Die erste ist, wenn der Diener selbst eine Handlung, entwe- der von neuem anfängt, oder durch erlaubte Mittel zu einer schon etablirten Handlung gelanget, und also nunmehr aus ei- nem Diener selbst ein Herr wird. Die zweyte Ursache ist, wenn ihm seines bisherigen Patrons Handlung, Haus, Ge- müthsbeschaffenheit etc. nicht länger ansteht, er auch, vermöge getroffenen Accords, demselben nicht länger zu dienen verbun- den ist, und er entweder zu Hause, oder in der Fremde, bey andern Handlungen, sein Glück besser zu machen gedenket, als bey seinem bisherigen Patrone. Die dritte Ursache ist, wenn der Handelspatron ihm den Abschied giebt. Es geschehe nun der Abschied, aus welcher Ursache es auch sey: so ist nach vor- hergegangener accordmäßigen Aufkündigung der Dienste, der Patron schuldig, dem Diener, wenn er nichts als alles Gutes von ihm zu sagen weiß, und der Diener seinem Herrn treulich gedienet hat, seinen schriftlichen Abschied und Zeugniß seines Wohlverhaltens zu geben. Daher diejenigen Kaufleute nicht wohl thun, die in der Absicht, es zu erzwingen, daß ein Die- ner, sonderlich wenn er ein guter Verrichter ist, noch länger bey ihnen bleiben soll, ihm den Abschied vorenthalten. Wie aber der Abschied eines Dieners einzurichten sey, lehret der Ar- tikel: Abschied eines Kaufdieners, in unserer Akademie der Kaufleute.
§. 532.
Recommen- dationsbrie- fe.
Oft pflegen auch denen also Abschied nehmenden Dienern noch Recommendationsbriefe auf andere Oerter, da sie et- wann hin gedenken, oder ihr Glück suchen, mitgegeben zu wer- den, welches auf Seiten des Patrons löblich, und auf Seiten des Dieners vielmals nicht ohne Nutzen ist, immaßen solche Briefe ihm nicht selten den Zutritt bey einem und dem andern vornehmen Kaufmanne erleichtern.
§. 533.
Beobach- tung eines Dieners, der eine eigene Handlung anzufangen gedenket.
Was endlich ein Handelsdiener, der eine eigene Hand- lung anzufangen gedenket, zu beobachten habe, gehöret nicht in dieses Capitel, weil ein solcher Mensch, so bald er seine ei- gene Handlung anfängt, nicht mehr ein Diener, sondern schon als ein Kauf- und Handelsmann anzusehen ist; daher wir auch davon bereits im vorigen Capitel §. 507 und 508 geredet ha- ben. Jndessen schließen wir gegenwärtiges Capitel mit der Anmerkung, daß, da die Erfahrung eine Eigenschaft des Kauf- manns ist (§. 506.), ein Diener je besser thue, je länger er in Handlungen, sonderlich bey alten wohlerfahrnen und lange ge- übten Kaufleuten, diene, ehe er eine eigene Handlung anfängt, um aus den Handelsgeschäfften seiner Handelspatrone seine Han- delserfahrung |je mehr und mehr zu vergrößern.
Das
2 Th. 4 Cap. Von dem Handelsdiener.
Die erſte iſt, wenn der Diener ſelbſt eine Handlung, entwe- der von neuem anfaͤngt, oder durch erlaubte Mittel zu einer ſchon etablirten Handlung gelanget, und alſo nunmehr aus ei- nem Diener ſelbſt ein Herr wird. Die zweyte Urſache iſt, wenn ihm ſeines bisherigen Patrons Handlung, Haus, Ge- muͤthsbeſchaffenheit ꝛc. nicht laͤnger anſteht, er auch, vermoͤge getroffenen Accords, demſelben nicht laͤnger zu dienen verbun- den iſt, und er entweder zu Hauſe, oder in der Fremde, bey andern Handlungen, ſein Gluͤck beſſer zu machen gedenket, als bey ſeinem bisherigen Patrone. Die dritte Urſache iſt, wenn der Handelspatron ihm den Abſchied giebt. Es geſchehe nun der Abſchied, aus welcher Urſache es auch ſey: ſo iſt nach vor- hergegangener accordmaͤßigen Aufkuͤndigung der Dienſte, der Patron ſchuldig, dem Diener, wenn er nichts als alles Gutes von ihm zu ſagen weiß, und der Diener ſeinem Herrn treulich gedienet hat, ſeinen ſchriftlichen Abſchied und Zeugniß ſeines Wohlverhaltens zu geben. Daher diejenigen Kaufleute nicht wohl thun, die in der Abſicht, es zu erzwingen, daß ein Die- ner, ſonderlich wenn er ein guter Verrichter iſt, noch laͤnger bey ihnen bleiben ſoll, ihm den Abſchied vorenthalten. Wie aber der Abſchied eines Dieners einzurichten ſey, lehret der Ar- tikel: Abſchied eines Kaufdieners, in unſerer Akademie der Kaufleute.
§. 532.
Recommen- dationsbrie- fe.
