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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Tombac
man sich in Persien bey großen Aus-
zahlungen zu Abwiegung des Gel-
des bedienet, weil in Persien, wenn
viel Geld auf einmal auszuzahlen
ist, solches nicht gezählet, sondern
gewogen wird. Es wiegt gerade
so viel als 50 Abassis, welche ein
Toman ausmachen.

Tombac, oder Tomback, Tom-
bach, Tambac, Tambayc,
und
Dombac, lat. Metallum Tomba-
cinum
,
ein durch die Kunst gemach-
tes und zusammengesetztes Metall,
oder eine Metallvermischung von
beynahe rothgelber Farbe, so sich
schmieden läßt, und auf verschie-
dene Art gemachet wird. Die Sia-
mer, welche man als die ersten Er-
finder dieses Metalls anzusehen hat,
und von denen auch der Name Tom-
bac herrühret (was auch andere von
einem gewissen Engländer dieses
Namens dichten, der als der Er-
finder dieses Metalls solchem seinen
Namen soll gegeben haben,) machen
es aus Kupfer und Golde, und ach-
ten solches höher als das Gold selb-
sten; wiewol andere, jedoch ohne
Grund behaupten, daß der siami-
sche Tombac kein durch die Kunst
gemachtes, sondern ein von der Na-
tur also erzeugtes Metall sey, wel-
ches seine eigene Klüfte und Gänge
hat. Die Siamer haben dieses Me-
tall schon lange gehabt. Jn Euro-
pa aber hat man solches zuerst bey
Gelegenheit der von dem Könige
von Siam im vorigen Jahrhunderte
an den König von Frankreich, Lud-
wig XIV, gesendeten Gesandtschaft
zu sehen bekommen, indem diese Ge-
sandten verschiedene daraus gemach-
te Arbeiten dem nur genannten Kö-
nige zum Geschenke überbracht ha-
ben. Jndessen hat man damals die-
se Arbeiten nicht so schön gefunden,
als man sich vorher eingebildet hatte:
Hingegen nach der Zeit hat sich der
Geschmack geändert, und man hat
[Spaltenumbruch]

Tombac
angefangen, auch in Europa der-
gleichen Tombac nachzumachen; zu
welchem aber eigentlich kein Gold
kömmt, sondern solcher wird bloß
aus alten, am liebsten von der Son-
ne durchbrannten Dach- oder oft
im Feuer gewesenen Kupfer, Messin-
ge, und etwas wenigem gutem engli-
schen Zinne, oder, an dessen statt,
Zinke gemacht, die in verschiedener
Verhältniß mit einander zusammen
geschmolzen werden. Von der un-
gemein großen Menge von Processen,
Tombac zu machen, werden wir kei-
nen einzigen hieher setzen, weil es
fast unmöglich ist, zu sagen, wel-
cher der beste sey; und sie anitzo die
meisten Feuer- und Goldarbeiter
wissen. Jm Grunde ist dieses Me-
tall einerley mit dem sogenannten
Prinzmetall und Pinscheback, oder
Binspeck, wovon besondere Artikel
handeln. Heutiges Tages wird die-
ses Metall zu sehr vielen Galante-
rien, Tabatieren, Etuis, Garnitu-
ren Schnallen, Knöpfen, Löffeln,
und Coffeelöffelchen, Geräthe auf
die Toilettes, sonderlich in Berlin;
ja gar so subtil und sauber gearbeitet,
getrieben und gezogen, daß man
Tressen und Spitzen daraus macht:
wie denn besonders zu Freyberg in
Sachsen eine schöne leonische Tres-
sen- und Spitzenfabrik zu finden ist,
worinne man nunmehro die schönsten
Gallonen von Tombac machet, so
man zur Liberey häufig braucht,
allermaßen sich diese Tressen bestän-
dig schön halten, und nicht roth
werden, wenn man sie nur rein
abputzet. Man macht ferner an
statt goldener Uhren und Ketten
auch dergleichen vom Tombac, wel-
che so schön als Gold sehen, ja den
Strich| ziemlich halten, und sich
immer sauber tragen. Uberhaupt
muß man sich dieser Composition
wegen wohl vor Betrug hüten, weil
man sie so schön zu machen weiß,
daß öfters manchem etwas vor Gold

ange-

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Tombac
man ſich in Perſien bey großen Aus-
zahlungen zu Abwiegung des Gel-
des bedienet, weil in Perſien, wenn
viel Geld auf einmal auszuzahlen
iſt, ſolches nicht gezaͤhlet, ſondern
gewogen wird. Es wiegt gerade
ſo viel als 50 Abaſſis, welche ein
Toman ausmachen.

