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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Thee
und gilt insgemein 2 bis 20 Gulden
das Pfund. Er giebt daselbst vom
Kanaster 16 Pfunde Thara; für gut
Gewicht wird 1 pro Cent, und für
baare Bezahlung eben so viel ge-
kürzet. Was die (11) Kennzeichen
der Güte
des grünen Thees und des
Theeboys betrifft: so hat man sich
bey so vielen Sorten nicht an die
Namen, noch andere Sortirungen
zu kehren, weil hierbey gar zu viele
Betrügereyen vorgehen; sondern
man versuche den grünen Thee so-
wol, als den Theeboy, nach seinem
Geruche, Geschmacke, und der Tin-
ctur, die er dem siedenden Wasser
giebt. Jns besondere soll ein guter
brauchbarer grüner Thee möglichst
frisch, schön grün aussehen, gut ge-
krümmte ganze Blätter haben, wohl
getrocknet seyn, daß man ihn zur
Noth zwischen den Fingern zu Pul-
ver zerreiben kann; angenehm und
ungefähr wie frisches Heu riechen,
wobey etwas violenhaftes mit un-
ter zu spühren; im käuen etwas we-
nig bitterlich und zusammenziehend,
jedoch gar nicht widerlich schmecken,
und bey dem Aufgießen mit siedend
heißem Wasser grün aussehen. Sie-
het er gelb oder bräunlicht aus, so
ist er schon alt, und das Beste davon
weg; hat er einen andern Nebenge-
ruch oder Nebengeschmack, so tau-
get er vollends nichts. Der aller-
beste Theeboy muß kleinblättrig
seyn, viele weiße Blumen haben,
und ein hochgelbes Wasser im trin-
ken geben: der langblättrige, ganz
schwarze, und der keine Blumen
hat, auch im trinken schwarzbrau-
nes Wasser giebt, ist der schlechte-
ste. Der (12) Gebrauch des Thees
ist in Europa mehr denn zu bekannt;
und man weiß auch, daß wir sol-
chen von den Chinesern überkom-
men haben: und zwar so sind un-
ter den Europäern die Portugiesen
die ersten gewesen, die bey ihren er-
sten Reisen nach China den Namen
[Spaltenumbruch]
Theer
und Gebrauch des Thees kennen ge-
lernet, und solchen auch den an-
dern europäischen Nationen bekannt
gemacht haben.

Theer, oder Teer, ingleichen
Laßpech, lat. Pissa und Pix fluida
oder liquida, franz. Bray liquide,
Tarc, Goudron
oder Goudran, ein
klares und harzigtes Oel, oder, besser
zu sagen, ein flüßiges Pech, welches
aus alten Fichten und Kiefern oder
Kienstöcken und Wurzeln durch Feuer
ausgezogen wird. Es (1) geschie-
het
solches auf dreyerley Art: Ein-
mal wird das Fichten- oder Kiefern-
holz in einen kleinen Meuler einge-
setzet, und zu Kohlen gebrannt, da
denn im ersten Bähen das Theer her-
aus läuft, welches unten in einem von
Lehmen gemachten Kessel aufgefan-
gen wird; oder man verbrennt auf
der Theerhütte das hierzu bestimmte
Holz in einer Grube, oder in beson-
ders dazu gebaueten Theeröfen, da
denn unweit davon in einem Loche
das Theer sich sammlet. Weil aber
an vielen Orten das Theer aus dem
Stammholze zu machen nicht mehr
vergönnet ist; als werden nunmehr
die Stöcke und Wurzeln von den
Kiefern dazu gebrauchet, und das
Theer in den Theeröfen daraus ge-
zogen. Pomet behauptet, daß das
Theer aus alten Fichten und Kie-
fern herauslaufe, wenn man sol-
chen die Rinde rund herum abschä-
let. Jn England hat D. Becher
aus Steinkohlen Theer zu ziehen ge-
wiesen. Theer kann in allen (2) Län-
dern
gemacht werden, wo man viel
Fichten- und Kiefernholz hat. Jn
Deutschland wird solches vornehm-
lich auf dem Schwarzwalde, in dem
Thüringerwalde, und in der Nie-
derlausitz in der Nachbarschaft von
Forste gesotten. Frankreich hat
ebenfalls an verschiedenen Orten
Theerbrennereyen; und in der nord-
americanischen Provinz Carolina
wird nicht weniger viel Theer gesot-

