1. Bestimmung seiner Grenzen; anatomische Einlei- tung*). -- Die Anatomen definiren den n. sympathicus noch immer verschieden; die einen erklären ihn für einen mächtigen und ver- wickelten Plexus cerebrospinaler Nerven in dem an verschiedenen Stellen und auf verschiedene Weise Ganglienkugeln eingelagert sind, die andern setzen hierzu noch die Ergänzung, dass von diesen Gang- lienkugeln zahlreiche neue Röhren ausgehen, welche entweder über- haupt oder mindestens kein sogenannt centrales Ende im Hirn und Rük- kenmarke finden. Diese letzteren Anatomen sind dann geneigt, nur die neuentspringenden Röhren als sympathische zu bezeichnen. In- dem wir unentschieden lassen müssen, welche von beiden Ansichten die berechtigte sei, werden wir hier die Funktionen abhandeln, welche dem n. sympathicus im weitern Wortsinne zukommen.
Die Elementartheile, welche dem nerv. sympathicus zukommen, sind: 1) Röhren von breiterem und feinerem Durchmesser; nach der berühmten Untersuchung von Bidder und Volkmann glaubte man sich berechtigt, die feinen Röhren für die dem Sympathicus spezifisch zukommenden, in ihm entspringenden ansehen zu müs- sen; neue Untersuchungen, welche die feinen Röhren auch als einen unzweifelhaften Bestandtheil des cerobrospinalen Systems nachweisen, haben diese Meinung sehr erschüttert und dahin eingeschränkt, dass wenn die breiten Fasern auch ausschliess- lich cerebrospinal sind, die feinen wenigstens nicht ausschliesslich als sym- pathische angesehen werden können (Stannius, Kölliker). -- 2) Ganglien- kugeln in sehr beträchtlicher Zahl; diese sollen rings geschlossen zwei- und zuweilen dreistrahlig sein. Die anatomische Controverse über diesen Punkt hat sich dahin gestaltet, dass einige Anatomen die Gegenwart sämmtlicher Formen be- haupten, andere nur die ringsgeschlossenen und einstrahligen, andere nur die ge- schlossenen und zweistrahligen als vorhanden ansehen. Der bestimmende Grund für die übereinstimmende Annahme astloser Ganglienkörper liegt darin, dass häufig die Zahl der Ganglienkörper, welche zu einem Haufen vereinigt einen Nerven umgeben, viel beträchtlicher ist, als die Zahl der zwischen ihnen verlaufenden Nervenröhren und zugleich die gegenseitige Lagerung beider Elemente eine solche, dass der Verdacht nicht entstehen kann, als ob ein Nervenrohr mehrere Ganglienkugeln durchsetze. -- Die Annahme einstrahliger Kugeln gründet sich wesentlich auf die von Bidder und Volkmann entdeckte Thatsache, dass der auf der einen Seite in ein Ganglion eintretende Nervenstamm viel weniger Röhren enthält, als der austretende; die inner- halb des Ganglions demnach geschehene Faservermehrung glaubt man sich am ein- fachsten unter der Voraussetzung von Röhrenursprüngen aus den Ganglienkugeln erläutern zu können. Dieser Grund ist aber begreiflich nicht bindend, weil die Röhren- mehrung auch noch durch mancherlei andere, zum Theil durch die Beobachtung bestä- tigte Begebnisse erläutert werden kann, wie durch Theilung der Röhren, durch die An- wesenheit dreistrahliger Ganglienzellen, von denen regelmässig nur ein Fortsatz in den eintretenden, zwei andere dagegen in den austretenden Nerven verlaufen, und endlich auch durch die Gegenwart von zweistrahligen Ganglienkugeln, deren Aeste nach einer
*)Kölliker, Mikroskop. Anatomie II. a. p. 522. -- R. Wagner, Bericht über die gemeinschaftl. etc. angestellte Beobachtung. Göttinger, gelehrte Anzeigen 1851. Nr. 14. -- Stannius, Neurolog. Erfahrungen. -- Göttinger, gelehrte Anzeigen 1851. Nr. 17. p. 235.
