herr fort, wie wichtig die Sache ist. Apollonius verbeugte sich. Der Bauherr hielt zurück, was er noch sagen wollte. Aus des jungen Mannes Angesicht sprach bei aller Weichheit und Milde so strenge Ge¬ wissenhaftigkeit und eigensinnige Redlichkeit, daß der Rathsherr sich der Ermahnung fast schämte, die er an ihn hatte richten wollen. Apollonius begann nun mit den Ergebnissen seiner vorhinigen Untersuchung. Er stellte den Zustand der Stellen dar, die er hatte prüfen können und was sich daraus auf die übrigen schließen ließ. Seit achtzig Jahren hatte, das war aus den Kirchenrechnungen bekannt, das Kirchendach keine um¬ fassendere Reparatur erfahren. Wenn auch die Schie¬ ferdecke bei gutem Material noch weit länger den Ele¬ menten trotzt, ist das doch nicht mit den Nägeln der Fall, mit denen die Schieferplatten auf Belattung und Verschalung aufgenagelt sind. Und wo er geprüft, hatte er die Nägel zum Theile völlig zerstört, zum Theil der völligen Zerstörung nah gefunden. Das Kirchendach war ein sehr steiles Pultdach; da die Nä¬ gel ihre Schuldigkeit nicht mehr thaten, hatten sich viele Platten verschoben und der Nässe das Eindringen ge¬ stattet; dort zeigte sich, selbst wo sie von Eichenholz war, die Belattung und Verschalung gänzlich morsch; und solcher Stellen waren überall.
Es zeigte sich unumgänglich nothwendig, die ganze Bedachung umzudecken und die Belattung und Verscha¬
herr fort, wie wichtig die Sache iſt. Apollonius verbeugte ſich. Der Bauherr hielt zurück, was er noch ſagen wollte. Aus des jungen Mannes Angeſicht ſprach bei aller Weichheit und Milde ſo ſtrenge Ge¬ wiſſenhaftigkeit und eigenſinnige Redlichkeit, daß der Rathsherr ſich der Ermahnung faſt ſchämte, die er an ihn hatte richten wollen. Apollonius begann nun mit den Ergebniſſen ſeiner vorhinigen Unterſuchung. Er ſtellte den Zuſtand der Stellen dar, die er hatte prüfen können und was ſich daraus auf die übrigen ſchließen ließ. Seit achtzig Jahren hatte, das war aus den Kirchenrechnungen bekannt, das Kirchendach keine um¬ faſſendere Reparatur erfahren. Wenn auch die Schie¬ ferdecke bei gutem Material noch weit länger den Ele¬ menten trotzt, iſt das doch nicht mit den Nägeln der Fall, mit denen die Schieferplatten auf Belattung und Verſchalung aufgenagelt ſind. Und wo er geprüft, hatte er die Nägel zum Theile völlig zerſtört, zum Theil der völligen Zerſtörung nah gefunden. Das Kirchendach war ein ſehr ſteiles Pultdach; da die Nä¬ gel ihre Schuldigkeit nicht mehr thaten, hatten ſich viele Platten verſchoben und der Näſſe das Eindringen ge¬ ſtattet; dort zeigte ſich, ſelbſt wo ſie von Eichenholz war, die Belattung und Verſchalung gänzlich morſch; und ſolcher Stellen waren überall.
Es zeigte ſich unumgänglich nothwendig, die ganze Bedachung umzudecken und die Belattung und Verſcha¬
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herr fort, wie wichtig die Sache iſt. Apollonius
verbeugte ſich. Der Bauherr hielt zurück, was er noch
ſagen wollte. Aus des jungen Mannes Angeſicht
ſprach bei aller Weichheit und Milde ſo ſtrenge Ge¬
wiſſenhaftigkeit und eigenſinnige Redlichkeit, daß der
Rathsherr ſich der Ermahnung faſt ſchämte, die er an
ihn hatte richten wollen. Apollonius begann nun mit
den Ergebniſſen ſeiner vorhinigen Unterſuchung. Er
ſtellte den Zuſtand der Stellen dar, die er hatte prüfen
können und was ſich daraus auf die übrigen ſchließen
ließ. Seit achtzig Jahren hatte, das war aus den
Kirchenrechnungen bekannt, das Kirchendach keine um¬
faſſendere Reparatur erfahren. Wenn auch die Schie¬
ferdecke bei gutem Material noch weit länger den Ele¬
menten trotzt, iſt das doch nicht mit den Nägeln der
Fall, mit denen die Schieferplatten auf Belattung und
Verſchalung aufgenagelt ſind. Und wo er geprüft,
hatte er die Nägel zum Theile völlig zerſtört, zum
Theil der völligen Zerſtörung nah gefunden. Das
Kirchendach war ein ſehr ſteiles Pultdach; da die Nä¬
gel ihre Schuldigkeit nicht mehr thaten, hatten ſich viele
Platten verſchoben und der Näſſe das Eindringen ge¬
ſtattet; dort zeigte ſich, ſelbſt wo ſie von Eichenholz
war, die Belattung und Verſchalung gänzlich morſch;
und ſolcher Stellen waren überall.
Es zeigte ſich unumgänglich nothwendig, die ganze
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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/71>, abgerufen am 25.11.2024.
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