Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.Einleitung inseln disseit und jenseit des Ganges, sondern auch China, in-gleichen alle Jnseln des indischen Meeres, die Jnsel Zeilon, die maldivischen, manillischen, japanischen, chinesischen und sondi- schen Jnseln, in sich fasset. Die nach und in Ostindien han- delnden Europäer sind: 1) die Portugiesen, welche, ohnerachtet sie die ersten Eroberer von| Ostindien (siehe den 104 §.) gleichwol anitzo die geringsten unter den übrigen europäischen Nationen daselbst sind; 2) die Spanier; 3) die Holländer, die nunmehro die stärksten in Ostindien sind; 4) die Engländer, deren ihre Handlung daselbst der Handlung der Holländer wenig nachgiebt; 5) die Dänen; 6) die Franzosen; 7) die Russen, und 8) die Schwe- den, siehe den 30 und 31 §. Holland, England, Frankreich, Dänemark, und Schweden haben ihre eigene ostindische Com- pagnie zu dem Handel nach Ostindien: und anitzo schicken auch die beyden neuerlichst errichteten königlichen Preußischen Com- pagnien zu Embden, ihre Schiffe nach China und Bengala, siehe den 71 §. Ehe die Portugiesen den Weg nach Ostindien gefunden, kamen alle Waaren von da her, und aus dem übrigen Asien, über das rothe Meer, entweder auf dem Nil nach Cairo, der Hauptstadt von Aegypten; oder sie wurden zu Lande von den Caravanen aus Suetz, einem berühmten Hafen in Aegy- pten am rothen Meere, nach dem nur gedachten Cairo gebracht. Diese Stadt war also gleichsam der allgemeine Stapel dieser Waaren, von da sie die Venetianer über Alexandrien nach Ve- nedig brachten. Solchergestalt war Venedig damals die allge- meine Niederlage aller dieser Waaren in Europa, von da sie ferner über Augspurg durch Deutschland und ganz Europa aus- getheilet wurden. Wie aber die Portugiesen 1487 den Weg nach Ostindien entdecket, so gieng die ostindische Handlung von Venedig aus, und nach Lissabon, siehe den 104 §. Doch ha- ben nicht lange darauf die obgedachten europäischen Nationen mit ihren Schiffen eben diesen Weg zu befahren angefangen, und die ostindische Handlung unter sich vertheilet. Außer der Europäer Handlung in und nach Ostindien, unterhalten die Mohren, Heiden, und Armenianer noch 20 bis 25 Schiffe, von 40, 50 und 60 Canonen, welche alle Jahre von Surate und Bengala auslaufen, und nach Persien, Mocha und den andern Häfen von Arabien und an dem rothen Meere, manchmal auch bis nach den Manillen, gehen; ohne eine weit größere Anzahl von leichtern Schiffen zu rechnen, mit welchen sie die Handlung von Jndien nach Jndien treiben. Die Waaren, welche die Europäer aus Ostindien bekommen, kann man ganz füglich in vier Classen eintheilen, als 1) in Gewürz- Specerey- und Dro- guereywaaren: unter dem Namen des Gewürzes begreift, man insgemein weiter nichts, als den Zimmet, die Nägeln, Musca- tennüsse, Muscatenblüten, (mit welchen vier Sorten die Hol- länder ganz allein handeln), den Pfeffer und Jngwer; die an- dern Specerey- und Droguereywaaren aber sind Jndig, Salpe- ter, Cassonade, Zucker, Lack, Rhabarbar, Ginseng, Bisam, grauer Ambra, Thee etc. 2) Jn Seide und daraus gemachte Zeuge:
