ken Luftstoss sich viel beträchtlicher wölben, wenn man ihnen die Stellung gegeben, wie sie ihnen durch eine Contraktion des m. thyreo- arytenoideus zukommt, als dann, wenn man sie nach der durch die mm. cricoarytenoidei laterales bewirkten Art gestellt hat.
Als Bezeichnungen, welche den Funktionen gemäss den Kehlkopfsknorpeln zu geben wären schlage ich vor, die cart. cricoidea Grundknorpel, die cart. thyreoidea Spannknorpel und die cart. arytenoideae Stellknorpel zu nennen.
f. Endlich soll die Anwesenheit des ventriculus Morgagni noth- wendig sein, wenn ein Ton analog demjenigen, den ein unverletztes, lebendes Stimmorgan hervorbringt, erzeugbar sein soll. Ueber diesen Punkt bestehen jedoch entschiedene Controversen; nach Longet kann ein Thier, nachdem man seinen Kehlkopf gerade über dem untern Stimmbande durchschnitten hat, nur noch mit ausserordentlich starken Bewegungen des Brustkastens, wie sie der heftigste Schmerz erzeugt, einen schwirrenden Ton hervorbringen, selbst bei noch so günstiger Stellung der Stimmritze. Brachte er dagegen ein passendes Kaut- schouckrohr über die Stimmbänder, als Ersatz des ventric. Morgagni, so wurde auch bei geringen Pressungen der im thorax enthaltenen Luft wieder ein Ton möglich, ähnlich dem normalen des Thieres. -- Im vollkommenen Widerspruch hiemit ist die Beobachtung von Joh. Müller am todten Kehlkopf, der bei geringen Pressungen noch Töne nach Abtragen des ventric. Morgagni erzeugt. Uebereinstimmend mit diesen letzten Erfahrungen beobachtete auch Mayo noch an einem Menschen Stimmbildung, der sich gerade über den Stimmbändern mit Verletzung des einen der beiden, den Kehlkopf durchschnitten hatte.
5. Bedingungen für die Veränderung der Tonhöhe. -- Zur Ermittelung der Veränderungen, welche das lebende Stimmorgan erfährt, wenn es von den tiefsten zu den höchsten seiner Töne auf- steigt, sind wir vorzugsweise angewiesen auf die Beobachtung des unverletzten Menschen, da sich nur selten Gelegenheit bietet einen Menschen mit freigelegter Stimmritze oder offener Luftröhre zu beob- achten, und da es vorerst nicht zulässig erscheint die Ergebnisse der Versuche am todten Kehlkopf unmittelbar als bindend für den lebenden gelten zu lassen. -- Entsprechend diesen unvollkommnen Beobach- tungsmitteln können wir behaupten: a. Alles andere gleichgesetzt, steigt der Ton im Allgemeinen mit der Luftspannung in der Trachea, wie dieses nicht allein aus den mitgetheilten Beobachtungen von Cagniard-Latour, sondern auch daraus folgt, dass wir die höchsten der möglichen Töne nur im forte und die tiefsten nur im piano angeben können. -- b. Die Stimmlage steht in Beziehung zur Grösse des Kehl- kopfs und insbesondere zu seiner Ausdehnung von hinten nach vorn. Denn die Kinder und Frauen, deren Stimme höher als die der Männer ist, haben kleinere Kehlköpfe als die letztern; und unter den Männern ge- hören die kleinsten Kehlköpfe den Tenoristen. Leider sind bisher noch
Bedingungen für die Veränderung der Tonhöhe.
ken Luftstoss sich viel beträchtlicher wölben, wenn man ihnen die Stellung gegeben, wie sie ihnen durch eine Contraktion des m. thyreo- arytenoideus zukommt, als dann, wenn man sie nach der durch die mm. cricoarytenoidei laterales bewirkten Art gestellt hat.
Als Bezeichnungen, welche den Funktionen gemäss den Kehlkopfsknorpeln zu geben wären schlage ich vor, die cart. cricoidea Grundknorpel, die cart. thyreoidea Spannknorpel und die cart. arytenoideae Stellknorpel zu nennen.
f. Endlich soll die Anwesenheit des ventriculus Morgagni noth- wendig sein, wenn ein Ton analog demjenigen, den ein unverletztes, lebendes Stimmorgan hervorbringt, erzeugbar sein soll. Ueber diesen Punkt bestehen jedoch entschiedene Controversen; nach Longet kann ein Thier, nachdem man seinen Kehlkopf gerade über dem untern Stimmbande durchschnitten hat, nur noch mit ausserordentlich starken Bewegungen des Brustkastens, wie sie der heftigste Schmerz erzeugt, einen schwirrenden Ton hervorbringen, selbst bei noch so günstiger Stellung der Stimmritze. Brachte er dagegen ein passendes Kaut- schouckrohr über die Stimmbänder, als Ersatz des ventric. Morgagni, so wurde auch bei geringen Pressungen der im thorax enthaltenen Luft wieder ein Ton möglich, ähnlich dem normalen des Thieres. — Im vollkommenen Widerspruch hiemit ist die Beobachtung von Joh. Müller am todten Kehlkopf, der bei geringen Pressungen noch Töne nach Abtragen des ventric. Morgagni erzeugt. Uebereinstimmend mit diesen letzten Erfahrungen beobachtete auch Mayo noch an einem Menschen Stimmbildung, der sich gerade über den Stimmbändern mit Verletzung des einen der beiden, den Kehlkopf durchschnitten hatte.
