Endlich, da auch das Darwägen des Goldes und Silbers noch viele Unbequemlichkeiten bey sich führete, sing man an, nach Art der heutigen Münzen, das Gold und Silber in klei- nere Stücke von gewissem Gewichte, zu zerschneiden, und sie, damit der Gehalt kenntlich wäre, mit besondern Unterscheidungs- zeichen zu bemerken, die den eigenthümlichen Werth eines jeden Stückes anzeigten. Nunmehr wog man einander nicht mehr das Metall zu, sondern man zählete es vielmehr einander ge- gen die Waare zu. Das zugewogene und zugezählte Metall ist jederzeit unter dem Namen des Geldes bekannt gewesen.
§. 17.
Alterthum des Geldes.
Es ist aber das Zuwägen und Zuzählen des Geldes sehr alt, und läßt sich beydes aus der heiligen Schrift erweisen. Denn Abraham wug dem Ephron das Geld vor das erkaufte Begräbniß dar, 1 B. Mos. 23, 16. und die midianitischen Kauf- leute zahleten vor den ihnen verkauften Joseph 20 Silberlinge, 1 B. Mos. 37, 28. Wenn aber der Gebrauch des ungeprägten, und dann des geprägten Geldes eigentlich eingeführet worden, ist beydes ungewiß. Eben so ungewiß ist es, ob die erste Ma- terie, daraus man Münzen gemacht, Kupfer gewesen: hinge- gen sind die silbernen Münzen unstreitig wol älter, als die goldenen.
§. 18.
Ursprung des Kauf- handels, als der zweyten Art zu han- deln.
Von dieser Veränderung, da man angefangen hat, statt des Tauschens der Waare gegen Waare (§. 10.), vor die er- kauften Sachen Geld abzuwägen, oder zuzuzählen, ist die zwey- te Art der Handlung, nämlich der Kaufhandel, entstanden, als wel- cher nichts anders ist, denn eine Vertauschung der Waaren gegen Metall oder Geld. Wenn man demnach die alte Handlungs- geschichte in gewisse Zeitpuncte vertheilen will, so muß man mit dem Ursprunge des Kaufhandels den zweyten Zeitpunct der alten Handlungsgeschichte anfangen, ob man wol die eigent- liche Zeit seines Anfangs nicht so genau bestimmen kann (§. 17). So viel ist indessen gewiß, daß der Kaufhandel schon zu den Zeiten Abrahams eingeführt gewesen, 1 B. Mos. 17, 12. und Cap. 23, 9. und 16.
§. 19.
Ursprung der auslän- dis. Hand- lung.
Mit der Entdeckung mehrerer Producte der Natur durch die Verbreitung der Menschen, und durch den damit verknüpften neuen Anbau des Erdbodens in entferntern Gegenden, sowol als mit der Erfindung immer mehrerer Producte der Kunst, hatte zugleich die Neigung der Menschen nach solchen Dingen allmählich überhand zu nehmen angefangen. Da blieb nun der Handel eines Landes nicht mehr in seinen Gränzen, sondern die Einwohner suchten sich desjenigen aus der Fremde theilhaf- tig zu machen, was ihre Bequemlichkeit und Wollust unter- stützen konnte. Und solchergestalt entstand abermals ein neuer Ast der Handlung, wir meynen die ausländische Handlung.
(*) Hier-
1 Cap. Von dem Urſprunge und
§. 16.
Urſprung des gepraͤg- ten Metalls.
Endlich, da auch das Darwaͤgen des Goldes und Silbers noch viele Unbequemlichkeiten bey ſich fuͤhrete, ſing man an, nach Art der heutigen Muͤnzen, das Gold und Silber in klei- nere Stuͤcke von gewiſſem Gewichte, zu zerſchneiden, und ſie, damit der Gehalt kenntlich waͤre, mit beſondern Unterſcheidungs- zeichen zu bemerken, die den eigenthuͤmlichen Werth eines jeden Stuͤckes anzeigten. Nunmehr wog man einander nicht mehr das Metall zu, ſondern man zaͤhlete es vielmehr einander ge- gen die Waare zu. Das zugewogene und zugezaͤhlte Metall iſt jederzeit unter dem Namen des Geldes bekannt geweſen.