Tombac, oder Tomback, Tom-
bach, Tambac, Tambayc,
und
Dombac, lat. Metallum Tomba-
cinum
,
ein durch die Kunſt gemach-
tes und zuſammengeſetztes Metall,
oder eine Metallvermiſchung von
beynahe rothgelber Farbe, ſo ſich
ſchmieden laͤßt, und auf verſchie-
dene Art gemachet wird. Die Sia-
mer, welche man als die erſten Er-
finder dieſes Metalls anzuſehen hat,
und von denen auch der Name Tom-
bac herruͤhret (was auch andere von
einem gewiſſen Englaͤnder dieſes
Namens dichten, der als der Er-
finder dieſes Metalls ſolchem ſeinen
Namen ſoll gegeben haben,) machen
es aus Kupfer und Golde, und ach-
ten ſolches hoͤher als das Gold ſelb-
ſten; wiewol andere, jedoch ohne
Grund behaupten, daß der ſiami-
ſche Tombac kein durch die Kunſt
gemachtes, ſondern ein von der Na-
tur alſo erzeugtes Metall ſey, wel-
ches ſeine eigene Kluͤfte und Gaͤnge
hat. Die Siamer haben dieſes Me-
tall ſchon lange gehabt. Jn Euro-
pa aber hat man ſolches zuerſt bey
Gelegenheit der von dem Koͤnige
von Siam im vorigen Jahrhunderte
an den Koͤnig von Frankreich, Lud-
wig XIV, geſendeten Geſandtſchaft
zu ſehen bekommen, indem dieſe Ge-
ſandten verſchiedene daraus gemach-
te Arbeiten dem nur genannten Koͤ-
nige zum Geſchenke uͤberbracht ha-
ben. Jndeſſen hat man damals die-
ſe Arbeiten nicht ſo ſchoͤn gefunden,
als man ſich vorher eingebildet hatte:
Hingegen nach der Zeit hat ſich der
Geſchmack geaͤndert, und man hat
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Tombac
angefangen, auch in Europa der-
gleichen Tombac nachzumachen; zu
welchem aber eigentlich kein Gold
koͤmmt, ſondern ſolcher wird bloß
aus alten, am liebſten von der Son-
ne durchbrannten Dach- oder oft
im Feuer geweſenen Kupfer, Meſſin-
ge, und etwas wenigem gutem engli-
ſchen Zinne, oder, an deſſen ſtatt,
Zinke gemacht, die in verſchiedener
Verhaͤltniß mit einander zuſammen
geſchmolzen werden. Von der un-
gemein großen Menge von Proceſſen,
Tombac zu machen, werden wir kei-
nen einzigen hieher ſetzen, weil es
faſt unmoͤglich iſt, zu ſagen, wel-
cher der beſte ſey; und ſie anitzo die
meiſten Feuer- und Goldarbeiter
wiſſen. Jm Grunde iſt dieſes Me-
tall einerley mit dem ſogenannten
Prinzmetall und Pinſcheback, oder
Binſpeck, wovon beſondere Artikel
handeln. Heutiges Tages wird die-
ſes Metall zu ſehr vielen Galante-
rien, Tabatieren, Etuis, Garnitu-
ren Schnallen, Knoͤpfen, Loͤffeln,
und Coffeeloͤffelchen, Geraͤthe auf
die Toilettes, ſonderlich in Berlin;
ja gar ſo ſubtil und ſauber gearbeitet,
getrieben und gezogen, daß man
Treſſen und Spitzen daraus macht:
wie denn beſonders zu Freyberg in
Sachſen eine ſchoͤne leoniſche Treſ-
ſen- und Spitzenfabrik zu finden iſt,
worinne man nunmehro die ſchoͤnſten
Gallonen von Tombac machet, ſo
man zur Liberey haͤufig braucht,
allermaßen ſich dieſe Treſſen beſtaͤn-
dig ſchoͤn halten, und nicht roth
werden, wenn man ſie nur rein
abputzet. Man macht ferner an
ſtatt goldener Uhren und Ketten
auch dergleichen vom Tombac, wel-
che ſo ſchoͤn als Gold ſehen, ja den
Strich| ziemlich halten, und ſich
immer ſauber tragen. Uberhaupt
muß man ſich dieſer Compoſition
wegen wohl vor Betrug huͤten, weil
