eine von parallelen Ebenen begrenzte Platte darstellt, deren Dicken- dimension unbedeutend gegen ihre übrigen Ausdehnungen ist.
[Abbildung]
Fig. 122.
Das Verfahren ist in Fig. 122 er- läutert: Sei a b c d der für flächenar- tig geltende Muskel und a' b' c' d' seine Projektion auf die Y Z ebene; alsdann ist die Halbirungslinie f c des Winkels a' c b' die Projektion der gesuchten Resultirenden auf dieselbe Ebene; denn die Projektionen der sämmtlichen com- ponirenden Kräfte (der einzelnen Fa- sern) liegen um diese Halbirungslinie offenbar symmetrisch vertheilt. Auf dieselbe Weise verfährt man mit den zwei übrigen Ebenen X Y und Z X, wo- durch man nach den drei aufeinander senkrechten Ausdehnungen des Rau- mes die Projektion der Resultirenden erhält. Diese drei Projektionen liefern dann nach bekannten Regeln die Resultirende des Muskels. Wo in der Anwendung ein Muskel nicht mehr als in einer Ebene angesehen werden konnte, wie z. B. m. glutaeus maximus, wurde er von A. Fick in mehrere Streifen zerlegt, die nahezu in einer Ebene lagen.
b. Indem wir nun die Frage nach der Kraft erheben, welche dem resultirenden Muskelzuge zukommt, müssen wir zuerst voraus- setzen, dass alle Veränderlichkeiten, welche von der Erregbarkeit, der Erregung und der Zeitdauer der Verkürzung abhängen, eliminirt seien, mit andern Worten: dass der Muskelstoff sich immer in einem Maximum seiner ihm möglichen Leistungsfähigkeit befinde. Aber selbst unter diesen Beschränkungen, die wir in der Wirklichkeit nicht schaffen können, gebieten wir über kein absolutes Maass der Muskelkräfte, so dass sich unsere Betrachtungen nur immer auf die Angaben von relativen Maas- sen erstrecken können, welche sich ergeben aus dem Vergleiche mehre- rer Muskeln mit einander. Als ein solches relatives Maass lassen wir nun gelten das Gewicht oder die Dimensionen des überall als gleich wirk- sam gedachten Stoffes; das Gewicht, weil wir ohne Zweifel annehmen dürfen, dass eine grössere Masse, und zwar entsprechend ihrer Gewichtsüberlegenheit, mehr Kräfte entwickle als eine kleinere. Die Dimension aber bringen wir in Anschlag, weil der Stoff bei gleichem Gewicht und einer verschiedenen Anordnung d. h. je nachdem er aus wenigen langen oder zahlreichen kurzen Röhren zusammengefügt ist, sich eignet entweder kleine Gewichte auf eine beträchtliche Höhe oder beträchtliche Gewichte auf eine geringe Höhe zu heben. Aber auch die auf Vergleichung der Gewichte und Dimensionen der Muskel- substanz gegründete Beurtheilung der Muskelkräfte ist nur dann erst wieder sinnvoll, wenn die Röhren der Muskelsubstanz sämmtlich ein- ander parallel laufen, denn nur unter dieser Voraussetzung wird die bewegende Kraft des Muskels gleich sein derjenigen, welche die Summe seiner einzelnen Röhren auszuüben vermag. Denn neigen
Kraft des Muskels.
eine von parallelen Ebenen begrenzte Platte darstellt, deren Dicken- dimension unbedeutend gegen ihre übrigen Ausdehnungen ist.
[Abbildung]
Fig. 122.
Das Verfahren ist in Fig. 122 er- läutert: Sei a b c d der für flächenar- tig geltende Muskel und a′ b′ c′ d′ seine Projektion auf die Y Z ebene; alsdann ist die Halbirungslinie f c des Winkels a′ c b′ die Projektion der gesuchten Resultirenden auf dieselbe Ebene; denn die Projektionen der sämmtlichen com- ponirenden Kräfte (der einzelnen Fa- sern) liegen um diese Halbirungslinie offenbar symmetrisch vertheilt. Auf dieselbe Weise verfährt man mit den zwei übrigen Ebenen X Y und Z X, wo- durch man nach den drei aufeinander senkrechten Ausdehnungen des Rau- mes die Projektion der Resultirenden erhält. Diese drei Projektionen liefern dann nach bekannten Regeln die Resultirende des Muskels. Wo in der Anwendung ein Muskel nicht mehr als in einer Ebene angesehen werden konnte, wie z. B. m. glutaeus maximus, wurde er von A. Fick in mehrere Streifen zerlegt, die nahezu in einer Ebene lagen.
