solchem die Handlung von Europa vorzüglich bey den Portu- giesen und Spaniern gewesen ist; und den dritten Zeitpunct den englisch-holländischen betiteln, indem in selbigem die Eng- länder und Holländer jederzeit so zu sagen die Herren der Hand- lung von Europa gewesen sind, und diesen Vorzug noch behau- pten. Die folgende Erzählung wird alles dieses deutlicher machen.
§. 29.
Wir haben gesagt, daß in dem ersten Zeitpuncte dieGeschichte des ersten Zeitpuncts: Handlung von Europa unter die Jtaliener und Deutschen ver- theilet gewesen sey. Denn eben diese sind diejenigen, welche von allen Schriftstellern als die ersten angeführet werden, so nach wiederhergestelltem Frieden sich auch wiederum auf die Handlung geleget, und sie von neuem in Flor gebracht haben. Betreffend (1) die Jtaliener, so sind unter solchen hauptsäch-1) Jtaliener lich die Venetianer und Genueser dießfalls berühmt, welche lange Zeit die ganze Handlung nach den mittägigen Ländern von Europa und nach der Levante getrieben haben. Aus der Levante holeten sie mit ihren Schiffen die kostbaren Waaren, welche Asien und Africa ausgiebt, und theileten sie wiederum durch ganz Europa aus. Solchergestalt waren sie die alleini- gen Besitzer der africanischen und asiatischen Handlung. Die ehemals berühmte africanische Handelsstadt Alexandrien in Niederägypten, und einige Häfen in der asiatischen Landschaft Syrien, waren die Oerter, wo solcher Handel von den Vene- tianern und Genuesern vorzüglich getrieben wurde, als wohin die Waaren aus ganz Asien gebracht wurden. Weil es die Venetianer den Genuesern in der Handlung nach der Levan- te zuvor thaten: so war daher insonderheit Venedig die Nieder- lage aller africanischen und asiatischen, besonders aber der ost- indischen Waaren (§. 3). Siehe ein mehrers von der italieni- schen Handlung im 3 Capitel. Anlangend (2) die Deutschen:2) Deutsche so trieben hauptsächlich um die Mitte des zwölften Jahrhun- derts diejenigen deutschen Städte, welche an der Ostsee, und an denen in dieselbe hineinfallenden großen Flüssen lagen, einen starken Handel nach allen benachbarten Ländern. Weil sie aber sowol von den Seeräubern, als auch von den nordischen Kriegen nicht geringen Schaden erlitten: so traten um das Jahr 1164, (andere setzen die Jahrzahl weiter hinaus,) einige solcher Städte, der Sicherheit ihrer Handlung halber, und um solche desto mehr zu befördern, in einen Bund zusammen, der von ihnen der Hansebund, oder hanseatische Bund ge- nennet wurde. Die in solchem Bunde stehenden Städte hießen Hansestädte, gleichwie ihre ganze Gesellschaft unter dem Na- men der deutschen Hansa bekannt ist. Diese Hansestädte sind lange Zeit ganz allein in dem Besitze der Handlung nach den nordischen Ländern, und folglich Herren der nordischen Hand- lung und Schifffahrt gewesen, siehe ein mehrers von der deut- schen Handlung im 4 Capitel. Solchergestalt gieng der Lauf der Handlung in dem ersten Zeitpuncte von dem rothen Meere über Alexandrien nach Jtalien, und ferner vermittelst der deutschen Hansa nach dem übrigen Europa.
§. 30.
Handlung in neuern Zeiten.
ſolchem die Handlung von Europa vorzuͤglich bey den Portu- gieſen und Spaniern geweſen iſt; und den dritten Zeitpunct den engliſch-hollaͤndiſchen betiteln, indem in ſelbigem die Eng- laͤnder und Hollaͤnder jederzeit ſo zu ſagen die Herren der Hand- lung von Europa geweſen ſind, und dieſen Vorzug noch behau- pten. Die folgende Erzaͤhlung wird alles dieſes deutlicher machen.
