Verlauf der sensiblen Nervenröhren durch das Hirn.
wähnte Hirnganglien und ebenso das Dach der Seitenventrikel in einer bestimmten Beziehung zur Bewegung einer ganzen Körperhälfte, wie die folgenden Bemerkun- gen lehren werden. --
b. Vom Verlauf der motorischen Kopfnerven innerhalb des Hirns ist nur bekannt, das der n. hypoglossus in Erregung gesetzt wer- den kann, wenn man den Boden der vierten Hirnhöhle an seiner hin- teren Spitze mit mechanischen Mitteln angreift; Stilling, und fer- ner, dass die Augenmuskelnerven durch Einstechen in die Vierhügel in Thätigkeit gerathen. -- Wie die Nerven des Rumpfs so erfahren auch die des Kopfs eine totale Kreuzung.
Die Angabe älterer Pathologen, wonach die Kopfnerven entweder nur eine un- vollkommene oder gar keine Kreuzung im Gehirn erfahren sollten, wurde durch Beobachtungen veranlasst, in welchen drückende Körper, die sich in der Schädel- höhle entwickelten, gleichzeitig auf die Rumpfnerven in ihrem Verlaufe durch das Gehirn, und auf die Kopfnerven, nachdem sie aus dem Gehirn getreten waren, ein- wirkten, so dass Lähmung des Rumpfes und des Gesichtes gleichzeitig aber auf ent- gegengesetzten Seiten bestand. Romberg.
3. Verlauf der sensiblen Nervenröhren durch das Hirn.
Die sensiblen Nerven hat man im Einzelnen noch nicht durch das Gehirn verfolgt; man weiss nur, dass Berührung einer gewissen An- zahl von Theilen im Allgemeinen die Zeichen des Schmerzes erweckt, während eine Berührung anderer Theile diese Folge nicht nach sich zieht. Zu den schmerzhaften Hirnparthien zählt man allgemein: corpora restiformia und olivaria, den Boden der vierten Hirnhöhle mit Aus- nahme des calamus scriptorius und des aquaeductus Sylvii, crura ce- rebelli ad corpor. quadrigemina, pedunculi cerebri. -- Ueber die Em- pfindlichkeit der Pyramiden und der unteren Fläche der Brücke besteht noch Controverse; in die Vierhügel kann der n. opticus physiologisch verfolgt werden.
4. Mittheilung der Erregungszustände in den Nerven- röhren des Hirns.
A. Reflektorische Erregung.
Wie das Rückenmark vermag auch das Hirn die Reflexbewegung zu vermittlen; dieselben charakteristischen Merkmale wie dort bietet sie auch hier. Wir bestimmen eine vom Hirn ausgehende Bewegung als eine reflektorische, vorzugsweise dann, wenn sie gegen den Wil- len erfolgt oder wenn sie nach vorausgegangenen sinnlichen Ein- drücken in unwillkürlich beweglichen Muskeln hervortritt.
Die reflektorischen Bewegungen, welche die sensiblen Hirnnerven erwecken, erstrecken sich nicht allein auf die Nerven des Hirns, son- dern auch auf die des Rückenmarks. Eine gründliche Untersuchung ist diesen wichtigen Verhältnissen noch nicht zu Theil geworden. -- Folgende reflektorische Beziehungen sind als die wichtigsten unter den bekannteren hervorzuheben.
Verlauf der sensiblen Nervenröhren durch das Hirn.
wähnte Hirnganglien und ebenso das Dach der Seitenventrikel in einer bestimmten Beziehung zur Bewegung einer ganzen Körperhälfte, wie die folgenden Bemerkun- gen lehren werden. —
b. Vom Verlauf der motorischen Kopfnerven innerhalb des Hirns ist nur bekannt, das der n. hypoglossus in Erregung gesetzt wer- den kann, wenn man den Boden der vierten Hirnhöhle an seiner hin- teren Spitze mit mechanischen Mitteln angreift; Stilling, und fer- ner, dass die Augenmuskelnerven durch Einstechen in die Vierhügel in Thätigkeit gerathen. — Wie die Nerven des Rumpfs so erfahren auch die des Kopfs eine totale Kreuzung.
Die Angabe älterer Pathologen, wonach die Kopfnerven entweder nur eine un- vollkommene oder gar keine Kreuzung im Gehirn erfahren sollten, wurde durch Beobachtungen veranlasst, in welchen drückende Körper, die sich in der Schädel- höhle entwickelten, gleichzeitig auf die Rumpfnerven in ihrem Verlaufe durch das Gehirn, und auf die Kopfnerven, nachdem sie aus dem Gehirn getreten waren, ein- wirkten, so dass Lähmung des Rumpfes und des Gesichtes gleichzeitig aber auf ent- gegengesetzten Seiten bestand. Romberg.
