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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852.

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Gusdiffusion.
den kleinen Bronchialzweigen in die grössern, und aus den Sinus der
Nasenhöhlen in diese selbst dringt.

2. Diffusion der Gasarten in tropfbare Flüssigkeiten;
Absorption der Gase. Gerade so wie Luftarten in Räume strömen, die
scheinbar schon von andern Gasen eingenommen sind, dringen sie
auch ohne Zuthun der chemischen Verwandtschaft in tropfbare Flüs-
sigkeiten. Den Beweiss, dass sie in diesen noch als Gase (in den mo-
lekularen Poren der Flüssigkeit) enthalten seien, finden wir darin,
dass die absorbirten Gase dem Mariotteschen Gesetz folgen, denn
das spezifische Gewicht des absorbirten Gases steigt geradezu mit
dem Drucke. Für diese Diffusion gelten folgende Gesetze: a) Eine
jede Flüssigkeit absorbirt von einem jeden Gase nur ein ganz be-
stimmtes Volum; die absorbirte Gewichtsmenge des Gases ist dem-
nach abhängig von dem Drucke, unter welchem sich das Gas in der
Flüssigkeit findet.

So nimmt z. B. 1 Kubikcentimeter Wasser 1 Kubikcentimeter Kohlensäure auf,
gleichgiltig ob die Kohlensäure bei 1/4, 1/2, 1, 2 u. s. w. Atmosphärendruck aufge-
sogen wurde. Die bei verschiedenen Atmosphärendrücken aufgenommenen Gewichts-
mengen der Gasart verhalten sich aber wie die Werthe der Drücke. Das Bedeutungs-
volle bei dem Hergang besteht also darin, dass ein gewisses Gewicht des Wassers
nicht ein bestimmtes Gewicht von CO2, sondern ein bestimmtes Volum HO ein be-
stimmtes Volum CO2 aufnimmt.

b) Die verschiedenen Gasarten und Flüssigkeiten sind in Bezie-
hung auf einander mit besondern Absorptionscoefficienten behaftet, d.
h. in einer jeden Flüssigkeit diffundiren von verschiedenen Gasarten
ganz verschiedene Volumina und eine jede Gasart diffundirt mit ganz
verschiedenen Maastheilen in verschiedenen Flüssigkeiten. c) Aus
der Angabe, dass das Gas als solches in der Flüssigkeit enthalten sei,
folgt die durch die Erfahrung bestätigte Ableitung, dass eine Flüssig-
keit, welche ganz oder theilweise mit einer Luftart gesättigt ist, beim
Einbringen in einen Raum, der mit einer andern Gasart erfüllt ist,
einen Theil seines Gases verliert und umgekehrt einen Antheil des
neuen aufnimmt. Denn da die neue Gasart keinen Druck auf die in der
Flüssigkeit enthaltenen ausübt, dunstet so lange aus dieser letzteren
Gas ab, bis die Gasart innerhalb der Flüssigkeit denselben Druck besitzt
als die ausserhalb desselben befindliche. Aus demselben Grund wird
aber auch das neue Gas in die Flüssigkeit dringen müssen.

Es ist noch nicht gelungen, eine scharfe Vorstellung über den
ganzen Absorptionshergang zu bilden. Man kann nach dem Vorste-
henden nur im Allgemeinen aussprechen, dass die Absorption ebenso-
wohl eine Folge der Spannkräfte in den Gasen als auch der moleku-
lären Anziehungen zwischen Gasen und Flüssigkeiten ist. Zur Hinzu-
ziehung des letzteren Einflusses nöthigt uns namentlich der besondere
Absorptionscoefficient, der oft die Einheit übersteigt, d. h. die Thatsache,
dass ein Maastheil Flüssigkeit oft 2, 3 und mehr Maastheile Gas aufnimmt.

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den kleinen Bronchialzweigen in die grössern, und aus den Sinus der
Nasenhöhlen in diese selbst dringt.

2. Diffusion der Gasarten in tropfbare Flüssigkeiten;
Absorption der Gase. Gerade so wie Luftarten in Räume strömen, die
scheinbar schon von andern Gasen eingenommen sind, dringen sie
auch ohne Zuthun der chemischen Verwandtschaft in tropfbare Flüs-
sigkeiten. Den Beweiss, dass sie in diesen noch als Gase (in den mo-
lekularen Poren der Flüssigkeit) enthalten seien, finden wir darin,
dass die absorbirten Gase dem Mariotteschen Gesetz folgen, denn
das spezifische Gewicht des absorbirten Gases steigt geradezu mit
dem Drucke. Für diese Diffusion gelten folgende Gesetze: a) Eine
jede Flüssigkeit absorbirt von einem jeden Gase nur ein ganz be-
stimmtes Volum; die absorbirte Gewichtsmenge des Gases ist dem-
nach abhängig von dem Drucke, unter welchem sich das Gas in der
Flüssigkeit findet.