Oft pflegen auch denen alſo Abſchied nehmenden Dienern noch Recommendationsbriefe auf andere Oerter, da ſie et- wann hin gedenken, oder ihr Gluͤck ſuchen, mitgegeben zu wer- den, welches auf Seiten des Patrons loͤblich, und auf Seiten des Dieners vielmals nicht ohne Nutzen iſt, immaßen ſolche Briefe ihm nicht ſelten den Zutritt bey einem und dem andern vornehmen Kaufmanne erleichtern.
§. 533.
Beobach- tung eines Dieners, der eine eigene Handlung anzufangen gedenket.
Was endlich ein Handelsdiener, der eine eigene Hand- lung anzufangen gedenket, zu beobachten habe, gehoͤret nicht in dieſes Capitel, weil ein ſolcher Menſch, ſo bald er ſeine ei- gene Handlung anfaͤngt, nicht mehr ein Diener, ſondern ſchon als ein Kauf- und Handelsmann anzuſehen iſt; daher wir auch davon bereits im vorigen Capitel §. 507 und 508 geredet ha- ben. Jndeſſen ſchließen wir gegenwaͤrtiges Capitel mit der Anmerkung, daß, da die Erfahrung eine Eigenſchaft des Kauf- manns iſt (§. 506.), ein Diener je beſſer thue, je laͤnger er in Handlungen, ſonderlich bey alten wohlerfahrnen und lange ge- uͤbten Kaufleuten, diene, ehe er eine eigene Handlung anfaͤngt, um aus den Handelsgeſchaͤfften ſeiner Handelspatrone ſeine Han- delserfahrung |je mehr und mehr zu vergroͤßern.
Das
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2 Th. 4 Cap. Von dem Handelsdiener.
Die erſte iſt, wenn der Diener ſelbſt eine Handlung, entwe-
der von neuem anfaͤngt, oder durch erlaubte Mittel zu einer
ſchon etablirten Handlung gelanget, und alſo nunmehr aus ei-
nem Diener ſelbſt ein Herr wird. Die zweyte Urſache iſt,
wenn ihm ſeines bisherigen Patrons Handlung, Haus, Ge-
muͤthsbeſchaffenheit ꝛc. nicht laͤnger anſteht, er auch, vermoͤge
getroffenen Accords, demſelben nicht laͤnger zu dienen verbun-
den iſt, und er entweder zu Hauſe, oder in der Fremde, bey
andern Handlungen, ſein Gluͤck beſſer zu machen gedenket, als
bey ſeinem bisherigen Patrone. Die dritte Urſache iſt, wenn
der Handelspatron ihm den Abſchied giebt. Es geſchehe nun
der Abſchied, aus welcher Urſache es auch ſey: ſo iſt nach vor-
hergegangener accordmaͤßigen Aufkuͤndigung der Dienſte, der
Patron ſchuldig, dem Diener, wenn er nichts als alles Gutes
von ihm zu ſagen weiß, und der Diener ſeinem Herrn treulich
gedienet hat, ſeinen ſchriftlichen Abſchied und Zeugniß ſeines
Wohlverhaltens zu geben. Daher diejenigen Kaufleute nicht
wohl thun, die in der Abſicht, es zu erzwingen, daß ein Die-
ner, ſonderlich wenn er ein guter Verrichter iſt, noch laͤnger
bey ihnen bleiben ſoll, ihm den Abſchied vorenthalten. Wie
aber der Abſchied eines Dieners einzurichten ſey, lehret der Ar-
tikel: Abſchied eines Kaufdieners, in unſerer Akademie der
Kaufleute.
§. 532.
Oft pflegen auch denen alſo Abſchied nehmenden Dienern
noch Recommendationsbriefe auf andere Oerter, da ſie et-
wann hin gedenken, oder ihr Gluͤck ſuchen, mitgegeben zu wer-
den, welches auf Seiten des Patrons loͤblich, und auf Seiten
des Dieners vielmals nicht ohne Nutzen iſt, immaßen ſolche
Briefe ihm nicht ſelten den Zutritt bey einem und dem andern
vornehmen Kaufmanne erleichtern.
§. 533.
Was endlich ein Handelsdiener, der eine eigene Hand-
lung anzufangen gedenket, zu beobachten habe, gehoͤret nicht
in dieſes Capitel, weil ein ſolcher Menſch, ſo bald er ſeine ei-
gene Handlung anfaͤngt, nicht mehr ein Diener, ſondern ſchon
als ein Kauf- und Handelsmann anzuſehen iſt; daher wir auch
davon bereits im vorigen Capitel §. 507 und 508 geredet ha-
ben. Jndeſſen ſchließen wir gegenwaͤrtiges Capitel mit der
Anmerkung, daß, da die Erfahrung eine Eigenſchaft des Kauf-
manns iſt (§. 506.), ein Diener je beſſer thue, je laͤnger er in
Handlungen, ſonderlich bey alten wohlerfahrnen und lange ge-
uͤbten Kaufleuten, diene, ehe er eine eigene Handlung anfaͤngt,
um aus den Handelsgeſchaͤfften ſeiner Handelspatrone ſeine Han-
delserfahrung |je mehr und mehr zu vergroͤßern.
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/874>, abgerufen am 24.11.2024.
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