ten.
E 4

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Thee
und gilt insgemein 2 bis 20 Gulden
das Pfund. Er giebt daſelbſt vom
Kanaſter 16 Pfunde Thara; fuͤr gut
Gewicht wird 1 pro Cent, und fuͤr
baare Bezahlung eben ſo viel ge-
kuͤrzet. Was die (11) Kennzeichen
der Guͤte
des gruͤnen Thees und des
Theeboys betrifft: ſo hat man ſich
bey ſo vielen Sorten nicht an die
Namen, noch andere Sortirungen
zu kehren, weil hierbey gar zu viele
Betruͤgereyen vorgehen; ſondern
man verſuche den gruͤnen Thee ſo-
wol, als den Theeboy, nach ſeinem
Geruche, Geſchmacke, und der Tin-
ctur, die er dem ſiedenden Waſſer
giebt. Jns beſondere ſoll ein guter
brauchbarer gruͤner Thee moͤglichſt
friſch, ſchoͤn gruͤn ausſehen, gut ge-
kruͤmmte ganze Blaͤtter haben, wohl
getrocknet ſeyn, daß man ihn zur
Noth zwiſchen den Fingern zu Pul-
ver zerreiben kann; angenehm und
ungefaͤhr wie friſches Heu riechen,
wobey etwas violenhaftes mit un-
ter zu ſpuͤhren; im kaͤuen etwas we-
nig bitterlich und zuſammenziehend,
jedoch gar nicht widerlich ſchmecken,
und bey dem Aufgießen mit ſiedend
heißem Waſſer gruͤn ausſehen. Sie-
het er gelb oder braͤunlicht aus, ſo
iſt er ſchon alt, und das Beſte davon
weg; hat er einen andern Nebenge-
ruch oder Nebengeſchmack, ſo tau-
get er vollends nichts. Der aller-
beſte Theeboy muß kleinblaͤttrig
ſeyn, viele weiße Blumen haben,
und ein hochgelbes Waſſer im trin-
ken geben: der langblaͤttrige, ganz
ſchwarze, und der keine Blumen
hat, auch im trinken ſchwarzbrau-
nes Waſſer giebt, iſt der ſchlechte-
ſte. Der (12) Gebrauch des Thees
iſt in Europa mehr denn zu bekannt;
und man weiß auch, daß wir ſol-
chen von den Chineſern uͤberkom-
men haben: und zwar ſo ſind un-
ter den Europaͤern die Portugieſen
die erſten geweſen, die bey ihren er-
ſten Reiſen nach China den Namen
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Theer
und Gebrauch des Thees kennen ge-
lernet, und ſolchen auch den an-
dern europaͤiſchen Nationen bekannt
gemacht haben.

Theer, oder Teer, ingleichen
Laßpech, lat. Piſſa und Pix fluida
oder liquida, franz. Bray liquide,
Tarc, Goudron
oder Goudran, ein
klares und harzigtes Oel, oder, beſſer
zu ſagen, ein fluͤßiges Pech, welches
aus alten Fichten und Kiefern oder
Kienſtoͤcken und Wurzeln durch Feuer
ausgezogen wird. Es (1) geſchie-
het
ſolches auf dreyerley Art: Ein-
mal wird das Fichten- oder Kiefern-
holz in einen kleinen Meuler einge-
ſetzet, und zu Kohlen gebrannt, da
denn im erſten Baͤhen das Theer her-
aus laͤuft, welches unten in einem von
Lehmen gemachten Keſſel aufgefan-
gen wird; oder man verbrennt auf
der Theerhuͤtte das hierzu beſtimmte
Holz in einer Grube, oder in beſon-
ders dazu gebaueten Theeroͤfen, da
denn unweit davon in einem Loche
das Theer ſich ſammlet. Weil aber
an vielen Orten das Theer aus dem
Stammholze zu machen nicht mehr
vergoͤnnet iſt; als werden nunmehr
die Stoͤcke und Wurzeln von den
Kiefern dazu gebrauchet, und das
Theer in den Theeroͤfen daraus ge-
zogen. Pomet behauptet, daß das
Theer aus alten Fichten und Kie-
fern herauslaufe, wenn man ſol-
chen die Rinde rund herum abſchaͤ-
let. Jn England hat D. Becher
aus Steinkohlen Theer zu ziehen ge-
wieſen. Theer kann in allen (2) Laͤn-
dern
gemacht werden, wo man viel
Fichten- und Kiefernholz hat. Jn
Deutſchland wird ſolches vornehm-
lich auf dem Schwarzwalde, in dem
Thuͤringerwalde, und in der Nie-
derlauſitz in der Nachbarſchaft von
Forſte geſotten. Frankreich hat
ebenfalls an verſchiedenen Orten
Theerbrennereyen; und in der nord-
americaniſchen Provinz Carolina
wird nicht weniger viel Theer geſot-

