Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

Faserung des Rückenmarks.
oder nur auf kurze Strecke nach der Längeaxe des Rückenmarkes aufsteigen;
sie sollen dann in der grauen Substanz auf eine noch unbekannte Art entspringen.

Die Gründe für diese Annahme sollen darin gefunden werden: dass nachweiss-
lich quer- und längslaufende Stränge von Nervenröhren im Rückenmark vorkom-
men, von denen wohl die querlaufenden, keineswegs aber die längslaufenden, in die
Nervenwurzeln verfolgt werden können; dass die Dicke des weissen Rückenmarks
in seinem Halstheile überhaupt nicht hinreicht, um alle aus ihm entspringenden Ner-
venwurzeln zu beherbergen und dass die verschiedenen Anschwellungen des Rücken-
marks an den Stellen, an welchen beträchtliche Nervenmengen aus ihm austreten,
sich leicht erläutern, wenn man sie durch den hier liegenden Ursprung der Ner-
venröhren erklärt. --

Dieser steht geradezu eine andere noch ins Genauere gehende Hypothese entge-
gen, welche von Kölliker zuerst scharf ausgesprochen ist, zu der aber von man-

[Abbildung] Fig. 28.
nigfachen Seiten her Thatsachen geliefert sind. Nach ihr Fig. 28, treten die Nerven-
röhren der vordern Wurzeln V quer durch die weise Masse in die Vorderhörner der
grauen Substanz und fahren hier in zwei Hauptrichtungen auseinander; die eine von
ihnen, die aus dem innern Bündel der Wurzeln besteht, geht aus der grauen Sub-
stanz in die vordere weisse Commissur zur entgegengesetzten Rückenmarkshälfte
und biegt, wenn sie diese erreicht, nach aufwärts, um die sog. weissen Vorder-

Faserung des Rückenmarks.
oder nur auf kurze Strecke nach der Längeaxe des Rückenmarkes aufsteigen;
sie sollen dann in der grauen Substanz auf eine noch unbekannte Art entspringen.

Die Gründe für diese Annahme sollen darin gefunden werden: dass nachweiss-
lich quer- und längslaufende Stränge von Nervenröhren im Rückenmark vorkom-
men, von denen wohl die querlaufenden, keineswegs aber die längslaufenden, in die
Nervenwurzeln verfolgt werden können; dass die Dicke des weissen Rückenmarks
in seinem Halstheile überhaupt nicht hinreicht, um alle aus ihm entspringenden Ner-
venwurzeln zu beherbergen und dass die verschiedenen Anschwellungen des Rücken-
marks an den Stellen, an welchen beträchtliche Nervenmengen aus ihm austreten,
sich leicht erläutern, wenn man sie durch den hier liegenden Ursprung der Ner-
venröhren erklärt. —

Dieser steht geradezu eine andere noch ins Genauere gehende Hypothese entge-
gen, welche von Kölliker zuerst scharf ausgesprochen ist, zu der aber von man-

[Abbildung] Fig. 28.
nigfachen Seiten her Thatsachen geliefert sind. Nach ihr Fig. 28, treten die Nerven-
röhren der vordern Wurzeln V quer durch die weise Masse in die Vorderhörner der
grauen Substanz und fahren hier in zwei Hauptrichtungen auseinander; die eine von
ihnen, die aus dem innern Bündel der Wurzeln besteht, geht aus der grauen Sub-
stanz in die vordere weisse Commissur zur entgegengesetzten Rückenmarkshälfte
und biegt, wenn sie diese erreicht, nach aufwärts, um die sog. weissen Vorder-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0142" n="128"/><fw place="top" type="header">Faserung des Rückenmarks.</fw><lb/>
oder nur auf kurze Strecke nach der Längeaxe des Rückenmarkes aufsteigen;<lb/>
sie sollen dann in der grauen Substanz auf eine noch unbekannte Art entspringen.</p><lb/>
            <p>Die Gründe für diese Annahme sollen darin gefunden werden: dass nachweiss-<lb/>
lich quer- und längslaufende Stränge von Nervenröhren im Rückenmark vorkom-<lb/>
men, von denen wohl die querlaufenden, keineswegs aber die längslaufenden, in die<lb/>
Nervenwurzeln verfolgt werden können; dass die Dicke des weissen Rückenmarks<lb/>
in seinem Halstheile überhaupt nicht hinreicht, um alle aus ihm entspringenden Ner-<lb/>
venwurzeln zu beherbergen und dass die verschiedenen Anschwellungen des Rücken-<lb/>
marks an den Stellen, an welchen beträchtliche Nervenmengen aus ihm austreten,<lb/>
sich leicht erläutern, wenn man sie durch den hier liegenden Ursprung der Ner-<lb/>
venröhren erklärt. &#x2014;</p><lb/>
            <p>Dieser steht geradezu eine andere noch ins Genauere gehende Hypothese entge-<lb/>
gen, welche von <hi rendition="#g">Kölliker</hi> zuerst scharf ausgesprochen ist, zu der aber von man-<lb/><figure><head>Fig. 28.</head></figure><lb/>
nigfachen Seiten her Thatsachen geliefert sind. Nach ihr Fig. 28, treten die Nerven-<lb/>
röhren der vordern Wurzeln <hi rendition="#i">V</hi> quer durch die weise Masse in die Vorderhörner der<lb/>
grauen Substanz und fahren hier in zwei Hauptrichtungen auseinander; die eine von<lb/>
ihnen, die aus dem innern Bündel der Wurzeln besteht, geht aus der grauen Sub-<lb/>
stanz in die vordere weisse Commissur zur entgegengesetzten Rückenmarkshälfte<lb/>
und biegt, wenn sie diese erreicht, nach aufwärts, um die sog. weissen Vorder-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0142] Faserung des Rückenmarks. oder nur auf kurze Strecke nach der Längeaxe des Rückenmarkes aufsteigen; sie sollen dann in der grauen Substanz auf eine noch unbekannte Art entspringen. Die Gründe für diese Annahme sollen darin gefunden werden: dass nachweiss- lich quer- und längslaufende Stränge von Nervenröhren im Rückenmark vorkom- men, von denen wohl die querlaufenden, keineswegs aber die längslaufenden, in die Nervenwurzeln verfolgt werden können; dass die Dicke des weissen Rückenmarks in seinem Halstheile überhaupt nicht hinreicht, um alle aus ihm entspringenden Ner- venwurzeln zu beherbergen und dass die verschiedenen Anschwellungen des Rücken- marks an den Stellen, an welchen beträchtliche Nervenmengen aus ihm austreten, sich leicht erläutern, wenn man sie durch den hier liegenden Ursprung der Ner- venröhren erklärt. — Dieser steht geradezu eine andere noch ins Genauere gehende Hypothese entge- gen, welche von Kölliker zuerst scharf ausgesprochen ist, zu der aber von man- [Abbildung Fig. 28.] nigfachen Seiten her Thatsachen geliefert sind. Nach ihr Fig. 28, treten die Nerven- röhren der vordern Wurzeln V quer durch die weise Masse in die Vorderhörner der grauen Substanz und fahren hier in zwei Hauptrichtungen auseinander; die eine von ihnen, die aus dem innern Bündel der Wurzeln besteht, geht aus der grauen Sub- stanz in die vordere weisse Commissur zur entgegengesetzten Rückenmarkshälfte und biegt, wenn sie diese erreicht, nach aufwärts, um die sog. weissen Vorder-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/142
Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/142>, abgerufen am 28.11.2024.