Anlangend die Postbedienten: so wird 1) derjenige, so die Oberaufsicht über die Posten eines Fürstens hat, ein Gene- ralpostmeister genennet, der auch an einigen Orten erblich ist, und den Titel Erbpostmeister führet. Auf diesen folgen 2) die jedes Ortes bestellten Verwalter, welche Postmeister heißen: und endlich kommen 3) die Boten, die man Postillions, oder Postknechte nennet.
§. 707.
Postgeld,
Das Geld, so vor die Ueberbringung der (1) Briefe auf den Posten bezahlet wird, heißt Porto, oder Briefporto, auch Postgeld. Die Kaufleute, sonderlich diejenigen, welche viel Commißionen bedienen, pflegen darüber ein eigenes Buch zu halten. Jn selbiges zeichnen sie die eingelaufenen Briefe ihrer Committenten dem Dato nach, und wie viel Porto dafür aus- geleget worden, auf, und überschicken solche Briefportorech- nungen hernachmals mit andern Unkostrechnungen an die Com- mittenten, siehe in unserer Akad. der Kaufl. den Artikel Brief- portobuch. Von den (2) Kaufmannswaaren bezahlen, we- nigstens auf den königlichen chursächsischen Posten, Gold- und Silberwaaren, Drap d' or, Brocat, und dergleichen kostbare Waaren, ingleichen brabanter, italienische, und andere feine weiße Spitzen, welche sehr ins Geld zu laufen pflegen, gedop- pelt so viel Postgeld, als die leichten kostbaren Waaren, z. E. Seidenwaaren, und dergleichen; und zwar geschieht die Zah- Passagier- geld,lung dem Pfunde nach. Dasjenige Geld, welches die (3) Per- sonen, die mit der Post gehen wollen, erlegen müssen, wird das Passagiergeld genennet. Denn ob wol ein jeder Rei- sender den Namen eines Passagiers führet, so wird doch sol- cher vorzüglich denenjenigen beygeleget, die mit den ordinären blinder Pas- sagier.Posten reisen. Und auf diesen heißt ferner ein blinder Passa- gier derjenige, welcher sich nicht auf der Post angegeben hat, und daselbst eingeschrieben ist, sondern nur auf dem Wege von dem Postknechte auf den Wagen gegen ein Trinkgeld genommen worden; daher die Redensart entstanden: blind fahren mit der Post. Es ist aber dieses zu thun, den Postknechten auf das schärfste verbothen.
(*) Eigentlich heißt Passagiergeld nur dasjenige, weches der Passagier vor das Postamt zahlen muß; da hingegen Station- geld.das, was vor den Postmeister gehöret, das Stationgeld genennet wird. Auf den königlich chursächsischen Posten zahlet der Passagier vor jede Meile 3 Gr. Passagiergeld, und 2 Gr. Stationgeld, zusammen 5 Gr. vor die Meile. Uebrigens haben wir nicht nöthig allererst zu erinnern, daß beym Postwesen eine Station derjenige Ort heiße, wo die Posten frische Pferde bekommen.
§. 708.
Nutzen der Posten.
Der Nutzen der Posten ist nicht nur (1) von Seiten des Landesherrn, dem sie merkliche Einkünfte bringen; sondern auch (2) von Seiten der Kaufleute und anderer Personen sehr
groß,
3 Th. 7 Cap. Von dem
§. 706.
Poſtbediente
Anlangend die Poſtbedienten: ſo wird 1) derjenige, ſo die Oberaufſicht uͤber die Poſten eines Fuͤrſtens hat, ein Gene- ralpoſtmeiſter genennet, der auch an einigen Orten erblich iſt, und den Titel Erbpoſtmeiſter fuͤhret. Auf dieſen folgen 2) die jedes Ortes beſtellten Verwalter, welche Poſtmeiſter heißen: und endlich kommen 3) die Boten, die man Poſtillions, oder Poſtknechte nennet.
§. 707.
Poſtgeld,
Das Geld, ſo vor die Ueberbringung der (1) Briefe auf den Poſten bezahlet wird, heißt Porto, oder Briefporto, auch Poſtgeld. Die Kaufleute, ſonderlich diejenigen, welche viel Commißionen bedienen, pflegen daruͤber ein eigenes Buch zu halten. Jn ſelbiges zeichnen ſie die eingelaufenen Briefe ihrer Committenten dem Dato nach, und wie viel Porto dafuͤr aus- geleget worden, auf, und uͤberſchicken ſolche Briefportorech- nungen hernachmals mit andern Unkoſtrechnungen an die Com- mittenten, ſiehe in unſerer Akad. der Kaufl. den Artikel Brief- portobuch. Von den (2) Kaufmannswaaren bezahlen, we- nigſtens auf den koͤniglichen churſaͤchſiſchen Poſten, Gold- und Silberwaaren, Drap d’ or, Brocat, und dergleichen koſtbare Waaren, ingleichen brabanter, italieniſche, und andere feine weiße Spitzen, welche ſehr ins Geld zu laufen pflegen, gedop- pelt ſo viel Poſtgeld, als die leichten koſtbaren Waaren, z. E. Seidenwaaren, und dergleichen; und zwar geſchieht die Zah- Paſſagier- geld,lung dem Pfunde nach. Dasjenige Geld, welches die (3) Per- ſonen, die mit der Poſt gehen wollen, erlegen muͤſſen, wird das Paſſagiergeld genennet. Denn ob wol ein jeder Rei- ſender den Namen eines Paſſagiers fuͤhret, ſo wird doch ſol- cher vorzuͤglich denenjenigen beygeleget, die mit den ordinaͤren blinder Paſ- ſagier.Poſten reiſen. Und auf dieſen heißt ferner ein blinder Paſſa- gier derjenige, welcher ſich nicht auf der Poſt angegeben hat, und daſelbſt eingeſchrieben iſt, ſondern nur auf dem Wege von dem Poſtknechte auf den Wagen gegen ein Trinkgeld genommen worden; daher die Redensart entſtanden: blind fahren mit der Poſt. Es iſt aber dieſes zu thun, den Poſtknechten auf das ſchaͤrfſte verbothen.