C. Sympathischer Nerv.
1. Bestimmung seiner Grenzen; anatomische Einlei- tung*). — Die Anatomen definiren den n. sympathicus noch immer verschieden; die einen erklären ihn für einen mächtigen und ver- wickelten Plexus cerebrospinaler Nerven in dem an verschiedenen Stellen und auf verschiedene Weise Ganglienkugeln eingelagert sind, die andern setzen hierzu noch die Ergänzung, dass von diesen Gang- lienkugeln zahlreiche neue Röhren ausgehen, welche entweder über- haupt oder mindestens kein sogenannt centrales Ende im Hirn und Rük- kenmarke finden. Diese letzteren Anatomen sind dann geneigt, nur die neuentspringenden Röhren als sympathische zu bezeichnen. In- dem wir unentschieden lassen müssen, welche von beiden Ansichten die berechtigte sei, werden wir hier die Funktionen abhandeln, welche dem n. sympathicus im weitern Wortsinne zukommen.
Die Elementartheile, welche dem nerv. sympathicus zukommen, sind: 1) Röhren von breiterem und feinerem Durchmesser; nach der berühmten Untersuchung von Bidder und Volkmann glaubte man sich berechtigt, die feinen Röhren für die dem Sympathicus spezifisch zukommenden, in ihm entspringenden ansehen zu müs- sen; neue Untersuchungen, welche die feinen Röhren auch als einen unzweifelhaften Bestandtheil des cerobrospinalen Systems nachweisen, haben diese Meinung sehr erschüttert und dahin eingeschränkt, dass wenn die breiten Fasern auch ausschliess- lich cerebrospinal sind, die feinen wenigstens nicht ausschliesslich als sym- pathische angesehen werden können (Stannius, Kölliker). — 2) Ganglien- kugeln in sehr beträchtlicher Zahl; diese sollen rings geschlossen zwei- und zuweilen dreistrahlig sein. Die anatomische Controverse über diesen Punkt hat sich dahin gestaltet, dass einige Anatomen die Gegenwart sämmtlicher Formen be- haupten, andere nur die ringsgeschlossenen und einstrahligen, andere nur die ge- schlossenen und zweistrahligen als vorhanden ansehen. Der bestimmende Grund für die übereinstimmende Annahme astloser Ganglienkörper liegt darin, dass häufig die Zahl der Ganglienkörper, welche zu einem Haufen vereinigt einen Nerven umgeben, viel beträchtlicher ist, als die Zahl der zwischen ihnen verlaufenden Nervenröhren und zugleich die gegenseitige Lagerung beider Elemente eine solche, dass der Verdacht nicht entstehen kann, als ob ein Nervenrohr mehrere Ganglienkugeln durchsetze. — Die Annahme einstrahliger Kugeln gründet sich wesentlich auf die von Bidder und Volkmann entdeckte Thatsache, dass der auf der einen Seite in ein Ganglion eintretende Nervenstamm viel weniger Röhren enthält, als der austretende; die inner- halb des Ganglions demnach geschehene Faservermehrung glaubt man sich am ein- fachsten unter der Voraussetzung von Röhrenursprüngen aus den Ganglienkugeln erläutern zu können. Dieser Grund ist aber begreiflich nicht bindend, weil die Röhren- mehrung auch noch durch mancherlei andere, zum Theil durch die Beobachtung bestä- tigte Begebnisse erläutert werden kann, wie durch Theilung der Röhren, durch die An- wesenheit dreistrahliger Ganglienzellen, von denen regelmässig nur ein Fortsatz in den eintretenden, zwei andere dagegen in den austretenden Nerven verlaufen, und endlich auch durch die Gegenwart von zweistrahligen Ganglienkugeln, deren Aeste nach einer
*)Kölliker, Mikroskop. Anatomie II. a. p. 522. — R. Wagner, Bericht über die gemeinschaftl. etc. angestellte Beobachtung. Göttinger, gelehrte Anzeigen 1851. Nr. 14. — Stannius, Neurolog. Erfahrungen. — Göttinger, gelehrte Anzeigen 1851. Nr. 17. p. 235.
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C. Sympathischer Nerv.