5. Bedingungen für die Veränderung der Tonhöhe. — Zur Ermittelung der Veränderungen, welche das lebende Stimmorgan erfährt, wenn es von den tiefsten zu den höchsten seiner Töne auf- steigt, sind wir vorzugsweise angewiesen auf die Beobachtung des unverletzten Menschen, da sich nur selten Gelegenheit bietet einen Menschen mit freigelegter Stimmritze oder offener Luftröhre zu beob- achten, und da es vorerst nicht zulässig erscheint die Ergebnisse der Versuche am todten Kehlkopf unmittelbar als bindend für den lebenden gelten zu lassen. — Entsprechend diesen unvollkommnen Beobach- tungsmitteln können wir behaupten: a. Alles andere gleichgesetzt, steigt der Ton im Allgemeinen mit der Luftspannung in der Trachea, wie dieses nicht allein aus den mitgetheilten Beobachtungen von Cagniard-Latour, sondern auch daraus folgt, dass wir die höchsten der möglichen Töne nur im forte und die tiefsten nur im piano angeben können. — b. Die Stimmlage steht in Beziehung zur Grösse des Kehl- kopfs und insbesondere zu seiner Ausdehnung von hinten nach vorn. Denn die Kinder und Frauen, deren Stimme höher als die der Männer ist, haben kleinere Kehlköpfe als die letztern; und unter den Männern ge- hören die kleinsten Kehlköpfe den Tenoristen. Leider sind bisher noch
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Bedingungen für die Veränderung der Tonhöhe.
ken Luftstoss sich viel beträchtlicher wölben, wenn man ihnen die
Stellung gegeben, wie sie ihnen durch eine Contraktion des m. thyreo-
arytenoideus zukommt, als dann, wenn man sie nach der durch die
mm. cricoarytenoidei laterales bewirkten Art gestellt hat.
Als Bezeichnungen, welche den Funktionen gemäss den Kehlkopfsknorpeln zu
geben wären schlage ich vor, die cart. cricoidea Grundknorpel, die cart. thyreoidea
Spannknorpel und die cart. arytenoideae Stellknorpel zu nennen.
f. Endlich soll die Anwesenheit des ventriculus Morgagni noth-
wendig sein, wenn ein Ton analog demjenigen, den ein unverletztes,
lebendes Stimmorgan hervorbringt, erzeugbar sein soll. Ueber diesen
Punkt bestehen jedoch entschiedene Controversen; nach Longet
kann ein Thier, nachdem man seinen Kehlkopf gerade über dem untern
Stimmbande durchschnitten hat, nur noch mit ausserordentlich starken
Bewegungen des Brustkastens, wie sie der heftigste Schmerz erzeugt,
einen schwirrenden Ton hervorbringen, selbst bei noch so günstiger
Stellung der Stimmritze. Brachte er dagegen ein passendes Kaut-
schouckrohr über die Stimmbänder, als Ersatz des ventric. Morgagni,
so wurde auch bei geringen Pressungen der im thorax enthaltenen
Luft wieder ein Ton möglich, ähnlich dem normalen des Thieres. —
Im vollkommenen Widerspruch hiemit ist die Beobachtung von Joh.
Müller am todten Kehlkopf, der bei geringen Pressungen noch Töne
nach Abtragen des ventric. Morgagni erzeugt. Uebereinstimmend mit
diesen letzten Erfahrungen beobachtete auch Mayo noch an einem
Menschen Stimmbildung, der sich gerade über den Stimmbändern mit
Verletzung des einen der beiden, den Kehlkopf durchschnitten hatte.
5. Bedingungen für die Veränderung der Tonhöhe. —
Zur Ermittelung der Veränderungen, welche das lebende Stimmorgan
erfährt, wenn es von den tiefsten zu den höchsten seiner Töne auf-
steigt, sind wir vorzugsweise angewiesen auf die Beobachtung des
unverletzten Menschen, da sich nur selten Gelegenheit bietet einen
Menschen mit freigelegter Stimmritze oder offener Luftröhre zu beob-
achten, und da es vorerst nicht zulässig erscheint die Ergebnisse der
Versuche am todten Kehlkopf unmittelbar als bindend für den lebenden
gelten zu lassen. — Entsprechend diesen unvollkommnen Beobach-
tungsmitteln können wir behaupten: a. Alles andere gleichgesetzt,
steigt der Ton im Allgemeinen mit der Luftspannung in der Trachea,
wie dieses nicht allein aus den mitgetheilten Beobachtungen von
Cagniard-Latour, sondern auch daraus folgt, dass wir die höchsten
der möglichen Töne nur im forte und die tiefsten nur im piano angeben
können. — b. Die Stimmlage steht in Beziehung zur Grösse des Kehl-
kopfs und insbesondere zu seiner Ausdehnung von hinten nach vorn.
Denn die Kinder und Frauen, deren Stimme höher als die der Männer ist,
haben kleinere Kehlköpfe als die letztern; und unter den Männern ge-
hören die kleinsten Kehlköpfe den Tenoristen. Leider sind bisher noch
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/437>, abgerufen am 25.11.2024.
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