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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Theer
ten. Das meiste und beste Theer
aber kömmt aus Rußland, Norwe-
gen, und Schweden von Stockholm
und Wiburg, und ist unter allen
das gothländische Theer das beste.
Die vier (3) Sorten, darinn es zu
Kaufe gebracht wird, sind folgende:
a) das dünne, so ganz klar, und
wie Oel so rein ist; b) das Ratheer,
so körnigt ist; c) das geschmeidig
dicke; und d) das ganz dicke. Was
den (4) Handel betrifft, so müssen
alle nur gedachte vier Sorten in
Schweden von der privilegirten
Theercompagnie gekauft werden:
und werden jährlich viele tausend
Fässer davon nach den Seestädten
verführet. Diejenigen Gattungen
von Theer, mit welchen zu Amster-
dam
am meisten gehandelt wird,
sind russisches Theer, schwedisches
Theer von Stockholm und Wiburg,
und Theer aus Carolina in America.
Alle diese Gattungen werden daselbst
nach der Last verkauft: der russische
für 25 bis 251/2 Pfund flämisch, der
stockholmische für 20 bis 21 Pfund
flämisch, der wiburgische für 21 bis
22 Pfund flämisch, und der caroli-
nische für 12 bis 13 Pfund flämisch.
Für baare Bezahlung wird bey al-
len diesen Gattungen 1 pro Cent ge-
kürzet. Bey dem Einkaufe des
Theers muß man in Ansehung der
(5) Güte vornehmlich dahin sehen,
daß solches rein, natürlich, und
nicht mit Oeldrüsen und Pech, oder
altem Talg, Schmeer, Oel und Pech
nachgemacht, und, wo möglich,
wirklich schwedisches Theer sey;
und insonderheit sich vor dem itzt-
erwähnten nachgemachten Theere
hüten. Man (6) verwahret das
Theer, wo starker Handel damit ge-
trieben wird, außerhalb den
Städten in gewissen dazu erbaueten
Häusern, Theerhäuser oder Theer-
höfe
genannt, aus Vorsorge wegen
Feuersgefahr, indem es eine heftig
brennende Materie ist; und muß
[Spaltenumbruch]
Themse
man ein gewisses vor Schreibegeld
den Theerhofsinspectoren und ver-
ordneten Schreibern dafür erlegen,
ohne was der Theerhof selbst für
Miethe vor die liegende Stelle
nimmt. Jnsgemein liegen solche
Theerhöfe, eben wie die Thranbren-
nereyen, am Wasser, damit die aus
der See kommenden Schiffe sogleich
den einhabenden Theer ausladen
können. Man (7) bedienet sich
dessen vornähmlich bey dem Schiff-
baue, das Tauwerk und die Schiffe
selbst damit zu theeren, um sie im
Wasser und Regen vor dem Anfau-
len zu bewahren und zu erhalten.
Die Zimmerleute gebrauchen es,
die Köpfe oder äußersten Enden der
Balken, so weit sie in die Mauer
zu liegen kommen, sowol als ande-
res Holzwerk, das an der Luft ste-
hen bleibt, oder in das Wasser
kömmt, als Schirmdächer, Rin-
nen u. d. g. damit zu theeren. Die
Hauswirthe und Fuhrleute aber ge-
brauchen es sowol zu Arztney für
das Vieh, als auch die Achsen ih-
res Fuhrwerks damit anzuschmieren,
damit es desto besser von statten,
und nicht so sehr über Schiff und
Geschirr gehe. Von den Wund-
ärzten wird es als ein gutes auf-
lösendes und heilendes Mittel ge-
brauchet. Unter dem Landvolke
wird es wider verschiedene Krank-
heiten eingenommen; und seit 1743
ist anfänglich zu Dublin in Jrrland,
und hernach auch in England,
Frankreich, und Deutschland das
Theerwasser | bekannt geworden;
ja seit 1746 hat auch die unter
D. Carl Hompswoods Namen zu
erst bekannt gemachte Theeressenz
starken Abgang gefunden.

Thekiang, Provinz, siehe Che-
kiang.