§. 29.
Wir haben geſagt, daß in dem erſten Zeitpuncte dieGeſchichte des erſten Zeitpuncts: Handlung von Europa unter die Jtaliener und Deutſchen ver- theilet geweſen ſey. Denn eben dieſe ſind diejenigen, welche von allen Schriftſtellern als die erſten angefuͤhret werden, ſo nach wiederhergeſtelltem Frieden ſich auch wiederum auf die Handlung geleget, und ſie von neuem in Flor gebracht haben. Betreffend (1) die Jtaliener, ſo ſind unter ſolchen hauptſaͤch-1) Jtaliener lich die Venetianer und Genueſer dießfalls beruͤhmt, welche lange Zeit die ganze Handlung nach den mittaͤgigen Laͤndern von Europa und nach der Levante getrieben haben. Aus der Levante holeten ſie mit ihren Schiffen die koſtbaren Waaren, welche Aſien und Africa ausgiebt, und theileten ſie wiederum durch ganz Europa aus. Solchergeſtalt waren ſie die alleini- gen Beſitzer der africaniſchen und aſiatiſchen Handlung. Die ehemals beruͤhmte africaniſche Handelsſtadt Alexandrien in Niederaͤgypten, und einige Haͤfen in der aſiatiſchen Landſchaft Syrien, waren die Oerter, wo ſolcher Handel von den Vene- tianern und Genueſern vorzuͤglich getrieben wurde, als wohin die Waaren aus ganz Aſien gebracht wurden. Weil es die Venetianer den Genueſern in der Handlung nach der Levan- te zuvor thaten: ſo war daher inſonderheit Venedig die Nieder- lage aller africaniſchen und aſiatiſchen, beſonders aber der oſt- indiſchen Waaren (§. 3). Siehe ein mehrers von der italieni- ſchen Handlung im 3 Capitel. Anlangend (2) die Deutſchen:2) Deutſche ſo trieben hauptſaͤchlich um die Mitte des zwoͤlften Jahrhun- derts diejenigen deutſchen Staͤdte, welche an der Oſtſee, und an denen in dieſelbe hineinfallenden großen Fluͤſſen lagen, einen ſtarken Handel nach allen benachbarten Laͤndern. Weil ſie aber ſowol von den Seeraͤubern, als auch von den nordiſchen Kriegen nicht geringen Schaden erlitten: ſo traten um das Jahr 1164, (andere ſetzen die Jahrzahl weiter hinaus,) einige ſolcher Staͤdte, der Sicherheit ihrer Handlung halber, und um ſolche deſto mehr zu befoͤrdern, in einen Bund zuſammen, der von ihnen der Hanſebund, oder hanſeatiſche Bund ge- nennet wurde. Die in ſolchem Bunde ſtehenden Staͤdte hießen Hanſeſtaͤdte, gleichwie ihre ganze Geſellſchaft unter dem Na- men der deutſchen Hanſa bekannt iſt. Dieſe Hanſeſtaͤdte ſind lange Zeit ganz allein in dem Beſitze der Handlung nach den nordiſchen Laͤndern, und folglich Herren der nordiſchen Hand- lung und Schifffahrt geweſen, ſiehe ein mehrers von der deut- ſchen Handlung im 4 Capitel. Solchergeſtalt gieng der Lauf der Handlung in dem erſten Zeitpuncte von dem rothen Meere uͤber Alexandrien nach Jtalien, und ferner vermittelſt der deutſchen Hanſa nach dem uͤbrigen Europa.
§. 30.
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[379/0983]
Handlung in neuern Zeiten.
ſolchem die Handlung von Europa vorzuͤglich bey den Portu-
gieſen und Spaniern geweſen iſt; und den dritten Zeitpunct
den engliſch-hollaͤndiſchen betiteln, indem in ſelbigem die Eng-
laͤnder und Hollaͤnder jederzeit ſo zu ſagen die Herren der Hand-
lung von Europa geweſen ſind, und dieſen Vorzug noch behau-
pten. Die folgende Erzaͤhlung wird alles dieſes deutlicher machen.