§. 17.
Alterthum des Geldes.
Es iſt aber das Zuwaͤgen und Zuzaͤhlen des Geldes ſehr alt, und laͤßt ſich beydes aus der heiligen Schrift erweiſen. Denn Abraham wug dem Ephron das Geld vor das erkaufte Begraͤbniß dar, 1 B. Moſ. 23, 16. und die midianitiſchen Kauf- leute zahleten vor den ihnen verkauften Joſeph 20 Silberlinge, 1 B. Moſ. 37, 28. Wenn aber der Gebrauch des ungepraͤgten, und dann des gepraͤgten Geldes eigentlich eingefuͤhret worden, iſt beydes ungewiß. Eben ſo ungewiß iſt es, ob die erſte Ma- terie, daraus man Muͤnzen gemacht, Kupfer geweſen: hinge- gen ſind die ſilbernen Muͤnzen unſtreitig wol aͤlter, als die goldenen.
§. 18.
Urſprung des Kauf- handels, als der zweyten Art zu han- deln.
Von dieſer Veraͤnderung, da man angefangen hat, ſtatt des Tauſchens der Waare gegen Waare (§. 10.), vor die er- kauften Sachen Geld abzuwaͤgen, oder zuzuzaͤhlen, iſt die zwey- te Art der Handlung, naͤmlich der Kaufhandel, entſtanden, als wel- cher nichts anders iſt, denn eine Vertauſchung der Waaren gegen Metall oder Geld. Wenn man demnach die alte Handlungs- geſchichte in gewiſſe Zeitpuncte vertheilen will, ſo muß man mit dem Urſprunge des Kaufhandels den zweyten Zeitpunct der alten Handlungsgeſchichte anfangen, ob man wol die eigent- liche Zeit ſeines Anfangs nicht ſo genau beſtimmen kann (§. 17). So viel iſt indeſſen gewiß, daß der Kaufhandel ſchon zu den Zeiten Abrahams eingefuͤhrt geweſen, 1 B. Moſ. 17, 12. und Cap. 23, 9. und 16.
§. 19.
Urſprung der auslaͤn- diſ. Hand- lung.
Mit der Entdeckung mehrerer Producte der Natur durch die Verbreitung der Menſchen, und durch den damit verknuͤpften neuen Anbau des Erdbodens in entferntern Gegenden, ſowol als mit der Erfindung immer mehrerer Producte der Kunſt, hatte zugleich die Neigung der Menſchen nach ſolchen Dingen allmaͤhlich uͤberhand zu nehmen angefangen. Da blieb nun der Handel eines Landes nicht mehr in ſeinen Graͤnzen, ſondern die Einwohner ſuchten ſich desjenigen aus der Fremde theilhaf- tig zu machen, was ihre Bequemlichkeit und Wolluſt unter- ſtuͤtzen konnte. Und ſolchergeſtalt entſtand abermals ein neuer Aſt der Handlung, wir meynen die auslaͤndiſche Handlung.
