Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.Der Erbförster. Försterin (die von Andres und dem Pastor unterstützt an der Bahre in die Knie ge- sunken ist). Marie! Andres. Ach Gott! sie ist's, die Marie. Stein (Zusammenspiel Aller). Wie ist's gescheh'n? Erkläre, Robert! Pastor. Mir ist's entsetzlich klar. Robert (mühsam seine Fassung erhaltend). Sie betete: "Gott laß mich nur meines Vaters sein." Ich will ihr sagen: Marie, Du läßt mich? Da springt sie auf mich zu, als wenn sie mich decken wollte mit dem eignen Leib, winkt und ruft nach dem Walde zu. Ich sehe Niemand; ich verstehe sie nicht; ich will fragen: was ist Dir, Marie? da fällt ein Schuß, sie bricht mir in den Armen zusammen, ich stürze über sie, eine Kugel hat ihr Herz getroffen. Försterin. Das war ihr Traum. Stein (hält Robert in seinen Armen, fast zugleich). Sie starb für Dich. Förster. Sie sah mich auf ihn zielen und lief absichtlich in meinen Schuß. Ich wollte richten und -- hab' mich Der Erbförſter. Förſterin (die von Andres und dem Paſtor unterſtützt an der Bahre in die Knie ge- ſunken iſt). Marie! Andres. Ach Gott! ſie iſt’s, die Marie. Stein (Zuſammenſpiel Aller). Wie iſt’s geſcheh’n? Erkläre, Robert! Paſtor. Mir iſt’s entſetzlich klar. Robert (mühſam ſeine Faſſung erhaltend). Sie betete: „Gott laß mich nur meines Vaters ſein.“ Ich will ihr ſagen: Marie, Du läßt mich? Da ſpringt ſie auf mich zu, als wenn ſie mich decken wollte mit dem eignen Leib, winkt und ruft nach dem Walde zu. Ich ſehe Niemand; ich verſtehe ſie nicht; ich will fragen: was iſt Dir, Marie? da fällt ein Schuß, ſie bricht mir in den Armen zuſammen, ich ſtürze über ſie, eine Kugel hat ihr Herz getroffen. Förſterin. Das war ihr Traum. Stein (hält Robert in ſeinen Armen, faſt zugleich). Sie ſtarb für Dich. Förſter. Sie ſah mich auf ihn zielen und lief abſichtlich in meinen Schuß. Ich wollte richten und — hab’ mich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0186" n="172"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Erbförſter</hi>.</fw><lb/> <sp who="#SOPH"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſterin</hi> </speaker><lb/> <stage>(die von Andres und dem Paſtor unterſtützt an der Bahre in die Knie ge-<lb/> ſunken iſt).</stage><lb/> <p>Marie!</p> </sp><lb/> <sp who="#AND"> <speaker> <hi rendition="#b">Andres.</hi> </speaker><lb/> <p>Ach Gott! ſie iſt’s, die Marie.</p> </sp><lb/> <sp who="#STE"> <speaker> <hi rendition="#b">Stein</hi> </speaker> <stage>(Zuſammenſpiel Aller).</stage><lb/> <p>Wie iſt’s geſcheh’n? Erkläre, Robert!</p> </sp><lb/> <sp who="#PAST"> <speaker> <hi rendition="#b">Paſtor.</hi> </speaker><lb/> <p>Mir iſt’s entſetzlich klar.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROB"> <speaker> <hi rendition="#b">Robert</hi> </speaker> <stage>(mühſam ſeine Faſſung erhaltend).</stage><lb/> <p>Sie betete: „Gott laß mich nur meines Vaters ſein.“<lb/> Ich will ihr ſagen: Marie, Du läßt mich? Da ſpringt<lb/> ſie auf mich zu, als wenn ſie mich decken wollte mit dem<lb/> eignen Leib, winkt und ruft nach dem Walde zu. Ich<lb/> ſehe Niemand; ich verſtehe ſie nicht; ich will fragen:<lb/> was iſt Dir, Marie? da fällt ein Schuß, ſie bricht mir<lb/> in den Armen zuſammen, ich ſtürze über ſie, eine Kugel<lb/> hat ihr Herz getroffen.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOPH"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſterin.</hi> </speaker><lb/> <p>Das war ihr Traum.</p> </sp><lb/> <sp who="#STE"> <speaker> <hi rendition="#b">Stein</hi> </speaker> <stage>(hält Robert in ſeinen Armen, faſt zugleich).</stage><lb/> <p>Sie ſtarb für Dich.</p> </sp><lb/> <sp who="#CHR"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſter.</hi> </speaker><lb/> <p>Sie ſah mich auf ihn zielen und lief abſichtlich in<lb/> meinen Schuß. Ich wollte richten und — hab’ mich<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [172/0186]
Der Erbförſter.
Förſterin
(die von Andres und dem Paſtor unterſtützt an der Bahre in die Knie ge-
ſunken iſt).
Marie!
Andres.
Ach Gott! ſie iſt’s, die Marie.
Stein (Zuſammenſpiel Aller).
Wie iſt’s geſcheh’n? Erkläre, Robert!
Paſtor.
Mir iſt’s entſetzlich klar.
Robert (mühſam ſeine Faſſung erhaltend).
Sie betete: „Gott laß mich nur meines Vaters ſein.“
Ich will ihr ſagen: Marie, Du läßt mich? Da ſpringt
ſie auf mich zu, als wenn ſie mich decken wollte mit dem
eignen Leib, winkt und ruft nach dem Walde zu. Ich
ſehe Niemand; ich verſtehe ſie nicht; ich will fragen:
was iſt Dir, Marie? da fällt ein Schuß, ſie bricht mir
in den Armen zuſammen, ich ſtürze über ſie, eine Kugel
hat ihr Herz getroffen.
Förſterin.
Das war ihr Traum.
Stein (hält Robert in ſeinen Armen, faſt zugleich).
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Förſter.
Sie ſah mich auf ihn zielen und lief abſichtlich in
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