4) Wissen- schaften.dre zu geben, dessen Bestes gehörig besorgen könne: 4) verschie- dene Wissenschaften, die theils allgemeine, oder solche sind, welche ein jeder Handelsdiener wissen muß; theils besondere, oder solche sind, welche nur einige Handelsdiener nach Be- schaffenheit der Handlung, der sie sich gewiedmet haben, wissen müssen. Jene sind Rechen, Schreiben, Briefstellen, Buchhal- ten, (welches eine der nöthigsten Wissenschaften eines Dieners ist, und zwar (a) sowol in seinem Dienerstande, indem die wenigsten Kaufleute besondere Buchhalters haben, sondern ih- ren Diener, und, wenn sie mehrere halten, daraus den, der sich am besten dazu schicket, zum Buchhalten mit gebrauchen; als auch (b) dermaleinst in ihrem Herrn- oder eigenem Han- delsstande,) Kenntniß der Waaren und Sprachen. Von den Eigenschaften der Handelsdiener haben wir in unserer Akade- mie der Kaufleute unter Handelsdiener etwas umständlicher geredet.
§. 525.
Gebrechen und Fehler desselben.
Aus diesen angezeigten Eigenschaften lassen sich nun auch die Gebrechen und Fehler leicht folgern, die man an einem Handelsdiener mit Recht auszusetzen hat. Selbige sind: 1) Unerfahrenheit in den Handelswissenschaften, welche er gleich- wol zu besitzen sich gerühmet hat; 2) Unfähigkeit seines Ver- standes, wenn ein solcher Mensch, wie sehr er sich auch be- mühet, nichts fassen oder recht beurtheilen kann; 3) Langsam- keit, ein Fehler, der einem Handelspatrone bey gar vieler Ge- legenheit großen Schaden thun kann; 4) allzuviele Zärtlichkeit und Pflege des Leibes, die sonderlich auf Reisen nichts nützet; 5) Melancholey, Widersinnig- und Sauersichtigkeit, da ein solcher Mensch alles gezwungen und nichts mit fröhlichem Mu- the thut, folglich den Käufern nicht mit freundlichen Worten und Minen zu begegnen, und sie dadurch in seines Patrons fer- nerer Kundschaft zu erhalten weiß etc. 6) Superklug- und Na- seweisheit, wenn ein solcher Diener öfters klüger seyn will, als sein Herr und Meister; 7) Unverträglichkeit, beydes mit dem Patrone, als den Mitdienern und Gesinde; 8) Lüderlich- keit, welche sich aus seiner Kleidung, schlechter Erhaltung sei- nes Geldes und anderer Sachen, Ueberhineilen in Handelsge- schäfften, Verschiebung derselben auf den andern Tag, großen Familiarität mit Leuten, die nicht seines gleichen sind etc. ab- nehmen läßt; 9) Trunkenheit, ein Fehler, der alle übrige gu- te Eigenschaften, so er etwann hat, verdunkelt; 10) Schmeicheln, Fuchsschwänzen und Augendienst, welchen mancher seiner Herrschaft leistet, aber selten von guter Folge ist; 11) Faul- und Dummheit, da ein solcher alles gern verschiebt, und sich in nichts zu finden weiß; und endlich 12) Unbestand, wenn er bald auf dieses, bald auf jenes fällt, sich auf nichts mit Ernst appliciret, in allem etwas und im Ganzen nichts rechtes wis- sen will etc.
§. 526.
2 Th. 4 Cap. Von dem
4) Wiſſen- ſchaften.dre zu geben, deſſen Beſtes gehoͤrig beſorgen koͤnne: 4) verſchie- dene Wiſſenſchaften, die theils allgemeine, oder ſolche ſind, welche ein jeder Handelsdiener wiſſen muß; theils beſondere, oder ſolche ſind, welche nur einige Handelsdiener nach Be- ſchaffenheit der Handlung, der ſie ſich gewiedmet haben, wiſſen muͤſſen. Jene ſind Rechen, Schreiben, Briefſtellen, Buchhal- ten, (welches eine der noͤthigſten Wiſſenſchaften eines Dieners iſt, und zwar (a) ſowol in ſeinem Dienerſtande, indem die wenigſten Kaufleute beſondere Buchhalters haben, ſondern ih- ren Diener, und, wenn ſie mehrere halten, daraus den, der ſich am beſten dazu ſchicket, zum Buchhalten mit gebrauchen; als auch (b) dermaleinſt in ihrem Herrn- oder eigenem Han- delsſtande,) Kenntniß der Waaren und Sprachen. Von den Eigenſchaften der Handelsdiener haben wir in unſerer Akade- mie der Kaufleute unter Handelsdiener etwas umſtaͤndlicher geredet.
§. 525.
Gebrechen und Fehler deſſelben.
