schadhaften Stellen an Thurm- und Kirchendach seien nur wenige. Ueberdieß seh' er auch ab von dem Wi¬ derwillen seiner Frau gegen unsern Helden, den er seit¬ her so vergebens bekämpft, würde es diesem eine un¬ nütze Quälerei sein, all' das sich wieder aufzufrischen, was er froh sein müsse, vergessen zu haben. Er werde leicht einen Vorwand finden, dem Gehorsam gegen einen Befehl, den nur Wunderlichkeit eingegeben, aus¬ zuweichen. Den Schluß des Briefes machte eine neckende Anspielung auf ein Verhältniß unseres Helden mit der jüngsten Tochter des Vetters, von dem die Vaterstadt voll sei. Der Bruder ließ sich ihr als seiner künftigen Schwägerin empfehlen.
Wenn auch ein solches Verhältniß nicht bestand Apollonius konnte sich sagen, es lag nur an ihm, es in's Leben zu rufen. Der Vetter hatte schon manchen Wink fallen lassen, der dahin zielte; und das Mädchen, von dem die Rede war, hätte sich nicht gesträubt. Un¬ ser Apollonius war ein Bursche geworden, den so leicht Keine ausgeschlagen hätte, deren Herz und Hand noch zu ihrer Verfügung stand. Die Gewohnheit, nach seinem eigenen Ermessen zu handeln und über die Thä¬ tigkeit einer Anzahl tüchtiger Arbeiter selbstständig zu verfügen, hatte seinem Aeußern Haltung und seinem Benehmen Sicherheit gegeben. Und was von seiner frühern Schüchternheit gegen Frauen und seiner Nei¬ gung, sich träumend in sich selbst zu versenken, noch
ſchadhaften Stellen an Thurm- und Kirchendach ſeien nur wenige. Ueberdieß ſeh' er auch ab von dem Wi¬ derwillen ſeiner Frau gegen unſern Helden, den er ſeit¬ her ſo vergebens bekämpft, würde es dieſem eine un¬ nütze Quälerei ſein, all' das ſich wieder aufzufriſchen, was er froh ſein müſſe, vergeſſen zu haben. Er werde leicht einen Vorwand finden, dem Gehorſam gegen einen Befehl, den nur Wunderlichkeit eingegeben, aus¬ zuweichen. Den Schluß des Briefes machte eine neckende Anſpielung auf ein Verhältniß unſeres Helden mit der jüngſten Tochter des Vetters, von dem die Vaterſtadt voll ſei. Der Bruder ließ ſich ihr als ſeiner künftigen Schwägerin empfehlen.
Wenn auch ein ſolches Verhältniß nicht beſtand Apollonius konnte ſich ſagen, es lag nur an ihm, es in's Leben zu rufen. Der Vetter hatte ſchon manchen Wink fallen laſſen, der dahin zielte; und das Mädchen, von dem die Rede war, hätte ſich nicht geſträubt. Un¬ ſer Apollonius war ein Burſche geworden, den ſo leicht Keine ausgeſchlagen hätte, deren Herz und Hand noch zu ihrer Verfügung ſtand. Die Gewohnheit, nach ſeinem eigenen Ermeſſen zu handeln und über die Thä¬ tigkeit einer Anzahl tüchtiger Arbeiter ſelbſtſtändig zu verfügen, hatte ſeinem Aeußern Haltung und ſeinem Benehmen Sicherheit gegeben. Und was von ſeiner frühern Schüchternheit gegen Frauen und ſeiner Nei¬ gung, ſich träumend in ſich ſelbſt zu verſenken, noch
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ſchadhaften Stellen an Thurm- und Kirchendach ſeien
nur wenige. Ueberdieß ſeh' er auch ab von dem Wi¬
derwillen ſeiner Frau gegen unſern Helden, den er ſeit¬
her ſo vergebens bekämpft, würde es dieſem eine un¬
nütze Quälerei ſein, all' das ſich wieder aufzufriſchen,
was er froh ſein müſſe, vergeſſen zu haben. Er werde
leicht einen Vorwand finden, dem Gehorſam gegen
einen Befehl, den nur Wunderlichkeit eingegeben, aus¬
zuweichen. Den Schluß des Briefes machte eine
neckende Anſpielung auf ein Verhältniß unſeres Helden
mit der jüngſten Tochter des Vetters, von dem die
Vaterſtadt voll ſei. Der Bruder ließ ſich ihr als ſeiner
künftigen Schwägerin empfehlen.
Wenn auch ein ſolches Verhältniß nicht beſtand
Apollonius konnte ſich ſagen, es lag nur an ihm, es
in's Leben zu rufen. Der Vetter hatte ſchon manchen
Wink fallen laſſen, der dahin zielte; und das Mädchen,
von dem die Rede war, hätte ſich nicht geſträubt. Un¬
ſer Apollonius war ein Burſche geworden, den ſo
leicht Keine ausgeſchlagen hätte, deren Herz und Hand
noch zu ihrer Verfügung ſtand. Die Gewohnheit, nach
ſeinem eigenen Ermeſſen zu handeln und über die Thä¬
tigkeit einer Anzahl tüchtiger Arbeiter ſelbſtſtändig zu
verfügen, hatte ſeinem Aeußern Haltung und ſeinem
Benehmen Sicherheit gegeben. Und was von ſeiner
frühern Schüchternheit gegen Frauen und ſeiner Nei¬
gung, ſich träumend in ſich ſelbſt zu verſenken, noch
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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/41>, abgerufen am 24.11.2024.
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