(*) Hier-
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0978"n="374"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">1 Cap. Von dem Urſprunge und</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 16.</head><lb/><noteplace="left">Urſprung<lb/>
des gepraͤg-<lb/>
ten Metalls.</note><p>Endlich, da auch das Darwaͤgen des Goldes und Silbers<lb/>
noch viele Unbequemlichkeiten bey ſich fuͤhrete, ſing man an,<lb/>
nach Art der heutigen Muͤnzen, das Gold und Silber in klei-<lb/>
nere Stuͤcke von gewiſſem Gewichte, zu zerſchneiden, und ſie,<lb/>
damit der Gehalt kenntlich waͤre, mit beſondern Unterſcheidungs-<lb/>
zeichen zu bemerken, die den eigenthuͤmlichen Werth eines jeden<lb/>
Stuͤckes anzeigten. Nunmehr wog man einander nicht mehr<lb/>
das Metall zu, ſondern man <hirendition="#fr">zaͤhlete</hi> es vielmehr einander ge-<lb/>
gen die Waare zu. Das zugewogene und zugezaͤhlte Metall iſt<lb/>
jederzeit unter dem Namen des <hirendition="#fr">Geldes</hi> bekannt geweſen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 17.</head><lb/><noteplace="left">Alterthum<lb/>
des Geldes.</note><p>Es iſt aber das Zuwaͤgen und Zuzaͤhlen des Geldes ſehr<lb/>
alt, und laͤßt ſich beydes aus der heiligen Schrift erweiſen.<lb/>
Denn Abraham <hirendition="#fr">wug</hi> dem Ephron das Geld vor das erkaufte<lb/>
Begraͤbniß dar, 1 B. Moſ. 23, 16. und die midianitiſchen Kauf-<lb/>
leute <hirendition="#fr">zahleten</hi> vor den ihnen verkauften Joſeph 20 Silberlinge,<lb/>
1 B. Moſ. 37, 28. Wenn aber der Gebrauch des ungepraͤgten,<lb/>
und dann des gepraͤgten Geldes eigentlich eingefuͤhret worden,<lb/>
iſt beydes ungewiß. Eben ſo ungewiß iſt es, ob die erſte Ma-<lb/>
terie, daraus man Muͤnzen gemacht, Kupfer geweſen: hinge-<lb/>
gen ſind die ſilbernen Muͤnzen unſtreitig wol aͤlter, als die<lb/>
goldenen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 18.</head><lb/><noteplace="left">Urſprung<lb/>
des Kauf-<lb/>
handels, als<lb/>
der zweyten<lb/>
Art zu han-<lb/>
deln.</note><p>Von dieſer Veraͤnderung, da man angefangen hat, ſtatt<lb/>
des Tauſchens der Waare gegen Waare (§. 10.), vor die er-<lb/>
kauften Sachen Geld abzuwaͤgen, oder zuzuzaͤhlen, iſt die zwey-<lb/>
te Art der Handlung, naͤmlich der <hirendition="#fr">Kaufhandel,</hi> entſtanden, als wel-<lb/>
cher nichts anders iſt, denn eine Vertauſchung der Waaren gegen<lb/>
Metall oder Geld. Wenn man demnach die alte Handlungs-<lb/>
geſchichte in gewiſſe Zeitpuncte vertheilen will, ſo muß man<lb/>
mit dem Urſprunge des Kaufhandels den <hirendition="#fr">zweyten Zeitpunct der<lb/>
alten Handlungsgeſchichte</hi> anfangen, ob man wol die eigent-<lb/>
liche Zeit ſeines Anfangs nicht ſo genau beſtimmen kann (§. 17).<lb/>
So viel iſt indeſſen gewiß, daß der Kaufhandel ſchon zu den<lb/>
Zeiten Abrahams eingefuͤhrt geweſen, 1 B. Moſ. 17, 12. und<lb/>
Cap. 23, 9. und 16.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 19.</head><lb/><noteplace="left">Urſprung<lb/>
der auslaͤn-<lb/>
diſ. Hand-<lb/>
lung.</note><p>Mit der Entdeckung mehrerer <hirendition="#fr">Producte der Natur</hi> durch<lb/>
die Verbreitung der Menſchen, und durch den damit verknuͤpften<lb/>
neuen Anbau des Erdbodens in entferntern Gegenden, ſowol<lb/>
als mit der Erfindung immer mehrerer <hirendition="#fr">Producte der Kunſt,</hi><lb/>
hatte zugleich die Neigung der Menſchen nach ſolchen Dingen<lb/>
allmaͤhlich uͤberhand zu nehmen angefangen. Da blieb nun<lb/>
der Handel eines Landes nicht mehr in ſeinen Graͤnzen, ſondern<lb/>
die Einwohner ſuchten ſich desjenigen aus der Fremde theilhaf-<lb/>
tig zu machen, was ihre Bequemlichkeit und Wolluſt <reftarget="#(*)"/> unter-<lb/>ſtuͤtzen konnte. Und ſolchergeſtalt entſtand abermals ein neuer<lb/>
Aſt der Handlung, wir meynen die <hirendition="#fr">auslaͤndiſche Handlung.</hi></p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">(*) Hier-</fw><lb/></div></div></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[374/0978]
1 Cap. Von dem Urſprunge und
§. 16.
