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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Thee
chet, man solches für keine natürli-
che Eigenschaft halten darf; der
Theeboy aber nach Rosen riecht:
d) daß der grüne Thee aus mehr ge-
rollten Blättern besteht, als der
Theeboy, immaßen die Chineser die
zum Theeboy bestimmten Blätter
nicht nach der Sammlung mit sol-
cher Mühe rollen, wie die Blätter
zum grünen Thee; sondern sie trock-
nen jene in eisernen Pfannen unter
gelindem Hin- und Herrühren, nach-
dem sie den Blättern vorhero die
obgedachte Gattung von Farbe bey-
gebracht haben. Uebrigens lassen
sich die Chineser die (8) Verwah-
rung des grünen Thees
und Thee-
boys
überaus angelegen seyn, und
trachten vor allen Dingen dahin,
daß keine Luft oder Feuchtigkeit da-
zu komme, nachdem sie wahrgenom-
men, daß der Thee die feuchte Luft
leicht anziehe, und hingegen ein
feuchtgewordener Thee leicht ver-
derbe, oder wenigstens unkräftiger
werde; je feiner die Sorte des
Thees ist, ie mehr Sorgfalt wen-
den sie darauf. Jnsgemein haben
sie ein zusammen gesetztes Metall
von Bley und Zinn, so sie Calin
nennen, und woraus sie ziemlich
große Theegeschirre verfertigen,
große Mengen Thee darinnen zu
versenden; oder womit sie große
viereckigte hölzerne Kästen ausfüt-
tern. Hiernächst haben sie auch
Kästgen und Dosen von allerhand
Größe und Manier, viereckigt und
rund, von stark verzinntem Bleche,
zum Theil auch wohl noch lackirt,
oder wenigstens stark überfirnst.
Jn der Zustopfung oder Schließung
der Mündung brauchen sie nicht we-
niger allerhand Vorsorge, so, daß
auf die letzt alles überall verlöthet
oder mit geschmolzenem Calin ver-
gossen und verwahret wird, derge-
stalt, daß dergleichen Geschirre zur
Noth unter Wasser stehen könnte,
ohne daß etwas zum Thee hinein
[Spaltenumbruch]
Thee
dringen, und solches demselben nach-
theilig seyn sollte. Sie pflegen ei-
nige Sorten Theeboy in kleine Büch-
sen erst zu packen, solche wohl zu-
verwahren, alsdenn eine Menge
Büchsen in eine große Thrune von
Calin einzupacken, selbige zu ver-
löthen, und also zu versenden. Wie
denn überhaupt aller Thee aller
Orten so gepackt und verwahrt wer-
den muß, daß er nicht allein vor
der freyen Luft, sondern auch vor
Feuchtigkeit und stark riechenden
Dingen sicher sey, weil er sonst
feuchte wird, und von diesen letztern
den Geruch und Geschmack annimmt;
auf beyde Fälle aber verdirbt.
Da der Thee und Theeboy ein all-
gemeines Getränke in ganz Europa
worden ist; so (9) handeln nicht nur
damit absonderliche Kaufleute, son-
dern auch alle Materialisten und
andere Krämer, ja die Juden sehr
häufig, und verkaufen ihn Pfund-
und Lothweise. Die Juden geben
ihn zwar sehr wohlfeil; haben aber
die schlechteste Waare, und betrü-
gen die Christen damit gemeiniglich.
Der Einkauf aus der ersten Hand
geschieht bey den ostindischen Com-
pagnien in England, Holland etc.
wo er zu ganzen großen Kisten ver-
lassen wird, und in sehr großer
Menge zu haben ist. Der Einkauf
dessen, so in Deutschland
verthan
wird, geschieht meistens zu Ham-
burg, da er im öffentlichen Ausrufe
sowol, als auch besonders, in großen
Kisten sehr wohlfeil verlassen wird.
Den 10) Preiß betreffend, so hat
vor diesem der Thee ziemlich viel ge-
kostet; anitzo aber sind die kostbaren
Sorten nach Proportion am Preiße
sehr vermindert, daß man nunmeh-
ro ein Pfund des besten, der sonst 18
bis 20 Thlr. gekostet, zu 4 bis 6 Thlr.
