meine Augen gehabt habe seither. Die ist noch ganz anders als die Beate. Und das will viel sagen!
Von da an hatte der Bruder unermüdlich mit Walther's Christianen getanzt und für den Bruder gesprochen und jedesmal, nachdem er sie heimgeführt, dem Helden Rechenschaft abgelegt von seinen Bemühun¬ gen für ihn. Lange noch war er ungewiß, ob sie sich nur ziere, oder ob sie unserm Helden wirklich abge¬ neigt sei. Er erzählte gewissenhaft, was er zu des Helden Gunsten zu ihr gesagt, was sie auf seine Fra¬ gen und Versicherungen geantwortet. Er hatte noch Hoffnung, als unser Held sie schon aufgegeben hatte. Und dieser hätt' es aus ihrem Benehmen gegen ihn erken¬ nen müssen, hätt' er auch ihre Antworten an den Bru¬ der nicht erfahren, seine Neigung habe keine Erwiderung zu erwarten. Sie wich ihm aus, wo sie ihn sah, so angelegentlich, als sie ihn früher gesucht zu haben schien. Und war er's denn gewesen, den sie damals suchte, wenn sie überhaupt Jemand gesucht hatte?
Der Bruder forderte ihn hundertmal auf, sie abzu¬ passen und selbst seine Sache bei ihr zu führen. Er bot seine ganze Erfindungskraft auf, dem Helden Ge¬ legenheit zu verschaffen, sie allein zu sprechen. Unser Held wies die Aufforderungen ab, wie die Anerbieten. Es war doch unnütz. Alles, was er erreichen konnte, war, sie nur noch mehr zu erzürnen.
meine Augen gehabt habe ſeither. Die iſt noch ganz anders als die Beate. Und das will viel ſagen!
Von da an hatte der Bruder unermüdlich mit Walther's Chriſtianen getanzt und für den Bruder geſprochen und jedesmal, nachdem er ſie heimgeführt, dem Helden Rechenſchaft abgelegt von ſeinen Bemühun¬ gen für ihn. Lange noch war er ungewiß, ob ſie ſich nur ziere, oder ob ſie unſerm Helden wirklich abge¬ neigt ſei. Er erzählte gewiſſenhaft, was er zu des Helden Gunſten zu ihr geſagt, was ſie auf ſeine Fra¬ gen und Verſicherungen geantwortet. Er hatte noch Hoffnung, als unſer Held ſie ſchon aufgegeben hatte. Und dieſer hätt' es aus ihrem Benehmen gegen ihn erken¬ nen müſſen, hätt' er auch ihre Antworten an den Bru¬ der nicht erfahren, ſeine Neigung habe keine Erwiderung zu erwarten. Sie wich ihm aus, wo ſie ihn ſah, ſo angelegentlich, als ſie ihn früher geſucht zu haben ſchien. Und war er's denn geweſen, den ſie damals ſuchte, wenn ſie überhaupt Jemand geſucht hatte?
Der Bruder forderte ihn hundertmal auf, ſie abzu¬ paſſen und ſelbſt ſeine Sache bei ihr zu führen. Er bot ſeine ganze Erfindungskraft auf, dem Helden Ge¬ legenheit zu verſchaffen, ſie allein zu ſprechen. Unſer Held wies die Aufforderungen ab, wie die Anerbieten. Es war doch unnütz. Alles, was er erreichen konnte, war, ſie nur noch mehr zu erzürnen.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0029"n="20"/>
meine Augen gehabt habe ſeither. Die iſt noch ganz<lb/>
anders als die Beate. Und das will viel ſagen!</p><lb/><p>Von da an hatte der Bruder unermüdlich mit<lb/>
Walther's Chriſtianen getanzt und für den Bruder<lb/>
geſprochen und jedesmal, nachdem er ſie heimgeführt,<lb/>
dem Helden Rechenſchaft abgelegt von ſeinen Bemühun¬<lb/>
gen für ihn. Lange noch war er ungewiß, ob ſie ſich<lb/>
nur ziere, oder ob ſie unſerm Helden wirklich abge¬<lb/>
neigt ſei. Er erzählte gewiſſenhaft, was er zu des<lb/>
Helden Gunſten zu ihr geſagt, was ſie auf ſeine Fra¬<lb/>
gen und Verſicherungen geantwortet. Er hatte noch<lb/>
Hoffnung, als unſer Held ſie ſchon aufgegeben hatte.<lb/>
Und dieſer hätt' es aus ihrem Benehmen gegen ihn erken¬<lb/>
nen müſſen, hätt' er auch ihre Antworten an den Bru¬<lb/>
der nicht erfahren, ſeine Neigung habe keine Erwiderung<lb/>
zu erwarten. Sie wich ihm aus, wo ſie ihn ſah, ſo<lb/>
angelegentlich, als ſie ihn früher geſucht zu haben<lb/>ſchien. Und war er's denn geweſen, den ſie damals<lb/>ſuchte, wenn ſie überhaupt Jemand geſucht hatte?</p><lb/><p>Der Bruder forderte ihn hundertmal auf, ſie abzu¬<lb/>
paſſen und ſelbſt ſeine Sache bei ihr zu führen. Er<lb/>
bot ſeine ganze Erfindungskraft auf, dem Helden Ge¬<lb/>
legenheit zu verſchaffen, ſie allein zu ſprechen. Unſer<lb/>
Held wies die Aufforderungen ab, wie die Anerbieten.<lb/>
Es war doch unnütz. Alles, was er erreichen konnte,<lb/>
war, ſie nur noch mehr zu erzürnen.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[20/0029]
meine Augen gehabt habe ſeither. Die iſt noch ganz
anders als die Beate. Und das will viel ſagen!
Von da an hatte der Bruder unermüdlich mit
Walther's Chriſtianen getanzt und für den Bruder
geſprochen und jedesmal, nachdem er ſie heimgeführt,
dem Helden Rechenſchaft abgelegt von ſeinen Bemühun¬
gen für ihn. Lange noch war er ungewiß, ob ſie ſich
nur ziere, oder ob ſie unſerm Helden wirklich abge¬
neigt ſei. Er erzählte gewiſſenhaft, was er zu des
Helden Gunſten zu ihr geſagt, was ſie auf ſeine Fra¬
gen und Verſicherungen geantwortet. Er hatte noch
Hoffnung, als unſer Held ſie ſchon aufgegeben hatte.
Und dieſer hätt' es aus ihrem Benehmen gegen ihn erken¬
nen müſſen, hätt' er auch ihre Antworten an den Bru¬
der nicht erfahren, ſeine Neigung habe keine Erwiderung
zu erwarten. Sie wich ihm aus, wo ſie ihn ſah, ſo
angelegentlich, als ſie ihn früher geſucht zu haben
ſchien. Und war er's denn geweſen, den ſie damals
ſuchte, wenn ſie überhaupt Jemand geſucht hatte?
Der Bruder forderte ihn hundertmal auf, ſie abzu¬
paſſen und ſelbſt ſeine Sache bei ihr zu führen. Er
bot ſeine ganze Erfindungskraft auf, dem Helden Ge¬
legenheit zu verſchaffen, ſie allein zu ſprechen. Unſer
Held wies die Aufforderungen ab, wie die Anerbieten.
Es war doch unnütz. Alles, was er erreichen konnte,
war, ſie nur noch mehr zu erzürnen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/29>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.