Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

Fette und Extracte.
tene Schwefel ist gleich demjenigen des Proteins durch Erwärmen in
Kaliauflösung nicht abscheidbar. --

4. Fette*), wahrscheinlich fette Säuren, werden nur in sehr ge-
ringer Menge aus der Blutflüssigkeit gewonnen; sie sind, wie man ver-
muthet, entweder an die Alkalien des Bluts, mit denen sie Seifen dar-
stellen, gebunden gewesen, oder sie sind Zersetzungsprodukte der phos-
phorhaltigen Fette (Gobley). Man erhält sie, wenn man die Flüssig-
keit, welche nach Gerinnung des Eiweisses durch die Hitze zurückbleibt,
filtrirt, eindampft und mit Aether auszieht. -- Ausserdem enthalten, wie
erwähnt, Faserstoff und Eiweiss, wenn sie niedergefallen sind, Fette, über
deren Ursprung wir im Unklaren sind; vielleicht waren sie in den Blut-
und Lymphkörperchen eingeschlossen, welche jene Stoffe beim Coaguliren
mit sich rissen. --

5. Fettähnliche Stoffe**). Das Cholestearin, welches in der
Blutflüssigkeit vorkommt (Marcet), soll in den Seifen derselben gelöst
sein. -- Das Gemenge fettartiger, für sich in Wasser unlöslicher Kör-
per, welchem Boudet den Namen Serolin gab, ist später häufig wieder-
gefunden; über seine Zusammensetzung und die Art, wie es im Blut-
wasser gelöst ist, fehlt eine Angabe. Gobley zählt unter die Bestand-
theile des Serolin: Lecethin, Cerebrin, Olein, Margarin, eine Angabe, die
eine weitere Bestätigung erwartet. --

6--12. Kreatin, Kreatinin, Harnstoff, Zucker, Harn-,
Hippur-
und Milchsäure enthält das Blutwasser in sehr geringer
Menge; nur der Zucker ist zuweilen reichlich vorhanden. Die hier auf-
gezählten Stoffe machen wesentlich das aus, was man als spirituose
Blutextracte bezeichnet, ein Namen, der darum aufzugeben ist; weil die
einzelnen Glieder des Gemenges, weder quantitativ, noch qualitativ sich
gleich bleiben. --

13. Die Mineralischen Bestandtheile der menschlichen Blut-
flüssigkeit hat man bis dahin meist aus der Asche ihres eingetrockneten
Rückstandes bestimmt, aus diesem Grunde müssen den Angaben Fehler
anhaften über den Gehalt an Chlor, Schwefel- und Phosphorsäure; und
da man bei der Aschendarstellung die Vorsichtsmassregeln nicht in Anwen-
dung brachte, welche nach den Versuchen von Erdmann, Strecker***),
H. Rose,+) Mitscherlich und Heintz++) nothwendig sind, so ist
auch der Gehalt an Kalium und Natrium fehlerhaft bekannt geworden.

Die Veränderungen, welche mit den Blutmineralen bei der Aschenbereitung vor
sich gehen, bestehen darin, dass die Menge der SO3 und unter Umständen die der
Ph2O5 vermehrt wird, in Folge einer Oxydation des Schwefels der eiweisshaltigen

*) Marcet in Liebig u. Kopp Jahresbericht für 1851. 587.
**) Verdeil u. Marcet in Liebig und Kopp Jahresbericht für 1851. p. 588. -- Gobley ibid.
***) Liebigs Annalen. 73. Bd.
+) Poggend. Annalen. 79. Bd.
++) Zoochemie, Berlin 1853. p. 868.