So nimmt z. B. 1 Kubikcentimeter Wasser 1 Kubikcentimeter Kohlensäure auf,
gleichgiltig ob die Kohlensäure bei ¼, ½, 1, 2 u. s. w. Atmosphärendruck aufge-
sogen wurde. Die bei verschiedenen Atmosphärendrücken aufgenommenen Gewichts-
mengen der Gasart verhalten sich aber wie die Werthe der Drücke. Das Bedeutungs-
volle bei dem Hergang besteht also darin, dass ein gewisses Gewicht des Wassers
nicht ein bestimmtes Gewicht von CO2, sondern ein bestimmtes Volum HO ein be-
stimmtes Volum CO2 aufnimmt.

b) Die verschiedenen Gasarten und Flüssigkeiten sind in Bezie-
hung auf einander mit besondern Absorptionscoefficienten behaftet, d.
h. in einer jeden Flüssigkeit diffundiren von verschiedenen Gasarten
ganz verschiedene Volumina und eine jede Gasart diffundirt mit ganz
verschiedenen Maastheilen in verschiedenen Flüssigkeiten. c) Aus
der Angabe, dass das Gas als solches in der Flüssigkeit enthalten sei,
folgt die durch die Erfahrung bestätigte Ableitung, dass eine Flüssig-
keit, welche ganz oder theilweise mit einer Luftart gesättigt ist, beim
Einbringen in einen Raum, der mit einer andern Gasart erfüllt ist,
einen Theil seines Gases verliert und umgekehrt einen Antheil des
neuen aufnimmt. Denn da die neue Gasart keinen Druck auf die in der
Flüssigkeit enthaltenen ausübt, dunstet so lange aus dieser letzteren
Gas ab, bis die Gasart innerhalb der Flüssigkeit denselben Druck besitzt
als die ausserhalb desselben befindliche. Aus demselben Grund wird
aber auch das neue Gas in die Flüssigkeit dringen müssen.

Es ist noch nicht gelungen, eine scharfe Vorstellung über den
ganzen Absorptionshergang zu bilden. Man kann nach dem Vorste-
henden nur im Allgemeinen aussprechen, dass die Absorption ebenso-
wohl eine Folge der Spannkräfte in den Gasen als auch der moleku-
lären Anziehungen zwischen Gasen und Flüssigkeiten ist. Zur Hinzu-
ziehung des letzteren Einflusses nöthigt uns namentlich der besondere
Absorptionscoefficient, der oft die Einheit übersteigt, d. h. die Thatsache,
dass ein Maastheil Flüssigkeit oft 2, 3 und mehr Maastheile Gas aufnimmt.

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[53/0067] Gusdiffusion. den kleinen Bronchialzweigen in die grössern, und aus den Sinus der Nasenhöhlen in diese selbst dringt. 2. Diffusion der Gasarten in tropfbare Flüssigkeiten; Absorption der Gase. Gerade so wie Luftarten in Räume strömen, die scheinbar schon von andern Gasen eingenommen sind, dringen sie auch ohne Zuthun der chemischen Verwandtschaft in tropfbare Flüs- sigkeiten. Den Beweiss, dass sie in diesen noch als Gase (in den mo- lekularen Poren der Flüssigkeit) enthalten seien, finden wir darin, dass die absorbirten Gase dem Mariotteschen Gesetz folgen, denn das spezifische Gewicht des absorbirten Gases steigt geradezu mit dem Drucke. Für diese Diffusion gelten folgende Gesetze: a) Eine jede Flüssigkeit absorbirt von einem jeden Gase nur ein ganz be- stimmtes Volum; die absorbirte Gewichtsmenge des Gases ist dem- nach abhängig von dem Drucke, unter welchem sich das Gas in der Flüssigkeit findet. So nimmt z. B. 1 Kubikcentimeter Wasser 1 Kubikcentimeter Kohlensäure auf, gleichgiltig ob die Kohlensäure bei ¼, ½, 1, 2 u. s. w. Atmosphärendruck aufge- sogen wurde. Die bei verschiedenen Atmosphärendrücken aufgenommenen Gewichts- mengen der Gasart verhalten sich aber wie die Werthe der Drücke. Das Bedeutungs- volle bei dem Hergang besteht also darin, dass ein gewisses Gewicht des Wassers nicht ein bestimmtes Gewicht von CO2, sondern ein bestimmtes Volum HO ein be- stimmtes Volum CO2 aufnimmt. b) Die verschiedenen Gasarten und Flüssigkeiten sind in Bezie- hung auf einander mit besondern Absorptionscoefficienten behaftet, d. h. in einer jeden Flüssigkeit diffundiren von verschiedenen Gasarten ganz verschiedene Volumina und eine jede Gasart diffundirt mit ganz verschiedenen Maastheilen in verschiedenen Flüssigkeiten. c) Aus der Angabe, dass das Gas als solches in der Flüssigkeit enthalten sei, folgt die durch die Erfahrung bestätigte Ableitung, dass eine Flüssig- keit, welche ganz oder theilweise mit einer Luftart gesättigt ist, beim Einbringen in einen Raum, der mit einer andern Gasart erfüllt ist, einen Theil seines Gases verliert und umgekehrt einen Antheil des neuen aufnimmt. Denn da die neue Gasart keinen Druck auf die in der Flüssigkeit enthaltenen ausübt, dunstet so lange aus dieser letzteren Gas ab, bis die Gasart innerhalb der Flüssigkeit denselben Druck besitzt als die ausserhalb desselben befindliche. Aus demselben Grund wird aber auch das neue Gas in die Flüssigkeit dringen müssen. Es ist noch nicht gelungen, eine scharfe Vorstellung über den ganzen Absorptionshergang zu bilden. Man kann nach dem Vorste- henden nur im Allgemeinen aussprechen, dass die Absorption ebenso- wohl eine Folge der Spannkräfte in den Gasen als auch der moleku- lären Anziehungen zwischen Gasen und Flüssigkeiten ist. Zur Hinzu- ziehung des letzteren Einflusses nöthigt uns namentlich der besondere Absorptionscoefficient, der oft die Einheit übersteigt, d. h. die Thatsache, dass ein Maastheil Flüssigkeit oft 2, 3 und mehr Maastheile Gas aufnimmt.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/67>, abgerufen am 23.11.2024.