Themse, oder Temse, engl. Tha-
mes
,
oder Tames, franz. Tomise,
ital. Tamesi, oder Tamige, lat.
Thamesis, oder Tamesis, der vor-

nehmste

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Theer
ten. Das meiſte und beſte Theer
aber koͤmmt aus Rußland, Norwe-
gen, und Schweden von Stockholm
und Wiburg, und iſt unter allen
das gothlaͤndiſche Theer das beſte.
Die vier (3) Sorten, darinn es zu
Kaufe gebracht wird, ſind folgende:
a) das duͤnne, ſo ganz klar, und
wie Oel ſo rein iſt; b) das Ratheer,
ſo koͤrnigt iſt; c) das geſchmeidig
dicke; und d) das ganz dicke. Was
den (4) Handel betrifft, ſo muͤſſen
alle nur gedachte vier Sorten in
Schweden von der privilegirten
Theercompagnie gekauft werden:
und werden jaͤhrlich viele tauſend
Faͤſſer davon nach den Seeſtaͤdten
verfuͤhret. Diejenigen Gattungen
von Theer, mit welchen zu Amſter-
dam
am meiſten gehandelt wird,
ſind ruſſiſches Theer, ſchwediſches
Theer von Stockholm und Wiburg,
und Theer aus Carolina in America.
Alle dieſe Gattungen werden daſelbſt
nach der Laſt verkauft: der ruſſiſche
fuͤr 25 bis 25½ Pfund flaͤmiſch, der
ſtockholmiſche fuͤr 20 bis 21 Pfund
flaͤmiſch, der wiburgiſche fuͤr 21 bis
22 Pfund flaͤmiſch, und der caroli-
niſche fuͤr 12 bis 13 Pfund flaͤmiſch.
Fuͤr baare Bezahlung wird bey al-
len dieſen Gattungen 1 pro Cent ge-
kuͤrzet. Bey dem Einkaufe des
Theers muß man in Anſehung der
(5) Guͤte vornehmlich dahin ſehen,
daß ſolches rein, natuͤrlich, und
nicht mit Oeldruͤſen und Pech, oder
altem Talg, Schmeer, Oel und Pech
nachgemacht, und, wo moͤglich,
wirklich ſchwediſches Theer ſey;
und inſonderheit ſich vor dem itzt-
erwaͤhnten nachgemachten Theere
huͤten. Man (6) verwahret das
Theer, wo ſtarker Handel damit ge-
trieben wird, außerhalb den
Staͤdten in gewiſſen dazu erbaueten
Haͤuſern, Theerhaͤuſer oder Theer-
hoͤfe
genannt, aus Vorſorge wegen
Feuersgefahr, indem es eine heftig
brennende Materie iſt; und muß
[Spaltenumbruch]
Themſe
man ein gewiſſes vor Schreibegeld
den Theerhofsinſpectoren und ver-
ordneten Schreibern dafuͤr erlegen,
ohne was der Theerhof ſelbſt fuͤr
Miethe vor die liegende Stelle
nimmt. Jnsgemein liegen ſolche
Theerhoͤfe, eben wie die Thranbren-
nereyen, am Waſſer, damit die aus
der See kommenden Schiffe ſogleich
den einhabenden Theer ausladen
koͤnnen. Man (7) bedienet ſich
deſſen vornaͤhmlich bey dem Schiff-
baue, das Tauwerk und die Schiffe
ſelbſt damit zu theeren, um ſie im
Waſſer und Regen vor dem Anfau-
len zu bewahren und zu erhalten.
Die Zimmerleute gebrauchen es,
die Koͤpfe oder aͤußerſten Enden der
Balken, ſo weit ſie in die Mauer
zu liegen kommen, ſowol als ande-
res Holzwerk, das an der Luft ſte-
hen bleibt, oder in das Waſſer
koͤmmt, als Schirmdaͤcher, Rin-
nen u. d. g. damit zu theeren. Die
Hauswirthe und Fuhrleute aber ge-
brauchen es ſowol zu Arztney fuͤr
das Vieh, als auch die Achſen ih-
res Fuhrwerks damit anzuſchmieren,
damit es deſto beſſer von ſtatten,
und nicht ſo ſehr uͤber Schiff und
Geſchirr gehe. Von den Wund-
aͤrzten wird es als ein gutes auf-
loͤſendes und heilendes Mittel ge-
brauchet. Unter dem Landvolke
wird es wider verſchiedene Krank-
heiten eingenommen; und ſeit 1743
iſt anfaͤnglich zu Dublin in Jrrland,
und hernach auch in England,
Frankreich, und Deutſchland das
Theerwaſſer | bekannt geworden;
ja ſeit 1746 hat auch die unter
D. Carl Hompswoods Namen zu
erſt bekannt gemachte Theereſſenz
ſtarken Abgang gefunden.

Thekiang, Provinz, ſiehe Che-
kiang.

