Am Muskel gilt ebenfalls die Thatsache, dass der Strom mit der- selben Gesetzmässigkeit an Stücken von allen Grössen wiederkehrt, so dass man gleicher Richtung der Ströme und gleichen Gesetzen des Anwachsens begegnet, mag man ein längeres oder breiteres Stück noch so oft der Quer und Länge nach zerspalten. -- Fernerhin ist auch hier nachweislich, dass Oberfläche und Querschnitt von einer Schichte indifferenten Leiters überzogen sind, und somit der Ort der elektrischen Gegensätze in dem Innern des Muskels, oder in der Muskelröhre zu suchen sei, denn ohne dieses würden die schwachen Ströme auf Längs- und Querschnitt nicht erscheinen können, und man dürfte kein Minimum geschweige, wie es der Fall ist, ein Maximum der Nadelabweichung erhalten, wenn man die Anordnungen Bausch, Längenschnitt, Querschnitt Längenschnitt, Bausch (s. d. entsp. Fig. 14 in der Nervenlehre) wählt.
Die Umstände, von denen bei sonst gleichen Verhältnissen die Grösse der Nadelablenkung abhängt, sind wiederum dieselben, denen wir bei den Nerven begegneten, die Länge, die Breite und die Lebens- kräftigkeit des Muskels; denn es wächst die Nadelablenkung mit der Verlängerung und Verbreiterung des Muskelstückes, und die Grösse des elektrischen Gegensatzes zwischen Längen- und Querschnitt tritt um so mächtiger hervor, je fähiger der Muskel sich zeigt, mechanische Widerstände beim Uebergang der verlängerten in die verkürzte Form zu überwinden, mit andern Worten: je weniger ermüdet er ist. Dem- gemäss schliesst du Bois auch hier auf die Gegenwart sehr kleiner, mit elektrischen Gegensätzen behafteter Theil- chen, welche sich in der sogenannten peripolaren Anord- nung finden.
Nach allem diesen braucht nicht hervorgehoben zu werden, dass alles was bei dem ruhendem Nervenstrom über das Grössenverhältniss zwischen dem Stromarm, der die Molekeln unmittelbar umkreisst, und dem durch den Multiplikatordraht wandern- den gesagt worden ist, auch hier seine Anwendung findet.
Der frische *) Muskel zeigt, so lange seine Sehne mit keinen andern Flüssigkeiten als mit Blut und Lymphe in Berührung war, die Eigenthümlichkeit, dass der von der Oberfläche zum Querschnitt gehende Strom sehr schwach auftritt; er erscheint aber augenblick- lich verstärkt, sobald man die Sehne in eine beliebige Flüssigkeit, die nur eine andere als Blut und Lymphe sein muss, eintaucht; denselben verstärkenden Einfluss übt eine Berührung der Sehne mit einem festen Körper und noch lebhafter wird der Strom, wenn man die Sehne ganz entfernt und statt des natürlichen den künstlichen Querschnitt auf die Bäusche legt. Aus diesen Thatsachen geht hervor, dass der frische nur mit Blut und Lymphe berührte Muskel an dem natür- lichen Querschnitt eine leicht zerstörbare Schichte besitzen muss,
*)du Bois Fortsetzung der Untersuchungen über thier. Electrizität. Berliner akadem. Monats- berichte. Juni 1851.
Ruhender Muskelstrom.
Am Muskel gilt ebenfalls die Thatsache, dass der Strom mit der- selben Gesetzmässigkeit an Stücken von allen Grössen wiederkehrt, so dass man gleicher Richtung der Ströme und gleichen Gesetzen des Anwachsens begegnet, mag man ein längeres oder breiteres Stück noch so oft der Quer und Länge nach zerspalten. — Fernerhin ist auch hier nachweislich, dass Oberfläche und Querschnitt von einer Schichte indifferenten Leiters überzogen sind, und somit der Ort der elektrischen Gegensätze in dem Innern des Muskels, oder in der Muskelröhre zu suchen sei, denn ohne dieses würden die schwachen Ströme auf Längs- und Querschnitt nicht erscheinen können, und man dürfte kein Minimum geschweige, wie es der Fall ist, ein Maximum der Nadelabweichung erhalten, wenn man die Anordnungen Bausch, Längenschnitt, Querschnitt Längenschnitt, Bausch (s. d. entsp. Fig. 14 in der Nervenlehre) wählt.