(*) Eigentlich heißt Paſſagiergeld nur dasjenige, weches der Paſſagier vor das Poſtamt zahlen muß; da hingegen Station- geld.das, was vor den Poſtmeiſter gehoͤret, das Stationgeld genennet wird. Auf den koͤniglich churſaͤchſiſchen Poſten zahlet der Paſſagier vor jede Meile 3 Gr. Paſſagiergeld, und 2 Gr. Stationgeld, zuſammen 5 Gr. vor die Meile. Uebrigens haben wir nicht noͤthig allererſt zu erinnern, daß beym Poſtweſen eine Station derjenige Ort heiße, wo die Poſten friſche Pferde bekommen.
§. 708.
Nutzen der Poſten.
Der Nutzen der Poſten iſt nicht nur (1) von Seiten des Landesherrn, dem ſie merkliche Einkuͤnfte bringen; ſondern auch (2) von Seiten der Kaufleute und anderer Perſonen ſehr
groß,
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3 Th. 7 Cap. Von dem
§. 706.
Anlangend die Poſtbedienten: ſo wird 1) derjenige, ſo
die Oberaufſicht uͤber die Poſten eines Fuͤrſtens hat, ein Gene-
ralpoſtmeiſter genennet, der auch an einigen Orten erblich iſt,
und den Titel Erbpoſtmeiſter fuͤhret. Auf dieſen folgen 2) die
jedes Ortes beſtellten Verwalter, welche Poſtmeiſter heißen:
und endlich kommen 3) die Boten, die man Poſtillions, oder
Poſtknechte nennet.
§. 707.
Das Geld, ſo vor die Ueberbringung der (1) Briefe auf
den Poſten bezahlet wird, heißt Porto, oder Briefporto, auch
Poſtgeld. Die Kaufleute, ſonderlich diejenigen, welche viel
Commißionen bedienen, pflegen daruͤber ein eigenes Buch zu
halten. Jn ſelbiges zeichnen ſie die eingelaufenen Briefe ihrer
Committenten dem Dato nach, und wie viel Porto dafuͤr aus-
geleget worden, auf, und uͤberſchicken ſolche Briefportorech-
nungen hernachmals mit andern Unkoſtrechnungen an die Com-
mittenten, ſiehe in unſerer Akad. der Kaufl. den Artikel Brief-
portobuch. Von den (2) Kaufmannswaaren bezahlen, we-
nigſtens auf den koͤniglichen churſaͤchſiſchen Poſten, Gold- und
Silberwaaren, Drap d’ or, Brocat, und dergleichen koſtbare
Waaren, ingleichen brabanter, italieniſche, und andere feine
weiße Spitzen, welche ſehr ins Geld zu laufen pflegen, gedop-
pelt ſo viel Poſtgeld, als die leichten koſtbaren Waaren, z. E.
Seidenwaaren, und dergleichen; und zwar geſchieht die Zah-
lung dem Pfunde nach. Dasjenige Geld, welches die (3) Per-
ſonen, die mit der Poſt gehen wollen, erlegen muͤſſen, wird
das Paſſagiergeld genennet. Denn ob wol ein jeder Rei-
ſender den Namen eines Paſſagiers fuͤhret, ſo wird doch ſol-
cher vorzuͤglich denenjenigen beygeleget, die mit den ordinaͤren
Poſten reiſen. Und auf dieſen heißt ferner ein blinder Paſſa-
gier derjenige, welcher ſich nicht auf der Poſt angegeben hat,
und daſelbſt eingeſchrieben iſt, ſondern nur auf dem Wege von
dem Poſtknechte auf den Wagen gegen ein Trinkgeld genommen
worden; daher die Redensart entſtanden: blind fahren mit
der Poſt. Es iſt aber dieſes zu thun, den Poſtknechten auf
das ſchaͤrfſte verbothen.
Paſſagier-
geld,
blinder Paſ-
ſagier.
⁽*⁾ Eigentlich heißt Paſſagiergeld nur dasjenige, weches
der Paſſagier vor das Poſtamt zahlen muß; da hingegen
das, was vor den Poſtmeiſter gehoͤret, das Stationgeld
genennet wird. Auf den koͤniglich churſaͤchſiſchen Poſten
zahlet der Paſſagier vor jede Meile 3 Gr. Paſſagiergeld,
und 2 Gr. Stationgeld, zuſammen 5 Gr. vor die Meile.
Uebrigens haben wir nicht noͤthig allererſt zu erinnern,
daß beym Poſtweſen eine Station derjenige Ort heiße, wo
die Poſten friſche Pferde bekommen.
§. 708.
Der Nutzen der Poſten iſt nicht nur (1) von Seiten des
Landesherrn, dem ſie merkliche Einkuͤnfte bringen; ſondern
auch (2) von Seiten der Kaufleute und anderer Perſonen ſehr
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/952>, abgerufen am 24.11.2024.
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