Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Erbförster.
Und im besten Fall so ist der Ulrich ein abgesetzter Mann,
den kein Mensch wird in seinen Diensten haben wollen
nach dem offenen Aufruhr, den er sich hat zu Schulden
kommen lassen. Und was soll dann aus Ihr werden und
aus Ihren Kindern?
Försterin.
Der Herr Vetter Wilkens wird seine Hand nicht von
uns abzieh'n. Wenn der Herr Vetter nur noch einmal
mit ihm spräch'.
Wilkens.
Nach dem Trumpf, den er darauf gesetzt hat? Und
wenn der nicht wär'; einem Tauben zu predigen, da ist
mir meine Lunge zu lieb dazu. -- Sie muß von ihm
weg mit den Kindern. Das sagt' ich mir unterwegs vor-
hin und gab mir die Hand darauf, daß ich's durchsetzen
wollte, und kehrte wieder um, damit ich's Ihr sagte. Eh'
Sie eine Leiche oder einen Mörder im Hause hat.
Försterin (schlägt vor Schreck die Hände zusammen).
So schlimm wird's ja nicht werden!
Wilkens.
Hm. Sie will's drauf ankommen lassen; Sie ist
mir auch eine kuriose Mutter. Ich bin aber nicht so
gleichgültig wie Sie und will kein Unglück auf meinem
Gewissen haben, wenn ich's verhüten kann. Ich habe
noch den weit'sten Weg. Kurz und gut: läßt Sie den
und kommt mit Ihren Kindern zu mir, so soll's zur
Stunde gerichtlich gemacht werden, daß Sie und Ihre
Ludwig, dram. Werke. I. 8
Der Erbförſter.
Und im beſten Fall ſo iſt der Ulrich ein abgeſetzter Mann,
den kein Menſch wird in ſeinen Dienſten haben wollen
nach dem offenen Aufruhr, den er ſich hat zu Schulden
kommen laſſen. Und was ſoll dann aus Ihr werden und
aus Ihren Kindern?
Förſterin.
Der Herr Vetter Wilkens wird ſeine Hand nicht von
uns abzieh’n. Wenn der Herr Vetter nur noch einmal
mit ihm ſpräch’.
Wilkens.
Nach dem Trumpf, den er darauf geſetzt hat? Und
wenn der nicht wär’; einem Tauben zu predigen, da iſt
mir meine Lunge zu lieb dazu. — Sie muß von ihm
weg mit den Kindern. Das ſagt’ ich mir unterwegs vor-
hin und gab mir die Hand darauf, daß ich’s durchſetzen
wollte, und kehrte wieder um, damit ich’s Ihr ſagte. Eh’
Sie eine Leiche oder einen Mörder im Hauſe hat.
Förſterin (ſchlägt vor Schreck die Hände zuſammen).
So ſchlimm wird’s ja nicht werden!
Wilkens.
Hm. Sie will’s drauf ankommen laſſen; Sie iſt
mir auch eine kurioſe Mutter. Ich bin aber nicht ſo
gleichgültig wie Sie und will kein Unglück auf meinem
Gewiſſen haben, wenn ich’s verhüten kann. Ich habe
noch den weit’ſten Weg. Kurz und gut: läßt Sie den
und kommt mit Ihren Kindern zu mir, ſo ſoll’s zur
Stunde gerichtlich gemacht werden, daß Sie und Ihre
Ludwig, dram. Werke. I. 8
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#WILK">
            <p><pb facs="#f0127" n="113"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Erbför&#x017F;ter</hi>.</fw><lb/>
Und im be&#x017F;ten Fall &#x017F;o i&#x017F;t der Ulrich ein abge&#x017F;etzter Mann,<lb/>
den kein Men&#x017F;ch wird in &#x017F;einen Dien&#x017F;ten haben wollen<lb/>
nach dem offenen Aufruhr, den er &#x017F;ich hat zu Schulden<lb/>
kommen la&#x017F;&#x017F;en. Und was &#x017F;oll dann aus Ihr werden und<lb/>
aus Ihren Kindern?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SOPH">
            <speaker> <hi rendition="#b">För&#x017F;terin.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Der Herr Vetter Wilkens wird &#x017F;eine Hand nicht von<lb/>
