Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.Der Erbförster. Förster (nachdrücklich). Ein Hirsch hat Läufte, und keine Beine, und frißt auch nicht, sondern er äset. Weiler. Meinetwegen. Försterin (seine Mahlzeit besorgend). Aber was ist denn nur? Weiler. Hm. Försterin. Ob man's nun erfährt? Wenn man nichts wissen will, da wird er nicht fertig. Förster (bleibt vor ihm stehen; streng). Weiler, hört Er? Weiler. Na, der Buchjäger da. Sechs Zoll ist der heut' ge- wachsen, hat gleich seinen Hut mit den Tressen aufgesetzt und seinen Hirschfänger umgethan und zwei Bittre und ein sechs Kümmel mehr getrunken als gewöhnlich; hat aber auch einen Weg nöthig noch halb so breit wie sonst. Förster. Ist Er fertig? Weiler. Beinah! Aber wer ist denn nun eigentlich der rich- tige Förster von Düsterwalde? Der weist schon die Holz- hauer zum Durchforsten an, da muß er's doch sein? Aber Ihr thut auch, als wär't Ihr's noch? 5*
Der Erbförſter. Förſter (nachdrücklich). Ein Hirſch hat Läufte, und keine Beine, und frißt auch nicht, ſondern er äſet. Weiler. Meinetwegen. Förſterin (ſeine Mahlzeit beſorgend). Aber was iſt denn nur? Weiler. Hm. Förſterin. Ob man’s nun erfährt? Wenn man nichts wiſſen will, da wird er nicht fertig. Förſter (bleibt vor ihm ſtehen; ſtreng). Weiler, hört Er? Weiler. Na, der Buchjäger da. Sechs Zoll iſt der heut’ ge- wachſen, hat gleich ſeinen Hut mit den Treſſen aufgeſetzt und ſeinen Hirſchfänger umgethan und zwei Bittre und ein ſechs Kümmel mehr getrunken als gewöhnlich; hat aber auch einen Weg nöthig noch halb ſo breit wie ſonſt. Förſter. Iſt Er fertig? Weiler. Beinah! Aber wer iſt denn nun eigentlich der rich- tige Förſter von Düſterwalde? Der weiſt ſchon die Holz- hauer zum Durchforſten an, da muß er’s doch ſein? Aber Ihr thut auch, als wär’t Ihr’s noch? 5*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0081" n="67"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Erbförſter</hi>.</fw><lb/> <sp who="#CHR"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſter</hi> </speaker> <stage>(nachdrücklich).</stage><lb/> <p>Ein Hirſch hat Läufte, und keine Beine, und frißt<lb/> auch nicht, ſondern er äſet.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEI"> <speaker> <hi rendition="#b">Weiler.</hi> </speaker><lb/> <p>Meinetwegen.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOPH"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſterin</hi> </speaker> <stage>(ſeine Mahlzeit beſorgend).</stage><lb/> <p>Aber was iſt denn nur?</p> </sp><lb/> <sp who="#WEI"> <speaker> <hi rendition="#b">Weiler.</hi> </speaker><lb/> <p>Hm.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOPH"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſterin.</hi> </speaker><lb/> <p>Ob man’s nun erfährt? Wenn man nichts wiſſen<lb/> will, da wird er nicht fertig.</p> </sp><lb/> <sp who="#CHR"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſter</hi> </speaker> <stage>(bleibt vor ihm ſtehen; ſtreng).</stage><lb/> <p>Weiler, hört Er?</p> </sp><lb/> <sp who="#WEI"> <speaker> <hi rendition="#b">Weiler.</hi> </speaker><lb/> <p>Na, der Buchjäger da. Sechs Zoll iſt der heut’ ge-<lb/> wachſen, hat gleich ſeinen Hut mit den Treſſen aufgeſetzt<lb/> und ſeinen Hirſchfänger umgethan und zwei Bittre und<lb/> ein ſechs Kümmel mehr getrunken als gewöhnlich; hat<lb/> aber auch einen Weg nöthig noch halb ſo breit wie ſonſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#CHR"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſter.</hi> </speaker><lb/> <p>Iſt Er fertig?</p> </sp><lb/> <sp who="#WEI"> <speaker> <hi rendition="#b">Weiler.</hi> </speaker><lb/> <p>Beinah! Aber wer iſt denn nun eigentlich der rich-<lb/> tige Förſter von Düſterwalde? Der weiſt ſchon die Holz-<lb/> hauer zum Durchforſten an, da muß er’s doch ſein?<lb/> Aber Ihr thut auch, als wär’t Ihr’s noch?</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="sig">5*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [67/0081]
Der Erbförſter.
Förſter (nachdrücklich).
Ein Hirſch hat Läufte, und keine Beine, und frißt
auch nicht, ſondern er äſet.
Weiler.
Meinetwegen.
Förſterin (ſeine Mahlzeit beſorgend).
Aber was iſt denn nur?
Weiler.
Hm.
Förſterin.
Ob man’s nun erfährt? Wenn man nichts wiſſen
will, da wird er nicht fertig.
Förſter (bleibt vor ihm ſtehen; ſtreng).
Weiler, hört Er?
Weiler.
Na, der Buchjäger da. Sechs Zoll iſt der heut’ ge-
wachſen, hat gleich ſeinen Hut mit den Treſſen aufgeſetzt
und ſeinen Hirſchfänger umgethan und zwei Bittre und
ein ſechs Kümmel mehr getrunken als gewöhnlich; hat
aber auch einen Weg nöthig noch halb ſo breit wie ſonſt.
Förſter.
Iſt Er fertig?
Weiler.
Beinah! Aber wer iſt denn nun eigentlich der rich-
tige Förſter von Düſterwalde? Der weiſt ſchon die Holz-
hauer zum Durchforſten an, da muß er’s doch ſein?
Aber Ihr thut auch, als wär’t Ihr’s noch?
5*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |