Carotis eines Hundes, dessen Vagi erregt worden, während er mit Opium narkotisirt war.
[Tabelle]
Die Blutmenge, die wir nun aber beherbergen, muss in der Zeit veränderlich sein, weil zu dem vorhandenen Blute mittelst der Ernährung stets neue Massen zugeführt und aus ihm auf dem Wege der Absonderung andere entfernt werden. Je nach dem Uebergewicht des einen oder an- dern Hergangs wird also auch die Blutmenge variabel sein. -- b. Die Spannung in der Ruhe ist bei gleicher Anordnung der Gefässröhren von der Ausdehnbarkeit der Röhrenwand abhängig, indem sich nach dieser die für die verlangte Ausdehnung nöthigen Drücke bestimmen. Weil nun die Gefässwandung im engern und weitern Wortsinn wegen ihres Gehal- tes an Muskeln die verschiedenartigste Dehnbarkeit darbietet, je nachdem diese letzteren zusammengezogen oder erschlafft sind, und je nachdem wir den Gliedmaassen diese oder jene Stellung gegeben haben, so kann die Spannung des Bluts bei unveränderter Menge sich nicht unverändert erhalten. Die Aufgaben des Versuchs mit Rücksicht auf diese Fakten stellt sich also dahin, die Spannung zu bestimmen, einmal während die Gefässhöhle durch Muskelwirkung, soweit als dieses überhaupt möglich, beengt und zugleich die Wandungen möglichst widerstandsfähig sind und das anderemal während gerade das Gegentheil beider Umstände vorhan- den ist, weil mit diesen Angaben die Grenzen der möglichen Spannung gegeben wären. Die Bedingungen für diesen Versuch sind aber nicht mit genügender Schärfe zu erhalten und zudem würde sein Ergebniss doch nur individuelle Giltigkeit haben. -- Aus diesen und ähnlichen Gründen müssen wir es ableiten, wenn bei ein und demselben Thier, während seine Blutmasse ungeändert bleibt, der Werth der Spannung wechselt, je nachdem es nur mit Opium, welches die Nerven nicht lähmt, oder mit Chloroform in den Schlaf gebracht, oder, durch letzteres Mittel ge- tödtet, dem Versuch unterworfen würde.
[Tabelle]
Wir müssen wegen der Einzelheiten des Verfahrens auf die Brunner'sche Arbeit verweisen. Hier soll nur der allgemeinen Wichtigkeit wegen die Bestimmung
Veränderlichkeit der ruhenden Spannung.
Carotis eines Hundes, dessen Vagi erregt worden, während er mit Opium narkotisirt war.
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Die Blutmenge, die wir nun aber beherbergen, muss in der Zeit veränderlich sein, weil zu dem vorhandenen Blute mittelst der Ernährung stets neue Massen zugeführt und aus ihm auf dem Wege der Absonderung andere entfernt werden. Je nach dem Uebergewicht des einen oder an- dern Hergangs wird also auch die Blutmenge variabel sein. — b. Die Spannung in der Ruhe ist bei gleicher Anordnung der Gefässröhren von der Ausdehnbarkeit der Röhrenwand abhängig, indem sich nach dieser die für die verlangte Ausdehnung nöthigen Drücke bestimmen. Weil nun die Gefässwandung im engern und weitern Wortsinn wegen ihres Gehal- tes an Muskeln die verschiedenartigste Dehnbarkeit darbietet, je nachdem diese letzteren zusammengezogen oder erschlafft sind, und je nachdem wir den Gliedmaassen diese oder jene Stellung gegeben haben, so kann die Spannung des Bluts bei unveränderter Menge sich nicht unverändert erhalten. Die Aufgaben des Versuchs mit Rücksicht auf diese Fakten stellt sich also dahin, die Spannung zu bestimmen, einmal während die Gefässhöhle durch Muskelwirkung, soweit als dieses überhaupt möglich, beengt und zugleich die Wandungen möglichst widerstandsfähig sind und das anderemal während gerade das Gegentheil beider Umstände vorhan- den ist, weil mit diesen Angaben die Grenzen der möglichen Spannung gegeben wären. Die Bedingungen für diesen Versuch sind aber nicht mit genügender Schärfe zu erhalten und zudem würde sein Ergebniss doch nur individuelle Giltigkeit haben. — Aus diesen und ähnlichen Gründen müssen wir es ableiten, wenn bei ein und demselben Thier, während seine Blutmasse ungeändert bleibt, der Werth der Spannung wechselt, je nachdem es nur mit Opium, welches die Nerven nicht lähmt, oder mit Chloroform in den Schlaf gebracht, oder, durch letzteres Mittel ge- tödtet, dem Versuch unterworfen würde.
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Wir müssen wegen der Einzelheiten des Verfahrens auf die Brunner’sche Arbeit verweisen. Hier soll nur der allgemeinen Wichtigkeit wegen die Bestimmung
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Veränderlichkeit der ruhenden Spannung.
Carotis eines Hundes, dessen Vagi erregt worden, während er mit Opium
narkotisirt war.
Die Blutmenge, die wir nun aber beherbergen, muss in der Zeit
veränderlich sein, weil zu dem vorhandenen Blute mittelst der Ernährung
stets neue Massen zugeführt und aus ihm auf dem Wege der Absonderung
andere entfernt werden. Je nach dem Uebergewicht des einen oder an-
dern Hergangs wird also auch die Blutmenge variabel sein. — b. Die
Spannung in der Ruhe ist bei gleicher Anordnung der Gefässröhren von
der Ausdehnbarkeit der Röhrenwand abhängig, indem sich nach dieser
die für die verlangte Ausdehnung nöthigen Drücke bestimmen. Weil nun
die Gefässwandung im engern und weitern Wortsinn wegen ihres Gehal-
tes an Muskeln die verschiedenartigste Dehnbarkeit darbietet, je nachdem
diese letzteren zusammengezogen oder erschlafft sind, und je nachdem
wir den Gliedmaassen diese oder jene Stellung gegeben haben, so kann
die Spannung des Bluts bei unveränderter Menge sich nicht unverändert
erhalten. Die Aufgaben des Versuchs mit Rücksicht auf diese Fakten
stellt sich also dahin, die Spannung zu bestimmen, einmal während die
Gefässhöhle durch Muskelwirkung, soweit als dieses überhaupt möglich,
beengt und zugleich die Wandungen möglichst widerstandsfähig sind und
das anderemal während gerade das Gegentheil beider Umstände vorhan-
den ist, weil mit diesen Angaben die Grenzen der möglichen Spannung
gegeben wären. Die Bedingungen für diesen Versuch sind aber nicht mit
genügender Schärfe zu erhalten und zudem würde sein Ergebniss doch
nur individuelle Giltigkeit haben. — Aus diesen und ähnlichen Gründen
müssen wir es ableiten, wenn bei ein und demselben Thier, während
seine Blutmasse ungeändert bleibt, der Werth der Spannung wechselt,
je nachdem es nur mit Opium, welches die Nerven nicht lähmt, oder
mit Chloroform in den Schlaf gebracht, oder, durch letzteres Mittel ge-
tödtet, dem Versuch unterworfen würde.
Wir müssen wegen der Einzelheiten des Verfahrens auf die Brunner’sche
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/100>, abgerufen am 22.11.2024.
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