Glockenton. Eine unsichtbare Welt schien in den Lüften zu zertrümmern. Der Sturm brauste und pfiff wie mit der Wuth des Tigers, daß er nicht vernichten konnte, was er packte; das tiefe majestätische Rollen, das ihn überdröhnte, war das Gebrüll des Löwen, der den Fuß auf dem Feinde hat, der triumphirende Ausdruck der in der That gesättigten Kraft.
"Das hat eingeschlagen," sagte einer. Apollonius dachte: wenn es in den Thurm schlüge von Sankt Georg, dort in die Lücke und ich müßte hinauf und es schlüge Zwei und --. Er konnte nicht ausdenken. Ein Hülfegeschrei, ein Feuerruf erscholl durch Sturm und Donner. "Es hat eingeschlagen," schrie es draußen auf der Straße. "Es hat in den Thurm von Sankt Georg geschlagen. Fort nach Sankt Georg! Jo! Hülfe! Feuerjo! Auf Sankt Georg! Jo! Feuerjo auf dem Thurm von Sankt Georg!" Hörner bliesen, Trommeln wirbelten darein. Und immer der Sturm und Donner auf Donner. Dann rief es: "Wo ist der Nettenmair? Kann einer helfen, ist's der Netten¬ mair! Jo! Feuerjo! Auf Sankt Georg! Der Netten¬ mair! Wo ist der Nettenmair? Jo! Feuerjo! Auf dem Thurm zu Sankt Georg!"
Der Bauherr sah Apollonius erbleichen, seine Ge¬ stalt noch tiefer in sich zusammensinken, als seither. "Wo ist der Nettenmair?" rief es wieder draußen. Da schlug eine dunkle Röthe über seine bleichen Wan¬
Ludwig, Zwischen Himmel und Erde. 19
Glockenton. Eine unſichtbare Welt ſchien in den Lüften zu zertrümmern. Der Sturm brauſte und pfiff wie mit der Wuth des Tigers, daß er nicht vernichten konnte, was er packte; das tiefe majeſtätiſche Rollen, das ihn überdröhnte, war das Gebrüll des Löwen, der den Fuß auf dem Feinde hat, der triumphirende Ausdruck der in der That geſättigten Kraft.
„Das hat eingeſchlagen,“ ſagte einer. Apollonius dachte: wenn es in den Thurm ſchlüge von Sankt Georg, dort in die Lücke und ich müßte hinauf und es ſchlüge Zwei und —. Er konnte nicht ausdenken. Ein Hülfegeſchrei, ein Feuerruf erſcholl durch Sturm und Donner. „Es hat eingeſchlagen,“ ſchrie es draußen auf der Straße. „Es hat in den Thurm von Sankt Georg geſchlagen. Fort nach Sankt Georg! Jo! Hülfe! Feuerjo! Auf Sankt Georg! Jo! Feuerjo auf dem Thurm von Sankt Georg!“ Hörner blieſen, Trommeln wirbelten darein. Und immer der Sturm und Donner auf Donner. Dann rief es: „Wo iſt der Nettenmair? Kann einer helfen, iſt's der Netten¬ mair! Jo! Feuerjo! Auf Sankt Georg! Der Netten¬ mair! Wo iſt der Nettenmair? Jo! Feuerjo! Auf dem Thurm zu Sankt Georg!“
Der Bauherr ſah Apollonius erbleichen, ſeine Ge¬ ſtalt noch tiefer in ſich zuſammenſinken, als ſeither. „Wo iſt der Nettenmair?“ rief es wieder draußen. Da ſchlug eine dunkle Röthe über ſeine bleichen Wan¬
Ludwig, Zwiſchen Himmel und Erde. 19
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Glockenton. Eine unſichtbare Welt ſchien in den Lüften
zu zertrümmern. Der Sturm brauſte und pfiff wie
mit der Wuth des Tigers, daß er nicht vernichten
konnte, was er packte; das tiefe majeſtätiſche Rollen,
das ihn überdröhnte, war das Gebrüll des Löwen,
der den Fuß auf dem Feinde hat, der triumphirende
Ausdruck der in der That geſättigten Kraft.
„Das hat eingeſchlagen,“ ſagte einer. Apollonius
dachte: wenn es in den Thurm ſchlüge von Sankt
Georg, dort in die Lücke und ich müßte hinauf und
es ſchlüge Zwei und —. Er konnte nicht ausdenken.
Ein Hülfegeſchrei, ein Feuerruf erſcholl durch Sturm
und Donner. „Es hat eingeſchlagen,“ ſchrie es draußen
auf der Straße. „Es hat in den Thurm von Sankt
Georg geſchlagen. Fort nach Sankt Georg! Jo!
Hülfe! Feuerjo! Auf Sankt Georg! Jo! Feuerjo
auf dem Thurm von Sankt Georg!“ Hörner blieſen,
Trommeln wirbelten darein. Und immer der Sturm
und Donner auf Donner. Dann rief es: „Wo iſt
der Nettenmair? Kann einer helfen, iſt's der Netten¬
mair! Jo! Feuerjo! Auf Sankt Georg! Der Netten¬
mair! Wo iſt der Nettenmair? Jo! Feuerjo! Auf
dem Thurm zu Sankt Georg!“
Der Bauherr ſah Apollonius erbleichen, ſeine Ge¬
ſtalt noch tiefer in ſich zuſammenſinken, als ſeither.
„Wo iſt der Nettenmair?“ rief es wieder draußen.
Da ſchlug eine dunkle Röthe über ſeine bleichen Wan¬
Ludwig, Zwiſchen Himmel und Erde. 19
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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/298>, abgerufen am 25.11.2024.
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