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[[93]/0099] Tombac Tombac man ſich in Perſien bey großen Aus- zahlungen zu Abwiegung des Gel- des bedienet, weil in Perſien, wenn viel Geld auf einmal auszuzahlen iſt, ſolches nicht gezaͤhlet, ſondern gewogen wird. Es wiegt gerade ſo viel als 50 Abaſſis, welche ein Toman ausmachen. Tombac, oder Tomback, Tom- bach, Tambac, Tambayc, und Dombac, lat. Metallum Tomba- cinum, ein durch die Kunſt gemach- tes und zuſammengeſetztes Metall, oder eine Metallvermiſchung von beynahe rothgelber Farbe, ſo ſich ſchmieden laͤßt, und auf verſchie- dene Art gemachet wird. Die Sia- mer, welche man als die erſten Er- finder dieſes Metalls anzuſehen hat, und von denen auch der Name Tom- bac herruͤhret (was auch andere von einem gewiſſen Englaͤnder dieſes Namens dichten, der als der Er- finder dieſes Metalls ſolchem ſeinen Namen ſoll gegeben haben,) machen es aus Kupfer und Golde, und ach- ten ſolches hoͤher als das Gold ſelb- ſten; wiewol andere, jedoch ohne Grund behaupten, daß der ſiami- ſche Tombac kein durch die Kunſt gemachtes, ſondern ein von der Na- tur alſo erzeugtes Metall ſey, wel- ches ſeine eigene Kluͤfte und Gaͤnge hat. Die Siamer haben dieſes Me- tall ſchon lange gehabt. Jn Euro- pa aber hat man ſolches zuerſt bey Gelegenheit der von dem Koͤnige von Siam im vorigen Jahrhunderte an den Koͤnig von Frankreich, Lud- wig XIV, geſendeten Geſandtſchaft zu ſehen bekommen, indem dieſe Ge- ſandten verſchiedene daraus gemach- te Arbeiten dem nur genannten Koͤ- nige zum Geſchenke uͤberbracht ha- ben. Jndeſſen hat man damals die- ſe Arbeiten nicht ſo ſchoͤn gefunden, als man ſich vorher eingebildet hatte: Hingegen nach der Zeit hat ſich der Geſchmack geaͤndert, und man hat angefangen, auch in Europa der- gleichen Tombac nachzumachen; zu welchem aber eigentlich kein Gold koͤmmt, ſondern ſolcher wird bloß aus alten, am liebſten von der Son- ne durchbrannten Dach- oder oft im Feuer geweſenen Kupfer, Meſſin- ge, und etwas wenigem gutem engli- ſchen Zinne, oder, an deſſen ſtatt, Zinke gemacht, die in verſchiedener Verhaͤltniß mit einander zuſammen geſchmolzen werden. Von der un- gemein großen Menge von Proceſſen, Tombac zu machen, werden wir kei- nen einzigen hieher ſetzen, weil es faſt unmoͤglich iſt, zu ſagen, wel- cher der beſte ſey; und ſie anitzo die meiſten Feuer- und Goldarbeiter wiſſen. Jm Grunde iſt dieſes Me- tall einerley mit dem ſogenannten Prinzmetall und Pinſcheback, oder Binſpeck, wovon beſondere Artikel handeln. Heutiges Tages wird die- ſes Metall zu ſehr vielen Galante- rien, Tabatieren, Etuis, Garnitu- ren Schnallen, Knoͤpfen, Loͤffeln, und Coffeeloͤffelchen, Geraͤthe auf die Toilettes, ſonderlich in Berlin; ja gar ſo ſubtil und ſauber gearbeitet, getrieben und gezogen, daß man Treſſen und Spitzen daraus macht: wie denn beſonders zu Freyberg in Sachſen eine ſchoͤne leoniſche Treſ- ſen- und Spitzenfabrik zu finden iſt, worinne man nunmehro die ſchoͤnſten Gallonen von Tombac machet, ſo man zur Liberey haͤufig braucht, allermaßen ſich dieſe Treſſen beſtaͤn- dig ſchoͤn halten, und nicht roth werden, wenn man ſie nur rein abputzet. Man macht ferner an ſtatt goldener Uhren und Ketten auch dergleichen vom Tombac, wel- che ſo ſchoͤn als Gold ſehen, ja den Strich| ziemlich halten, und ſich immer ſauber tragen. Uberhaupt muß man ſich dieſer Compoſition wegen wohl vor Betrug huͤten, weil man ſie ſo ſchoͤn zu machen weiß, daß oͤfters manchem etwas vor Gold ange-

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [93]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/99>, abgerufen am 28.11.2024.