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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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3 Cap. von der
lung nach der Lombardey über Genua treiben. Die ausländi-
sche Handlung der Genueser
selbst betreffend, so geht solche
1) nach den europäischen Ländern, wie denn die Genueser in Anse-
hung dieser europäischen, insonderhe it der spanischen und französis.
Handlung es allen italienischen, auch so gar den venetianischen Han-
delsleuten weit zuvor thun (§. 33); 2) nach der Levante, in Ansehung
welcher aber die Genueser den Venetianern allerdings weit nachste-
hen (§. 38); und 3) nach Africa und America, und zwar hatte
ehemals die in Genua errichtete Handlungsgesellschaft der
Grilli (einer edlen Familie in Genua, unter welcher Benen-
nung aber eigentlich eine Gesellschaft von Kaufleuten verstanden
wird) ganz allein den Handel mit den Negers oder schwarzen
Sclaven nach dem spanischen America, die sie aus Africa hohlte,
und nach Portobello brachte, von da aus sie ganz Peru damit
versahe; nachdem aber die Engländer und Holländer solchen
Handel an sich gebracht haben, ist es heutiges Tages ebenfalls
was weniges, was diese genuesische Handelscompagnie dahin
verführet. Zu dem Flore der genuesischen Handlung tragen
nicht wenig bey 1) die Naturgaben des genuesischen Gebietes,
welche sowol das feste Land als die See giebt: unter jene
zählen wir vorzüglich die köstlichsten Muscatellerweine, gute Sei-
de, viele Oliven, und das daraus bereitete bekannte genueser
Oel, Feigen, Mandeln, etc. unter diese aber die Sardellen, Co-
rallen, etc. 2) die Manufacturen der Stadt Genua, und be-
stehen die vornehmsten und stärksten in Sammete und Damaste,
wie denn der genuesische Sammet vor den besten in ganz Euro-
pa gehalten wird: so wissen auch die Genueser die getrockneten
und eingemachten Früchte sehr leckerhaft zuzurichten; 3) die
Handelscompagnien zu Genua, welche sind: a) die levantische
Compagnie (§. 38); b) die Seeassecuranzcompagnie, so 1741
ist errichtet worden: ob sie nun wol nicht länger als ein Jahr
gedauert, so haben dennoch die Nobili von Genua selbst solche
wegen der daher erwachsenen ansehnlichen Vortheile fortgese-
tzet; c) die Compagnie der Grilli, die wir oben schon erwäh-
net haben; und d) die Schiffscompagnie, worunter nichts an-
ders, als unterschiedliche Kauffahrteyschiffe verstanden werden,
welche unter sich eine Gattung von Certepartey errich-
ten, vermittelst welcher sie sich unter allerhand zur gemeinen
Sicherheit abzielenden Clauseln und Bedingungen verbindlich
machen, einander nicht zu verlassen, sondern während einer
Reise wechselsweise beyzustehen und zu vertheidigen. Auch be-
fördert den blühenden Stand der genuesischen Handlung 4) der
Hafen daselbst, welcher, ob er wol vor Sturm und Unge-
witter nicht sicher genug, doch einer von den schönsten und
größten in Jtalien ist; 5) die dasige Rota, ein Gericht, wel-
ches wegen seiner von Zeit zu Zeit in Wechsel- und andern Han-
delssachen, und absonderlich in solchen, die im gemeinen Han-
del und Wandel täglich vorzukommen pflegen, ertheilten Deci-
sionen und Aussprüche berühmt ist; 6) die so genannten fünf
Censoren,
welche Aufsicht haben, daß bey den Manufacturen

und

3 Cap. von der
lung nach der Lombardey uͤber Genua treiben. Die auslaͤndi-
ſche Handlung der Genueſer
ſelbſt betreffend, ſo geht ſolche
1) nach den europaͤiſchen Laͤndern, wie denn die Genueſer in Anſe-
hung dieſer europaͤiſchen, inſonderhe it der ſpaniſchen und franzoͤſiſ.
