gegeben habe, daß man nach dessen Muster, nachdem man sei- ne erstaunliche Wirkung erfahren hatte, andere ähnliche Ge- häude aufzuführen und ins Wasser zu lassen, angefangen. Man hält insgemein die Aegyptier vor die ersten Erfinder der Kunst zu schiffen, und ist dieser ihr vornehmster Handel nach den Morgenländern durch das rothe Meer gegangen. Von den Aegyptiern haben die Phönicier die Schifffahrt gelernet, und sind die ersten Schifffahrer von entfernten Seereisen gewesen. Diese haben die Griechen zuerst in der Schifffahrt unterrichtet, gleichwie deren Schüler in dieser Kunst die Römer gewesen sind. Jndessen war die Schifffahrt damals noch nicht in der Vollkommenheit, die sie durch die Erfindung des Seecompas- ses erhalten hat. Man weiß aber die Zeit dieser so sehr nütz- lichen Erfindung nicht ganz genau mit einer Gewißheit zu be- stimmen; doch setzet man sie in das Jahr 1300, und giebt dem Flavio Gioia zum Erfinder des Seecompasses an. Endlich hat die Entdeckung beyder Jndien, welche vermittelst des See- compasses in den Jahren 1487 und 1492 geschehen, die Spani- er, Portugiesen, Engländer und Holländer zur Beförderung der Schifffahrt aufgemuntert, welche sie zur heutigen Voll- kommenheit gebracht haben.
§. 22.
Ursprung der Wech- felhandlung
Es ist uns noch eine Haupthandlung übrig, nämlich die Wechselhandlung, deren Ursprung wir kürzlich berühren müs- sen. Man setzet die Erfindung der Wechselbriefe gemeiniglich in das Jahr 1181, und eignet sie den Juden zu, welche, nach- dem sie in solchem Jahre aus Frankreich vertrieben worden, und sich in die Lombardie begeben, kleine den Wechselbriefen ähnliche Zeddel, als ein Mittel gebrauchet haben sollen, das Jhrige, so sie in ihrer Freunde Händen zurück gelassen, durch Reisende oder fremde Kaufleute an sich zu ziehen. Jedoch hat wider diese Veranlassung der Wechselbriefe Jacob du Puy in seinem Tractate de arte litterarum cambii wichtige Zweifel erhoben, und hält vielmehr dafür, daß die Florentiner, als sie durch der Gibelliner Beeinträchtigung vertrieben worden, und sich nach Frankreich gewendet, daselbst das Wechselge- schäffte erfunden, und dadurch aus Jtalien ihr Vermögen an sich gezogen hätten. Raumburger in seiner Justitia selecta gentium europaearum in cambiis hingegen leget die Ehre dieser Erfindung, jedoch nur muthmaßlich, den Venetianern, oder Genuesern bey, und schreibt, daß das Wechselrecht ungefähr um das Ende des 12 Jahrhunderts bey ihnen im Schwange gewesen sey: anderer Meynungen nicht allererst zu gedenken, Die vielen italienischen Wörter, welche bey dem Wechselgeschäff- te vorkommen, machen mehr denn zu wahrscheinlich, daß das- selbe in Jtalien seinen Ursprung gehabt; und D. Siegel in der Einleitung zum Wechselrechte behauptet, daß in Deutschland vor dem 15 Jahrhunderte die Wechsel nicht bekannt worden, indem bis an gedachtes Jahrhundert Gold und Silber in Deutschland unter die seltenen Sachen zu zählen gewesen. So
viel
1 Cap. Von dem Urſprunge und
gegeben habe, daß man nach deſſen Muſter, nachdem man ſei- ne erſtaunliche Wirkung erfahren hatte, andere aͤhnliche Ge- haͤude aufzufuͤhren und ins Waſſer zu laſſen, angefangen. Man haͤlt insgemein die Aegyptier vor die erſten Erfinder der Kunſt zu ſchiffen, und iſt dieſer ihr vornehmſter Handel nach den Morgenlaͤndern durch das rothe Meer gegangen. Von den Aegyptiern haben die Phoͤnicier die Schifffahrt gelernet, und ſind die erſten Schifffahrer von entfernten Seereiſen geweſen. Dieſe haben die Griechen zuerſt in der Schifffahrt unterrichtet, gleichwie deren Schuͤler in dieſer Kunſt die Roͤmer geweſen ſind. Jndeſſen war die Schifffahrt damals noch nicht in der Vollkommenheit, die ſie durch die Erfindung des Seecompaſ- ſes erhalten hat. Man weiß aber die Zeit dieſer ſo ſehr nuͤtz- lichen Erfindung nicht ganz genau mit einer Gewißheit zu be- ſtimmen; doch ſetzet man ſie in das Jahr 1300, und giebt dem Flavio Gioia zum Erfinder des Seecompaſſes an. Endlich hat die Entdeckung beyder Jndien, welche vermittelſt des See- compaſſes in den Jahren 1487 und 1492 geſchehen, die Spani- er, Portugieſen, Englaͤnder und Hollaͤnder zur Befoͤrderung der Schifffahrt aufgemuntert, welche ſie zur heutigen Voll- kommenheit gebracht haben.
§. 22.
