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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Verzeichnung der absoluten Spannungswerthe.
nung des Bluts in der art. carotis *). Aus zahlreichen Beobach-
tungen, welche sich meist auf eine minutenlange Beobachtungszeit be-
ziehen, geht hervor, dass der Mitteldruck schwankte beim Pferd zwischen
321 bis 110 MM. Hg, beim Schaaf zwischen 206 bis 98 MM., beim
Hund von 172 bis 88 MM. Hg, bei der Katze von 150 bis 71 MM. Hg,
beim Kaninchen von 90 bis 50 MM. Hg. **). -- Diese Erfahrungen leh-
ren, dass zwar im Allgemeinen die Grösse des Thiers und der mittlere
Blutdruck in der a. carotis abnehmen, aber keineswegs so, dass das bei
einer kleinern Thierart beobachtete Maximum unter das bei dem grösse-
ren gefundenen Minimum herabsinkt. Die auf den ersten Blick auf-
fallende Erscheinung, dass Thiere von sehr verschiedener Grösse, wie
Katzen und Pferde, einen so annähernd gleichen Blutdruck darbieten,
beweist, dass in ihnen die den Blutdruck bestimmenden Umstände: Herz-
kraft, Blutmenge, Gesammtblut der Arterien, Wandungsdicke im Verhält-
niss zum Lumen, Widerstände u. s. w. in den Kreislaufsapparaten
der einzelnen Thiere jedesmal in der Weise gegeneinander geordnet sind,
dass aus ihnen ein annähernd gleicher Werth des mittleren Druckes
resultirt.

Es darf nun als wahrscheinlich angenommen werden, dass der absolute
Werth des Mitteldrucks in der a. carotis des Menschen ebenfalls in die für die
Säugethiere festgestellten Grenzen fällt; indem man dieses anerkennt, wird
man aber zugleich die Unmöglichkeit des schon öfter unternommenen
Beginnens einsehen, eine für den Menschen allgemein giltige Zahlenan-
gabe zu machen; denn offenbar wird beim Menschen gerade wie in den
einzelnen Thiergattungen der Spannungswerth innerhalb sehr weiter Gren-
zen schwanken können. -- Ueber Spannungsminderungen nach dem Ein-
führen von Arzneistoffen (Neutralsalzen, Digitalin, Chloroform, Brech-
weinstein) geben die schon erwähnten Arbeiten von Blake, Brunner
und Lenz Aufschluss.

Haargefässe.

Ihre durch Gesicht und Gefühl bestimmbare Ausdehnung, oder was
dasselbe sagt, die Spannung ihres Inhalts in ein und derselben Provinz,
wechselt mit dem Blutdruck in den Arterien und Venen, mit dem Durch-
messer der Arterien und Venen und namentlich der zu- und abführen-
den, mit der Widerstandsfähigkeit und den Bewegungen der sie um-
schliessenden Gewebe. Dem entsprechend strömt wahrscheinlich für ge-
wöhnlich das Blut in den verschiedenen Abtheilungen des Capillaren-
systems unter verschiedenen Spannungen.

a. Wenn die Spannung in den Arterien steigt, so ist damit zu-

*) Volkmann, l. c. p. 177. -- Beutner, Henle und Pfeufer's Zeitschrift. Neue Folge. II. Bd.
**) Dem weniger Geübten wird der beträchtliche Werth der Drücke, um die es sich handelt, viel-
leicht lebhafter werden, wenn er sich den Quecksilber- in den Wasserdruck übersetzt, was in
jedem Fall geschieht, wenn er die obige Zahl mit 13,5 MM. multiplizirt.

Verzeichnung der absoluten Spannungswerthe.
nung des Bluts in der art. carotis *). Aus zahlreichen Beobach-
tungen, welche sich meist auf eine minutenlange Beobachtungszeit be-
ziehen, geht hervor, dass der Mitteldruck schwankte beim Pferd zwischen
321 bis 110 MM. Hg, beim Schaaf zwischen 206 bis 98 MM., beim
Hund von 172 bis 88 MM. Hg, bei der Katze von 150 bis 71 MM. Hg,
beim Kaninchen von 90 bis 50 MM. Hg. **). — Diese Erfahrungen leh-
ren, dass zwar im Allgemeinen die Grösse des Thiers und der mittlere
Blutdruck in der a. carotis abnehmen, aber keineswegs so, dass das bei
einer kleinern Thierart beobachtete Maximum unter das bei dem grösse-
ren gefundenen Minimum herabsinkt. Die auf den ersten Blick auf-
fallende Erscheinung, dass Thiere von sehr verschiedener Grösse, wie
Katzen und Pferde, einen so annähernd gleichen Blutdruck darbieten,
beweist, dass in ihnen die den Blutdruck bestimmenden Umstände: Herz-
kraft, Blutmenge, Gesammtblut der Arterien, Wandungsdicke im Verhält-
niss zum Lumen, Widerstände u. s. w. in den Kreislaufsapparaten
der einzelnen Thiere jedesmal in der Weise gegeneinander geordnet sind,
dass aus ihnen ein annähernd gleicher Werth des mittleren Druckes
resultirt.

