Ludwig, Julie: Das Gericht im Walde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [237]–288. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.die aufsteigenden Dünste in ihren Strahlen verdampften. Johannes! der Damm ist gebrochen! -- rief sie aus. Ha! murmelte Johannes -- Hab' ich's nicht gesagt? Freilich -- du hast's gesagt -- und darum mußt' es kommen -- daß du in Allem Recht hast -- o mein Gott, mein Gott! der Damm ist gebrochen -- Johannes sah sie halb erstaunt und halb verweisend an. Der Damm hier innen -- frohlockte sie noch einmal und führte seine Hand auf ihr hochklopfendes Herz, hier innen, wie dort draußen, mein Johannes! Aber die Felder, Frau! die Wiesen, die verschlemmten Wiesen! O! das wirst du schon zu machen wissen -- nun sind sie dein -- ich hab' kein Theilchen mehr daran; 's ist Alles fortgewaschen von der Sindflut. Ich freue mich -- o ich freue mich, wie du es nun den Leuten zeigen wirst, was du gelernt hast in der Schul' und draußen in der Welt -- o mein Johannes! daß sie sehen müssen, was für ein Mann du bist! Die Thränen schossen ihr aus den glänzenden Augen. Johannes zog sie an sich; erst jetzt verstand er sie. Sie weinte sich leise aus an seiner Brust, und schweigend schritten sie alsdann unter dem himmlischen Versöhnungsbogen hinweg ihrer Heimath zu, die ihnen unter dem äußeren Anblicke der Verwüstung den innerlich beseligenden eines Friedens bot, der über allen irdischen Stürmen steht. die aufsteigenden Dünste in ihren Strahlen verdampften. Johannes! der Damm ist gebrochen! — rief sie aus. Ha! murmelte Johannes — Hab' ich's nicht gesagt? Freilich — du hast's gesagt — und darum mußt' es kommen — daß du in Allem Recht hast — o mein Gott, mein Gott! der Damm ist gebrochen — Johannes sah sie halb erstaunt und halb verweisend an. Der Damm hier innen — frohlockte sie noch einmal und führte seine Hand auf ihr hochklopfendes Herz, hier innen, wie dort draußen, mein Johannes! Aber die Felder, Frau! die Wiesen, die verschlemmten Wiesen! O! das wirst du schon zu machen wissen — nun sind sie dein — ich hab' kein Theilchen mehr daran; 's ist Alles fortgewaschen von der Sindflut. Ich freue mich — o ich freue mich, wie du es nun den Leuten zeigen wirst, was du gelernt hast in der Schul' und draußen in der Welt — o mein Johannes! daß sie sehen müssen, was für ein Mann du bist! Die Thränen schossen ihr aus den glänzenden Augen. Johannes zog sie an sich; erst jetzt verstand er sie. Sie weinte sich leise aus an seiner Brust, und schweigend schritten sie alsdann unter dem himmlischen Versöhnungsbogen hinweg ihrer Heimath zu, die ihnen unter dem äußeren Anblicke der Verwüstung den innerlich beseligenden eines Friedens bot, der über allen irdischen Stürmen steht. <TEI> <text> <body> <div n="0"> <p><pb facs="#f0055"/> die aufsteigenden Dünste in ihren Strahlen verdampften. Johannes! der Damm ist gebrochen! — rief sie aus.</p><lb/> <p>Ha! murmelte Johannes — Hab' ich's nicht gesagt?</p><lb/> <p>Freilich — du hast's gesagt — und darum mußt' es kommen — daß du in Allem Recht hast — o mein Gott, mein Gott! der Damm ist gebrochen —</p><lb/> <p>Johannes sah sie halb erstaunt und halb verweisend an.</p><lb/> <p>Der Damm hier innen — frohlockte sie noch einmal und führte seine Hand auf ihr hochklopfendes Herz, hier innen, wie dort draußen, mein Johannes!</p><lb/> <p>Aber die Felder, Frau! die Wiesen, die verschlemmten Wiesen!</p><lb/> <p>O! das wirst du schon zu machen wissen — nun sind sie dein — ich hab' kein Theilchen mehr daran; 's ist Alles fortgewaschen von der Sindflut. Ich freue mich — o ich freue mich, wie du es nun den Leuten zeigen wirst, was du gelernt hast in der Schul' und draußen in der Welt — o mein Johannes! daß sie sehen müssen, was für ein Mann du bist!</p><lb/> <p>Die Thränen schossen ihr aus den glänzenden Augen. Johannes zog sie an sich; erst jetzt verstand er sie. Sie weinte sich leise aus an seiner Brust, und schweigend schritten sie alsdann unter dem himmlischen Versöhnungsbogen hinweg ihrer Heimath zu, die ihnen unter dem äußeren Anblicke der Verwüstung den innerlich beseligenden eines Friedens bot, der über allen irdischen Stürmen steht.</p><lb/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0055]
die aufsteigenden Dünste in ihren Strahlen verdampften. Johannes! der Damm ist gebrochen! — rief sie aus.
Ha! murmelte Johannes — Hab' ich's nicht gesagt?
Freilich — du hast's gesagt — und darum mußt' es kommen — daß du in Allem Recht hast — o mein Gott, mein Gott! der Damm ist gebrochen —
Johannes sah sie halb erstaunt und halb verweisend an.
Der Damm hier innen — frohlockte sie noch einmal und führte seine Hand auf ihr hochklopfendes Herz, hier innen, wie dort draußen, mein Johannes!
Aber die Felder, Frau! die Wiesen, die verschlemmten Wiesen!
O! das wirst du schon zu machen wissen — nun sind sie dein — ich hab' kein Theilchen mehr daran; 's ist Alles fortgewaschen von der Sindflut. Ich freue mich — o ich freue mich, wie du es nun den Leuten zeigen wirst, was du gelernt hast in der Schul' und draußen in der Welt — o mein Johannes! daß sie sehen müssen, was für ein Mann du bist!
Die Thränen schossen ihr aus den glänzenden Augen. Johannes zog sie an sich; erst jetzt verstand er sie. Sie weinte sich leise aus an seiner Brust, und schweigend schritten sie alsdann unter dem himmlischen Versöhnungsbogen hinweg ihrer Heimath zu, die ihnen unter dem äußeren Anblicke der Verwüstung den innerlich beseligenden eines Friedens bot, der über allen irdischen Stürmen steht.
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Zitationshilfe: | Ludwig, Julie: Das Gericht im Walde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [237]–288. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_gericht_1910/55>, abgerufen am 16.02.2025. |