Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.Knochen. Verkalkung des Knorpels zwischen Mittel- und Endstücken u. s. w.Unklar bleibt es aber, warum nun auch zu dieser Zeit die Knochenbildung nach andern Seiten stillsteht, warum sich also der nach der Länge ausgewachsene Knochen nicht noch fortwährend verdickt u. s. w. Der Knochen gehört zu denjenigen Geweben, welche sich im Er- Die chemische Entwickelung des Knochens ist so gut wie unbekannt. Da sich bei Der ausgewachsene Knochen verändert *) sich während des Lebens, *) Bibra, l. c. -- Valentin, Lehrbuch d. Physiologie. 2. Aufl. I. Bd. 700. -- Schuchardt,
Quaedam de effectu etc. Marb. 1847. in Valentin's Jahresb. für 1848. p. 144. -- Floureus, compt. rend. XIX. Bd. p. 1061 u. ibid. XXI. -- B. Heine in Graefe u. Walther's Journal f. Chirurgie. 1836. Knochen. Verkalkung des Knorpels zwischen Mittel- und Endstücken u. s. w.Unklar bleibt es aber, warum nun auch zu dieser Zeit die Knochenbildung nach andern Seiten stillsteht, warum sich also der nach der Länge ausgewachsene Knochen nicht noch fortwährend verdickt u. s. w. Der Knochen gehört zu denjenigen Geweben, welche sich im Er- Die chemische Entwickelung des Knochens ist so gut wie unbekannt. Da sich bei Der ausgewachsene Knochen verändert *) sich während des Lebens, *) Bibra, l. c. — Valentin, Lehrbuch d. Physiologie. 2. Aufl. I. Bd. 700. — Schuchardt,
Quaedam de effectu etc. Marb. 1847. in Valentin’s Jahresb. für 1848. p. 144. — Floureus, compt. rend. XIX. Bd. p. 1061 u. ibid. XXI. — B. Heine in Graefe u. Walther’s Journal f. Chirurgie. 1836. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0214" n="198"/><fw place="top" type="header">Knochen.</fw><lb/> Verkalkung des Knorpels zwischen Mittel- und Endstücken u. s. w.<lb/> Unklar bleibt es aber, warum nun auch zu dieser Zeit die Knochenbildung<lb/> nach andern Seiten stillsteht, warum sich also der nach der Länge<lb/> ausgewachsene Knochen nicht noch fortwährend verdickt u. s. w.</p><lb/> <p>Der Knochen gehört zu denjenigen Geweben, welche sich im Er-<lb/> wachsenen leicht neu bilden. Am gewöhnlichsten geschieht dieses ent-<lb/> weder an oder innerhalb der vorhandenen Knochen (Knochenbrüche)<lb/> oder wenigstens innerhalb eines schon vorhandenen Periosts. Doch kann<lb/> er auch ohne diese Bedingungen entstehen, wie die Beobachtungen von<lb/> H. <hi rendition="#g">Meyer</hi>, R. <hi rendition="#g">Wagner, Wittich</hi> u. A. nachweisen, welche wahre<lb/> Knochenbildung in der Haut, der Linse, dem Glaskörper aufdeckten.</p><lb/> <p>Die chemische Entwickelung des Knochens ist so gut wie unbekannt. Da sich bei<lb/> der Verknöcherung des Primordialknorpels die weiche Grundlage aus Collagen in<lb/> Chondrigen verwandelt, so könnte man zur Vermuthung kommen, dass zu den an den<lb/> grösseren Gestaltveränderungen sichtbaren Ein- und Umlagerung der Atome noch eine<lb/> zweite unsichtbare kommt. — <hi rendition="#g">Kölliker</hi> behauptet, dass der aus der Periostauf-<lb/> lagerung hervorgehende Knochen sogleich in collagenes Bindegewebe eingelagert<lb/> werde; nach den mikrochemischen Reaktionen von <hi rendition="#g">Bruch</hi> kann dieses noch zwei-<lb/> felhaft erscheinen.</p><lb/> <p>Der ausgewachsene Knochen verändert <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Bibra</hi>, l. c. — <hi rendition="#g">Valentin</hi>, Lehrbuch d. Physiologie. 2. Aufl. I. Bd. 700. — <hi rendition="#g">Schuchardt</hi>,<lb/> Quaedam de effectu etc. Marb. 1847. in <hi rendition="#g">Valentin’s</hi> Jahresb. für 1848. p. 144. — <hi rendition="#g">Floureus</hi>,<lb/> compt. rend. XIX. Bd. p. 1061 u. ibid. XXI. — B. <hi rendition="#g">Heine</hi> in <hi rendition="#g">Graefe</hi> u. <hi rendition="#g">Walther’s</hi> Journal<lb/> f. Chirurgie. 1836.</note> sich während des Lebens,<lb/> und zwar unzweifelhaft mit Hülfe des Blutes und der Säfte, welche durch<lb/> die zahlreichen Blutgefässe und die zahllosen Spältchen und Lücken der<lb/> corp. radiata in ihm umhergeführt werden. Beweise hierfür liegen schon<lb/> in den angeführten chemischen Thatsachen, dass der Erdgehalt der Kno-<lb/> chen von der Geburt bis zur Reife, und dass er im Knochen der stark<lb/> angestrengt worden, zunimmt. Hier fügen wir noch hinzu, dass die Kno-<lb/> chen sich verdünnen, wenn ihre Muskeln gelähmt sind, oder wenn man<lb/> die Nahrungsmittel, oder auch nur den Kalkgehalt derselben mindert.<lb/> Diese letztere Erfahrung führt zu der Ableitung, dass während des Le-<lb/> bens stetig Knochenmasse aufgelöst und dafür neue eingesetzt wird, sie<lb/> beweist aber nicht, dass während des ganzen Lebens ununterbrochen<lb/> unter das Periost neue Knochenmassen eingelagert und in der Markhöhle<lb/> alte aufgelöst werden. Diese Anschauungsweise empfängt auch nicht<lb/> einmal eine Bestätigung durch die Ergebnisse zweier berühmter Ver-<lb/> suchsreihen. Schiebt man ein Stück eines edlen Metalls, ohne Verletzung<lb/> des Knochens zwischen Periost und Knochenoberfläche, so findet man<lb/> dieses nach längerer Zeit in der Markhöhle, während es vom Periost<lb/> durch eine Lage von Knochenstoff getrennt ist. Offenbar ist hier das<lb/> vom Periost getrennte Knochenstück der Auflösung anheim gefallen und<lb/> eine vom Periost ausgehende Neubildung an seine Stelle getreten, aber<lb/> damit ist nur die alte chirurgische Erfahrung bestätigt, dass ein Knochen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [198/0214]
Knochen.
