a. Ein leuchtender Gegenstand *), der diesseits des Nähepunk- tes tritt, wird in der horizontalen und ein solcher, der jenseits des Fernpunktes zu stehen kommt, in der vertikalen Richtung verlängert; so wird ein Punkt zu einer Linie, die um einen rechten Winkel gedreht ist, je nach seiner Stellung diesseits oder jenseits des deutlichen Seh- raumes. Eine kurze Ueberlegung zeigt, dass dieses Folge der unglei- chen Krümmung der brechenden Flächen ist, indem die in horizontaler Richtung liegenden Krümmungskreise grösser und somit schwächer brechend als die in vertikaler Richtung gelegenen sind. Diese Abwei- chungen sind häufig gross genug um zu ihrer Verbesserung be- sonders geschliffene (Cylinder) Brillen zu verlangen.
b. Innerhalb des Zerstreuungskreises conzentrirt sich nach ein- zelnen Stellen hin das Licht vorzugsweise, so dass bei Betrachtung eines Gegenstandes durch nur ein Auge mehrfache Bilder entstehen. Diplopia monophthalmica **). Je nachdem die Scheitel sämmtlicher brechenden Flächen nicht auf einer Achse liegen, oder je nachdem Seiten oder Mitteltheile des Systems an Brechkraft überwiegend sind, können diese hellen Stellen bald hier bald dorthin fallen.
5. Ueber sphärische Abweichung des Auges; Mittel sie zu ver- mindern.
Da den optischen Principien gemäss nur diejenigen Flächen einer gewöhnlichen Linse den durchgehenden Strahlen einen gemeinsamen Brennpunkt anweisen, deren Einfallsorte einen kleinen Winkel an dem Krümmungsmittelpunkt einschliessen, oder die symmetrisch zur Achse gelegen sind, so müssen, wenn die Einheit des Brennpunktes aufrecht erhalten werden soll, entweder nur die erwähnten Strahlen zu seiner Entwerfung benutzt werden, oder es müssen besondere Einrichtungen gegeben sein, welche die sphärische Abweichung aufheben. -- Das Auge gehört nun, weil es mit einer Blendung von wechselnder Oeff- nung -- der Iris mit Pupille -- versehen ist, zu denjenigen Linsen- systemen, welche die beiden Wege einschlagen können; denn in der That benuzt es bei beträchtlicher Lichtstärke des Leuchtpunktes nur die in der unmittelbaren Nähe der Achse auffallenden Strahlen, wäh- ren des bei Lichtschwäche auch noch die entfernteren aufnimmt. In die- sem letzteren Falle treten dann besondere Hilfsmittel in Wirksamkeit.
a. Iris***). Vermöge ihrer Lagerung zwischen der Hornhaut und Linse näher zu dieser letztern, ist sie befähigt den Durchmesser des Strahlenkegels der durch beide zur Retina dringt zu beschränken;
*)Sturm sur la theorie etc. l. c. -- H. Meyer, Zeitschrift von Henle u. Pfeufer. V. Bd. 368. -- Challis, Philosoph. Magazin XXX. 366. A. Fick l. c.
**)Tourtual, Jahresbericht über Physiologie des Gesichtssinnes. Müllers Archiv 1840. XLV u. f. -- Volkmann, Artikel Sehen p. 29.
***) E. H. Weber, Summa doctrinae de motu iridis ex. ann. 1851. Annota tiones anatomicae etc. fascic. III.
Zerstreuungsbilder, Sphärische Abweichung.
a. Ein leuchtender Gegenstand *), der diesseits des Nähepunk- tes tritt, wird in der horizontalen und ein solcher, der jenseits des Fernpunktes zu stehen kommt, in der vertikalen Richtung verlängert; so wird ein Punkt zu einer Linie, die um einen rechten Winkel gedreht ist, je nach seiner Stellung diesseits oder jenseits des deutlichen Seh- raumes. Eine kurze Ueberlegung zeigt, dass dieses Folge der unglei- chen Krümmung der brechenden Flächen ist, indem die in horizontaler Richtung liegenden Krümmungskreise grösser und somit schwächer brechend als die in vertikaler Richtung gelegenen sind. Diese Abwei- chungen sind häufig gross genug um zu ihrer Verbesserung be- sonders geschliffene (Cylinder) Brillen zu verlangen.
b. Innerhalb des Zerstreuungskreises conzentrirt sich nach ein- zelnen Stellen hin das Licht vorzugsweise, so dass bei Betrachtung eines Gegenstandes durch nur ein Auge mehrfache Bilder entstehen. Diplopia monophthalmica **). Je nachdem die Scheitel sämmtlicher brechenden Flächen nicht auf einer Achse liegen, oder je nachdem Seiten oder Mitteltheile des Systems an Brechkraft überwiegend sind, können diese hellen Stellen bald hier bald dorthin fallen.
