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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856.

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großen Nutzen rechnen, aber noch, wo er in schwerer
Lage auf sich allein stand, durfte er seine Kräfte nicht
zwischen mehre Unternehmungen theilen.

Apollonius entwarf seinen Plan für das erste
Jahr und setzte ein Gewisses fest, das der Bruder zur
Führung seines Hausstandes allwöchentlich von ihm
in Empfang zu nehmen hatte. Er dankte von den
Leuten ab, wer nur irgend zu entbehren war. Den
ehrlichen Valentin machte er zum Aufseher für die
Zeit, wo er selbst in Geschäften auswärts sein mußte.
Es lag gegründeter Verdacht vor, daß der ungemüth¬
liche Geselle mancher Veruntreuung sich schuldig ge¬
macht. Fritz Nettenmair, der an dem Wächter seiner
Ehre, wie an ihrem letzten Bollwerke festhielt, that
Alles, ihn zu rechtfertigen und dadurch im Hause zu
erhalten. Der Geselle hatte zu Allem, was man ihm
vorwarf, ausdrücklichen Befehl von ihm gehabt. Apol¬
lonius hätte den Gesellen gern gerichtlich belangt;
er mußte sich genügen lassen, ihn abzulohnen und das
Haus ihm zu verbieten. Apollonius war unerbittlich,
so mild er seine Gründe dem Bruder vortrug. Jeder
Unbefangene mußte sagen, er durfte nicht anders, der
Geselle mußte fort. Auch Fritz Nettenmair dachte, als
er allein war, aber mit wildem Lachen: "Freilich muß
er fort!" In dem Lachen klang eine Art Genugthuung,
daß er recht gehabt, eine Schadenfreude, mit der er sich
selbst verhöhnte. "Der Federchensucher wär' ein Narr,

großen Nutzen rechnen, aber noch, wo er in ſchwerer
Lage auf ſich allein ſtand, durfte er ſeine Kräfte nicht
zwiſchen mehre Unternehmungen theilen.

Apollonius entwarf ſeinen Plan für das erſte
Jahr und ſetzte ein Gewiſſes feſt, das der Bruder zur
Führung ſeines Hausſtandes allwöchentlich von ihm
in Empfang zu nehmen hatte. Er dankte von den
Leuten ab, wer nur irgend zu entbehren war. Den
ehrlichen Valentin machte er zum Aufſeher für die
Zeit, wo er ſelbſt in Geſchäften auswärts ſein mußte.
Es lag gegründeter Verdacht vor, daß der ungemüth¬
liche Geſelle mancher Veruntreuung ſich ſchuldig ge¬
macht. Fritz Nettenmair, der an dem Wächter ſeiner
Ehre, wie an ihrem letzten Bollwerke feſthielt, that
Alles, ihn zu rechtfertigen und dadurch im Hauſe zu
erhalten. Der Geſelle hatte zu Allem, was man ihm
vorwarf, ausdrücklichen Befehl von ihm gehabt. Apol¬
lonius hätte den Geſellen gern gerichtlich belangt;
er mußte ſich genügen laſſen, ihn abzulohnen und das
Haus ihm zu verbieten. Apollonius war unerbittlich,
ſo mild er ſeine Gründe dem Bruder vortrug. Jeder
Unbefangene mußte ſagen, er durfte nicht anders, der
Geſelle mußte fort. Auch Fritz Nettenmair dachte, als
er allein war, aber mit wildem Lachen: „Freilich muß
er fort!“ In dem Lachen klang eine Art Genugthuung,
daß er recht gehabt, eine Schadenfreude, mit der er ſich
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[137/0146] großen Nutzen rechnen, aber noch, wo er in ſchwerer Lage auf ſich allein ſtand, durfte er ſeine Kräfte nicht zwiſchen mehre Unternehmungen theilen. Apollonius entwarf ſeinen Plan für das erſte Jahr und ſetzte ein Gewiſſes feſt, das der Bruder zur Führung ſeines Hausſtandes allwöchentlich von ihm in Empfang zu nehmen hatte. Er dankte von den Leuten ab, wer nur irgend zu entbehren war. Den ehrlichen Valentin machte er zum Aufſeher für die Zeit, wo er ſelbſt in Geſchäften auswärts ſein mußte. Es lag gegründeter Verdacht vor, daß der ungemüth¬ liche Geſelle mancher Veruntreuung ſich ſchuldig ge¬ macht. Fritz Nettenmair, der an dem Wächter ſeiner Ehre, wie an ihrem letzten Bollwerke feſthielt, that Alles, ihn zu rechtfertigen und dadurch im Hauſe zu erhalten. Der Geſelle hatte zu Allem, was man ihm vorwarf, ausdrücklichen Befehl von ihm gehabt. Apol¬ lonius hätte den Geſellen gern gerichtlich belangt; er mußte ſich genügen laſſen, ihn abzulohnen und das Haus ihm zu verbieten. Apollonius war unerbittlich, ſo mild er ſeine Gründe dem Bruder vortrug. Jeder Unbefangene mußte ſagen, er durfte nicht anders, der Geſelle mußte fort. Auch Fritz Nettenmair dachte, als er allein war, aber mit wildem Lachen: „Freilich muß er fort!“ In dem Lachen klang eine Art Genugthuung, daß er recht gehabt, eine Schadenfreude, mit der er ſich ſelbſt verhöhnte. „Der Federchenſucher wär' ein Narr,

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/146>, abgerufen am 24.11.2024.