die mittlere Sorte zu 2 Thaler;
und den schlechtesten zu 1 Thlr. ha-
ben kann. Zu Amsterdam wird
aller Thee bey Pfunden verkauft,

und

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Thee
chet, man ſolches fuͤr keine natuͤrli-
che Eigenſchaft halten darf; der
Theeboy aber nach Roſen riecht:
d) daß der gruͤne Thee aus mehr ge-
rollten Blaͤttern beſteht, als der
Theeboy, immaßen die Chineſer die
zum Theeboy beſtimmten Blaͤtter
nicht nach der Sammlung mit ſol-
cher Muͤhe rollen, wie die Blaͤtter
zum gruͤnen Thee; ſondern ſie trock-
nen jene in eiſernen Pfannen unter
gelindem Hin- und Herruͤhren, nach-
dem ſie den Blaͤttern vorhero die
obgedachte Gattung von Farbe bey-
gebracht haben. Uebrigens laſſen
ſich die Chineſer die (8) Verwah-
rung des gruͤnen Thees
und Thee-
boys
uͤberaus angelegen ſeyn, und
trachten vor allen Dingen dahin,
daß keine Luft oder Feuchtigkeit da-
zu komme, nachdem ſie wahrgenom-
men, daß der Thee die feuchte Luft
leicht anziehe, und hingegen ein
feuchtgewordener Thee leicht ver-
derbe, oder wenigſtens unkraͤftiger
werde; je feiner die Sorte des
Thees iſt, ie mehr Sorgfalt wen-
den ſie darauf. Jnsgemein haben
ſie ein zuſammen geſetztes Metall
von Bley und Zinn, ſo ſie Calin
nennen, und woraus ſie ziemlich
große Theegeſchirre verfertigen,
große Mengen Thee darinnen zu
verſenden; oder womit ſie große
viereckigte hoͤlzerne Kaͤſten ausfuͤt-
tern. Hiernaͤchſt haben ſie auch
Kaͤſtgen und Doſen von allerhand
Groͤße und Manier, viereckigt und
rund, von ſtark verzinntem Bleche,
zum Theil auch wohl noch lackirt,
oder wenigſtens ſtark uͤberfirnſt.
Jn der Zuſtopfung oder Schließung
der Muͤndung brauchen ſie nicht we-
niger allerhand Vorſorge, ſo, daß
auf die letzt alles uͤberall verloͤthet
oder mit geſchmolzenem Calin ver-
goſſen und verwahret wird, derge-
ſtalt, daß dergleichen Geſchirre zur
Noth unter Waſſer ſtehen koͤnnte,
ohne daß etwas zum Thee hinein
[Spaltenumbruch]
Thee
dringen, und ſolches demſelben nach-
theilig ſeyn ſollte. Sie pflegen ei-
nige Sorten Theeboy in kleine Buͤch-
ſen erſt zu packen, ſolche wohl zu-
verwahren, alsdenn eine Menge
Buͤchſen in eine große Thrune von
Calin einzupacken, ſelbige zu ver-
loͤthen, und alſo zu verſenden. Wie
denn uͤberhaupt aller Thee aller
Orten ſo gepackt und verwahrt wer-
den muß, daß er nicht allein vor
der freyen Luft, ſondern auch vor
Feuchtigkeit und ſtark riechenden
Dingen ſicher ſey, weil er ſonſt
feuchte wird, und von dieſen letztern
den Geruch und Geſchmack annimmt;
auf beyde Faͤlle aber verdirbt.
Da der Thee und Theeboy ein all-
gemeines Getraͤnke in ganz Europa
worden iſt; ſo (9) handeln nicht nur
damit abſonderliche Kaufleute, ſon-
dern auch alle Materialiſten und
andere Kraͤmer, ja die Juden ſehr
haͤufig, und verkaufen ihn Pfund-
und Lothweiſe. Die Juden geben
ihn zwar ſehr wohlfeil; haben aber
die ſchlechteſte Waare, und betruͤ-
gen die Chriſten damit gemeiniglich.
Der Einkauf aus der erſten Hand
geſchieht bey den oſtindiſchen Com-
pagnien in England, Holland ꝛc.
wo er zu ganzen großen Kiſten ver-
laſſen wird, und in ſehr großer
Menge zu haben iſt. Der Einkauf
deſſen, ſo in Deutſchland
verthan
wird, geſchieht meiſtens zu Ham-
burg, da er im oͤffentlichen Ausrufe
ſowol, als auch beſonders, in großen
Kiſten ſehr wohlfeil verlaſſen wird.