Fette und Extracte.
tene Schwefel ist gleich demjenigen des Proteïns durch Erwärmen in
Kaliauflösung nicht abscheidbar. —

4. Fette*), wahrscheinlich fette Säuren, werden nur in sehr ge-
ringer Menge aus der Blutflüssigkeit gewonnen; sie sind, wie man ver-
muthet, entweder an die Alkalien des Bluts, mit denen sie Seifen dar-
stellen, gebunden gewesen, oder sie sind Zersetzungsprodukte der phos-
phorhaltigen Fette (Gobley). Man erhält sie, wenn man die Flüssig-
keit, welche nach Gerinnung des Eiweisses durch die Hitze zurückbleibt,
filtrirt, eindampft und mit Aether auszieht. — Ausserdem enthalten, wie
erwähnt, Faserstoff und Eiweiss, wenn sie niedergefallen sind, Fette, über
deren Ursprung wir im Unklaren sind; vielleicht waren sie in den Blut-
und Lymphkörperchen eingeschlossen, welche jene Stoffe beim Coaguliren
mit sich rissen. —

5. Fettähnliche Stoffe**). Das Cholestearin, welches in der
Blutflüssigkeit vorkommt (Marcet), soll in den Seifen derselben gelöst
sein. — Das Gemenge fettartiger, für sich in Wasser unlöslicher Kör-
per, welchem Boudet den Namen Serolin gab, ist später häufig wieder-
gefunden; über seine Zusammensetzung und die Art, wie es im Blut-
wasser gelöst ist, fehlt eine Angabe. Gobley zählt unter die Bestand-
theile des Serolin: Lecethin, Cerebrin, Oleïn, Margarin, eine Angabe, die
eine weitere Bestätigung erwartet. —

6—12. Kreatin, Kreatinin, Harnstoff, Zucker, Harn-,
Hippur-
und Milchsäure enthält das Blutwasser in sehr geringer
Menge; nur der Zucker ist zuweilen reichlich vorhanden. Die hier auf-
gezählten Stoffe machen wesentlich das aus, was man als spirituose
Blutextracte bezeichnet, ein Namen, der darum aufzugeben ist; weil die
einzelnen Glieder des Gemenges, weder quantitativ, noch qualitativ sich
gleich bleiben. —

13. Die Mineralischen Bestandtheile der menschlichen Blut-
flüssigkeit hat man bis dahin meist aus der Asche ihres eingetrockneten
Rückstandes bestimmt, aus diesem Grunde müssen den Angaben Fehler
anhaften über den Gehalt an Chlor, Schwefel- und Phosphorsäure; und
da man bei der Aschendarstellung die Vorsichtsmassregeln nicht in Anwen-
dung brachte, welche nach den Versuchen von Erdmann, Strecker***),
H. Rose,†) Mitscherlich und Heintz††) nothwendig sind, so ist
auch der Gehalt an Kalium und Natrium fehlerhaft bekannt geworden.

Die Veränderungen, welche mit den Blutmineralen bei der Aschenbereitung vor
sich gehen, bestehen darin, dass die Menge der SO3 und unter Umständen die der
Ph2O5 vermehrt wird, in Folge einer Oxydation des Schwefels der eiweisshaltigen

