gefallen von der Erschütterung. Ein dicker Schwefel¬ qualm stickte ihn. Er sprang nach der nächsten Dach¬ lucke, um frische Luft zu schöpfen. Die Werkleute, dem Schlage ferner, waren nicht betäubt worden, aber vor Schrecken auf den obersten Treppenstufen stehn ge¬ blieben. "Herauf!" rief ihnen Apollonius zu. "Schnell das Wasser! die Spritze! In diese Seite muß es ge¬ schlagen haben, von da kam Luftdruck und Schwefel¬ geruch. Schnell mit Wasser und Spritze an die Aus¬ fahrthür." Der Zimmermeister rief, schon auf der Leitertreppe, hustend: ""aber der Dampf!"" "Nur schnell!" entgegnete Apollonius. "Die Ausfahrthür wird mehr Luft geben, als uns lieb ist." Der Maurer und der Schornsteinfeger folgten dem Zimmermann, der die Schläuche trug, so schnell als möglich war, mit der Spritze die Leitertreppe hinauf. Die Andern brachten Eimer kalten, der Gesell einen Topf heißen Wassers, um durch Zugießen das Gefrieren zu ver¬ hindern. In solchen Augenblicken hat, wer Ruhe zeigt, das Vertrauen, und dem gefaßten Thätigen unterord¬ nen sich die Andern ohne Frage. Der Breterweg nach der Ausfahrthüre war schmal: durch die verständige Anordnung Apollonius' fand dennoch Alles im Augen¬ blicke seinen Platz. Zunächst Apollonius nach der Thüre stand der Zimmermann, dann die Spritze, dann der Maurer. Die Spritze war so gewendet, daß die beiden Männer die Druckstangen vor sich hatten.
gefallen von der Erſchütterung. Ein dicker Schwefel¬ qualm ſtickte ihn. Er ſprang nach der nächſten Dach¬ lucke, um friſche Luft zu ſchöpfen. Die Werkleute, dem Schlage ferner, waren nicht betäubt worden, aber vor Schrecken auf den oberſten Treppenſtufen ſtehn ge¬ blieben. „Herauf!“ rief ihnen Apollonius zu. „Schnell das Waſſer! die Spritze! In dieſe Seite muß es ge¬ ſchlagen haben, von da kam Luftdruck und Schwefel¬ geruch. Schnell mit Waſſer und Spritze an die Aus¬ fahrthür.“ Der Zimmermeiſter rief, ſchon auf der Leitertreppe, huſtend: „„aber der Dampf!““ „Nur ſchnell!“ entgegnete Apollonius. „Die Ausfahrthür wird mehr Luft geben, als uns lieb iſt.“ Der Maurer und der Schornſteinfeger folgten dem Zimmermann, der die Schläuche trug, ſo ſchnell als möglich war, mit der Spritze die Leitertreppe hinauf. Die Andern brachten Eimer kalten, der Geſell einen Topf heißen Waſſers, um durch Zugießen das Gefrieren zu ver¬ hindern. In ſolchen Augenblicken hat, wer Ruhe zeigt, das Vertrauen, und dem gefaßten Thätigen unterord¬ nen ſich die Andern ohne Frage. Der Breterweg nach der Ausfahrthüre war ſchmal: durch die verſtändige Anordnung Apollonius' fand dennoch Alles im Augen¬ blicke ſeinen Platz. Zunächſt Apollonius nach der Thüre ſtand der Zimmermann, dann die Spritze, dann der Maurer. Die Spritze war ſo gewendet, daß die beiden Männer die Druckſtangen vor ſich hatten.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0305"n="296"/>
gefallen von der Erſchütterung. Ein dicker Schwefel¬<lb/>
qualm ſtickte ihn. Er ſprang nach der nächſten Dach¬<lb/>