Die Umstände, von denen bei sonst gleichen Verhältnissen die Grösse der Nadelablenkung abhängt, sind wiederum dieselben, denen wir bei den Nerven begegneten, die Länge, die Breite und die Lebens- kräftigkeit des Muskels; denn es wächst die Nadelablenkung mit der Verlängerung und Verbreiterung des Muskelstückes, und die Grösse des elektrischen Gegensatzes zwischen Längen- und Querschnitt tritt um so mächtiger hervor, je fähiger der Muskel sich zeigt, mechanische Widerstände beim Uebergang der verlängerten in die verkürzte Form zu überwinden, mit andern Worten: je weniger ermüdet er ist. Dem- gemäss schliesst du Bois auch hier auf die Gegenwart sehr kleiner, mit elektrischen Gegensätzen behafteter Theil- chen, welche sich in der sogenannten peripolaren Anord- nung finden.
Nach allem diesen braucht nicht hervorgehoben zu werden, dass alles was bei dem ruhendem Nervenstrom über das Grössenverhältniss zwischen dem Stromarm, der die Molekeln unmittelbar umkreisst, und dem durch den Multiplikatordraht wandern- den gesagt worden ist, auch hier seine Anwendung findet.
Der frische *) Muskel zeigt, so lange seine Sehne mit keinen andern Flüssigkeiten als mit Blut und Lymphe in Berührung war, die Eigenthümlichkeit, dass der von der Oberfläche zum Querschnitt gehende Strom sehr schwach auftritt; er erscheint aber augenblick- lich verstärkt, sobald man die Sehne in eine beliebige Flüssigkeit, die nur eine andere als Blut und Lymphe sein muss, eintaucht; denselben verstärkenden Einfluss übt eine Berührung der Sehne mit einem festen Körper und noch lebhafter wird der Strom, wenn man die Sehne ganz entfernt und statt des natürlichen den künstlichen Querschnitt auf die Bäusche legt. Aus diesen Thatsachen geht hervor, dass der frische nur mit Blut und Lymphe berührte Muskel an dem natür- lichen Querschnitt eine leicht zerstörbare Schichte besitzen muss,
*)du Bois Fortsetzung der Untersuchungen über thier. Electrizität. Berliner akadem. Monats- berichte. Juni 1851.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0332"n="318"/><fwplace="top"type="header">Ruhender Muskelstrom.</fw><lb/><p>Am Muskel gilt ebenfalls die Thatsache, dass der Strom mit der-<lb/>
selben Gesetzmässigkeit an Stücken von allen Grössen wiederkehrt,<lb/>
so dass man gleicher Richtung der Ströme und gleichen Gesetzen des<lb/>
Anwachsens begegnet, mag man ein längeres oder breiteres Stück<lb/>
noch so oft der Quer und Länge nach zerspalten. — Fernerhin ist<lb/>
auch hier nachweislich, dass Oberfläche und Querschnitt von einer<lb/>
Schichte indifferenten Leiters überzogen sind, und somit der Ort<lb/>
der elektrischen Gegensätze in dem Innern des Muskels, oder in der<lb/>
Muskelröhre zu suchen sei, denn ohne dieses würden die schwachen<lb/>
Ströme auf Längs- und Querschnitt nicht erscheinen können, und man<lb/>
dürfte kein Minimum geschweige, wie es der Fall ist, ein Maximum<lb/>
der Nadelabweichung erhalten, wenn man die Anordnungen Bausch,<lb/>
Längenschnitt, Querschnitt Längenschnitt, Bausch (s. d. entsp. Fig. 14<lb/>
in der Nervenlehre) wählt.</p><lb/><p>Die Umstände, von denen bei sonst gleichen Verhältnissen die<lb/>
Grösse der Nadelablenkung abhängt, sind wiederum dieselben, denen<lb/>
wir bei den Nerven begegneten, die Länge, die Breite und die Lebens-<lb/>
kräftigkeit des Muskels; denn es wächst die Nadelablenkung mit der<lb/>
Verlängerung und Verbreiterung des Muskelstückes, und die Grösse<lb/>
des elektrischen Gegensatzes zwischen Längen- und Querschnitt tritt<lb/>
um so mächtiger hervor, je fähiger der Muskel sich zeigt, mechanische<lb/>
Widerstände beim Uebergang der verlängerten in die verkürzte Form<lb/>
zu überwinden, mit andern Worten: je weniger ermüdet er ist. Dem-<lb/>
gemäss schliesst <hirendition="#g">du Bois auch hier auf die Gegenwart sehr<lb/>
kleiner, mit elektrischen Gegensätzen behafteter Theil-<lb/>
chen, welche sich in der sogenannten peripolaren Anord-<lb/>
nung finden</hi>.</p><lb/><p>Nach allem diesen braucht nicht hervorgehoben zu werden, dass alles was bei<lb/>
dem ruhendem Nervenstrom über das Grössenverhältniss zwischen dem Stromarm, der<lb/>
die Molekeln unmittelbar umkreisst, und dem durch den Multiplikatordraht wandern-<lb/>
den gesagt worden ist, auch hier seine Anwendung findet.</p><lb/><p>Der frische <noteplace="foot"n="*)"><hirendition="#g">du Bois</hi> Fortsetzung der Untersuchungen über thier. Electrizität. Berliner akadem. Monats-<lb/>
berichte. Juni 1851.</note> Muskel zeigt, so lange seine Sehne mit keinen<lb/>
andern Flüssigkeiten als mit Blut und Lymphe in Berührung war, die<lb/>
Eigenthümlichkeit, dass der von der Oberfläche zum Querschnitt<lb/>
gehende Strom sehr schwach auftritt; er erscheint aber augenblick-<lb/>
lich verstärkt, sobald man die Sehne in eine beliebige Flüssigkeit, die<lb/>
nur eine andere als Blut und Lymphe sein muss, eintaucht; denselben<lb/>
verstärkenden Einfluss übt eine Berührung der Sehne mit einem festen<lb/>
Körper und noch lebhafter wird der Strom, wenn man die Sehne<lb/>
ganz entfernt und statt des natürlichen den künstlichen Querschnitt<lb/>
auf die Bäusche legt. Aus diesen Thatsachen geht hervor, dass<lb/>
der frische nur mit Blut und Lymphe berührte Muskel an dem natür-<lb/>
lichen Querschnitt eine leicht zerstörbare Schichte besitzen muss,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[318/0332]
Ruhender Muskelstrom.
