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Ludwig, Julie: Das Gericht im Walde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [237]–288. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Wer sie so gesehen hätte, die hübsche Rose-Marie, die Bäuerin vom Weidenhofe drunten, wie sie dahinschritt, schmuck im Sonntagsstaate und mit festen Füßen, der würde nicht errathen haben, wenn er es sonst nicht wußte, welche Bewandtniß es mit ihrem heutigen Stadtgange hatte. Denn Jahrmarkt, wie man allenfalls vermuthen konnte, war so wenig, als es Sonntag war, und das Körbchen, welches sie am Arme trug, deutete so sicher nicht auf Einkäufe, wie das große, baumwollene Regentuch darin fest auf Regen zu rechnen schien. Ein Gewitter hatte schon vor der Sonne gestanden; die Rose-Marie hätte kein Landkind sein müssen, um nicht zu wissen, daß es im Laufe des Tages wiederkommen würde -- also drittens war die Reise auch nicht zum bloßen Vergnügen unternommen.

Sauber wie immer, hatte sie doch heute mit fast zu peinlicher Sorgfalt das krause Haar über der Stirn geglättet und die Schleife des buntseidnen Kopftuches in fast zu steifer Symmetrie darüber aufgebunden. Die bauschigen Hemdärmel blendeten durch ihre Weiße, und die reinen Zwickelstrümpfe schimmerten wie frisch erblühter

Wer sie so gesehen hätte, die hübsche Rose-Marie, die Bäuerin vom Weidenhofe drunten, wie sie dahinschritt, schmuck im Sonntagsstaate und mit festen Füßen, der würde nicht errathen haben, wenn er es sonst nicht wußte, welche Bewandtniß es mit ihrem heutigen Stadtgange hatte. Denn Jahrmarkt, wie man allenfalls vermuthen konnte, war so wenig, als es Sonntag war, und das Körbchen, welches sie am Arme trug, deutete so sicher nicht auf Einkäufe, wie das große, baumwollene Regentuch darin fest auf Regen zu rechnen schien. Ein Gewitter hatte schon vor der Sonne gestanden; die Rose-Marie hätte kein Landkind sein müssen, um nicht zu wissen, daß es im Laufe des Tages wiederkommen würde — also drittens war die Reise auch nicht zum bloßen Vergnügen unternommen.

Sauber wie immer, hatte sie doch heute mit fast zu peinlicher Sorgfalt das krause Haar über der Stirn geglättet und die Schleife des buntseidnen Kopftuches in fast zu steifer Symmetrie darüber aufgebunden. Die bauschigen Hemdärmel blendeten durch ihre Weiße, und die reinen Zwickelstrümpfe schimmerten wie frisch erblühter

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[0008] Wer sie so gesehen hätte, die hübsche Rose-Marie, die Bäuerin vom Weidenhofe drunten, wie sie dahinschritt, schmuck im Sonntagsstaate und mit festen Füßen, der würde nicht errathen haben, wenn er es sonst nicht wußte, welche Bewandtniß es mit ihrem heutigen Stadtgange hatte. Denn Jahrmarkt, wie man allenfalls vermuthen konnte, war so wenig, als es Sonntag war, und das Körbchen, welches sie am Arme trug, deutete so sicher nicht auf Einkäufe, wie das große, baumwollene Regentuch darin fest auf Regen zu rechnen schien. Ein Gewitter hatte schon vor der Sonne gestanden; die Rose-Marie hätte kein Landkind sein müssen, um nicht zu wissen, daß es im Laufe des Tages wiederkommen würde — also drittens war die Reise auch nicht zum bloßen Vergnügen unternommen. Sauber wie immer, hatte sie doch heute mit fast zu peinlicher Sorgfalt das krause Haar über der Stirn geglättet und die Schleife des buntseidnen Kopftuches in fast zu steifer Symmetrie darüber aufgebunden. Die bauschigen Hemdärmel blendeten durch ihre Weiße, und die reinen Zwickelstrümpfe schimmerten wie frisch erblühter

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:36:23Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:36:23Z)

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Zitationshilfe: Ludwig, Julie: Das Gericht im Walde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [237]–288. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_gericht_1910/8>, abgerufen am 21.11.2024.