§. 29.
Wir haben geſagt, daß in dem erſten Zeitpuncte die
Handlung von Europa unter die Jtaliener und Deutſchen ver-
theilet geweſen ſey. Denn eben dieſe ſind diejenigen, welche
von allen Schriftſtellern als die erſten angefuͤhret werden, ſo
nach wiederhergeſtelltem Frieden ſich auch wiederum auf die
Handlung geleget, und ſie von neuem in Flor gebracht haben.
Betreffend (1) die Jtaliener, ſo ſind unter ſolchen hauptſaͤch-
lich die Venetianer und Genueſer dießfalls beruͤhmt, welche
lange Zeit die ganze Handlung nach den mittaͤgigen Laͤndern
von Europa und nach der Levante getrieben haben. Aus der
Levante holeten ſie mit ihren Schiffen die koſtbaren Waaren,
welche Aſien und Africa ausgiebt, und theileten ſie wiederum
durch ganz Europa aus. Solchergeſtalt waren ſie die alleini-
gen Beſitzer der africaniſchen und aſiatiſchen Handlung. Die
ehemals beruͤhmte africaniſche Handelsſtadt Alexandrien in
Niederaͤgypten, und einige Haͤfen in der aſiatiſchen Landſchaft
Syrien, waren die Oerter, wo ſolcher Handel von den Vene-
tianern und Genueſern vorzuͤglich getrieben wurde, als wohin
die Waaren aus ganz Aſien gebracht wurden. Weil es die
Venetianer den Genueſern in der Handlung nach der Levan-
te zuvor thaten: ſo war daher inſonderheit Venedig die Nieder-
lage aller africaniſchen und aſiatiſchen, beſonders aber der oſt-
indiſchen Waaren (§. 3). Siehe ein mehrers von der italieni-
ſchen Handlung im 3 Capitel. Anlangend (2) die Deutſchen:
ſo trieben hauptſaͤchlich um die Mitte des zwoͤlften Jahrhun-
derts diejenigen deutſchen Staͤdte, welche an der Oſtſee, und
an denen in dieſelbe hineinfallenden großen Fluͤſſen lagen, einen
ſtarken Handel nach allen benachbarten Laͤndern. Weil ſie
aber ſowol von den Seeraͤubern, als auch von den nordiſchen
Kriegen nicht geringen Schaden erlitten: ſo traten um das
Jahr 1164, (andere ſetzen die Jahrzahl weiter hinaus,) einige
ſolcher Staͤdte, der Sicherheit ihrer Handlung halber, und
um ſolche deſto mehr zu befoͤrdern, in einen Bund zuſammen,
der von ihnen der Hanſebund, oder hanſeatiſche Bund ge-
nennet wurde. Die in ſolchem Bunde ſtehenden Staͤdte hießen
Hanſeſtaͤdte, gleichwie ihre ganze Geſellſchaft unter dem Na-
men der deutſchen Hanſa bekannt iſt. Dieſe Hanſeſtaͤdte ſind
lange Zeit ganz allein in dem Beſitze der Handlung nach den
nordiſchen Laͤndern, und folglich Herren der nordiſchen Hand-
lung und Schifffahrt geweſen, ſiehe ein mehrers von der deut-
ſchen Handlung im 4 Capitel. Solchergeſtalt gieng der Lauf der
Handlung in dem erſten Zeitpuncte von dem rothen Meere uͤber
Alexandrien nach Jtalien, und ferner vermittelſt der deutſchen
Hanſa nach dem uͤbrigen Europa.
Geſchichte
des erſten
Zeitpuncts:
1) Jtaliener
2) Deutſche
§. 30.
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/983>, abgerufen am 23.11.2024.
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