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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Tocat
schen Waaren treiben, womit sie
ganz Siberien und einen Theil Ruß-
lands versehen, ist sehr beträchtlich.
Alle aus Rußland nach China ge-
hende Caravanen müssen hier durch-
gehen. Es ist hier auch die Nie-
derlage
alles in Siberien aufge-
brachten Pelzwerkes, welches von
hier aus nach Moscau in die siberi-
sche Kanzley geliefert wird.

Tocat, oder Tochat, Tocata,
und Tocati, eine Stadt in Nato-
lien, in der Provinz Amasia, an dem
Flusse Casalmach gelegen. Nächst
Erzeron ist sie die vornehmste Han-
delsstadt, und gleichsam der Mittel-
punct der Handlung von Kleinasien,
woselbst ohne Unterlaß Caravanen
ankommen und abgehen. Sie ist
sehr volkreich, und wird von Tür-
ken, Armeniern, Griechen, und Ju-
den bewohnet. Die größte Hand-
lung dieser Stadt besteht in Ku-
pfergeschirr,
als Kesseln, Schalen,
Leuchtern etc. welche die Kupfer-
schmiede dieser Stadt, deren es
daselbst eine große Menge giebt, sehr
gut und sauber arbeiten. Diese
Waare wird nach Constantinopel
und Aegypten geschickt. Das Ku-
pfer, welches man dazu gebrauchet,
kömmt aus den Bergwerken von
Gumiscana, 3 Tagereisen von Tre-
bisonde und von Castambul, 10 Ta-
gereisen von Tocat, nach der Seite
von Angora zu. Hiernächst macht
man zu Tocat viel gelben Saffian,
den man nach| Samson an dem
schwarzen Meere, und von da nach
Calas, einem Hafen in der Walla-
chey, bringt. Es wird auch rother
Saffian
von Tocat gebracht, wel-
chen aber die Kaufleute dieser Stadt
aus Diarbekir und Caramanien be-
kommen. Nicht weniger sind die
gemalten Cattune, oder sogenannten
Zitzen ein großer Gegenstand der
dasigen Handlung. Es ist zwar
nicht zu läugnen, daß solche lange
nicht so schön sind, als die persischen
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Tönningen
und indianischen: allein die Rus-
sen und die Tartarn der crimischen
Tartarey, für die sie bestimmt sind,
sind dennoch damit zufrieden.
Einige von denselben gehen auch
nach Europa, und insonderheit nach
Frankreich, wo man sie levantische
Cattune oder Zitzen, franz. Toiles
de Levante
,
nennet. Endlich wird
auch zu Tocat ein beträchtlicher
Handel mit Seide getrieben; es ge-
het aber von der Seide, die um die-
se Stadt gesammlet wird, keine nach
Europa, weil sie alle in den Manu-
facturen des Landes verbraucht wird,
zu deren Verlegung sie nicht einmal
zureicht, sondern jährlich noch 8 bis
10 Chargen Seide aus |Persien zu
deren Behuf müssen geholet werden.
Es werden daraus leichte seidene
Zeuge, Nähseide und Knöpfe gemacht.

Tocouy, eine Gattung Leinwand,
so an verschiedenen Orten in dem
spanischen America, und vornehm-
lich in der Gegend Buenos-Ayres,
gemacht wird. Die Spanier nen-
nen sie gewöhnlicher Lienzo de la
Tierra
,
das ist Landleinwand, um sie
dadurch von der großen Menge
fremder Leinwand zu unterscheiden,
so ihnen von außen zugeführet wer-
den, und welche die Holländer,
Engländer, und Franzosen den
Kaufleuten von Cadix liefern, um
sie nach America zu überbringen. Es
sind aber diese Tocouys nicht fein,
und werden nur von den Jndianern
und Negers zur Bekleidung ge-
braucht, siehe Buenos Ayres.

Todi, ein englisches Gewicht,
welches 4 Nagel hält, siehe Nagel,
Gewicht.

Tönningen, lat. Tonninga, eine
Stadt in dem Herzogthume Schles-
wig, in der Landschaft Eiderstädt,
an dem Eiderflusse gelegen. Sie ist
nicht groß, aber ziemlich wohl ge-
bauet, und der vornehmste Ort im
Lande. Nachdem 1613 ihr Hafen
auf fürstliche Unkosten, die sich auf

30000

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Tocat
ſchen Waaren treiben, womit ſie
ganz Siberien und einen Theil Ruß-
lands verſehen, iſt ſehr betraͤchtlich.
Alle aus Rußland nach China ge-
hende Caravanen muͤſſen hier durch-
gehen. Es iſt hier auch die Nie-
derlage
alles in Siberien aufge-
brachten Pelzwerkes, welches von
hier aus nach Moſcau in die ſiberi-
ſche Kanzley geliefert wird.

