einander beybringen möchten, weil es nicht allein selbst zur Treibung des Handels nützlich ist, von allen diesen Dingen ei- nen Vorschmack zu haben, sondern auch es einem Handelsver- wandten eine Zierde ist, wenn er in dergleichen Sachen nicht ganz und gar unbewandert ist. Wir werden daher auf die asiatische, africanische und americanische, wie auch auf die levantische Handlung, außer dem, was schon oben (§. 3, 4, u. 5.) von ihnen überhaupt beygebracht worden ist, weiter nicht insbesondere sehen, als in so fern die Europäer in diesen Welt- theilen Handlung treiben; desgleichen werden wir uns ganz und gar nicht bey den alten Geschichten aufhalten, noch bey den mittlern Zeiten stehen bleiben, außer in so fern selbige uns den Zugang zu den neuern Geschichten eröffnen; und endlich werden wir auch diese so abkürzen, daß wir die, welche wei- tern Unterricht verlangen, auf diejenigen Artikel unserer Akad. der Kaufl. verweisen, wo davon schon umständlicher ist ge- handelt worden.
Das 1 Capitel. Von dem Ursprunge, und dem Fortgange der Hand- lung in den alten Zeiten.
§. 10.
Ursprung des Tausch- handels, als der ersten Art zu han- deln.
Der Tauschhandel ist unter allen Arten zu handeln die erste, und bey nahe so alt, als die Welt. Denn nachdem Gott wider den ersten Menschen das Urtheil ausgesprochen hatte, daß er im Schweiße seines Angesichts sein Brodt essen solle, da brachte die Erde fernerweit nichts ohne menschliche Beschäffti- gung hervor. Solches nöthigte die Menschen, sonderlich bey ihrem größeren Anwachse, daß sie die Arbeiten unter einander theileten, und der eine sich auf den Ackerbau legte, ein anderer auf die Viehzucht, der dritte auf den Weinbau, u. s. w. Alle diese Handarbeiten erforderten gewisse Werkzeuge, und die Blös- se des menschlichen Körpers wollte bedeckt seyn. Daher widme- ten sich wieder andere den Handwerken und Manufacturen. Solchergestalt entstanden unter den Menschen besondere Stän- de. Und eben dieser Ursprung der verschiedenen Stände ist auch der Zeitpunct, von dem an man den allerersten Ursprung des Tauschhandels zu rechnen hat. Denn da man sich anfangs nur auf höchstnothwendige Dinge legte: so konnte kein Stand den andern in Ansehung seiner Hände Arbeiten entbehren: folg- lich fingen die Menschen an, das, was sie von des andern sei- ner Erzeugung, oder Arbeit gebrauchten, gegen die Früchte ih- res Fleißes zu schätzen und zu vertauschen, wodurch denn ein jeder dem Mangel der Dinge, die ihm fehleten, abhalf, so, daß z. E. der Schäfer von dem Ackersmanne Korn gegen Fleisch; dieser von denen, welche in Eisen arbeiteten, Werkzeuge gegen Korn: u. s. w. eintauschete.
§. 11.
1 Cap. Von dem Urſprunge und
einander beybringen moͤchten, weil es nicht allein ſelbſt zur Treibung des Handels nuͤtzlich iſt, von allen dieſen Dingen ei- nen Vorſchmack zu haben, ſondern auch es einem Handelsver- wandten eine Zierde iſt, wenn er in dergleichen Sachen nicht ganz und gar unbewandert iſt. Wir werden daher auf die aſiatiſche, africaniſche und americaniſche, wie auch auf die levantiſche Handlung, außer dem, was ſchon oben (§. 3, 4, u. 5.) von ihnen uͤberhaupt beygebracht worden iſt, weiter nicht insbeſondere ſehen, als in ſo fern die Europaͤer in dieſen Welt- theilen Handlung treiben; desgleichen werden wir uns ganz und gar nicht bey den alten Geſchichten aufhalten, noch bey den mittlern Zeiten ſtehen bleiben, außer in ſo fern ſelbige uns den Zugang zu den neuern Geſchichten eroͤffnen; und endlich werden wir auch dieſe ſo abkuͤrzen, daß wir die, welche wei- tern Unterricht verlangen, auf diejenigen Artikel unſerer Akad. der Kaufl. verweiſen, wo davon ſchon umſtaͤndlicher iſt ge- handelt worden.
Das 1 Capitel. Von dem Urſprunge, und dem Fortgange der Hand- lung in den alten Zeiten.
§. 10.
Urſprung des Tauſch- handels, als der erſten Art zu han- deln.
