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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856.

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nah an zweihundert Jahre. Als er sie auf seinem
Fahrzeuge umfuhr, fand er die Metallplatten der völ¬
ligen Auflösung nah. Das hatte man gefürchtet. Blei¬
deckung auf hohen Gebäuden kommt ungleich theurer,
als Deckung mit Schiefer, wenn man diesen in der
Nähe hat. Den Schieferbedarf nimmt der Decker in
seinem Fahrzeuge mit hinauf, das kann er mit den
ungleich schwereren Bleiplatten nicht. Die ganze De¬
ckung mit Schiefer besorgt der Arbeiter von seinem
Fahrzeuge aus; Bleideckung macht feste Gerüste nöthig.
Apollonius that den Vorschlag, auch das Thurmdach
mit Schiefer einzudecken. Der Blechschmied, ein Be¬
deutender, wandte zwar ein, die Alten hätten die Sache
so gut verstanden, als die Leute in Köln, -- das sollte
ein Stich auf Apollonius sein. Und der Bruder war
damit einverstanden: hätten die Alten gemeint, Schiefer
thu' es so gut als Blei, sie hätten gleich Schiefer
genommen. Damals waren eben noch keine Schiefer¬
gruben in nächster Nähe vorhanden; der Schiefer hätte
weit her geholt und daher die Schieferdeckung theurer
kommen müssen, als die mit Blei. Das Kirchendach
war damals mit Ziegeln und erst später, da die Schie¬
fergruben in der Nähe schon im Gang, mit Schiefer
gedeckt worden. Das wußten der Blechschmied und
Fritz Nettenmair nicht oder wollten es nicht wissen.
Den Letztern drückte das wachsende Anseh'n des Bru¬

nah an zweihundert Jahre. Als er ſie auf ſeinem
Fahrzeuge umfuhr, fand er die Metallplatten der völ¬
ligen Auflöſung nah. Das hatte man gefürchtet. Blei¬
deckung auf hohen Gebäuden kommt ungleich theurer,
als Deckung mit Schiefer, wenn man dieſen in der
Nähe hat. Den Schieferbedarf nimmt der Decker in
ſeinem Fahrzeuge mit hinauf, das kann er mit den
ungleich ſchwereren Bleiplatten nicht. Die ganze De¬
ckung mit Schiefer beſorgt der Arbeiter von ſeinem
Fahrzeuge aus; Bleideckung macht feſte Gerüſte nöthig.
Apollonius that den Vorſchlag, auch das Thurmdach
mit Schiefer einzudecken. Der Blechſchmied, ein Be¬
deutender, wandte zwar ein, die Alten hätten die Sache
ſo gut verſtanden, als die Leute in Köln, — das ſollte
ein Stich auf Apollonius ſein. Und der Bruder war
damit einverſtanden: hätten die Alten gemeint, Schiefer
thu' es ſo gut als Blei, ſie hätten gleich Schiefer
genommen. Damals waren eben noch keine Schiefer¬
gruben in nächſter Nähe vorhanden; der Schiefer hätte
weit her geholt und daher die Schieferdeckung theurer
kommen müſſen, als die mit Blei. Das Kirchendach
war damals mit Ziegeln und erſt ſpäter, da die Schie¬
fergruben in der Nähe ſchon im Gang, mit Schiefer
gedeckt worden. Das wußten der Blechſchmied und
Fritz Nettenmair nicht oder wollten es nicht wiſſen.
Den Letztern drückte das wachſende Anſeh'n des Bru¬

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[74/0083] nah an zweihundert Jahre. Als er ſie auf ſeinem Fahrzeuge umfuhr, fand er die Metallplatten der völ¬ ligen Auflöſung nah. Das hatte man gefürchtet. Blei¬ deckung auf hohen Gebäuden kommt ungleich theurer, als Deckung mit Schiefer, wenn man dieſen in der Nähe hat. Den Schieferbedarf nimmt der Decker in ſeinem Fahrzeuge mit hinauf, das kann er mit den ungleich ſchwereren Bleiplatten nicht. Die ganze De¬ ckung mit Schiefer beſorgt der Arbeiter von ſeinem Fahrzeuge aus; Bleideckung macht feſte Gerüſte nöthig. Apollonius that den Vorſchlag, auch das Thurmdach mit Schiefer einzudecken. Der Blechſchmied, ein Be¬ deutender, wandte zwar ein, die Alten hätten die Sache ſo gut verſtanden, als die Leute in Köln, — das ſollte ein Stich auf Apollonius ſein. Und der Bruder war damit einverſtanden: hätten die Alten gemeint, Schiefer thu' es ſo gut als Blei, ſie hätten gleich Schiefer genommen. Damals waren eben noch keine Schiefer¬ gruben in nächſter Nähe vorhanden; der Schiefer hätte weit her geholt und daher die Schieferdeckung theurer kommen müſſen, als die mit Blei. Das Kirchendach war damals mit Ziegeln und erſt ſpäter, da die Schie¬ fergruben in der Nähe ſchon im Gang, mit Schiefer gedeckt worden. Das wußten der Blechſchmied und Fritz Nettenmair nicht oder wollten es nicht wiſſen. Den Letztern drückte das wachſende Anſeh'n des Bru¬

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/83>, abgerufen am 24.11.2024.