gen, und seine schlanke Gestalt richtete sich hoch auf. Er knöpfte sich rasch ein, zog den Riemen seiner Mütze fest unter dem Kinn. "Bleib' ich," sagte er zu dem Bauherrn, indem er sich zum Gehen wandte, "so denkt an meinen Vater, an meines Bruders Weib und seine Kinder." Der Bauherr war betroffen. Das "Bleib' ich" des jungen Mannes klang wie: "Ich werde bleiben." Eine Ahnung kam dem Freunde, hier sei Etwas, was mit dem Seelenleiden Apollonius zusam¬ menhänge. Aber der Ausdruck seines Gesichtes hatte nichts mehr von dem Leiden; er war weder ängstlich, noch wild. Durch seine Sorge und Schrecken hindurch fühlte der wackere Mann etwas wie freudige Hoffnung. Es war der alte Apollonius wieder, der vor ihm stand. Das war ganz die ruhige, bescheidene Ent¬ schlossenheit wieder, die ihn beim ersten Anblick dem jungen Manne gewonnen hatte. "Wenn er so bliebe!" dachte der Bauherr. Er hatte nicht Zeit, etwas zu erwiedern. Er drückte ihm die Hand. Apollonius empfand Alles, was der Händedruck sagen wollte. Wie ein Mitleid zog es über sein Gesicht hin mit dem wackern Alten, wie Mißbilligung, daß er dem braven Alten Schmerz gemacht, und ihm noch mehr Schmerz machen wollen. Er sagte mit seinem alten Lächeln: "Auf solche Fälle bin ich immer bereit. Aber es gilt Eile. Auf frohes Wiedersehn!" Der schnellere Apol¬ lonius war dem Bauherrn bald aus den Augen. Auf
gen, und ſeine ſchlanke Geſtalt richtete ſich hoch auf. Er knöpfte ſich raſch ein, zog den Riemen ſeiner Mütze feſt unter dem Kinn. „Bleib' ich,“ ſagte er zu dem Bauherrn, indem er ſich zum Gehen wandte, „ſo denkt an meinen Vater, an meines Bruders Weib und ſeine Kinder.“ Der Bauherr war betroffen. Das „Bleib' ich“ des jungen Mannes klang wie: „Ich werde bleiben.“ Eine Ahnung kam dem Freunde, hier ſei Etwas, was mit dem Seelenleiden Apollonius zuſam¬ menhänge. Aber der Ausdruck ſeines Geſichtes hatte nichts mehr von dem Leiden; er war weder ängſtlich, noch wild. Durch ſeine Sorge und Schrecken hindurch fühlte der wackere Mann etwas wie freudige Hoffnung. Es war der alte Apollonius wieder, der vor ihm ſtand. Das war ganz die ruhige, beſcheidene Ent¬ ſchloſſenheit wieder, die ihn beim erſten Anblick dem jungen Manne gewonnen hatte. „Wenn er ſo bliebe!“ dachte der Bauherr. Er hatte nicht Zeit, etwas zu erwiedern. Er drückte ihm die Hand. Apollonius empfand Alles, was der Händedruck ſagen wollte. Wie ein Mitleid zog es über ſein Geſicht hin mit dem wackern Alten, wie Mißbilligung, daß er dem braven Alten Schmerz gemacht, und ihm noch mehr Schmerz machen wollen. Er ſagte mit ſeinem alten Lächeln: „Auf ſolche Fälle bin ich immer bereit. Aber es gilt Eile. Auf frohes Wiederſehn!“ Der ſchnellere Apol¬ lonius war dem Bauherrn bald aus den Augen. Auf
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gen, und ſeine ſchlanke Geſtalt richtete ſich hoch auf.
Er knöpfte ſich raſch ein, zog den Riemen ſeiner Mütze
feſt unter dem Kinn. „Bleib' ich,“ ſagte er zu dem
Bauherrn, indem er ſich zum Gehen wandte, „ſo denkt
an meinen Vater, an meines Bruders Weib und ſeine
Kinder.“ Der Bauherr war betroffen. Das „Bleib'
ich“ des jungen Mannes klang wie: „Ich werde
bleiben.“ Eine Ahnung kam dem Freunde, hier ſei
Etwas, was mit dem Seelenleiden Apollonius zuſam¬
menhänge. Aber der Ausdruck ſeines Geſichtes hatte
nichts mehr von dem Leiden; er war weder ängſtlich,
noch wild. Durch ſeine Sorge und Schrecken hindurch
fühlte der wackere Mann etwas wie freudige Hoffnung.
Es war der alte Apollonius wieder, der vor ihm
ſtand. Das war ganz die ruhige, beſcheidene Ent¬
ſchloſſenheit wieder, die ihn beim erſten Anblick dem
jungen Manne gewonnen hatte. „Wenn er ſo bliebe!“
dachte der Bauherr. Er hatte nicht Zeit, etwas zu
erwiedern. Er drückte ihm die Hand. Apollonius
empfand Alles, was der Händedruck ſagen wollte.
Wie ein Mitleid zog es über ſein Geſicht hin mit dem
wackern Alten, wie Mißbilligung, daß er dem braven
Alten Schmerz gemacht, und ihm noch mehr Schmerz
machen wollen. Er ſagte mit ſeinem alten Lächeln:
„Auf ſolche Fälle bin ich immer bereit. Aber es gilt
Eile. Auf frohes Wiederſehn!“ Der ſchnellere Apol¬
lonius war dem Bauherrn bald aus den Augen. Auf
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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/299>, abgerufen am 24.11.2024.
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