1. Bestimmung seiner Grenzen; anatomische Einlei-
tung *). — Die Anatomen definiren den n. sympathicus noch immer
verschieden; die einen erklären ihn für einen mächtigen und ver-
wickelten Plexus cerebrospinaler Nerven in dem an verschiedenen
Stellen und auf verschiedene Weise Ganglienkugeln eingelagert sind,
die andern setzen hierzu noch die Ergänzung, dass von diesen Gang-
lienkugeln zahlreiche neue Röhren ausgehen, welche entweder über-
haupt oder mindestens kein sogenannt centrales Ende im Hirn und Rük-
kenmarke finden. Diese letzteren Anatomen sind dann geneigt, nur
die neuentspringenden Röhren als sympathische zu bezeichnen. In-
dem wir unentschieden lassen müssen, welche von beiden Ansichten
die berechtigte sei, werden wir hier die Funktionen abhandeln, welche
dem n. sympathicus im weitern Wortsinne zukommen.
Die Elementartheile, welche dem nerv. sympathicus zukommen, sind: 1) Röhren
von breiterem und feinerem Durchmesser; nach der berühmten Untersuchung von
Bidder und Volkmann glaubte man sich berechtigt, die feinen Röhren für die
dem Sympathicus spezifisch zukommenden, in ihm entspringenden ansehen zu müs-
sen; neue Untersuchungen, welche die feinen Röhren auch als einen unzweifelhaften
Bestandtheil des cerobrospinalen Systems nachweisen, haben diese Meinung sehr
erschüttert und dahin eingeschränkt, dass wenn die breiten Fasern auch ausschliess-
lich cerebrospinal sind, die feinen wenigstens nicht ausschliesslich als sym-
pathische angesehen werden können (Stannius, Kölliker). — 2) Ganglien-
kugeln in sehr beträchtlicher Zahl; diese sollen rings geschlossen zwei- und
zuweilen dreistrahlig sein. Die anatomische Controverse über diesen Punkt hat
sich dahin gestaltet, dass einige Anatomen die Gegenwart sämmtlicher Formen be-
haupten, andere nur die ringsgeschlossenen und einstrahligen, andere nur die ge-
schlossenen und zweistrahligen als vorhanden ansehen. Der bestimmende Grund für
die übereinstimmende Annahme astloser Ganglienkörper liegt darin, dass häufig die
Zahl der Ganglienkörper, welche zu einem Haufen vereinigt einen Nerven umgeben,
viel beträchtlicher ist, als die Zahl der zwischen ihnen verlaufenden Nervenröhren und
zugleich die gegenseitige Lagerung beider Elemente eine solche, dass der Verdacht
nicht entstehen kann, als ob ein Nervenrohr mehrere Ganglienkugeln durchsetze.
— Die Annahme einstrahliger Kugeln gründet sich wesentlich auf die von Bidder
und Volkmann entdeckte Thatsache, dass der auf der einen Seite in ein Ganglion
eintretende Nervenstamm viel weniger Röhren enthält, als der austretende; die inner-
halb des Ganglions demnach geschehene Faservermehrung glaubt man sich am ein-
fachsten unter der Voraussetzung von Röhrenursprüngen aus den Ganglienkugeln
erläutern zu können. Dieser Grund ist aber begreiflich nicht bindend, weil die Röhren-
mehrung auch noch durch mancherlei andere, zum Theil durch die Beobachtung bestä-
tigte Begebnisse erläutert werden kann, wie durch Theilung der Röhren, durch die An-
wesenheit dreistrahliger Ganglienzellen, von denen regelmässig nur ein Fortsatz in den
eintretenden, zwei andere dagegen in den austretenden Nerven verlaufen, und endlich
auch durch die Gegenwart von zweistrahligen Ganglienkugeln, deren Aeste nach einer
*) Kölliker, Mikroskop. Anatomie II. a. p. 522. — R. Wagner, Bericht über die gemeinschaftl.
etc. angestellte Beobachtung. Göttinger, gelehrte Anzeigen 1851. Nr. 14. — Stannius,
Neurolog. Erfahrungen. — Göttinger, gelehrte Anzeigen 1851. Nr. 17. p. 235.
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/189>, abgerufen am 18.12.2024.
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