*) Marcet in Liebig u. Kopp Jahresbericht für 1851. 587.
**) Verdeil u. Marcet in Liebig und Kopp Jahresbericht für 1851. p. 588. — Gobley ibid.
***) Liebigs Annalen. 73. Bd.
†) Poggend. Annalen. 79. Bd.
††) Zoochemie, Berlin 1853. p. 868.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0021" n="5"/><fw place="top" type="header">Fette und Extracte.</fw><lb/>
tene Schwefel ist gleich demjenigen des Proteïns durch Erwärmen in<lb/>
Kaliauflösung nicht abscheidbar. &#x2014;</p><lb/>
            <p><hi rendition="#b">4.</hi><hi rendition="#g">Fette</hi><note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Marcet</hi> in <hi rendition="#g">Liebig</hi> u. <hi rendition="#g">Kopp</hi> Jahresbericht für 1851. 587.</note>, wahrscheinlich fette Säuren, werden nur in sehr ge-<lb/>
ringer Menge aus der Blutflüssigkeit gewonnen; sie sind, wie man ver-<lb/>
muthet, entweder an die Alkalien des Bluts, mit denen sie Seifen dar-<lb/>
stellen, gebunden gewesen, oder sie sind Zersetzungsprodukte der phos-<lb/>
phorhaltigen Fette (<hi rendition="#g">Gobley</hi>). Man erhält sie, wenn man die Flüssig-<lb/>
keit, welche nach Gerinnung des Eiweisses durch die Hitze zurückbleibt,<lb/>
filtrirt, eindampft und mit Aether auszieht. &#x2014; Ausserdem enthalten, wie<lb/>
erwähnt, Faserstoff und Eiweiss, wenn sie niedergefallen sind, Fette, über<lb/>
deren Ursprung wir im Unklaren sind; vielleicht waren sie in den Blut-<lb/>
und Lymphkörperchen eingeschlossen, welche jene Stoffe beim Coaguliren<lb/>
mit sich rissen. &#x2014;</p><lb/>
            <p><hi rendition="#b">5.</hi><hi rendition="#g">Fettähnliche Stoffe</hi><note place="foot" n="**)"><hi rendition="#g">Verdeil</hi> u. <hi rendition="#g">Marcet</hi> in <hi rendition="#g">Liebig</hi> und <hi rendition="#g">Kopp</hi> Jahresbericht für 1851. p. 588. &#x2014; <hi rendition="#g">Gobley</hi> ibid.</note>. Das Cholestearin, welches in der<lb/>
Blutflüssigkeit vorkommt (<hi rendition="#g">Marcet</hi>), soll in den Seifen derselben gelöst<lb/>
sein. &#x2014; Das Gemenge fettartiger, für sich in Wasser unlöslicher Kör-<lb/>
per, welchem <hi rendition="#g">Boudet</hi> den Namen Serolin gab, ist später häufig wieder-<lb/>
gefunden; über seine Zusammensetzung und die Art, wie es im Blut-<lb/>
wasser gelöst ist, fehlt eine Angabe. <hi rendition="#g">Gobley</hi> zählt unter die Bestand-<lb/>
theile des Serolin: Lecethin, Cerebrin, Oleïn, Margarin, eine Angabe, die<lb/>
eine weitere Bestätigung erwartet. &#x2014;</p><lb/>
            <p><hi rendition="#b">6&#x2014;12.</hi><hi rendition="#g">Kreatin, Kreatinin, Harnstoff, Zucker, Harn-,<lb/>
Hippur-</hi> und <hi rendition="#g">Milchsäure</hi> enthält das Blutwasser in sehr geringer<lb/>
Menge; nur der Zucker ist zuweilen reichlich vorhanden. Die hier auf-<lb/>
gezählten Stoffe machen wesentlich das aus, was man als spirituose<lb/>
Blutextracte bezeichnet, ein Namen, der darum aufzugeben ist; weil die<lb/>
einzelnen Glieder des Gemenges, weder quantitativ, noch qualitativ sich<lb/>
gleich bleiben. &#x2014;</p><lb/>
            <p><hi rendition="#b">13.</hi> Die <hi rendition="#g">Mineralischen Bestandtheile</hi> der menschlichen Blut-<lb/>
flüssigkeit hat man bis dahin meist aus der Asche ihres eingetrockneten<lb/>
Rückstandes bestimmt, aus diesem Grunde müssen den Angaben Fehler<lb/>
anhaften über den Gehalt an Chlor, Schwefel- und Phosphorsäure; und<lb/>
da man bei der Aschendarstellung die Vorsichtsmassregeln nicht in Anwen-<lb/>
dung brachte, welche nach den Versuchen von <hi rendition="#g">Erdmann, Strecker</hi><note place="foot" n="***)"><hi rendition="#g">Liebigs</hi> Annalen. 73. Bd.</note>,<lb/>