5. Ueber sphärische Abweichung des Auges; Mittel sie zu ver- mindern.
Da den optischen Principien gemäss nur diejenigen Flächen einer gewöhnlichen Linse den durchgehenden Strahlen einen gemeinsamen Brennpunkt anweisen, deren Einfallsorte einen kleinen Winkel an dem Krümmungsmittelpunkt einschliessen, oder die symmetrisch zur Achse gelegen sind, so müssen, wenn die Einheit des Brennpunktes aufrecht erhalten werden soll, entweder nur die erwähnten Strahlen zu seiner Entwerfung benutzt werden, oder es müssen besondere Einrichtungen gegeben sein, welche die sphärische Abweichung aufheben. — Das Auge gehört nun, weil es mit einer Blendung von wechselnder Oeff- nung — der Iris mit Pupille — versehen ist, zu denjenigen Linsen- systemen, welche die beiden Wege einschlagen können; denn in der That benuzt es bei beträchtlicher Lichtstärke des Leuchtpunktes nur die in der unmittelbaren Nähe der Achse auffallenden Strahlen, wäh- ren des bei Lichtschwäche auch noch die entfernteren aufnimmt. In die- sem letzteren Falle treten dann besondere Hilfsmittel in Wirksamkeit.
a. Iris***). Vermöge ihrer Lagerung zwischen der Hornhaut und Linse näher zu dieser letztern, ist sie befähigt den Durchmesser des Strahlenkegels der durch beide zur Retina dringt zu beschränken;
*)Sturm sur la théorie etc. l. c. — H. Meyer, Zeitschrift von Henle u. Pfeufer. V. Bd. 368. — Challis, Philosoph. Magazin XXX. 366. A. Fick l. c.
**)Tourtual, Jahresbericht über Physiologie des Gesichtssinnes. Müllers Archiv 1840. XLV u. f. — Volkmann, Artikel Sehen p. 29.
***) E. H. Weber, Summa doctrinæ de motu iridis ex. ann. 1851. Annota tiones anatomicæ etc. fascic. III.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0230"n="216"/><fwplace="top"type="header">Zerstreuungsbilder, Sphärische Abweichung.</fw><lb/><p>a. Ein leuchtender Gegenstand <noteplace="foot"n="*)"><hirendition="#g">Sturm</hi> sur la théorie etc. l. c. — H. <hirendition="#g">Meyer,</hi> Zeitschrift von <hirendition="#g">Henle u. Pfeufer.</hi> V. Bd. 368. —<lb/><hirendition="#g">Challis,</hi> Philosoph. Magazin XXX. 366. A. <hirendition="#g">Fick</hi> l. c.</note>, der diesseits des Nähepunk-<lb/>
tes tritt, wird in der horizontalen und ein solcher, der jenseits des<lb/>
Fernpunktes zu stehen kommt, in der vertikalen Richtung verlängert;<lb/>
so wird ein Punkt zu einer Linie, die um einen rechten Winkel gedreht<lb/>
ist, je nach seiner Stellung diesseits oder jenseits des deutlichen Seh-<lb/>
raumes. Eine kurze Ueberlegung zeigt, dass dieses Folge der unglei-<lb/>
chen Krümmung der brechenden Flächen ist, indem die in horizontaler<lb/>
Richtung liegenden Krümmungskreise grösser und somit schwächer<lb/>
brechend als die in vertikaler Richtung gelegenen sind. Diese Abwei-<lb/>
chungen sind häufig gross genug um zu ihrer Verbesserung be-<lb/>
sonders geschliffene (Cylinder) Brillen zu verlangen.</p><lb/><p>b. Innerhalb des Zerstreuungskreises conzentrirt sich nach ein-<lb/>
zelnen Stellen hin das Licht vorzugsweise, so dass bei Betrachtung<lb/>
eines Gegenstandes durch nur ein Auge mehrfache Bilder entstehen.<lb/>
Diplopia monophthalmica <noteplace="foot"n="**)"><hirendition="#g">Tourtual,</hi> Jahresbericht über Physiologie des Gesichtssinnes. <hirendition="#g">Müllers</hi> Archiv 1840.<lb/>
XLV u. f. —<hirendition="#g">Volkmann,</hi> Artikel Sehen p. 29.</note>. Je nachdem die Scheitel sämmtlicher<lb/>
brechenden Flächen nicht auf einer Achse liegen, oder je nachdem<lb/>
Seiten oder Mitteltheile des Systems an Brechkraft überwiegend sind,<lb/>
können diese hellen Stellen bald hier bald dorthin fallen.</p><lb/><p>5. Ueber sphärische Abweichung des Auges; Mittel sie zu ver-<lb/>
mindern.</p><lb/><p>Da den optischen Principien gemäss nur diejenigen Flächen einer<lb/>
gewöhnlichen Linse den durchgehenden Strahlen einen gemeinsamen<lb/>
Brennpunkt anweisen, deren Einfallsorte einen kleinen Winkel an dem<lb/>
Krümmungsmittelpunkt einschliessen, oder die symmetrisch zur Achse<lb/>
gelegen sind, so müssen, wenn die Einheit des Brennpunktes aufrecht<lb/>
erhalten werden soll, entweder nur die erwähnten Strahlen zu seiner<lb/>