Am Muskel gilt ebenfalls die Thatsache, dass der Strom mit der-
selben Gesetzmässigkeit an Stücken von allen Grössen wiederkehrt,
so dass man gleicher Richtung der Ströme und gleichen Gesetzen des
Anwachsens begegnet, mag man ein längeres oder breiteres Stück
noch so oft der Quer und Länge nach zerspalten. — Fernerhin ist
auch hier nachweislich, dass Oberfläche und Querschnitt von einer
Schichte indifferenten Leiters überzogen sind, und somit der Ort
der elektrischen Gegensätze in dem Innern des Muskels, oder in der
Muskelröhre zu suchen sei, denn ohne dieses würden die schwachen
Ströme auf Längs- und Querschnitt nicht erscheinen können, und man
dürfte kein Minimum geschweige, wie es der Fall ist, ein Maximum
der Nadelabweichung erhalten, wenn man die Anordnungen Bausch,
Längenschnitt, Querschnitt Längenschnitt, Bausch (s. d. entsp. Fig. 14
in der Nervenlehre) wählt.
Die Umstände, von denen bei sonst gleichen Verhältnissen die
Grösse der Nadelablenkung abhängt, sind wiederum dieselben, denen
wir bei den Nerven begegneten, die Länge, die Breite und die Lebens-
kräftigkeit des Muskels; denn es wächst die Nadelablenkung mit der
Verlängerung und Verbreiterung des Muskelstückes, und die Grösse
des elektrischen Gegensatzes zwischen Längen- und Querschnitt tritt
um so mächtiger hervor, je fähiger der Muskel sich zeigt, mechanische
Widerstände beim Uebergang der verlängerten in die verkürzte Form
zu überwinden, mit andern Worten: je weniger ermüdet er ist. Dem-
gemäss schliesst du Bois auch hier auf die Gegenwart sehr
kleiner, mit elektrischen Gegensätzen behafteter Theil-
chen, welche sich in der sogenannten peripolaren Anord-
nung finden.
Nach allem diesen braucht nicht hervorgehoben zu werden, dass alles was bei
dem ruhendem Nervenstrom über das Grössenverhältniss zwischen dem Stromarm, der
die Molekeln unmittelbar umkreisst, und dem durch den Multiplikatordraht wandern-
den gesagt worden ist, auch hier seine Anwendung findet.
Der frische *) Muskel zeigt, so lange seine Sehne mit keinen
andern Flüssigkeiten als mit Blut und Lymphe in Berührung war, die
Eigenthümlichkeit, dass der von der Oberfläche zum Querschnitt
gehende Strom sehr schwach auftritt; er erscheint aber augenblick-
lich verstärkt, sobald man die Sehne in eine beliebige Flüssigkeit, die
nur eine andere als Blut und Lymphe sein muss, eintaucht; denselben
verstärkenden Einfluss übt eine Berührung der Sehne mit einem festen
Körper und noch lebhafter wird der Strom, wenn man die Sehne
ganz entfernt und statt des natürlichen den künstlichen Querschnitt
auf die Bäusche legt. Aus diesen Thatsachen geht hervor, dass
der frische nur mit Blut und Lymphe berührte Muskel an dem natür-
lichen Querschnitt eine leicht zerstörbare Schichte besitzen muss,
*) du Bois Fortsetzung der Untersuchungen über thier. Electrizität. Berliner akadem. Monats-
berichte. Juni 1851.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/332>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.