Handlung es allen italieniſchen, auch ſo gar den venetianiſchen Han-
delsleuten weit zuvor thun (§. 33); 2) nach der Levante, in Anſehung
welcher aber die Genueſer den Venetianern allerdings weit nachſte-
hen (§. 38); und 3) nach Africa und America, und zwar hatte
ehemals die in Genua errichtete Handlungsgeſellſchaft der
Grilli (einer edlen Familie in Genua, unter welcher Benen-
nung aber eigentlich eine Geſellſchaft von Kaufleuten verſtanden
wird) ganz allein den Handel mit den Negers oder ſchwarzen
Sclaven nach dem ſpaniſchen America, die ſie aus Africa hohlte,
und nach Portobello brachte, von da aus ſie ganz Peru damit
verſahe; nachdem aber die Englaͤnder und Hollaͤnder ſolchen
Handel an ſich gebracht haben, iſt es heutiges Tages ebenfalls
was weniges, was dieſe genueſiſche Handelscompagnie dahin
verfuͤhret. Zu dem Flore der genueſiſchen Handlung tragen
nicht wenig bey 1) die Naturgaben des genueſiſchen Gebietes,
welche ſowol das feſte Land als die See giebt: unter jene
zaͤhlen wir vorzuͤglich die koͤſtlichſten Muſcatellerweine, gute Sei-
de, viele Oliven, und das daraus bereitete bekannte genueſer
Oel, Feigen, Mandeln, ꝛc. unter dieſe aber die Sardellen, Co-
rallen, ꝛc. 2) die Manufacturen der Stadt Genua, und be-
ſtehen die vornehmſten und ſtaͤrkſten in Sammete und Damaſte,
wie denn der genueſiſche Sammet vor den beſten in ganz Euro-
pa gehalten wird: ſo wiſſen auch die Genueſer die getrockneten
und eingemachten Fruͤchte ſehr leckerhaft zuzurichten; 3) die
Handelscompagnien zu Genua, welche ſind: a) die levantiſche
Compagnie (§. 38); b) die Seeaſſecuranzcompagnie, ſo 1741
iſt errichtet worden: ob ſie nun wol nicht laͤnger als ein Jahr
gedauert, ſo haben dennoch die Nobili von Genua ſelbſt ſolche
wegen der daher erwachſenen anſehnlichen Vortheile fortgeſe-
tzet; c) die Compagnie der Grilli, die wir oben ſchon erwaͤh-
net haben; und d) die Schiffscompagnie, worunter nichts an-
ders, als unterſchiedliche Kauffahrteyſchiffe verſtanden werden,
welche unter ſich eine Gattung von Certepartey errich-
ten, vermittelſt welcher ſie ſich unter allerhand zur gemeinen
Sicherheit abzielenden Clauſeln und Bedingungen verbindlich
machen, einander nicht zu verlaſſen, ſondern waͤhrend einer
Reiſe wechſelsweiſe beyzuſtehen und zu vertheidigen. Auch be-
foͤrdert den bluͤhenden Stand der genueſiſchen Handlung 4) der
Hafen daſelbſt, welcher, ob er wol vor Sturm und Unge-
witter nicht ſicher genug, doch einer von den ſchoͤnſten und
groͤßten in Jtalien iſt; 5) die daſige Rota, ein Gericht, wel-
ches wegen ſeiner von Zeit zu Zeit in Wechſel- und andern Han-
delsſachen, und abſonderlich in ſolchen, die im gemeinen Han-
del und Wandel taͤglich vorzukommen pflegen, ertheilten Deci-
ſionen und Ausſpruͤche beruͤhmt iſt; 6) die ſo genannten fuͤnf
Cenſoren,