Den 10) Preiß betreffend, ſo hat
vor dieſem der Thee ziemlich viel ge-
koſtet; anitzo aber ſind die koſtbaren
Sorten nach Proportion am Preiße
ſehr vermindert, daß man nunmeh-
ro ein Pfund des beſten, der ſonſt 18
bis 20 Thlr. gekoſtet, zu 4 bis 6 Thlr.
die mittlere Sorte zu 2 Thaler;
und den ſchlechteſten zu 1 Thlr. ha-
ben kann. Zu Amſterdam wird
aller Thee bey Pfunden verkauft,

und
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[[70]/0076] Thee Thee chet, man ſolches fuͤr keine natuͤrli- che Eigenſchaft halten darf; der Theeboy aber nach Roſen riecht: d) daß der gruͤne Thee aus mehr ge- rollten Blaͤttern beſteht, als der Theeboy, immaßen die Chineſer die zum Theeboy beſtimmten Blaͤtter nicht nach der Sammlung mit ſol- cher Muͤhe rollen, wie die Blaͤtter zum gruͤnen Thee; ſondern ſie trock- nen jene in eiſernen Pfannen unter gelindem Hin- und Herruͤhren, nach- dem ſie den Blaͤttern vorhero die obgedachte Gattung von Farbe bey- gebracht haben. Uebrigens laſſen ſich die Chineſer die (8) Verwah- rung des gruͤnen Thees und Thee- boys uͤberaus angelegen ſeyn, und trachten vor allen Dingen dahin, daß keine Luft oder Feuchtigkeit da- zu komme, nachdem ſie wahrgenom- men, daß der Thee die feuchte Luft leicht anziehe, und hingegen ein feuchtgewordener Thee leicht ver- derbe, oder wenigſtens unkraͤftiger werde; je feiner die Sorte des Thees iſt, ie mehr Sorgfalt wen- den ſie darauf. Jnsgemein haben ſie ein zuſammen geſetztes Metall von Bley und Zinn, ſo ſie Calin nennen, und woraus ſie ziemlich große Theegeſchirre verfertigen, große Mengen Thee darinnen zu verſenden; oder womit ſie große viereckigte hoͤlzerne Kaͤſten ausfuͤt- tern. Hiernaͤchſt haben ſie auch Kaͤſtgen und Doſen von allerhand Groͤße und Manier, viereckigt und rund, von ſtark verzinntem Bleche, zum Theil auch wohl noch lackirt, oder wenigſtens ſtark uͤberfirnſt. Jn der Zuſtopfung oder Schließung der Muͤndung brauchen ſie nicht we- niger allerhand Vorſorge, ſo, daß auf die letzt alles uͤberall verloͤthet oder mit geſchmolzenem Calin ver- goſſen und verwahret wird, derge- ſtalt, daß dergleichen Geſchirre zur Noth unter Waſſer ſtehen koͤnnte, ohne daß etwas zum Thee hinein dringen, und ſolches demſelben nach- theilig ſeyn ſollte. Sie pflegen ei- nige Sorten Theeboy in kleine Buͤch- ſen erſt zu packen, ſolche wohl zu- verwahren, alsdenn eine Menge Buͤchſen in eine große Thrune von Calin einzupacken, ſelbige zu ver- loͤthen, und alſo zu verſenden. Wie denn uͤberhaupt aller Thee aller Orten ſo gepackt und verwahrt wer- den muß, daß er nicht allein vor der freyen Luft, ſondern auch vor Feuchtigkeit und ſtark riechenden Dingen ſicher ſey, weil er ſonſt feuchte wird, und von dieſen letztern den Geruch und Geſchmack annimmt; auf beyde Faͤlle aber verdirbt. Da der Thee und Theeboy ein all- gemeines Getraͤnke in ganz Europa worden iſt; ſo (9) handeln nicht nur damit abſonderliche Kaufleute, ſon- dern auch alle Materialiſten und andere Kraͤmer, ja die Juden ſehr haͤufig, und verkaufen ihn Pfund- und Lothweiſe. Die Juden geben ihn zwar ſehr wohlfeil; haben aber die ſchlechteſte Waare, und betruͤ- gen die Chriſten damit gemeiniglich. Der Einkauf aus der erſten Hand geſchieht bey den oſtindiſchen Com- pagnien in England, Holland ꝛc. wo er zu ganzen großen Kiſten ver- laſſen wird, und in ſehr großer Menge zu haben iſt. Der Einkauf deſſen, ſo in Deutſchland verthan wird, geſchieht meiſtens zu Ham- burg, da er im oͤffentlichen Ausrufe ſowol, als auch beſonders, in großen Kiſten ſehr wohlfeil verlaſſen wird. Den 10) Preiß betreffend, ſo hat vor dieſem der Thee ziemlich viel ge- koſtet; anitzo aber ſind die koſtbaren Sorten nach Proportion am Preiße ſehr vermindert, daß man nunmeh- ro ein Pfund des beſten, der ſonſt 18 bis 20 Thlr. gekoſtet, zu 4 bis 6 Thlr. die mittlere Sorte zu 2 Thaler; und den ſchlechteſten zu 1 Thlr. ha- ben kann. Zu Amſterdam wird aller Thee bey Pfunden verkauft, und

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [70]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/76>, abgerufen am 30.11.2024.