uns abzieh&#x2019;n. Wenn der Herr Vetter nur noch einmal<lb/>
mit ihm &#x017F;präch&#x2019;.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WILK">
            <speaker> <hi rendition="#b">Wilkens.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Nach dem Trumpf, den er darauf ge&#x017F;etzt hat? Und<lb/>
wenn der nicht wär&#x2019;; einem Tauben zu predigen, da i&#x017F;t<lb/>
mir meine Lunge zu lieb dazu. &#x2014; Sie muß von ihm<lb/>
weg mit den Kindern. Das &#x017F;agt&#x2019; ich mir unterwegs vor-<lb/>
hin und gab mir die Hand darauf, daß ich&#x2019;s durch&#x017F;etzen<lb/>
wollte, und kehrte wieder um, damit ich&#x2019;s Ihr &#x017F;agte. Eh&#x2019;<lb/>
Sie eine Leiche oder einen Mörder im Hau&#x017F;e hat.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SOPH">
            <speaker> <hi rendition="#b">För&#x017F;terin</hi> </speaker>
            <stage>(&#x017F;chlägt vor Schreck die Hände zu&#x017F;ammen).</stage><lb/>
            <p>So &#x017F;chlimm wird&#x2019;s ja nicht werden!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WILK">
            <speaker> <hi rendition="#b">Wilkens.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Hm. Sie will&#x2019;s drauf ankommen la&#x017F;&#x017F;en; Sie i&#x017F;t<lb/>
mir auch eine kurio&#x017F;e Mutter. Ich bin aber nicht &#x017F;o<lb/>
gleichgültig wie Sie und will kein Unglück auf meinem<lb/>
Gewi&#x017F;&#x017F;en haben, wenn ich&#x2019;s verhüten kann. Ich habe<lb/>
noch den weit&#x2019;&#x017F;ten Weg. Kurz und gut: läßt Sie den<lb/>
und kommt mit Ihren Kindern zu mir, &#x017F;o &#x017F;oll&#x2019;s zur<lb/>
Stunde gerichtlich gemacht werden, daß Sie und Ihre<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Ludwig</hi>, dram. Werke. <hi rendition="#aq">I.</hi> 8</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0127] Der Erbförſter. Und im beſten Fall ſo iſt der Ulrich ein abgeſetzter Mann, den kein Menſch wird in ſeinen Dienſten haben wollen nach dem offenen Aufruhr, den er ſich hat zu Schulden kommen laſſen. Und was ſoll dann aus Ihr werden und aus Ihren Kindern? Förſterin. Der Herr Vetter Wilkens wird ſeine Hand nicht von uns abzieh’n. Wenn der Herr Vetter nur noch einmal mit ihm ſpräch’. Wilkens. Nach dem Trumpf, den er darauf geſetzt hat? Und wenn der nicht wär’; einem Tauben zu predigen, da iſt mir meine Lunge zu lieb dazu. — Sie muß von ihm weg mit den Kindern. Das ſagt’ ich mir unterwegs vor- hin und gab mir die Hand darauf, daß ich’s durchſetzen wollte, und kehrte wieder um, damit ich’s Ihr ſagte. Eh’ Sie eine Leiche oder einen Mörder im Hauſe hat. Förſterin (ſchlägt vor Schreck die Hände zuſammen). So ſchlimm wird’s ja nicht werden! Wilkens. Hm. Sie will’s drauf ankommen laſſen; Sie iſt mir auch eine kurioſe Mutter. Ich bin aber nicht ſo gleichgültig wie Sie und will kein Unglück auf meinem Gewiſſen haben, wenn ich’s verhüten kann. Ich habe noch den weit’ſten Weg. Kurz und gut: läßt Sie den und kommt mit Ihren Kindern zu mir, ſo ſoll’s zur Stunde gerichtlich gemacht werden, daß Sie und Ihre Ludwig, dram. Werke. I. 8

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/127
Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/127>, abgerufen am 04.12.2024.