ten.
E 4
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[[71]/0077] Thee Theer und gilt insgemein 2 bis 20 Gulden das Pfund. Er giebt daſelbſt vom Kanaſter 16 Pfunde Thara; fuͤr gut Gewicht wird 1 pro Cent, und fuͤr baare Bezahlung eben ſo viel ge- kuͤrzet. Was die (11) Kennzeichen der Guͤte des gruͤnen Thees und des Theeboys betrifft: ſo hat man ſich bey ſo vielen Sorten nicht an die Namen, noch andere Sortirungen zu kehren, weil hierbey gar zu viele Betruͤgereyen vorgehen; ſondern man verſuche den gruͤnen Thee ſo- wol, als den Theeboy, nach ſeinem Geruche, Geſchmacke, und der Tin- ctur, die er dem ſiedenden Waſſer giebt. Jns beſondere ſoll ein guter brauchbarer gruͤner Thee moͤglichſt friſch, ſchoͤn gruͤn ausſehen, gut ge- kruͤmmte ganze Blaͤtter haben, wohl getrocknet ſeyn, daß man ihn zur Noth zwiſchen den Fingern zu Pul- ver zerreiben kann; angenehm und ungefaͤhr wie friſches Heu riechen, wobey etwas violenhaftes mit un- ter zu ſpuͤhren; im kaͤuen etwas we- nig bitterlich und zuſammenziehend, jedoch gar nicht widerlich ſchmecken, und bey dem Aufgießen mit ſiedend heißem Waſſer gruͤn ausſehen. Sie- het er gelb oder braͤunlicht aus, ſo iſt er ſchon alt, und das Beſte davon weg; hat er einen andern Nebenge- ruch oder Nebengeſchmack, ſo tau- get er vollends nichts. Der aller- beſte Theeboy muß kleinblaͤttrig ſeyn, viele weiße Blumen haben, und ein hochgelbes Waſſer im trin- ken geben: der langblaͤttrige, ganz ſchwarze, und der keine Blumen hat, auch im trinken ſchwarzbrau- nes Waſſer giebt, iſt der ſchlechte- ſte. Der (12) Gebrauch des Thees iſt in Europa mehr denn zu bekannt; und man weiß auch, daß wir ſol- chen von den Chineſern uͤberkom- men haben: und zwar ſo ſind un- ter den Europaͤern die Portugieſen die erſten geweſen, die bey ihren er- ſten Reiſen nach China den Namen und Gebrauch des Thees kennen ge- lernet, und ſolchen auch den an- dern europaͤiſchen Nationen bekannt gemacht haben. Theer, oder Teer, ingleichen Laßpech, lat. Piſſa und Pix fluida oder liquida, franz. Bray liquide, Tarc, Goudron oder Goudran, ein klares und harzigtes Oel, oder, beſſer zu ſagen, ein fluͤßiges Pech, welches aus alten Fichten und Kiefern oder Kienſtoͤcken und Wurzeln durch Feuer ausgezogen wird. Es (1) geſchie- het ſolches auf dreyerley Art: Ein- mal wird das Fichten- oder Kiefern- holz in einen kleinen Meuler einge- ſetzet, und zu Kohlen gebrannt, da denn im erſten Baͤhen das Theer her- aus laͤuft, welches unten in einem von Lehmen gemachten Keſſel aufgefan- gen wird; oder man verbrennt auf der Theerhuͤtte das hierzu beſtimmte Holz in einer Grube, oder in beſon- ders dazu gebaueten Theeroͤfen, da denn unweit davon in einem Loche das Theer ſich ſammlet. Weil aber an vielen Orten das Theer aus dem Stammholze zu machen nicht mehr vergoͤnnet iſt; als werden nunmehr die Stoͤcke und Wurzeln von den Kiefern dazu gebrauchet, und das Theer in den Theeroͤfen daraus ge- zogen. Pomet behauptet, daß das Theer aus alten Fichten und Kie- fern herauslaufe, wenn man ſol- chen die Rinde rund herum abſchaͤ- let. Jn England hat D. Becher aus Steinkohlen Theer zu ziehen ge- wieſen. Theer kann in allen (2) Laͤn- dern gemacht werden, wo man viel Fichten- und Kiefernholz hat. Jn Deutſchland wird ſolches vornehm- lich auf dem Schwarzwalde, in dem Thuͤringerwalde, und in der Nie- derlauſitz in der Nachbarſchaft von Forſte geſotten. Frankreich hat ebenfalls an verſchiedenen Orten Theerbrennereyen; und in der nord- americaniſchen Provinz Carolina wird nicht weniger viel Theer geſot- ten. E 4

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [71]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/77>, abgerufen am 30.11.2024.