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[388/0992] 3 Cap. von der lung nach der Lombardey uͤber Genua treiben. Die auslaͤndi- ſche Handlung der Genueſer ſelbſt betreffend, ſo geht ſolche 1) nach den europaͤiſchen Laͤndern, wie denn die Genueſer in Anſe- hung dieſer europaͤiſchen, inſonderhe it der ſpaniſchen und franzoͤſiſ. Handlung es allen italieniſchen, auch ſo gar den venetianiſchen Han- delsleuten weit zuvor thun (§. 33); 2) nach der Levante, in Anſehung welcher aber die Genueſer den Venetianern allerdings weit nachſte- hen (§. 38); und 3) nach Africa und America, und zwar hatte ehemals die in Genua errichtete Handlungsgeſellſchaft der Grilli (einer edlen Familie in Genua, unter welcher Benen- nung aber eigentlich eine Geſellſchaft von Kaufleuten verſtanden wird) ganz allein den Handel mit den Negers oder ſchwarzen Sclaven nach dem ſpaniſchen America, die ſie aus Africa hohlte, und nach Portobello brachte, von da aus ſie ganz Peru damit verſahe; nachdem aber die Englaͤnder und Hollaͤnder ſolchen Handel an ſich gebracht haben, iſt es heutiges Tages ebenfalls was weniges, was dieſe genueſiſche Handelscompagnie dahin verfuͤhret. Zu dem Flore der genueſiſchen Handlung tragen nicht wenig bey 1) die Naturgaben des genueſiſchen Gebietes, welche ſowol das feſte Land als die See giebt: unter jene zaͤhlen wir vorzuͤglich die koͤſtlichſten Muſcatellerweine, gute Sei- de, viele Oliven, und das daraus bereitete bekannte genueſer Oel, Feigen, Mandeln, ꝛc. unter dieſe aber die Sardellen, Co- rallen, ꝛc. 2) die Manufacturen der Stadt Genua, und be- ſtehen die vornehmſten und ſtaͤrkſten in Sammete und Damaſte, wie denn der genueſiſche Sammet vor den beſten in ganz Euro- pa gehalten wird: ſo wiſſen auch die Genueſer die getrockneten und eingemachten Fruͤchte ſehr leckerhaft zuzurichten; 3) die Handelscompagnien zu Genua, welche ſind: a) die levantiſche Compagnie (§. 38); b) die Seeaſſecuranzcompagnie, ſo 1741 iſt errichtet worden: ob ſie nun wol nicht laͤnger als ein Jahr gedauert, ſo haben dennoch die Nobili von Genua ſelbſt ſolche wegen der daher erwachſenen anſehnlichen Vortheile fortgeſe- tzet; c) die Compagnie der Grilli, die wir oben ſchon erwaͤh- net haben; und d) die Schiffscompagnie, worunter nichts an- ders, als unterſchiedliche Kauffahrteyſchiffe verſtanden werden, welche unter ſich eine Gattung von Certepartey errich- ten, vermittelſt welcher ſie ſich unter allerhand zur gemeinen Sicherheit abzielenden Clauſeln und Bedingungen verbindlich machen, einander nicht zu verlaſſen, ſondern waͤhrend einer Reiſe wechſelsweiſe beyzuſtehen und zu vertheidigen. Auch be- foͤrdert den bluͤhenden Stand der genueſiſchen Handlung 4) der Hafen daſelbſt, welcher, ob er wol vor Sturm und Unge- witter nicht ſicher genug, doch einer von den ſchoͤnſten und groͤßten in Jtalien iſt; 5) die daſige Rota, ein Gericht, wel- ches wegen ſeiner von Zeit zu Zeit in Wechſel- und andern Han- delsſachen, und abſonderlich in ſolchen, die im gemeinen Han- del und Wandel taͤglich vorzukommen pflegen, ertheilten Deci- ſionen und Ausſpruͤche beruͤhmt iſt; 6) die ſo genannten fuͤnf Cenſoren, welche Aufſicht haben, daß bey den Manufacturen und

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/992>, abgerufen am 23.12.2024.