Tocat, oder Tochat, Tocata,
und Tocati, eine Stadt in Nato-
lien, in der Provinz Amaſia, an dem
Fluſſe Caſalmach gelegen. Naͤchſt
Erzeron iſt ſie die vornehmſte Han-
delsſtadt, und gleichſam der Mittel-
punct der Handlung von Kleinaſien,
woſelbſt ohne Unterlaß Caravanen
ankommen und abgehen. Sie iſt
ſehr volkreich, und wird von Tuͤr-
ken, Armeniern, Griechen, und Ju-
den bewohnet. Die groͤßte Hand-
lung dieſer Stadt beſteht in Ku-
pfergeſchirr,
als Keſſeln, Schalen,
Leuchtern ꝛc. welche die Kupfer-
ſchmiede dieſer Stadt, deren es
daſelbſt eine große Menge giebt, ſehr
gut und ſauber arbeiten. Dieſe
Waare wird nach Conſtantinopel
und Aegypten geſchickt. Das Ku-
pfer, welches man dazu gebrauchet,
koͤmmt aus den Bergwerken von
Gumiſcana, 3 Tagereiſen von Tre-
biſonde und von Caſtambul, 10 Ta-
gereiſen von Tocat, nach der Seite
von Angora zu. Hiernaͤchſt macht
man zu Tocat viel gelben Saffian,
den man nach| Samſon an dem
ſchwarzen Meere, und von da nach
Calas, einem Hafen in der Walla-
chey, bringt. Es wird auch rother
Saffian
von Tocat gebracht, wel-
chen aber die Kaufleute dieſer Stadt
aus Diarbekir und Caramanien be-
kommen. Nicht weniger ſind die
gemalten Cattune, oder ſogenannten
Zitzen ein großer Gegenſtand der
daſigen Handlung. Es iſt zwar
nicht zu laͤugnen, daß ſolche lange
nicht ſo ſchoͤn ſind, als die perſiſchen
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Toͤnningen
und indianiſchen: allein die Ruſ-
ſen und die Tartarn der crimiſchen
Tartarey, fuͤr die ſie beſtimmt ſind,
ſind dennoch damit zufrieden.
Einige von denſelben gehen auch
nach Europa, und inſonderheit nach
Frankreich, wo man ſie levantiſche
Cattune oder Zitzen, franz. Toiles
de Levante
,
nennet. Endlich wird
auch zu Tocat ein betraͤchtlicher
Handel mit Seide getrieben; es ge-
het aber von der Seide, die um die-
ſe Stadt geſammlet wird, keine nach
Europa, weil ſie alle in den Manu-
facturen des Landes verbraucht wird,
zu deren Verlegung ſie nicht einmal
zureicht, ſondern jaͤhrlich noch 8 bis
10 Chargen Seide aus |Perſien zu
deren Behuf muͤſſen geholet werden.
Es werden daraus leichte ſeidene
Zeuge, Naͤhſeide und Knoͤpfe gemacht.

Tocouy, eine Gattung Leinwand,
ſo an verſchiedenen Orten in dem
ſpaniſchen America, und vornehm-
lich in der Gegend Buenos-Ayres,
gemacht wird. Die Spanier nen-
nen ſie gewoͤhnlicher Lienzo de la
Tierra
,
das iſt Landleinwand, um ſie
dadurch von der großen Menge
fremder Leinwand zu unterſcheiden,
ſo ihnen von außen zugefuͤhret wer-
den, und welche die Hollaͤnder,
Englaͤnder, und Franzoſen den
Kaufleuten von Cadix liefern, um
ſie nach America zu uͤberbringen. Es
ſind aber dieſe Tocouys nicht fein,
und werden nur von den Jndianern
und Negers zur Bekleidung ge-
braucht, ſiehe Buenos Ayres.

Todi, ein engliſches Gewicht,
welches 4 Nagel haͤlt, ſiehe Nagel,
Gewicht.