Urſprung der Wech- felhandlung
Es iſt uns noch eine Haupthandlung uͤbrig, naͤmlich die Wechſelhandlung, deren Urſprung wir kuͤrzlich beruͤhren muͤſ- ſen. Man ſetzet die Erfindung der Wechſelbriefe gemeiniglich in das Jahr 1181, und eignet ſie den Juden zu, welche, nach- dem ſie in ſolchem Jahre aus Frankreich vertrieben worden, und ſich in die Lombardie begeben, kleine den Wechſelbriefen aͤhnliche Zeddel, als ein Mittel gebrauchet haben ſollen, das Jhrige, ſo ſie in ihrer Freunde Haͤnden zuruͤck gelaſſen, durch Reiſende oder fremde Kaufleute an ſich zu ziehen. Jedoch hat wider dieſe Veranlaſſung der Wechſelbriefe Jacob du Puy in ſeinem Tractate de arte litterarum cambii wichtige Zweifel erhoben, und haͤlt vielmehr dafuͤr, daß die Florentiner, als ſie durch der Gibelliner Beeintraͤchtigung vertrieben worden, und ſich nach Frankreich gewendet, daſelbſt das Wechſelge- ſchaͤffte erfunden, und dadurch aus Jtalien ihr Vermoͤgen an ſich gezogen haͤtten. Raumburger in ſeiner Juſtitia ſelecta gentium europæarum in cambiis hingegen leget die Ehre dieſer Erfindung, jedoch nur muthmaßlich, den Venetianern, oder Genueſern bey, und ſchreibt, daß das Wechſelrecht ungefaͤhr um das Ende des 12 Jahrhunderts bey ihnen im Schwange geweſen ſey: anderer Meynungen nicht allererſt zu gedenken, Die vielen italieniſchen Woͤrter, welche bey dem Wechſelgeſchaͤff- te vorkommen, machen mehr denn zu wahrſcheinlich, daß daſ- ſelbe in Jtalien ſeinen Urſprung gehabt; und D. Siegel in der Einleitung zum Wechſelrechte behauptet, daß in Deutſchland vor dem 15 Jahrhunderte die Wechſel nicht bekannt worden, indem bis an gedachtes Jahrhundert Gold und Silber in Deutſchland unter die ſeltenen Sachen zu zaͤhlen geweſen. So
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1 Cap. Von dem Urſprunge und
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haͤude aufzufuͤhren und ins Waſſer zu laſſen, angefangen. Man
haͤlt insgemein die Aegyptier vor die erſten Erfinder der Kunſt
zu ſchiffen, und iſt dieſer ihr vornehmſter Handel nach den
Morgenlaͤndern durch das rothe Meer gegangen. Von den
Aegyptiern haben die Phoͤnicier die Schifffahrt gelernet, und
ſind die erſten Schifffahrer von entfernten Seereiſen geweſen.
Dieſe haben die Griechen zuerſt in der Schifffahrt unterrichtet,
gleichwie deren Schuͤler in dieſer Kunſt die Roͤmer geweſen
ſind. Jndeſſen war die Schifffahrt damals noch nicht in der
Vollkommenheit, die ſie durch die Erfindung des Seecompaſ-
ſes erhalten hat. Man weiß aber die Zeit dieſer ſo ſehr nuͤtz-
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ſtimmen; doch ſetzet man ſie in das Jahr 1300, und giebt dem
Flavio Gioia zum Erfinder des Seecompaſſes an. Endlich
hat die Entdeckung beyder Jndien, welche vermittelſt des See-
compaſſes in den Jahren 1487 und 1492 geſchehen, die Spani-
er, Portugieſen, Englaͤnder und Hollaͤnder zur Befoͤrderung
der Schifffahrt aufgemuntert, welche ſie zur heutigen Voll-
kommenheit gebracht haben.
§. 22.
Es iſt uns noch eine Haupthandlung uͤbrig, naͤmlich die
Wechſelhandlung, deren Urſprung wir kuͤrzlich beruͤhren muͤſ-
ſen. Man ſetzet die Erfindung der Wechſelbriefe gemeiniglich
in das Jahr 1181, und eignet ſie den Juden zu, welche, nach-
dem ſie in ſolchem Jahre aus Frankreich vertrieben worden,
und ſich in die Lombardie begeben, kleine den Wechſelbriefen
aͤhnliche Zeddel, als ein Mittel gebrauchet haben ſollen, das
Jhrige, ſo ſie in ihrer Freunde Haͤnden zuruͤck gelaſſen,
durch Reiſende oder fremde Kaufleute an ſich zu ziehen. Jedoch
hat wider dieſe Veranlaſſung der Wechſelbriefe Jacob du Puy
in ſeinem Tractate de arte litterarum cambii wichtige Zweifel
erhoben, und haͤlt vielmehr dafuͤr, daß die Florentiner, als
ſie durch der Gibelliner Beeintraͤchtigung vertrieben worden,
und ſich nach Frankreich gewendet, daſelbſt das Wechſelge-
ſchaͤffte erfunden, und dadurch aus Jtalien ihr Vermoͤgen an
ſich gezogen haͤtten. Raumburger in ſeiner Juſtitia ſelecta
gentium europæarum in cambiis hingegen leget die Ehre dieſer
Erfindung, jedoch nur muthmaßlich, den Venetianern, oder
Genueſern bey, und ſchreibt, daß das Wechſelrecht ungefaͤhr
um das Ende des 12 Jahrhunderts bey ihnen im Schwange
geweſen ſey: anderer Meynungen nicht allererſt zu gedenken,
Die vielen italieniſchen Woͤrter, welche bey dem Wechſelgeſchaͤff-
te vorkommen, machen mehr denn zu wahrſcheinlich, daß daſ-
ſelbe in Jtalien ſeinen Urſprung gehabt; und D. Siegel in der
Einleitung zum Wechſelrechte behauptet, daß in Deutſchland
vor dem 15 Jahrhunderte die Wechſel nicht bekannt worden,
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Deutſchland unter die ſeltenen Sachen zu zaͤhlen geweſen. So
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/980>, abgerufen am 25.11.2024.
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