Der Tauſchhandel iſt unter allen Arten zu handeln die erſte, und bey nahe ſo alt, als die Welt. Denn nachdem Gott wider den erſten Menſchen das Urtheil ausgeſprochen hatte, daß er im Schweiße ſeines Angeſichts ſein Brodt eſſen ſolle, da brachte die Erde fernerweit nichts ohne menſchliche Beſchaͤffti- gung hervor. Solches noͤthigte die Menſchen, ſonderlich bey ihrem groͤßeren Anwachſe, daß ſie die Arbeiten unter einander theileten, und der eine ſich auf den Ackerbau legte, ein anderer auf die Viehzucht, der dritte auf den Weinbau, u. ſ. w. Alle dieſe Handarbeiten erforderten gewiſſe Werkzeuge, und die Bloͤſ- ſe des menſchlichen Koͤrpers wollte bedeckt ſeyn. Daher widme- ten ſich wieder andere den Handwerken und Manufacturen. Solchergeſtalt entſtanden unter den Menſchen beſondere Staͤn- de. Und eben dieſer Urſprung der verſchiedenen Staͤnde iſt auch der Zeitpunct, von dem an man den allererſten Urſprung des Tauſchhandels zu rechnen hat. Denn da man ſich anfangs nur auf hoͤchſtnothwendige Dinge legte: ſo konnte kein Stand den andern in Anſehung ſeiner Haͤnde Arbeiten entbehren: folg- lich fingen die Menſchen an, das, was ſie von des andern ſei- ner Erzeugung, oder Arbeit gebrauchten, gegen die Fruͤchte ih- res Fleißes zu ſchaͤtzen und zu vertauſchen, wodurch denn ein jeder dem Mangel der Dinge, die ihm fehleten, abhalf, ſo, daß z. E. der Schaͤfer von dem Ackersmanne Korn gegen Fleiſch; dieſer von denen, welche in Eiſen arbeiteten, Werkzeuge gegen Korn: u. ſ. w. eintauſchete.
§. 11.
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1 Cap. Von dem Urſprunge und
einander beybringen moͤchten, weil es nicht allein ſelbſt zur
Treibung des Handels nuͤtzlich iſt, von allen dieſen Dingen ei-
nen Vorſchmack zu haben, ſondern auch es einem Handelsver-
wandten eine Zierde iſt, wenn er in dergleichen Sachen nicht
ganz und gar unbewandert iſt. Wir werden daher auf die
aſiatiſche, africaniſche und americaniſche, wie auch auf die
levantiſche Handlung, außer dem, was ſchon oben (§. 3, 4, u.
5.) von ihnen uͤberhaupt beygebracht worden iſt, weiter nicht
insbeſondere ſehen, als in ſo fern die Europaͤer in dieſen Welt-
theilen Handlung treiben; desgleichen werden wir uns ganz
und gar nicht bey den alten Geſchichten aufhalten, noch bey
den mittlern Zeiten ſtehen bleiben, außer in ſo fern ſelbige uns
den Zugang zu den neuern Geſchichten eroͤffnen; und endlich
werden wir auch dieſe ſo abkuͤrzen, daß wir die, welche wei-
tern Unterricht verlangen, auf diejenigen Artikel unſerer Akad.
der Kaufl. verweiſen, wo davon ſchon umſtaͤndlicher iſt ge-
handelt worden.
Das 1 Capitel.
Von dem Urſprunge, und dem Fortgange der Hand-
lung in den alten Zeiten.
§. 10.
Der Tauſchhandel iſt unter allen Arten zu handeln die erſte,
und bey nahe ſo alt, als die Welt. Denn nachdem Gott
wider den erſten Menſchen das Urtheil ausgeſprochen hatte, daß
er im Schweiße ſeines Angeſichts ſein Brodt eſſen ſolle, da
brachte die Erde fernerweit nichts ohne menſchliche Beſchaͤffti-
gung hervor. Solches noͤthigte die Menſchen, ſonderlich bey
ihrem groͤßeren Anwachſe, daß ſie die Arbeiten unter einander
theileten, und der eine ſich auf den Ackerbau legte, ein anderer
auf die Viehzucht, der dritte auf den Weinbau, u. ſ. w. Alle
dieſe Handarbeiten erforderten gewiſſe Werkzeuge, und die Bloͤſ-
ſe des menſchlichen Koͤrpers wollte bedeckt ſeyn. Daher widme-
ten ſich wieder andere den Handwerken und Manufacturen.
Solchergeſtalt entſtanden unter den Menſchen beſondere Staͤn-
de. Und eben dieſer Urſprung der verſchiedenen Staͤnde iſt auch
der Zeitpunct, von dem an man den allererſten Urſprung des
Tauſchhandels zu rechnen hat. Denn da man ſich anfangs
nur auf hoͤchſtnothwendige Dinge legte: ſo konnte kein Stand
den andern in Anſehung ſeiner Haͤnde Arbeiten entbehren: folg-
lich fingen die Menſchen an, das, was ſie von des andern ſei-
ner Erzeugung, oder Arbeit gebrauchten, gegen die Fruͤchte ih-
res Fleißes zu ſchaͤtzen und zu vertauſchen, wodurch denn ein
jeder dem Mangel der Dinge, die ihm fehleten, abhalf, ſo, daß
z. E. der Schaͤfer von dem Ackersmanne Korn gegen Fleiſch;
dieſer von denen, welche in Eiſen arbeiteten, Werkzeuge gegen
Korn: u. ſ. w. eintauſchete.
§. 11.
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/976>, abgerufen am 24.11.2024.
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