Themſe, oder Temſe, engl. Tha-
mes
,
oder Tames, franz. Tomiſe,
ital. Tameſi, oder Tamige, lat.
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nehmſte
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[[72]/0078] Theer Themſe ten. Das meiſte und beſte Theer aber koͤmmt aus Rußland, Norwe- gen, und Schweden von Stockholm und Wiburg, und iſt unter allen das gothlaͤndiſche Theer das beſte. Die vier (3) Sorten, darinn es zu Kaufe gebracht wird, ſind folgende: a) das duͤnne, ſo ganz klar, und wie Oel ſo rein iſt; b) das Ratheer, ſo koͤrnigt iſt; c) das geſchmeidig dicke; und d) das ganz dicke. Was den (4) Handel betrifft, ſo muͤſſen alle nur gedachte vier Sorten in Schweden von der privilegirten Theercompagnie gekauft werden: und werden jaͤhrlich viele tauſend Faͤſſer davon nach den Seeſtaͤdten verfuͤhret. Diejenigen Gattungen von Theer, mit welchen zu Amſter- dam am meiſten gehandelt wird, ſind ruſſiſches Theer, ſchwediſches Theer von Stockholm und Wiburg, und Theer aus Carolina in America. Alle dieſe Gattungen werden daſelbſt nach der Laſt verkauft: der ruſſiſche fuͤr 25 bis 25½ Pfund flaͤmiſch, der ſtockholmiſche fuͤr 20 bis 21 Pfund flaͤmiſch, der wiburgiſche fuͤr 21 bis 22 Pfund flaͤmiſch, und der caroli- niſche fuͤr 12 bis 13 Pfund flaͤmiſch. Fuͤr baare Bezahlung wird bey al- len dieſen Gattungen 1 pro Cent ge- kuͤrzet. Bey dem Einkaufe des Theers muß man in Anſehung der (5) Guͤte vornehmlich dahin ſehen, daß ſolches rein, natuͤrlich, und nicht mit Oeldruͤſen und Pech, oder altem Talg, Schmeer, Oel und Pech nachgemacht, und, wo moͤglich, wirklich ſchwediſches Theer ſey; und inſonderheit ſich vor dem itzt- erwaͤhnten nachgemachten Theere huͤten. Man (6) verwahret das Theer, wo ſtarker Handel damit ge- trieben wird, außerhalb den Staͤdten in gewiſſen dazu erbaueten Haͤuſern, Theerhaͤuſer oder Theer- hoͤfe genannt, aus Vorſorge wegen Feuersgefahr, indem es eine heftig brennende Materie iſt; und muß man ein gewiſſes vor Schreibegeld den Theerhofsinſpectoren und ver- ordneten Schreibern dafuͤr erlegen, ohne was der Theerhof ſelbſt fuͤr Miethe vor die liegende Stelle nimmt. Jnsgemein liegen ſolche Theerhoͤfe, eben wie die Thranbren- nereyen, am Waſſer, damit die aus der See kommenden Schiffe ſogleich den einhabenden Theer ausladen koͤnnen. Man (7) bedienet ſich deſſen vornaͤhmlich bey dem Schiff- baue, das Tauwerk und die Schiffe ſelbſt damit zu theeren, um ſie im Waſſer und Regen vor dem Anfau- len zu bewahren und zu erhalten. Die Zimmerleute gebrauchen es, die Koͤpfe oder aͤußerſten Enden der Balken, ſo weit ſie in die Mauer zu liegen kommen, ſowol als ande- res Holzwerk, das an der Luft ſte- hen bleibt, oder in das Waſſer koͤmmt, als Schirmdaͤcher, Rin- nen u. d. g. damit zu theeren. Die Hauswirthe und Fuhrleute aber ge- brauchen es ſowol zu Arztney fuͤr das Vieh, als auch die Achſen ih- res Fuhrwerks damit anzuſchmieren, damit es deſto beſſer von ſtatten, und nicht ſo ſehr uͤber Schiff und Geſchirr gehe. Von den Wund- aͤrzten wird es als ein gutes auf- loͤſendes und heilendes Mittel ge- brauchet. Unter dem Landvolke wird es wider verſchiedene Krank- heiten eingenommen; und ſeit 1743 iſt anfaͤnglich zu Dublin in Jrrland, und hernach auch in England, Frankreich, und Deutſchland das Theerwaſſer | bekannt geworden; ja ſeit 1746 hat auch die unter D. Carl Hompswoods Namen zu erſt bekannt gemachte Theereſſenz ſtarken Abgang gefunden. Thekiang, Provinz, ſiehe Che- kiang. Themſe, oder Temſe, engl. Tha- mes, oder Tames, franz. Tomiſe, ital. Tameſi, oder Tamige, lat. Thameſis, oder Tameſis, der vor- nehmſte

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [72]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/78>, abgerufen am 30.11.2024.