Toͤnningen, lat. Tonninga, eine
Stadt in dem Herzogthume Schles-
wig, in der Landſchaft Eiderſtaͤdt,
an dem Eiderfluſſe gelegen. Sie iſt
nicht groß, aber ziemlich wohl ge-
bauet, und der vornehmſte Ort im
Lande. Nachdem 1613 ihr Hafen
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[[90]/0096] Tocat Toͤnningen ſchen Waaren treiben, womit ſie ganz Siberien und einen Theil Ruß- lands verſehen, iſt ſehr betraͤchtlich. Alle aus Rußland nach China ge- hende Caravanen muͤſſen hier durch- gehen. Es iſt hier auch die Nie- derlage alles in Siberien aufge- brachten Pelzwerkes, welches von hier aus nach Moſcau in die ſiberi- ſche Kanzley geliefert wird. Tocat, oder Tochat, Tocata, und Tocati, eine Stadt in Nato- lien, in der Provinz Amaſia, an dem Fluſſe Caſalmach gelegen. Naͤchſt Erzeron iſt ſie die vornehmſte Han- delsſtadt, und gleichſam der Mittel- punct der Handlung von Kleinaſien, woſelbſt ohne Unterlaß Caravanen ankommen und abgehen. Sie iſt ſehr volkreich, und wird von Tuͤr- ken, Armeniern, Griechen, und Ju- den bewohnet. Die groͤßte Hand- lung dieſer Stadt beſteht in Ku- pfergeſchirr, als Keſſeln, Schalen, Leuchtern ꝛc. welche die Kupfer- ſchmiede dieſer Stadt, deren es daſelbſt eine große Menge giebt, ſehr gut und ſauber arbeiten. Dieſe Waare wird nach Conſtantinopel und Aegypten geſchickt. Das Ku- pfer, welches man dazu gebrauchet, koͤmmt aus den Bergwerken von Gumiſcana, 3 Tagereiſen von Tre- biſonde und von Caſtambul, 10 Ta- gereiſen von Tocat, nach der Seite von Angora zu. Hiernaͤchſt macht man zu Tocat viel gelben Saffian, den man nach| Samſon an dem ſchwarzen Meere, und von da nach Calas, einem Hafen in der Walla- chey, bringt. Es wird auch rother Saffian von Tocat gebracht, wel- chen aber die Kaufleute dieſer Stadt aus Diarbekir und Caramanien be- kommen. Nicht weniger ſind die gemalten Cattune, oder ſogenannten Zitzen ein großer Gegenſtand der daſigen Handlung. Es iſt zwar nicht zu laͤugnen, daß ſolche lange nicht ſo ſchoͤn ſind, als die perſiſchen und indianiſchen: allein die Ruſ- ſen und die Tartarn der crimiſchen Tartarey, fuͤr die ſie beſtimmt ſind, ſind dennoch damit zufrieden. Einige von denſelben gehen auch nach Europa, und inſonderheit nach Frankreich, wo man ſie levantiſche Cattune oder Zitzen, franz. Toiles de Levante, nennet. Endlich wird auch zu Tocat ein betraͤchtlicher Handel mit Seide getrieben; es ge- het aber von der Seide, die um die- ſe Stadt geſammlet wird, keine nach Europa, weil ſie alle in den Manu- facturen des Landes verbraucht wird, zu deren Verlegung ſie nicht einmal zureicht, ſondern jaͤhrlich noch 8 bis 10 Chargen Seide aus |Perſien zu deren Behuf muͤſſen geholet werden. Es werden daraus leichte ſeidene Zeuge, Naͤhſeide und Knoͤpfe gemacht. Tocouy, eine Gattung Leinwand, ſo an verſchiedenen Orten in dem ſpaniſchen America, und vornehm- lich in der Gegend Buenos-Ayres, gemacht wird. Die Spanier nen- nen ſie gewoͤhnlicher Lienzo de la Tierra, das iſt Landleinwand, um ſie dadurch von der großen Menge fremder Leinwand zu unterſcheiden, ſo ihnen von außen zugefuͤhret wer- den, und welche die Hollaͤnder, Englaͤnder, und Franzoſen den Kaufleuten von Cadix liefern, um ſie nach America zu uͤberbringen. Es ſind aber dieſe Tocouys nicht fein, und werden nur von den Jndianern und Negers zur Bekleidung ge- braucht, ſiehe Buenos Ayres. Todi, ein engliſches Gewicht, welches 4 Nagel haͤlt, ſiehe Nagel, Gewicht. Toͤnningen, lat. Tonninga, eine Stadt in dem Herzogthume Schles- wig, in der Landſchaft Eiderſtaͤdt, an dem Eiderfluſſe gelegen. Sie iſt nicht groß, aber ziemlich wohl ge- bauet, und der vornehmſte Ort im Lande. Nachdem 1613 ihr Hafen auf fuͤrſtliche Unkoſten, die ſich auf 30000

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [90]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/96>, abgerufen am 28.11.2024.