Es darf nun als wahrscheinlich angenommen werden, dass der absolute
Werth des Mitteldrucks in der a. carotis des Menschen ebenfalls in die für die
Säugethiere festgestellten Grenzen fällt; indem man dieses anerkennt, wird
man aber zugleich die Unmöglichkeit des schon öfter unternommenen
Beginnens einsehen, eine für den Menschen allgemein giltige Zahlenan-
gabe zu machen; denn offenbar wird beim Menschen gerade wie in den
einzelnen Thiergattungen der Spannungswerth innerhalb sehr weiter Gren-
zen schwanken können. — Ueber Spannungsminderungen nach dem Ein-
führen von Arzneistoffen (Neutralsalzen, Digitalin, Chloroform, Brech-
weinstein) geben die schon erwähnten Arbeiten von Blake, Brunner
und Lenz Aufschluss.

Haargefässe.

Ihre durch Gesicht und Gefühl bestimmbare Ausdehnung, oder was
dasselbe sagt, die Spannung ihres Inhalts in ein und derselben Provinz,
wechselt mit dem Blutdruck in den Arterien und Venen, mit dem Durch-
messer der Arterien und Venen und namentlich der zu- und abführen-
den, mit der Widerstandsfähigkeit und den Bewegungen der sie um-
schliessenden Gewebe. Dem entsprechend strömt wahrscheinlich für ge-
wöhnlich das Blut in den verschiedenen Abtheilungen des Capillaren-
systems unter verschiedenen Spannungen.

a. Wenn die Spannung in den Arterien steigt, so ist damit zu-

*) Volkmann, l. c. p. 177. — Beutner, Henle und Pfeufer’s Zeitschrift. Neue Folge. II. Bd.
**) Dem weniger Geübten wird der beträchtliche Werth der Drücke, um die es sich handelt, viel-
leicht lebhafter werden, wenn er sich den Quecksilber- in den Wasserdruck übersetzt, was in
jedem Fall geschieht, wenn er die obige Zahl mit 13,5 MM. multiplizirt.
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[120/0136] Verzeichnung der absoluten Spannungswerthe. nung des Bluts in der art. carotis *). Aus zahlreichen Beobach- tungen, welche sich meist auf eine minutenlange Beobachtungszeit be- ziehen, geht hervor, dass der Mitteldruck schwankte beim Pferd zwischen 321 bis 110 MM. Hg, beim Schaaf zwischen 206 bis 98 MM., beim Hund von 172 bis 88 MM. Hg, bei der Katze von 150 bis 71 MM. Hg, beim Kaninchen von 90 bis 50 MM. Hg. **). — Diese Erfahrungen leh- ren, dass zwar im Allgemeinen die Grösse des Thiers und der mittlere Blutdruck in der a. carotis abnehmen, aber keineswegs so, dass das bei einer kleinern Thierart beobachtete Maximum unter das bei dem grösse- ren gefundenen Minimum herabsinkt. Die auf den ersten Blick auf- fallende Erscheinung, dass Thiere von sehr verschiedener Grösse, wie Katzen und Pferde, einen so annähernd gleichen Blutdruck darbieten, beweist, dass in ihnen die den Blutdruck bestimmenden Umstände: Herz- kraft, Blutmenge, Gesammtblut der Arterien, Wandungsdicke im Verhält- niss zum Lumen, Widerstände u. s. w. in den Kreislaufsapparaten der einzelnen Thiere jedesmal in der Weise gegeneinander geordnet sind, dass aus ihnen ein annähernd gleicher Werth des mittleren Druckes resultirt. Es darf nun als wahrscheinlich angenommen werden, dass der absolute Werth des Mitteldrucks in der a. carotis des Menschen ebenfalls in die für die Säugethiere festgestellten Grenzen fällt; indem man dieses anerkennt, wird man aber zugleich die Unmöglichkeit des schon öfter unternommenen Beginnens einsehen, eine für den Menschen allgemein giltige Zahlenan- gabe zu machen; denn offenbar wird beim Menschen gerade wie in den einzelnen Thiergattungen der Spannungswerth innerhalb sehr weiter Gren- zen schwanken können. — Ueber Spannungsminderungen nach dem Ein- führen von Arzneistoffen (Neutralsalzen, Digitalin, Chloroform, Brech- weinstein) geben die schon erwähnten Arbeiten von Blake, Brunner und Lenz Aufschluss. Haargefässe. Ihre durch Gesicht und Gefühl bestimmbare Ausdehnung, oder was dasselbe sagt, die Spannung ihres Inhalts in ein und derselben Provinz, wechselt mit dem Blutdruck in den Arterien und Venen, mit dem Durch- messer der Arterien und Venen und namentlich der zu- und abführen- den, mit der Widerstandsfähigkeit und den Bewegungen der sie um- schliessenden Gewebe. Dem entsprechend strömt wahrscheinlich für ge- wöhnlich das Blut in den verschiedenen Abtheilungen des Capillaren- systems unter verschiedenen Spannungen. a. Wenn die Spannung in den Arterien steigt, so ist damit zu- *) Volkmann, l. c. p. 177. — Beutner, Henle und Pfeufer’s Zeitschrift. Neue Folge. II. Bd. **) Dem weniger Geübten wird der beträchtliche Werth der Drücke, um die es sich handelt, viel- leicht lebhafter werden, wenn er sich den Quecksilber- in den Wasserdruck übersetzt, was in jedem Fall geschieht, wenn er die obige Zahl mit 13,5 MM. multiplizirt.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/136>, abgerufen am 24.11.2024.