3. Verlauf der sensiblen Nervenröhren durch das Hirn.
Die sensiblen Nerven hat man im Einzelnen noch nicht durch das Gehirn verfolgt; man weiss nur, dass Berührung einer gewissen An- zahl von Theilen im Allgemeinen die Zeichen des Schmerzes erweckt, während eine Berührung anderer Theile diese Folge nicht nach sich zieht. Zu den schmerzhaften Hirnparthien zählt man allgemein: corpora restiformia und olivaria, den Boden der vierten Hirnhöhle mit Aus- nahme des calamus scriptorius und des aquaeductus Sylvii, crura ce- rebelli ad corpor. quadrigemina, pedunculi cerebri. — Ueber die Em- pfindlichkeit der Pyramiden und der unteren Fläche der Brücke besteht noch Controverse; in die Vierhügel kann der n. opticus physiologisch verfolgt werden.
4. Mittheilung der Erregungszustände in den Nerven- röhren des Hirns.
A. Reflektorische Erregung.
Wie das Rückenmark vermag auch das Hirn die Reflexbewegung zu vermittlen; dieselben charakteristischen Merkmale wie dort bietet sie auch hier. Wir bestimmen eine vom Hirn ausgehende Bewegung als eine reflektorische, vorzugsweise dann, wenn sie gegen den Wil- len erfolgt oder wenn sie nach vorausgegangenen sinnlichen Ein- drücken in unwillkürlich beweglichen Muskeln hervortritt.
Die reflektorischen Bewegungen, welche die sensiblen Hirnnerven erwecken, erstrecken sich nicht allein auf die Nerven des Hirns, son- dern auch auf die des Rückenmarks. Eine gründliche Untersuchung ist diesen wichtigen Verhältnissen noch nicht zu Theil geworden. — Folgende reflektorische Beziehungen sind als die wichtigsten unter den bekannteren hervorzuheben.
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Verlauf der sensiblen Nervenröhren durch das Hirn.
wähnte Hirnganglien und ebenso das Dach der Seitenventrikel in einer bestimmten
Beziehung zur Bewegung einer ganzen Körperhälfte, wie die folgenden Bemerkun-
gen lehren werden. —
b. Vom Verlauf der motorischen Kopfnerven innerhalb des Hirns
ist nur bekannt, das der n. hypoglossus in Erregung gesetzt wer-
den kann, wenn man den Boden der vierten Hirnhöhle an seiner hin-
teren Spitze mit mechanischen Mitteln angreift; Stilling, und fer-
ner, dass die Augenmuskelnerven durch Einstechen in die Vierhügel
in Thätigkeit gerathen. — Wie die Nerven des Rumpfs so erfahren
auch die des Kopfs eine totale Kreuzung.
Die Angabe älterer Pathologen, wonach die Kopfnerven entweder nur eine un-
vollkommene oder gar keine Kreuzung im Gehirn erfahren sollten, wurde durch
Beobachtungen veranlasst, in welchen drückende Körper, die sich in der Schädel-
höhle entwickelten, gleichzeitig auf die Rumpfnerven in ihrem Verlaufe durch das
Gehirn, und auf die Kopfnerven, nachdem sie aus dem Gehirn getreten waren, ein-
wirkten, so dass Lähmung des Rumpfes und des Gesichtes gleichzeitig aber auf ent-
gegengesetzten Seiten bestand. Romberg.
3. Verlauf der sensiblen Nervenröhren durch das Hirn.
Die sensiblen Nerven hat man im Einzelnen noch nicht durch das
Gehirn verfolgt; man weiss nur, dass Berührung einer gewissen An-
zahl von Theilen im Allgemeinen die Zeichen des Schmerzes erweckt,
während eine Berührung anderer Theile diese Folge nicht nach sich
zieht. Zu den schmerzhaften Hirnparthien zählt man allgemein: corpora
restiformia und olivaria, den Boden der vierten Hirnhöhle mit Aus-
nahme des calamus scriptorius und des aquaeductus Sylvii, crura ce-
rebelli ad corpor. quadrigemina, pedunculi cerebri. — Ueber die Em-
pfindlichkeit der Pyramiden und der unteren Fläche der Brücke besteht
noch Controverse; in die Vierhügel kann der n. opticus physiologisch
verfolgt werden.
4. Mittheilung der Erregungszustände in den Nerven-
röhren des Hirns.
A. Reflektorische Erregung.
Wie das Rückenmark vermag auch das Hirn die Reflexbewegung
zu vermittlen; dieselben charakteristischen Merkmale wie dort bietet
sie auch hier. Wir bestimmen eine vom Hirn ausgehende Bewegung
als eine reflektorische, vorzugsweise dann, wenn sie gegen den Wil-
len erfolgt oder wenn sie nach vorausgegangenen sinnlichen Ein-
drücken in unwillkürlich beweglichen Muskeln hervortritt.
Die reflektorischen Bewegungen, welche die sensiblen Hirnnerven
erwecken, erstrecken sich nicht allein auf die Nerven des Hirns, son-
dern auch auf die des Rückenmarks. Eine gründliche Untersuchung
ist diesen wichtigen Verhältnissen noch nicht zu Theil geworden. —
Folgende reflektorische Beziehungen sind als die wichtigsten unter
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/181>, abgerufen am 23.07.2024.
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