Entwerfung benutzt werden, oder es müssen besondere Einrichtungen<lb/>
gegeben sein, welche die sphärische Abweichung aufheben. — Das<lb/>
Auge gehört nun, weil es mit einer Blendung von wechselnder Oeff-<lb/>
nung — der Iris mit Pupille — versehen ist, zu denjenigen Linsen-<lb/>
systemen, welche die beiden Wege einschlagen können; denn in der<lb/>
That benuzt es bei beträchtlicher Lichtstärke des Leuchtpunktes nur<lb/>
die in der unmittelbaren Nähe der Achse auffallenden Strahlen, wäh-<lb/>
ren des bei Lichtschwäche auch noch die entfernteren aufnimmt. In die-<lb/>
sem letzteren Falle treten dann besondere Hilfsmittel in Wirksamkeit.</p><lb/><p>a. <hirendition="#g">Iris</hi><noteplace="foot"n="***)">E. H. <hirendition="#g">Weber,</hi> Summa doctrinæ de motu iridis ex. ann. 1851. Annota tiones anatomicæ etc.<lb/>
fascic. III.</note>. Vermöge ihrer Lagerung zwischen der Hornhaut und<lb/>
Linse näher zu dieser letztern, ist sie befähigt den Durchmesser des<lb/>
Strahlenkegels der durch beide zur Retina dringt zu beschränken;<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[216/0230]
Zerstreuungsbilder, Sphärische Abweichung.
a. Ein leuchtender Gegenstand *), der diesseits des Nähepunk-
tes tritt, wird in der horizontalen und ein solcher, der jenseits des
Fernpunktes zu stehen kommt, in der vertikalen Richtung verlängert;
so wird ein Punkt zu einer Linie, die um einen rechten Winkel gedreht
ist, je nach seiner Stellung diesseits oder jenseits des deutlichen Seh-
raumes. Eine kurze Ueberlegung zeigt, dass dieses Folge der unglei-
chen Krümmung der brechenden Flächen ist, indem die in horizontaler
Richtung liegenden Krümmungskreise grösser und somit schwächer
brechend als die in vertikaler Richtung gelegenen sind. Diese Abwei-
chungen sind häufig gross genug um zu ihrer Verbesserung be-
sonders geschliffene (Cylinder) Brillen zu verlangen.
b. Innerhalb des Zerstreuungskreises conzentrirt sich nach ein-
zelnen Stellen hin das Licht vorzugsweise, so dass bei Betrachtung
eines Gegenstandes durch nur ein Auge mehrfache Bilder entstehen.
Diplopia monophthalmica **). Je nachdem die Scheitel sämmtlicher
brechenden Flächen nicht auf einer Achse liegen, oder je nachdem
Seiten oder Mitteltheile des Systems an Brechkraft überwiegend sind,
können diese hellen Stellen bald hier bald dorthin fallen.
5. Ueber sphärische Abweichung des Auges; Mittel sie zu ver-
mindern.
Da den optischen Principien gemäss nur diejenigen Flächen einer
gewöhnlichen Linse den durchgehenden Strahlen einen gemeinsamen
Brennpunkt anweisen, deren Einfallsorte einen kleinen Winkel an dem
Krümmungsmittelpunkt einschliessen, oder die symmetrisch zur Achse
gelegen sind, so müssen, wenn die Einheit des Brennpunktes aufrecht
erhalten werden soll, entweder nur die erwähnten Strahlen zu seiner
Entwerfung benutzt werden, oder es müssen besondere Einrichtungen
gegeben sein, welche die sphärische Abweichung aufheben. — Das
Auge gehört nun, weil es mit einer Blendung von wechselnder Oeff-
nung — der Iris mit Pupille — versehen ist, zu denjenigen Linsen-
systemen, welche die beiden Wege einschlagen können; denn in der
That benuzt es bei beträchtlicher Lichtstärke des Leuchtpunktes nur
die in der unmittelbaren Nähe der Achse auffallenden Strahlen, wäh-
ren des bei Lichtschwäche auch noch die entfernteren aufnimmt. In die-
sem letzteren Falle treten dann besondere Hilfsmittel in Wirksamkeit.
a. Iris ***). Vermöge ihrer Lagerung zwischen der Hornhaut und
Linse näher zu dieser letztern, ist sie befähigt den Durchmesser des
Strahlenkegels der durch beide zur Retina dringt zu beschränken;
*) Sturm sur la théorie etc. l. c. — H. Meyer, Zeitschrift von Henle u. Pfeufer. V. Bd. 368. —
Challis, Philosoph. Magazin XXX. 366. A. Fick l. c.
**) Tourtual, Jahresbericht über Physiologie des Gesichtssinnes. Müllers Archiv 1840.
XLV u. f. — Volkmann, Artikel Sehen p. 29.
***) E. H. Weber, Summa doctrinæ de motu iridis ex. ann. 1851. Annota tiones anatomicæ etc.
fascic. III.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/230>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.