lucke, um friſche Luft zu ſchöpfen. Die Werkleute,<lb/>
dem Schlage ferner, waren nicht betäubt worden, aber<lb/>
vor Schrecken auf den oberſten Treppenſtufen ſtehn ge¬<lb/>
blieben. „Herauf!“ rief ihnen Apollonius zu. „Schnell<lb/>
das Waſſer! die Spritze! In dieſe Seite muß es ge¬<lb/>ſchlagen haben, von da kam Luftdruck und Schwefel¬<lb/>
geruch. Schnell mit Waſſer und Spritze an die Aus¬<lb/>
fahrthür.“ Der Zimmermeiſter rief, ſchon auf der<lb/>
Leitertreppe, huſtend: „„aber der Dampf!““„Nur<lb/>ſchnell!“ entgegnete Apollonius. „Die Ausfahrthür<lb/>
wird mehr Luft geben, als uns lieb iſt.“ Der Maurer<lb/>
und der Schornſteinfeger folgten dem Zimmermann,<lb/>
der die Schläuche trug, ſo ſchnell als möglich war,<lb/>
mit der Spritze die Leitertreppe hinauf. Die Andern<lb/>
brachten Eimer kalten, der Geſell einen Topf heißen<lb/>
Waſſers, um durch Zugießen das Gefrieren zu ver¬<lb/>
hindern. In ſolchen Augenblicken hat, wer Ruhe zeigt,<lb/>
das Vertrauen, und dem gefaßten Thätigen unterord¬<lb/>
nen ſich die Andern ohne Frage. Der Breterweg nach<lb/>
der Ausfahrthüre war ſchmal: durch die verſtändige<lb/>
Anordnung Apollonius' fand dennoch Alles im Augen¬<lb/>
blicke ſeinen Platz. Zunächſt Apollonius nach der<lb/>
Thüre ſtand der Zimmermann, dann die Spritze, dann<lb/>
der Maurer. Die Spritze war ſo gewendet, daß die<lb/>
beiden Männer die Druckſtangen vor ſich hatten.<lb/></p></div></body></text></TEI>
[296/0305]
gefallen von der Erſchütterung. Ein dicker Schwefel¬
qualm ſtickte ihn. Er ſprang nach der nächſten Dach¬
lucke, um friſche Luft zu ſchöpfen. Die Werkleute,
dem Schlage ferner, waren nicht betäubt worden, aber
vor Schrecken auf den oberſten Treppenſtufen ſtehn ge¬
blieben. „Herauf!“ rief ihnen Apollonius zu. „Schnell
das Waſſer! die Spritze! In dieſe Seite muß es ge¬
ſchlagen haben, von da kam Luftdruck und Schwefel¬
geruch. Schnell mit Waſſer und Spritze an die Aus¬
fahrthür.“ Der Zimmermeiſter rief, ſchon auf der
Leitertreppe, huſtend: „„aber der Dampf!““ „Nur
ſchnell!“ entgegnete Apollonius. „Die Ausfahrthür
wird mehr Luft geben, als uns lieb iſt.“ Der Maurer
und der Schornſteinfeger folgten dem Zimmermann,
der die Schläuche trug, ſo ſchnell als möglich war,
mit der Spritze die Leitertreppe hinauf. Die Andern
brachten Eimer kalten, der Geſell einen Topf heißen
Waſſers, um durch Zugießen das Gefrieren zu ver¬
hindern. In ſolchen Augenblicken hat, wer Ruhe zeigt,
das Vertrauen, und dem gefaßten Thätigen unterord¬
nen ſich die Andern ohne Frage. Der Breterweg nach
der Ausfahrthüre war ſchmal: durch die verſtändige
Anordnung Apollonius' fand dennoch Alles im Augen¬
blicke ſeinen Platz. Zunächſt Apollonius nach der
Thüre ſtand der Zimmermann, dann die Spritze, dann
der Maurer. Die Spritze war ſo gewendet, daß die
beiden Männer die Druckſtangen vor ſich hatten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/305>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.