Einleitung inſeln diſſeit und jenſeit des Ganges, ſondern auch China, in-gleichen alle Jnſeln des indiſchen Meeres, die Jnſel Zeilon, die maldiviſchen, manilliſchen, japaniſchen, chineſiſchen und ſondi- ſchen Jnſeln, in ſich faſſet. Die nach und in Oſtindien han- delnden Europaͤer ſind: 1) die Portugieſen, welche, ohnerachtet ſie die erſten Eroberer von| Oſtindien (ſiehe den 104 §.) gleichwol anitzo die geringſten unter den uͤbrigen europaͤiſchen Nationen daſelbſt ſind; 2) die Spanier; 3) die Hollaͤnder, die nunmehro die ſtaͤrkſten in Oſtindien ſind; 4) die Englaͤnder, deren ihre Handlung daſelbſt der Handlung der Hollaͤnder wenig nachgiebt; 5) die Daͤnen; 6) die Franzoſen; 7) die Ruſſen, und 8) die Schwe- den, ſiehe den 30 und 31 §. Holland, England, Frankreich, Daͤnemark, und Schweden haben ihre eigene oſtindiſche Com- pagnie zu dem Handel nach Oſtindien: und anitzo ſchicken auch die beyden neuerlichſt errichteten koͤniglichen Preußiſchen Com- pagnien zu Embden, ihre Schiffe nach China und Bengala, ſiehe den 71 §. Ehe die Portugieſen den Weg nach Oſtindien gefunden, kamen alle Waaren von da her, und aus dem uͤbrigen Aſien, uͤber das rothe Meer, entweder auf dem Nil nach Cairo, der Hauptſtadt von Aegypten; oder ſie wurden zu Lande von den Caravanen aus Suetz, einem beruͤhmten Hafen in Aegy- pten am rothen Meere, nach dem nur gedachten Cairo gebracht. Dieſe Stadt war alſo gleichſam der allgemeine Stapel dieſer Waaren, von da ſie die Venetianer uͤber Alexandrien nach Ve- nedig brachten. Solchergeſtalt war Venedig damals die allge- meine Niederlage aller dieſer Waaren in Europa, von da ſie ferner uͤber Augſpurg durch Deutſchland und ganz Europa aus- getheilet wurden. Wie aber die Portugieſen 1487 den Weg nach Oſtindien entdecket, ſo gieng die oſtindiſche Handlung von Venedig aus, und nach Liſſabon, ſiehe den 104 §. Doch ha- ben nicht lange darauf die obgedachten europaͤiſchen Nationen mit ihren Schiffen eben dieſen Weg zu befahren angefangen, und die oſtindiſche Handlung unter ſich vertheilet. Außer der Europaͤer Handlung in und nach Oſtindien, unterhalten die Mohren, Heiden, und Armenianer noch 20 bis 25 Schiffe, von 40, 50 und 60 Canonen, welche alle Jahre von Surate und Bengala auslaufen, und nach Perſien, Mocha und den andern Haͤfen von Arabien und an dem rothen Meere, manchmal auch bis nach den Manillen, gehen; ohne eine weit groͤßere Anzahl von leichtern Schiffen zu rechnen, mit welchen ſie die Handlung von Jndien nach Jndien treiben. Die Waaren, welche die Europaͤer aus Oſtindien bekommen, kann man ganz fuͤglich in vier Claſſen eintheilen, als 1) in Gewuͤrz- Specerey- und Dro- guereywaaren: unter dem Namen des Gewuͤrzes begreift, man insgemein weiter nichts, als den Zimmet, die Naͤgeln, Muſca- tennuͤſſe, Muſcatenbluͤten, (mit welchen vier Sorten die Hol- laͤnder ganz allein handeln), den Pfeffer und Jngwer; die an- dern Specerey- und Droguereywaaren aber ſind Jndig, Salpe- ter, Caſſonade, Zucker, Lack, Rhabarbar, Ginſeng, Biſam, grauer Ambra, Thee ꝛc. 2) Jn Seide und daraus gemachte Zeuge:
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Einleitung