H. <hi rendition="#g">Rose</hi>,<note place="foot" n="&#x2020;)"><hi rendition="#g">Poggend</hi>. Annalen. 79. Bd.</note> <hi rendition="#g">Mitscherlich</hi> und <hi rendition="#g">Heintz</hi><note place="foot" n="&#x2020;&#x2020;)">Zoochemie, Berlin 1853. p. 868.</note> nothwendig sind, so ist<lb/>
auch der Gehalt an Kalium und Natrium fehlerhaft bekannt geworden.</p><lb/>
            <p>Die Veränderungen, welche mit den Blutmineralen bei der Aschenbereitung vor<lb/>
sich gehen, bestehen darin, dass die Menge der SO<hi rendition="#sub">3</hi> und unter Umständen die der<lb/>
Ph<hi rendition="#sub">2</hi>O<hi rendition="#sub">5</hi> vermehrt wird, in Folge einer Oxydation des Schwefels der eiweisshaltigen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0021] Fette und Extracte. tene Schwefel ist gleich demjenigen des Proteïns durch Erwärmen in Kaliauflösung nicht abscheidbar. — 4. Fette *), wahrscheinlich fette Säuren, werden nur in sehr ge- ringer Menge aus der Blutflüssigkeit gewonnen; sie sind, wie man ver- muthet, entweder an die Alkalien des Bluts, mit denen sie Seifen dar- stellen, gebunden gewesen, oder sie sind Zersetzungsprodukte der phos- phorhaltigen Fette (Gobley). Man erhält sie, wenn man die Flüssig- keit, welche nach Gerinnung des Eiweisses durch die Hitze zurückbleibt, filtrirt, eindampft und mit Aether auszieht. — Ausserdem enthalten, wie erwähnt, Faserstoff und Eiweiss, wenn sie niedergefallen sind, Fette, über deren Ursprung wir im Unklaren sind; vielleicht waren sie in den Blut- und Lymphkörperchen eingeschlossen, welche jene Stoffe beim Coaguliren mit sich rissen. — 5. Fettähnliche Stoffe **). Das Cholestearin, welches in der Blutflüssigkeit vorkommt (Marcet), soll in den Seifen derselben gelöst sein. — Das Gemenge fettartiger, für sich in Wasser unlöslicher Kör- per, welchem Boudet den Namen Serolin gab, ist später häufig wieder- gefunden; über seine Zusammensetzung und die Art, wie es im Blut- wasser gelöst ist, fehlt eine Angabe. Gobley zählt unter die Bestand- theile des Serolin: Lecethin, Cerebrin, Oleïn, Margarin, eine Angabe, die eine weitere Bestätigung erwartet. — 6—12. Kreatin, Kreatinin, Harnstoff, Zucker, Harn-, Hippur- und Milchsäure enthält das Blutwasser in sehr geringer Menge; nur der Zucker ist zuweilen reichlich vorhanden. Die hier auf- gezählten Stoffe machen wesentlich das aus, was man als spirituose Blutextracte bezeichnet, ein Namen, der darum aufzugeben ist; weil die einzelnen Glieder des Gemenges, weder quantitativ, noch qualitativ sich gleich bleiben. — 13. Die Mineralischen Bestandtheile der menschlichen Blut- flüssigkeit hat man bis dahin meist aus der Asche ihres eingetrockneten Rückstandes bestimmt, aus diesem Grunde müssen den Angaben Fehler anhaften über den Gehalt an Chlor, Schwefel- und Phosphorsäure; und da man bei der Aschendarstellung die Vorsichtsmassregeln nicht in Anwen- dung brachte, welche nach den Versuchen von Erdmann, Strecker ***), H. Rose, †) Mitscherlich und Heintz ††) nothwendig sind, so ist auch der Gehalt an Kalium und Natrium fehlerhaft bekannt geworden. Die Veränderungen, welche mit den Blutmineralen bei der Aschenbereitung vor sich gehen, bestehen darin, dass die Menge der SO3 und unter Umständen die der Ph2O5 vermehrt wird, in Folge einer Oxydation des Schwefels der eiweisshaltigen *) Marcet in Liebig u. Kopp Jahresbericht für 1851. 587. **) Verdeil u. Marcet in Liebig und Kopp Jahresbericht für 1851. p. 588. — Gobley ibid. ***) Liebigs Annalen. 73. Bd. †) Poggend. Annalen. 79. Bd. ††) Zoochemie, Berlin 1853. p. 868.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/21
Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/21>, abgerufen am 18.12.2024.