b. Indem wir nun die Frage nach der Kraft erheben, welche dem resultirenden Muskelzuge zukommt, müssen wir zuerst voraus- setzen, dass alle Veränderlichkeiten, welche von der Erregbarkeit, der Erregung und der Zeitdauer der Verkürzung abhängen, eliminirt seien, mit andern Worten: dass der Muskelstoff sich immer in einem Maximum seiner ihm möglichen Leistungsfähigkeit befinde. Aber selbst unter diesen Beschränkungen, die wir in der Wirklichkeit nicht schaffen können, gebieten wir über kein absolutes Maass der Muskelkräfte, so dass sich unsere Betrachtungen nur immer auf die Angaben von relativen Maas- sen erstrecken können, welche sich ergeben aus dem Vergleiche mehre- rer Muskeln mit einander. Als ein solches relatives Maass lassen wir nun gelten das Gewicht oder die Dimensionen des überall als gleich wirk- sam gedachten Stoffes; das Gewicht, weil wir ohne Zweifel annehmen dürfen, dass eine grössere Masse, und zwar entsprechend ihrer Gewichtsüberlegenheit, mehr Kräfte entwickle als eine kleinere. Die Dimension aber bringen wir in Anschlag, weil der Stoff bei gleichem Gewicht und einer verschiedenen Anordnung d. h. je nachdem er aus wenigen langen oder zahlreichen kurzen Röhren zusammengefügt ist, sich eignet entweder kleine Gewichte auf eine beträchtliche Höhe oder beträchtliche Gewichte auf eine geringe Höhe zu heben. Aber auch die auf Vergleichung der Gewichte und Dimensionen der Muskel- substanz gegründete Beurtheilung der Muskelkräfte ist nur dann erst wieder sinnvoll, wenn die Röhren der Muskelsubstanz sämmtlich ein- ander parallel laufen, denn nur unter dieser Voraussetzung wird die bewegende Kraft des Muskels gleich sein derjenigen, welche die Summe seiner einzelnen Röhren auszuüben vermag. Denn neigen
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[390/0404]
Kraft des Muskels.
eine von parallelen Ebenen begrenzte Platte darstellt, deren Dicken-
dimension unbedeutend gegen ihre übrigen Ausdehnungen ist.
[Abbildung Fig. 122.]
Das Verfahren ist in Fig. 122 er-
läutert: Sei a b c d der für flächenar-
tig geltende Muskel und a′ b′ c′ d′ seine
Projektion auf die Y Z ebene; alsdann
ist die Halbirungslinie f c des Winkels
a′ c b′ die Projektion der gesuchten
Resultirenden auf dieselbe Ebene; denn
die Projektionen der sämmtlichen com-
ponirenden Kräfte (der einzelnen Fa-
sern) liegen um diese Halbirungslinie
offenbar symmetrisch vertheilt. Auf
dieselbe Weise verfährt man mit den
zwei übrigen Ebenen X Y und Z X, wo-
durch man nach den drei aufeinander
senkrechten Ausdehnungen des Rau-
mes die Projektion der Resultirenden erhält. Diese drei Projektionen liefern dann nach
bekannten Regeln die Resultirende des Muskels. Wo in der Anwendung ein Muskel
nicht mehr als in einer Ebene angesehen werden konnte, wie z. B. m. glutaeus maximus,
wurde er von A. Fick in mehrere Streifen zerlegt, die nahezu in einer Ebene lagen.
b. Indem wir nun die Frage nach der Kraft erheben, welche
dem resultirenden Muskelzuge zukommt, müssen wir zuerst voraus-
setzen, dass alle Veränderlichkeiten, welche von der Erregbarkeit,
der Erregung und der Zeitdauer der Verkürzung abhängen, eliminirt
seien, mit andern Worten: dass der Muskelstoff sich immer in einem
Maximum seiner ihm möglichen Leistungsfähigkeit befinde. Aber selbst
unter diesen Beschränkungen, die wir in der Wirklichkeit nicht schaffen
können, gebieten wir über kein absolutes Maass der Muskelkräfte, so dass
sich unsere Betrachtungen nur immer auf die Angaben von relativen Maas-
sen erstrecken können, welche sich ergeben aus dem Vergleiche mehre-
rer Muskeln mit einander. Als ein solches relatives Maass lassen wir nun
gelten das Gewicht oder die Dimensionen des überall als gleich wirk-
sam gedachten Stoffes; das Gewicht, weil wir ohne Zweifel annehmen
dürfen, dass eine grössere Masse, und zwar entsprechend ihrer
Gewichtsüberlegenheit, mehr Kräfte entwickle als eine kleinere. Die
Dimension aber bringen wir in Anschlag, weil der Stoff bei gleichem
Gewicht und einer verschiedenen Anordnung d. h. je nachdem er aus
wenigen langen oder zahlreichen kurzen Röhren zusammengefügt
ist, sich eignet entweder kleine Gewichte auf eine beträchtliche Höhe
oder beträchtliche Gewichte auf eine geringe Höhe zu heben. Aber
auch die auf Vergleichung der Gewichte und Dimensionen der Muskel-
substanz gegründete Beurtheilung der Muskelkräfte ist nur dann erst
wieder sinnvoll, wenn die Röhren der Muskelsubstanz sämmtlich ein-
ander parallel laufen, denn nur unter dieser Voraussetzung wird die
bewegende Kraft des Muskels gleich sein derjenigen, welche die
Summe seiner einzelnen Röhren auszuüben vermag. Denn neigen
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/404>, abgerufen am 22.11.2024.
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