Endlich, da auch das Darwaͤgen des Goldes und Silbers
noch viele Unbequemlichkeiten bey ſich fuͤhrete, ſing man an,
nach Art der heutigen Muͤnzen, das Gold und Silber in klei-
nere Stuͤcke von gewiſſem Gewichte, zu zerſchneiden, und ſie,
damit der Gehalt kenntlich waͤre, mit beſondern Unterſcheidungs-
zeichen zu bemerken, die den eigenthuͤmlichen Werth eines jeden
Stuͤckes anzeigten. Nunmehr wog man einander nicht mehr
das Metall zu, ſondern man zaͤhlete es vielmehr einander ge-
gen die Waare zu. Das zugewogene und zugezaͤhlte Metall iſt
jederzeit unter dem Namen des Geldes bekannt geweſen.
§. 17.
Es iſt aber das Zuwaͤgen und Zuzaͤhlen des Geldes ſehr
alt, und laͤßt ſich beydes aus der heiligen Schrift erweiſen.
Denn Abraham wug dem Ephron das Geld vor das erkaufte
Begraͤbniß dar, 1 B. Moſ. 23, 16. und die midianitiſchen Kauf-
leute zahleten vor den ihnen verkauften Joſeph 20 Silberlinge,
1 B. Moſ. 37, 28. Wenn aber der Gebrauch des ungepraͤgten,
und dann des gepraͤgten Geldes eigentlich eingefuͤhret worden,
iſt beydes ungewiß. Eben ſo ungewiß iſt es, ob die erſte Ma-
terie, daraus man Muͤnzen gemacht, Kupfer geweſen: hinge-
gen ſind die ſilbernen Muͤnzen unſtreitig wol aͤlter, als die
goldenen.
§. 18.
Von dieſer Veraͤnderung, da man angefangen hat, ſtatt
des Tauſchens der Waare gegen Waare (§. 10.), vor die er-
kauften Sachen Geld abzuwaͤgen, oder zuzuzaͤhlen, iſt die zwey-
te Art der Handlung, naͤmlich der Kaufhandel, entſtanden, als wel-
cher nichts anders iſt, denn eine Vertauſchung der Waaren gegen
Metall oder Geld. Wenn man demnach die alte Handlungs-
geſchichte in gewiſſe Zeitpuncte vertheilen will, ſo muß man
mit dem Urſprunge des Kaufhandels den zweyten Zeitpunct der
alten Handlungsgeſchichte anfangen, ob man wol die eigent-
liche Zeit ſeines Anfangs nicht ſo genau beſtimmen kann (§. 17).
So viel iſt indeſſen gewiß, daß der Kaufhandel ſchon zu den
Zeiten Abrahams eingefuͤhrt geweſen, 1 B. Moſ. 17, 12. und
Cap. 23, 9. und 16.
§. 19.
Mit der Entdeckung mehrerer Producte der Natur durch
die Verbreitung der Menſchen, und durch den damit verknuͤpften
neuen Anbau des Erdbodens in entferntern Gegenden, ſowol
als mit der Erfindung immer mehrerer Producte der Kunſt,
hatte zugleich die Neigung der Menſchen nach ſolchen Dingen
allmaͤhlich uͤberhand zu nehmen angefangen. Da blieb nun
der Handel eines Landes nicht mehr in ſeinen Graͤnzen, ſondern
die Einwohner ſuchten ſich desjenigen aus der Fremde theilhaf-
tig zu machen, was ihre Bequemlichkeit und Wolluſt unter-
ſtuͤtzen konnte. Und ſolchergeſtalt entſtand abermals ein neuer
Aſt der Handlung, wir meynen die auslaͤndiſche Handlung.
(*) Hier-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/978>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.