inſeln diſſeit und jenſeit des Ganges, ſondern auch China, in-
gleichen alle Jnſeln des indiſchen Meeres, die Jnſel Zeilon, die
maldiviſchen, manilliſchen, japaniſchen, chineſiſchen und ſondi-
ſchen Jnſeln, in ſich faſſet. Die nach und in Oſtindien han-
delnden Europaͤer ſind: 1) die Portugieſen, welche, ohnerachtet
ſie die erſten Eroberer von| Oſtindien (ſiehe den 104 §.) gleichwol
anitzo die geringſten unter den uͤbrigen europaͤiſchen Nationen
daſelbſt ſind; 2) die Spanier; 3) die Hollaͤnder, die nunmehro
die ſtaͤrkſten in Oſtindien ſind; 4) die Englaͤnder, deren ihre
Handlung daſelbſt der Handlung der Hollaͤnder wenig nachgiebt;
5) die Daͤnen; 6) die Franzoſen; 7) die Ruſſen, und 8) die Schwe-
den, ſiehe den 30 und 31 §. Holland, England, Frankreich,
Daͤnemark, und Schweden haben ihre eigene oſtindiſche Com-
pagnie zu dem Handel nach Oſtindien: und anitzo ſchicken auch
die beyden neuerlichſt errichteten koͤniglichen Preußiſchen Com-
pagnien zu Embden, ihre Schiffe nach China und Bengala,
ſiehe den 71 §. Ehe die Portugieſen den Weg nach Oſtindien
gefunden, kamen alle Waaren von da her, und aus dem uͤbrigen
Aſien, uͤber das rothe Meer, entweder auf dem Nil nach Cairo,
der Hauptſtadt von Aegypten; oder ſie wurden zu Lande von
den Caravanen aus Suetz, einem beruͤhmten Hafen in Aegy-
pten am rothen Meere, nach dem nur gedachten Cairo gebracht.
Dieſe Stadt war alſo gleichſam der allgemeine Stapel dieſer
Waaren, von da ſie die Venetianer uͤber Alexandrien nach Ve-
nedig brachten. Solchergeſtalt war Venedig damals die allge-
meine Niederlage aller dieſer Waaren in Europa, von da ſie
ferner uͤber Augſpurg durch Deutſchland und ganz Europa aus-
getheilet wurden. Wie aber die Portugieſen 1487 den Weg
nach Oſtindien entdecket, ſo gieng die oſtindiſche Handlung von
Venedig aus, und nach Liſſabon, ſiehe den 104 §. Doch ha-
ben nicht lange darauf die obgedachten europaͤiſchen Nationen
mit ihren Schiffen eben dieſen Weg zu befahren angefangen,
und die oſtindiſche Handlung unter ſich vertheilet. Außer der
Europaͤer Handlung in und nach Oſtindien, unterhalten die
Mohren, Heiden, und Armenianer noch 20 bis 25 Schiffe, von
40, 50 und 60 Canonen, welche alle Jahre von Surate und
Bengala auslaufen, und nach Perſien, Mocha und den andern
Haͤfen von Arabien und an dem rothen Meere, manchmal auch
bis nach den Manillen, gehen; ohne eine weit groͤßere Anzahl
von leichtern Schiffen zu rechnen, mit welchen ſie die Handlung
von Jndien nach Jndien treiben. Die Waaren, welche die
Europaͤer aus Oſtindien bekommen, kann man ganz fuͤglich in
vier Claſſen eintheilen, als 1) in Gewuͤrz- Specerey- und Dro-
guereywaaren: unter dem Namen des Gewuͤrzes begreift, man
insgemein weiter nichts, als den Zimmet, die Naͤgeln, Muſca-
tennuͤſſe, Muſcatenbluͤten, (mit welchen vier Sorten die Hol-
laͤnder ganz allein handeln), den Pfeffer und Jngwer; die an-
dern Specerey- und Droguereywaaren aber ſind Jndig, Salpe-
ter, Caſſonade, Zucker, Lack, Rhabarbar, Ginſeng, Biſam,
grauer Ambra, Thee ꝛc. 2) Jn Seide und daraus gemachte
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