Aus dieſen angezeigten Eigenſchaften laſſen ſich nun auch die Gebrechen und Fehler leicht folgern, die man an einem Handelsdiener mit Recht auszuſetzen hat. Selbige ſind: 1) Unerfahrenheit in den Handelswiſſenſchaften, welche er gleich- wol zu beſitzen ſich geruͤhmet hat; 2) Unfaͤhigkeit ſeines Ver- ſtandes, wenn ein ſolcher Menſch, wie ſehr er ſich auch be- muͤhet, nichts faſſen oder recht beurtheilen kann; 3) Langſam- keit, ein Fehler, der einem Handelspatrone bey gar vieler Ge- legenheit großen Schaden thun kann; 4) allzuviele Zaͤrtlichkeit und Pflege des Leibes, die ſonderlich auf Reiſen nichts nuͤtzet; 5) Melancholey, Widerſinnig- und Sauerſichtigkeit, da ein ſolcher Menſch alles gezwungen und nichts mit froͤhlichem Mu- the thut, folglich den Kaͤufern nicht mit freundlichen Worten und Minen zu begegnen, und ſie dadurch in ſeines Patrons fer- nerer Kundſchaft zu erhalten weiß ꝛc. 6) Superklug- und Na- ſeweisheit, wenn ein ſolcher Diener oͤfters kluͤger ſeyn will, als ſein Herr und Meiſter; 7) Unvertraͤglichkeit, beydes mit dem Patrone, als den Mitdienern und Geſinde; 8) Luͤderlich- keit, welche ſich aus ſeiner Kleidung, ſchlechter Erhaltung ſei- nes Geldes und anderer Sachen, Ueberhineilen in Handelsge- ſchaͤfften, Verſchiebung derſelben auf den andern Tag, großen Familiaritaͤt mit Leuten, die nicht ſeines gleichen ſind ꝛc. ab- nehmen laͤßt; 9) Trunkenheit, ein Fehler, der alle uͤbrige gu- te Eigenſchaften, ſo er etwann hat, verdunkelt; 10) Schmeicheln, Fuchsſchwaͤnzen und Augendienſt, welchen mancher ſeiner Herrſchaft leiſtet, aber ſelten von guter Folge iſt; 11) Faul- und Dummheit, da ein ſolcher alles gern verſchiebt, und ſich in nichts zu finden weiß; und endlich 12) Unbeſtand, wenn er bald auf dieſes, bald auf jenes faͤllt, ſich auf nichts mit Ernſt appliciret, in allem etwas und im Ganzen nichts rechtes wiſ- ſen will ꝛc.
§. 526.
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2 Th. 4 Cap. Von dem
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dene Wiſſenſchaften, die theils allgemeine, oder ſolche ſind,
welche ein jeder Handelsdiener wiſſen muß; theils beſondere,
oder ſolche ſind, welche nur einige Handelsdiener nach Be-
ſchaffenheit der Handlung, der ſie ſich gewiedmet haben, wiſſen
muͤſſen. Jene ſind Rechen, Schreiben, Briefſtellen, Buchhal-
ten, (welches eine der noͤthigſten Wiſſenſchaften eines Dieners
iſt, und zwar (a) ſowol in ſeinem Dienerſtande, indem die
wenigſten Kaufleute beſondere Buchhalters haben, ſondern ih-
ren Diener, und, wenn ſie mehrere halten, daraus den, der
ſich am beſten dazu ſchicket, zum Buchhalten mit gebrauchen;
als auch (b) dermaleinſt in ihrem Herrn- oder eigenem Han-
delsſtande,) Kenntniß der Waaren und Sprachen. Von den
Eigenſchaften der Handelsdiener haben wir in unſerer Akade-
mie der Kaufleute unter Handelsdiener etwas umſtaͤndlicher
geredet.
4) Wiſſen-
ſchaften.
§. 525.
Aus dieſen angezeigten Eigenſchaften laſſen ſich nun auch
die Gebrechen und Fehler leicht folgern, die man an einem
Handelsdiener mit Recht auszuſetzen hat. Selbige ſind: 1)
Unerfahrenheit in den Handelswiſſenſchaften, welche er gleich-
wol zu beſitzen ſich geruͤhmet hat; 2) Unfaͤhigkeit ſeines Ver-
ſtandes, wenn ein ſolcher Menſch, wie ſehr er ſich auch be-
muͤhet, nichts faſſen oder recht beurtheilen kann; 3) Langſam-
keit, ein Fehler, der einem Handelspatrone bey gar vieler Ge-
legenheit großen Schaden thun kann; 4) allzuviele Zaͤrtlichkeit
und Pflege des Leibes, die ſonderlich auf Reiſen nichts nuͤtzet;
5) Melancholey, Widerſinnig- und Sauerſichtigkeit, da ein
ſolcher Menſch alles gezwungen und nichts mit froͤhlichem Mu-
the thut, folglich den Kaͤufern nicht mit freundlichen Worten
und Minen zu begegnen, und ſie dadurch in ſeines Patrons fer-
nerer Kundſchaft zu erhalten weiß ꝛc. 6) Superklug- und Na-
ſeweisheit, wenn ein ſolcher Diener oͤfters kluͤger ſeyn will,
als ſein Herr und Meiſter; 7) Unvertraͤglichkeit, beydes mit
dem Patrone, als den Mitdienern und Geſinde; 8) Luͤderlich-
keit, welche ſich aus ſeiner Kleidung, ſchlechter Erhaltung ſei-
nes Geldes und anderer Sachen, Ueberhineilen in Handelsge-
ſchaͤfften, Verſchiebung derſelben auf den andern Tag, großen
Familiaritaͤt mit Leuten, die nicht ſeines gleichen ſind ꝛc. ab-
nehmen laͤßt; 9) Trunkenheit, ein Fehler, der alle uͤbrige gu-
te Eigenſchaften, ſo er etwann hat, verdunkelt; 10) Schmeicheln,
Fuchsſchwaͤnzen und Augendienſt, welchen mancher ſeiner
Herrſchaft leiſtet, aber ſelten von guter Folge iſt; 11) Faul-
und Dummheit, da ein ſolcher alles gern verſchiebt, und ſich
in nichts zu finden weiß; und endlich 12) Unbeſtand, wenn er
bald auf dieſes, bald auf jenes faͤllt, ſich auf nichts mit Ernſt
appliciret, in allem etwas und im Ganzen nichts rechtes wiſ-
ſen will ꝛc.
§. 526.
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/870>, abgerufen am 24.11.2024.
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