Verkalkung des Knorpels zwischen Mittel- und Endstücken u. s. w.
Unklar bleibt es aber, warum nun auch zu dieser Zeit die Knochenbildung
nach andern Seiten stillsteht, warum sich also der nach der Länge
ausgewachsene Knochen nicht noch fortwährend verdickt u. s. w.
Der Knochen gehört zu denjenigen Geweben, welche sich im Er-
wachsenen leicht neu bilden. Am gewöhnlichsten geschieht dieses ent-
weder an oder innerhalb der vorhandenen Knochen (Knochenbrüche)
oder wenigstens innerhalb eines schon vorhandenen Periosts. Doch kann
er auch ohne diese Bedingungen entstehen, wie die Beobachtungen von
H. Meyer, R. Wagner, Wittich u. A. nachweisen, welche wahre
Knochenbildung in der Haut, der Linse, dem Glaskörper aufdeckten.
Die chemische Entwickelung des Knochens ist so gut wie unbekannt. Da sich bei
der Verknöcherung des Primordialknorpels die weiche Grundlage aus Collagen in
Chondrigen verwandelt, so könnte man zur Vermuthung kommen, dass zu den an den
grösseren Gestaltveränderungen sichtbaren Ein- und Umlagerung der Atome noch eine
zweite unsichtbare kommt. — Kölliker behauptet, dass der aus der Periostauf-
lagerung hervorgehende Knochen sogleich in collagenes Bindegewebe eingelagert
werde; nach den mikrochemischen Reaktionen von Bruch kann dieses noch zwei-
felhaft erscheinen.
Der ausgewachsene Knochen verändert *) sich während des Lebens,
und zwar unzweifelhaft mit Hülfe des Blutes und der Säfte, welche durch
die zahlreichen Blutgefässe und die zahllosen Spältchen und Lücken der
corp. radiata in ihm umhergeführt werden. Beweise hierfür liegen schon
in den angeführten chemischen Thatsachen, dass der Erdgehalt der Kno-
chen von der Geburt bis zur Reife, und dass er im Knochen der stark
angestrengt worden, zunimmt. Hier fügen wir noch hinzu, dass die Kno-
chen sich verdünnen, wenn ihre Muskeln gelähmt sind, oder wenn man
die Nahrungsmittel, oder auch nur den Kalkgehalt derselben mindert.
Diese letztere Erfahrung führt zu der Ableitung, dass während des Le-
bens stetig Knochenmasse aufgelöst und dafür neue eingesetzt wird, sie
beweist aber nicht, dass während des ganzen Lebens ununterbrochen
unter das Periost neue Knochenmassen eingelagert und in der Markhöhle
alte aufgelöst werden. Diese Anschauungsweise empfängt auch nicht
einmal eine Bestätigung durch die Ergebnisse zweier berühmter Ver-
suchsreihen. Schiebt man ein Stück eines edlen Metalls, ohne Verletzung
des Knochens zwischen Periost und Knochenoberfläche, so findet man
dieses nach längerer Zeit in der Markhöhle, während es vom Periost
durch eine Lage von Knochenstoff getrennt ist. Offenbar ist hier das
vom Periost getrennte Knochenstück der Auflösung anheim gefallen und
eine vom Periost ausgehende Neubildung an seine Stelle getreten, aber
damit ist nur die alte chirurgische Erfahrung bestätigt, dass ein Knochen
*) Bibra, l. c. — Valentin, Lehrbuch d. Physiologie. 2. Aufl. I. Bd. 700. — Schuchardt,
Quaedam de effectu etc. Marb. 1847. in Valentin’s Jahresb. für 1848. p. 144. — Floureus,
compt. rend. XIX. Bd. p. 1061 u. ibid. XXI. — B. Heine in Graefe u. Walther’s Journal
f. Chirurgie. 1836.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |