ihr erhalten werden *). Die Gründe, aus denen Liebig und Enderlin die Anwesenheit der kohlen- sauren Salze läugneten, scheinen widerlegt zu sein. Jene Chemiker stützten sich *) Marchand, Journ. für pr. Chemie 37. Bd. p. 321. — Ueber die Controverse siehe ausser der alten Literatur von Gmelin, Tiedemann, v. Ensehut u. s. w. — Liebig, Annalen. 57. Bd. 126. — Lehmann, Jour. für pr. Chemie. 40. Bd. 133. — Mulder, Scheik, Onderzoek, V. Deel 435.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/23>, abgerufen am 23.11.2024.