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Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

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Der Erbförster.
Weiler
(indem sie den Tisch zusammen tragen, auf der linken Seite).
Wird's der Ulrich gut kriegen, nun sein alter Freund
sein Herr geworden ist und noch obendrein sein Schwie-
gervater wird.
Försterin.
Weiter nach dem Ofen zu. Noch einer muß herein.
Weiler (in sich hineinlachend).
Wahre Kesselflicker die Beiden, der Stein und der
Ulrich. Alle Tag einmal Zank.
Försterin.
Warum nicht gar Zank? Scherz ist's (geschäftig hinaus,
gleich darauf wieder herein).
Weiler (hinter ihr her gestikulirend bis an die Thür).
Scherz? Da hat sich's. Der Eine hitzig, der Andre
eigensinnig. Seit sich's um den Kauf handelt, da ist das
Durchforsten der tägliche Zankapfel. Die reichen Leute
wollen doch immer auch was verstehn, wenn's auch nichts
ist damit. Da meint der Stein, wenn er allemal die
andere Reihe Bäume wegschlüg' im Wald, da bekäm' die
erste mehr Licht und mehr Platz zum Wachsen. Kann
auch sein, daß der Buchjäger das aufgestöbert hat in
einem alten Buch. Aber damit kommt er dem Ulrich
schön an. Noch vorgestern denk' ich, sie fressen einander
auf, daß von Keinem was übrig bleibt. Der Stein: es
wird durchforstet. Der Förster: es wird nicht
durchforstet.
Der Stein: Aber es wird durchforstet.
Der Erbförſter.
Weiler
(indem ſie den Tiſch zuſammen tragen, auf der linken Seite).
Wird’s der Ulrich gut kriegen, nun ſein alter Freund
ſein Herr geworden iſt und noch obendrein ſein Schwie-
gervater wird.
Förſterin.
Weiter nach dem Ofen zu. Noch einer muß herein.
Weiler (in ſich hineinlachend).
Wahre Keſſelflicker die Beiden, der Stein und der
Ulrich. Alle Tag einmal Zank.
Förſterin.
Warum nicht gar Zank? Scherz iſt’s (geſchäftig hinaus,
gleich darauf wieder herein).
Weiler (hinter ihr her geſtikulirend bis an die Thür).
Scherz? Da hat ſich’s. Der Eine hitzig, der Andre
eigenſinnig. Seit ſich’s um den Kauf handelt, da iſt das
Durchforſten der tägliche Zankapfel. Die reichen Leute
wollen doch immer auch was verſtehn, wenn’s auch nichts
iſt damit. Da meint der Stein, wenn er allemal die
andere Reihe Bäume wegſchlüg’ im Wald, da bekäm’ die
erſte mehr Licht und mehr Platz zum Wachſen. Kann
auch ſein, daß der Buchjäger das aufgeſtöbert hat in
einem alten Buch. Aber damit kommt er dem Ulrich
ſchön an. Noch vorgeſtern denk’ ich, ſie freſſen einander
auf, daß von Keinem was übrig bleibt. Der Stein: es
wird durchforſtet. Der Förſter: es wird nicht
durchforſtet.
Der Stein: Aber es wird durchforſtet.
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[7/0021] Der Erbförſter. Weiler (indem ſie den Tiſch zuſammen tragen, auf der linken Seite). Wird’s der Ulrich gut kriegen, nun ſein alter Freund ſein Herr geworden iſt und noch obendrein ſein Schwie- gervater wird. Förſterin. Weiter nach dem Ofen zu. Noch einer muß herein. Weiler (in ſich hineinlachend). Wahre Keſſelflicker die Beiden, der Stein und der Ulrich. Alle Tag einmal Zank. Förſterin. Warum nicht gar Zank? Scherz iſt’s (geſchäftig hinaus, gleich darauf wieder herein). Weiler (hinter ihr her geſtikulirend bis an die Thür). Scherz? Da hat ſich’s. Der Eine hitzig, der Andre eigenſinnig. Seit ſich’s um den Kauf handelt, da iſt das Durchforſten der tägliche Zankapfel. Die reichen Leute wollen doch immer auch was verſtehn, wenn’s auch nichts iſt damit. Da meint der Stein, wenn er allemal die andere Reihe Bäume wegſchlüg’ im Wald, da bekäm’ die erſte mehr Licht und mehr Platz zum Wachſen. Kann auch ſein, daß der Buchjäger das aufgeſtöbert hat in einem alten Buch. Aber damit kommt er dem Ulrich ſchön an. Noch vorgeſtern denk’ ich, ſie freſſen einander auf, daß von Keinem was übrig bleibt. Der Stein: es wird durchforſtet. Der Förſter: es wird nicht durchforſtet. Der Stein: Aber es wird durchforſtet.

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/21>, abgerufen am 23.11.2024.